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Post by Phosoa von Byzanz on Nov 13, 2014 8:46:49 GMT
Platealonga, jeden Markttag aufs Neue war dieser Teil von Genua trotz der Verwüstung, die sich sonst überall zeigte, ein lauter und belebter Platz. Marktschreier priesen Waren an, Verkaufsstände blühten wie Blumen entlang der Straße, Bewohner eilten geschäftig, kaufend oder schlumpernd durch die Straßen. Ein schönes, fleißiges, ein lebendiges Bild, welches sich jedem bot, der hierher kam.
Hier pulsierte eine der Lebensadern der Stadt. Durch diese Straßen schritt im frühen Winter ein Mann, nicht sonderlich groß und doch von selbstsicherer Art, die leichten Lederrüstung, der Mantel, sie waren gut gearbeitet. Er hatte ein eher schmales Gesicht, nicht übermäßig hübsch, aber die Jugend war noch gut zu erkennen. Er trug das Wappen der Botenreiter, aber kein Stadtwappen dazu, einzig ein weiteres Wappen, auf dem auf weiß ein goldenes Dreieck zu sehen war. Manchmal grüßte er ein Händler, er schien häufiger hier zu sein.
Doch sein Ziel am heutigen Tage war die Garnison. Es war ein überraschend warmer Nachmittag gewesen und noch schauten die letzten Strahlen der Sonne über den Horizont, gleich würde sie im Meer verschwinden und die Wärme mit sich nehmen.
So klopfte der Bote an die Tür zur Garnison und würden dann auch eintreten und sich erst einmal umschauen. Fast so als würde er jemanden suchen, aber zugleich nicht wirklich erwarten ihn hier vorzufinden.
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Post by Antigonos on Nov 16, 2014 15:58:56 GMT
Der Gast wurde von zwei Männern vor der Tür gegrüßt, die hier Wache zu halten schienen. Sie fragten nach dem Begehr des Mannes, nicht unbedingt abweisend. In der Tat schienen sie sich Mühe zu geben, ihre Rolle als Stadtwächter glaubwürdig zu spielen, was angesichts ihres jungen Alters und der Tatsache, dass sie vermutlich von Haus aus anderen Berufungen nachgingen, zu spüren war. Ihre Augen begutachteten seine Erscheinung kritisch, suchten sie nach Waffen ab und schienen diese Betrachtung mit Respekt zu beenden. Sie gaben Auskunft darüber, dass ihr Hauptmann Peppe Ghiraldi gerade nicht im Haus wäre, aber "der alte Zachariah" wär da, wenn der Besucher Fragen hätte. Damit wurde der Mann dann auch eingelassen in die bescheidene Hütte, von der aus die öffentliche Ordnung in Platealonga ausgehen sollte. Jedenfalls was die Bewohner von Platealonga anging.
Das Haus war ein wenig geheizt durch ein Feuer, das man auch an der Tür schon leise knistern hörte. Ansonsten war es recht still, ja friedlich in der düster werdenden Hütte. Das Geraschel einer einzelnen Person war zu hören, gleich jenseits der nächsten Zimmerecke. Gleich in dem dem Eingang am nächsten liegenden Zimmer stand ein großer, alter Tisch mit einem Dutzend eng gestellten Stühlen, auf dem ein fettiges Brett mit einem Messer lag. Vermutlich die Reste oder Vorbereitung einer Mahlzeit. Allem haftete der Geist des Pragmatismus an, doch darunter lag eine grundsätzliche Ordnung.
"Wer da?" fragte eine raue Stimme aus der Ecke, von der die Geräusche gekommen waren.
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Post by Phosoa von Byzanz on Nov 17, 2014 11:49:52 GMT
Der junge Bote trat ein und grüßte ebenso freundlich. Das Italienisch klang etwas schwer, aber nicht falsch, wohl ein seltsamer Dialekt, welcher sich mit hinein mischte. Er nickte verstehend, als er an den Veteranen verwiesen wurde und würde auch der Beschreibung in den zweiten Raum folgen.
Auch hier schaute er sich zuerst kurz aufmerksam um, ehe sein Fokus dann von der Stimme und dem Mann eingefangen wurde. „Ich bin in einem Auftrag unterwegs.“ Sagte er dann ruhig, er hatte eine sanft klingende Stimme, gerade raus aus dem Stimmbruch. „Ich suche den Herrn Antigonos Kydones. Mir wurde gesagt, man kann ihn hier in Platealonga bei der Miliz finden.“ Sprach er dann weiter. Dabei die Gestalt nun genauer anschauend.
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Post by Antigonos on Nov 17, 2014 18:15:59 GMT
An einem zweiten, deutlich kleineren Tisch saß der Mann mit der Stimme auf einem Stuhl, der gemütlich knarrte, als er sich daraus erhob. Die erste Assoziation, dass es sich beim alten Zachariah um einen Veteranen der Miliz handeln müsse, wurde zumindest insofern enttäuscht, als der gute Herr nicht aussah als sei er noch im Dienst. Die Art, wie er sich um den Tisch bewegte und auf den Fremden zuging zeigte, dass er sehr wohl rüstig und gut auf den Beinen war. Auch aus seinen Augen sprach eine erstaunliche Lebendigkeit und ein Lebenswille, der Gevatter Tod hinter den Kamin scheuchen konnte. Doch er hatte eine leicht gebeugte Haltung und war ein bisschen zu schmächtig für einen Krieger. Das Sammelsurium von abgewetzten Papieren auf dem Tisch setzte ihn eher in die Nähe anderer Aufgaben.
"In einem Auftrag, huh?" wiederholte er zuerst skeptisch und verzog dann spöttisch den Mund, als er den Namen Antigonos Kydones vernahm. Sein Italienisch klang ebenfalls nach einer erlernten Fremdsprache. "Den Bengel sucht ihr also." nickte er, warf einen Blick aus dem Fenster und trottete zurück zu seinem Tisch um darauf herumzuwühlen, als schlage er etwas nach "Ich bin übrigens Zachariah Gabras. Wie darf ich euch nennen?" dies sprach er bei sich, während er noch suchte und kam dann wieder auf seinen Gast zurück. "Der Herr Kydones wird in etwa einer Stunde hierher kommen, zu den Mittwochsübungen. Ihr könnt ja hier auf ihn warten, wenn ihr wollt. Bestimmt hat er vorher noch einen Moment Zeit." er musterte sein Gegenüber, abschätzend wie eilig der es wohl haben mochte. "Ihr könnt es mir aber auch einfach sagen, wenn es nur eine Nachricht ist."
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Post by Phosoa von Byzanz on Nov 17, 2014 19:06:08 GMT
Auf die Frage, wenn sie auch indirekter Natur war, nickte der junge Mann schlicht. Er sah durchaus wie die Männer im Vorzimmer aus, als könnte er eine Waffe führen, auch wenn er derzeit keine offensichtlich bei sich trug.
Er folgte aufmerksam, aber durchaus selbstbewusst stehend, den Bewegungen des Mannes. Lächelte dann erfreut. „Ich kann durchaus die Stunde warten. Sehr gerne verweile ich hier bei euch, aber ich kann auch noch hinausgehen, noch sind nicht alle Läden geschlossen. Ganz wie es euch beliebt.“ Sagte er dann ehrlich erfreut wirkend. "Ich würde die Nachricht gern persönlich übergeben und bin nicht in Eile."
„Kennt ihr den jungen Herren schon länger?“ Fragte er dann, scheinbar ein ganz klein wenig bemüht etwas zu reden und nicht nur zu schweigen. Aber wenn er wohl scheinbar kein sonderlich begabter Redner oder Unterhalter war.
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Post by Antigonos on Nov 17, 2014 19:29:45 GMT
Er schien ein wenig überrascht, dass der junge Mann darauf bestand, seine Nachricht Antigonos direkt zu überbringen. Keine verbreitete Einstellung bei der Art von Person, für die er ihn fast gehalten hatte. "Ah sicher, sicher. Bleibt nur hier, wenn ihr nichts Vernünftiges zutun habt." er lachte auf seine Spitze hin kurz rau auf und zeigte in Richtung des nächsten Stuhls, der zu der großen Tischgruppe gehörte, während er sich selbst wieder hinter seinen Schreibtisch setzte. "Ich habe euren Namen aber immernoch nicht verstanden. Oder soll ich euch "Junge" nennen? Ich würde es mir überlegen. In meinem Alter ist das vielleicht Eure letzte Chance, mit einem echten Namen wegzukommen." er schob ein paar Zettel zusammen zu einem Haufen und platzierte ein anderes vor sich um darauf herumzukritzeln.
"Als ich ihn kennen gelernt habe, hat der Knabe noch ganz andere Brötchen gebacken, ja." erwiderte er kryptisch. "Und woher kennt Ihr ihn?" er linste von seinem Zettel hoch.
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Post by Phosoa von Byzanz on Nov 17, 2014 19:51:03 GMT
Der junge Mann errötete leicht und senkte den Blick. „Nun, man nennt mich Alpeo. Ich komme aus dem Süden von Italiens.“ Sagte er, scheinbar etwas unsicher, ob des Namens und der vehementen Nachfrage. Aber er war ja nur ein Bote.
Den Worten des Mannes lauschte er sonst interessiert, schüttelte dann aber schnell den Kopf. „Nein, nein, ich kenne ihn nicht persönlich, ich wurde nur hierher geschickt mit einer Nachricht für ihn.“ Er lächelte bei den folgenden Worten, durchaus stolz wirkend. „Ich habe ein eigenes Pferd und bin Botenreiter.“ Nickte er dabei wieder etwas selbstsicherer werdend.
„Mir wurde gesagt, ich soll die Nachricht nur ihm persönlich geben und ich wurde dafür gut bezahlt. Daher kann ich es mir leisten zu warten.“ Erklärte er dann und schaute sich wieder im Raum um. Zeit mochte manchmal nur langsam vergehen. "Was.. also wenn ich fragen darf... was hat er denn für Brötchen gebacken? War er früher Bäcker?" Fragte er dann aber neugierig weiter.
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Post by Antigonos on Nov 18, 2014 21:45:29 GMT
"Ah, ich verstehe." er nickte mehrmals anerkennend "Na dann passt mal gut auf Euer Pferd auf, Alpeo! Irgendein armer Teufel würde es sicher schlachten oder für was Anderes verkaufen, wenn sich die Gelegenheit bietet."
Während der junge Mann weiter plauderte und sich umsah, machte Zachariah mit seinem Gekritzel weiter, was auch immer er da machte.
"Huh? Ach was, nein. Er ist nur ziemlich rumgekommen und arbeitet noch nicht lange für die Miliz. Umso mehr wundert es mich, dass da jemand viel Geld ausgibt um so einen gewissenhaften Boten wie Euch zu schicken." es war nicht ganz klar, ob er sich über Alpeo lustig machte oder ihm ernsthaft ein Kompliment für seine Geduld gemacht hatte. "Aber ich schätze, das geht mich nichts an, nicht wahr? Wollt ihr was trinken?"
So verging noch einige Zeit, zusammengesetzt aus Phasen konzentrierter Arbeit des älteren Herrn und mehr oder weniger belanglosen Konversationsschnipseln. Dann fanden sich zwei, drei und vier Männer im Gebäude ein, alle von der Straße her kommend. Sie redeten eifrig miteinander, so als hätten sie sich eine Weile nicht gesehen. Von Hühnern bis Nachbarn war jedes Thema vertreten. Sie beäugten den jungen Boten neugierig und wollten auch ein oder zwei Mal wissen, ob er hier sei weil er der Miliz beitreten wolle. Auf sein Verneinen hin versuchte einer sogar, ihn vom Gegenteil zu überzeugen.
Schließlich waren die rumpelnden Schritte einer schweren Person zu hören, welche aus dem hinteren Teil des Gebäudes kamen. Eine Tür, die zu der der Straße abgewanden Hausseite führen musste, öffnete sich. Johlende, nicht ganz ernst scheinende Grüße wie "Schwertmeister Kydones!" oder "Ich hab mein Geld heut zuhause gelassen!" flogen dem Ankommenden entgegen, als er den Raum betrat. "Abend." erwiderte dieser nüchtern "Du kannst auch im Hof Holz hacken." wobei er schmunzelnd in die Richtung zeigte aus der er kam. Der bärtige, geschickt wirkende Mann steckte in einem schweren Kettenpanzer. Darüber trug er einen ledernen Lamellenpanzer und an seiner Hüfte hing die Scheide eines Schwertes.
Die Männer waren nun alle damit beschäftigt, ihre Gürtel festzuziehen, mitgebrachte Waffen zu inspizieren und Ähnliches. Ihr Gemurmel wurde lauter. Antigonos entdeckte den Fremden und nickte ihm zu, während er an ihn herantrat. Er besaß eine zwanglos aufrechte Körperhaltung, die den Eindruck vermittelte, dass er sich als Führungsperson in diesem Raum verstand. Doch er schien nicht feindselig gegenüber dem Fremdling. "Guten Abend, mein Herr. Ich bin Antigonos Kydones. Wollt ihr bei der Übung mitmachen?"
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Post by Phosoa von Byzanz on Nov 19, 2014 16:33:33 GMT
Alpeo hob beide Augenbrauen und schüttelte den Kopf. „Ich nehme es selten mit in die Stadt. Und ja, es wird immer ein wachsames Auge drauf gehabt.“ Versicherte er und schob leicht die Brust raus, um noch selbstsicherer zu wirken. „Meinem Pferd tut niemand vorher muss er erst an mir vorbei kommen.“Der Junge lächelte dann, zuckte leicht mit den Schultern. „Ich weiß nicht genau wer bereit war so viel Geld zu bezahlen, aber den Auftrag habe ich von einem Herren bekommen. Aus Griechenland, soweit ich weiß.“ Sagte er dann ruhig und würde das Getränk annehmen. So verging die Zeit. Als Antigonos eintrat, erhob sich Alpeo direkt, blickte ihm entgegen und nickte respektvoll, als dieser ihn angesprochen hatte. „Ich überbringe ich euch eine Nachricht, Herr.“ Er schien den Mann zu erkennen oder um sein Aussehen zu wissen. Zum mindestens fragte er nichts weiter, er verneinte nur die Frage, welche ihm gestellt worden war. Und holte dann unter dem Wappenrock ein gerolltes Papyrus hervor und reichte es dem Mann. Nickte dann wieder, zum Abschied wie es schien, ein fremder Salut, dann würde die Wachstube verlassen wollen. Das Papyrus wog schwer in der Hand, wirkte edel und teuer, hier in Italien sah man es wirklich kaum. Das Schreiben war versigelt worden, weißer Siegelwachs mit einem Dreieck als Wappen darin. So der Gelehrte den Brief öffnete würde ihn eine saubere, gerade akkurate latinische Schrift erwarten. An den: Werten Antigonos Kydones, Neugeborener des Clans Brujah.
Ich entsende euch Grüße mit diesem Schreiben und hoffe, dass die Zeilen euch bei guter Gesundheit erreichen. Mein Name ist Phosoa von Byzanz und ich verweile nun seit kurzem ebenfalls in der Domäne der hochverehrten Aurore, Herrscherin des Gebietes Genuas und Ahnin ihres Blutes. Wir sollten uns zusammen finden, da wir beide von ihrer Majestät ähnliche, wenn nicht gleiche Aufträge erhalten haben und sicherlich gemeinsam mehr dem Wohle der Domäne dienen können, als allein. Trefft mich in 5 Tagen, zur 1 Stunde des neuen Tages, auf der Galeere „Lichtbringer“, welche im neu entstehenden Hafen vor Anker liegt.
So verbleibend.
Phosoa von Byzanz, genannt, die Lichtbringerin, Neugeborene des Clans Salubri, Kind von Ecuriel, genannt der erste Schlag, Ahnherr der Kinder Saulots.
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Post by Il Narratore on Apr 8, 2015 13:29:26 GMT
Natürlich war Antigonos Kydones der Einladung gefolgt und am angegebenen Zeitpunkt auf der Chalkos, dem Schiff von Phosoa, erschienen. Der Brujah hatte sich dabei nicht nur höflich, sondern sogar freundlich verhalten. Die spröde Art der Gastgeberin hatte ihn nicht weiter gestört oder jedenfalls nicht daran gehindert, unermüdlich Späße zu machen und das Leben süß und mit Eifer zu leben. Denn, so meinte er und begann eine gedankenvolle Diskussion in ihrer beider Muttersprache, sie wären mit der Ewigkeit beschenkt und verflucht worden, die zum besten gelebt werden müsste. Wobei er darauf bestanden hatte, einen Unterschied zwischen dem guten und richtigen und dem gerechten und rächenden Verhalten zu finden. Im Herz der Menschen gäbe es Platz für Vergebung, also müssten auch die Verdammten in den ihren einen Ort dafür schaffen. Allerdings hatte er der Salubri eingeräumt, dass ihr Weg und Auftrag seine Richtigkeit habe und er sich nur daran stören würde, sobald sie in Konflikt mit seinem Auftrag käme - der Schutz der Herde ihrer Majestät. Hierauf entspann sich eine gesittete, wenn auch leidenschaftliche Diskussion über das diesem Vorhaben angemessenen Verfahren. Schließlich hatte die Salubri ganz richtig festgestellt, dass ihre Aufträge ähnlich lauteten und im Kern auf das gleiche abzielten. Nur dass er die Herde durch die ihre eigenen Mittel vor sich selbst bewahren und sie die Feinde der Herde vernichten wollte. Zwar kamen die Kinder Kains in jener Nacht nicht zu einem abschließenden Ergebnis, doch sie kamen zu einer Art Einverständnis. Da sie beide ähnliche Ziele teilten für den Moment und das Werkzeug der Miliz ihnen beiden elementar hierzu schien, beschlossen sie sich gegenseitig zu unterstützen. Auf dass die Kampferfahrung der Phosoa und die Mannen von Antigonos in munterer Zusammenarbeit wirken und die Domäne beschützen mögen. Ein Handschlag und ein jungenhaftes Lächeln von Antigonos besiegelten den Pakt. Es war daher auch wenig verwunderlich, dass Antigonos darauf achtete, die Salubri zu einer Versammlung einzuladen.
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