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Post by Josef Szőkyel on Dec 8, 2014 22:37:33 GMT
Das Jahr 939 näherte sich seinem Ende, die letzten Wochen waren hereingebrochen und selbst das milde Mittelmeerklima konnte sich der kalten Jahreszeit nicht mehr erwehren. Der Reiter der gesandt worden war trug daher wenig verwunderlich einen dicken Mantel unter dem beim Abstieg vom Pferd eine kurze aber griffbereit geführte Klinge zu erkennen war. Der Mann sah sich das Treiben am Haus eine Weile an ehe er sich aufmachte und eben jenen Luccio Il Onnivoro suchte. Er schien zu wissen dass man bei diesem Mann vorsichtig sein musste, und doch würde er darauf bestehen nur ihm seine Nachricht zu übergeben. In seiner Verwahrung befand sich eine stabil gefertigte Depeschenrolle welche zum einen versiegelt war und zum anderen am Siegelband selbst einen weiteren ledernen Schutzumschlag besaß, unter welchem sich nur folgende Worte auf grobem aber stabilen Pergament fanden. "Zu Händen ihrer höchstverehrten Majestät zu Genua" In der Rolle selbst findet sich in weiches Tuch gewickelt ein ungleich feineres Pergament welches die dünnen Linien der Feder klar und ohne Verlauf aufgenommen hatte. Die Handschrift war schmal und schwang immer wieder zu Ende aus, verlor sich nur am letzten Satzende zu einem kurzen verspielten Schnörkel, bestach insgesamt aber trotz der dichte durch eine gute Lesbarkeit. Insgesamt war die Schriftform allerdings auch als schlicht zu bezeichnen. Die feinen Schwünge und der Hang zum Schnörkel ist offensichtlich erst spät hinzugekommen und hat versucht etwas pragmatischem mehr Anmut zu verleihen. „Höchstverehrte Majestät Aurore,
Nach langer Fahrt führte mich mein Weg in den Hafen eurer stolzen Stadt. Sie hat es geschafft ein Bestreben in mir zu erwecken in dieser eurer Stadt fürderhin zu verbleiben.
Und so erbitte ich von euch diesen einen Gefallen mir die Ehre einer Audienz zu erweisen, damit ich euch im Gegenzug mein geringes selbst als ehrfürchtigen Diener vorzustellen vermag.
Darob möchte ich nun hoffen ob einer Antwort von eurer Majestät.
Untertänigst;
Josef Szőkyel, Neugeborener vom Blute des Bruha, Kind des Ancila István"Der Gesandte selbst würde in aller Ruhe warten und sich bei Luccio erkundigen ob sein Herr nun die Erlaubnis habe auf eine Audienz zu warten.
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Post by Il Narratore on Dec 11, 2014 19:09:17 GMT
"Für's Warten brauch er keine Erlaubnis", kommentierte der Allesfresser bissig, nachdem er noch vor dem Boten das Pergament seiner Bulle entnommen und mit genüßlichem Grinsen entrollt hatte. Seine Augen waren über die Zeilen gehuscht, hatten nur dann und wann inne gehalten und gekniffen, um ein kleines Idiom oder einen winzigen Schnörkel besser zu sehen. Einige Schritte war er beiseite getreten mit dem Boten und hatte sich mit diesem außerhalb des eigentlichen Hofes, in dem allerlei Geschäftigkeit herrschte, im Windschatten der Wirtschaftsgebäude aufgehalten. Es schien nicht, als würde die Kälte dem kahlköpfigen Krieger zusetzen, doch der Wind biss ihm wie eine Natter ins Fleisch. Er schüttelte und rieb sich die fleischigen Arme und machte das Gespräch kurz.
"Seine Majestät wird ihn aber an den Iden des nächsten Monats erwarten", verfügte er nach seiner Lektüre und verstaute das Pergament in seiner Tasche. "Mitternacht, keine Minute zu spät - er ist gewarnt." Nach kurzer Verabschiedung nur stiefelte der Allesfresser zu seinen Aufgaben und Pflichten zurück, brüllte sich warm und heizte den Männern des Hofes ein.
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Post by Josef Szőkyel on Dec 14, 2014 22:11:39 GMT
Es war gut zu erkennen, dass es dem Boten einige Willenskraft abverlangte gegenüber dem Allesfresser ruhig zu bleiben und dessen Machtdemonstration einfach zu akzeptieren. Würde es nach ihm gehen würde er definitiv reagieren, doch ihm war anzusehen dass sein Pflichtgefühl größer war als sein reizbares Ego.
Die Ansage des Mannes war klar und deutlich, so dass der Bote selbst es auch nur bei einem bestätigenden Nicken beließ. Mehr war nicht nötig oder ihm im Moment gar nicht erst zuzumuten.
Einige Wochen später am ersten Iden des neuen Jahres....
Eine halbe Stunde vor Mitternacht traf eine Gruppe aus vier Reitern bei dem Anwesen ein. Einer von ihnen war wieder jener Bote der als letzter im Tross ritt. Die Gruppe kam in Form einer langgezogenen Raute heran, an der Spitze gut erkennbar der Ungar selbst. In der kalten Januarluft die von einigen tanzenden Schneeflocken durchsetzt war, wirkte sein Gesicht blass wie ein schwach scheinender Mond während in seinen Augen ein kaltes und stetiges Feuer zu lodern schien. Trotz des Winds trug er keinen Kopfschutz oder auch nur eine Kapuze. Die Haare wurden im Nacken lose zusammengehalten und tanzten unruhig im Wind. Links und Rechts neben ihm ritten zwei sehr unterschiedliche Gestalten, während der Bote selbst das Schlusslicht bildete. Versetzt links hinter ihm ritt ein sichtlich älterer Mann, der sich aber noch immer bestens im Sattel halten konnte. Sein Leib hatte eine bequeme Fülle angenommen die seine stolze Haltung aber nicht beeinflussten. Anders als der Anführer der Gruppe hatte er sich in einen dicken wärmenden Mantel gekleidet und dirigierte sein Tier mit sicherer Hand. Rechts neben diesem ritt eine deutlich hagerere Gestalt, die sich zwar gut im Sattel hielt, auf diesem aber anders als die anderen beiden definitiv noch nicht so sicher war. Unter der Kapuze konnte man ein ausgemergeltes Gesicht erkennen das sich immer wieder umsah ob eine Gefahr lauerte. Angekommen auf dem Gelände des Anwesens stieg der Bote als erstes ab und führte die Gruppe dann voran, auf dass man ihnen die Pferde abnahm und sie versorgte.
Sie waren früh genug gekommen damit sie nach dem Ritt zur Ruhe kommen konnten, auch wenn die widernatürliche Vitae in ihren Adern dies an sich überflüssig machte, so blieb doch die Sicherheit für Eventualitäten. Sowohl Josef, als auch der etwas ältere Mann zu seiner Linken trugen bessere Mäntel die auf der rechten Seite mit Stickereien verziert waren und dessen Saum mit einer schlichten aber schweren Borte versehen war. Josef trat als erster vor und auf einen Wink des Boten hin schritt er auf jenen zu der hier das Kommando besaß um nun seinen Besuch bei ihro Majestät anzukündigen. Der Bote selbst verblieb bei den Pferden und der Kainit wurde den anderen beiden weiter begleitet, sofern man ihnen nicht anwies ebenfalls zu warten.
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Post by Il Narratore on Dec 16, 2014 18:47:08 GMT
Die Wachen an der niedrigen Mauer vor dem Land der Villa Illuminata salutierten vor den Ankommenden, schlugen sich die Handschuhe auf die beharnischte Brust und riefen laut: "Ihre Majestät heißt euch willkommen!", während Josef und seine Truppe einritt. In der Villa selbst angekommen, erwartete die Mannschaft die Leere. Nichts rührte sich außer ihnen in der winterlichen Nachtluft, kein Bote kam herbeigeeilt, kein Bursche nahm ihnen die Pferde ab und führte sie fort, keine Bauern verrichteten Tagwerk, nicht einmal Tiere schien es auf dem Hof zu geben, der wie leer gefegt war.
Schlag Zwölf öffnete sich das Portal der Villa, die beiden schweren Eichenflügel wurden aufgestoßen und mit wehendem Umhang stieg Luccio il Onnivoro herunter. Ein polierter Schuppenpanzer blitze auf dem feisten Leib, ein Gladius hing an seiner Seite und unter der Armbeuge hing ein Helm, der mancher Familie als Kochtopf gereicht hätte. Überschwänglich verneigte er sich vor dem herrschaftlichstender Ankömmlinge und sagte: "Seid gegrüßt, werter Josef, und tausendfach willkommen im Namen ihrer Majestät Aurore, Prinzessin Genua."
Dabei winkte er mit der freien Hand und sogleich trotteten zwei Stallburschen herbei, die sich um die Pferde und die Reiter kümmern sollten. Mit ausladender Geste wies er hinter sich. "Bitte, so komm doch herein. Ihre Majestät erwartet den ehrenwerten Gast bereits." Mit einem Funkeln in den Augen blickte er die Reihe der Gäste entlang, jeden einzelnen ganz für sich betrachtete er und blieb schließlich an dem bleichsten der Gruppe hängen, ein Lächeln auf den fleischigen Lippen.
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Post by Josef Szőkyel on Dec 20, 2014 9:47:48 GMT
Beim Boten der als letzter in der Truppe ritt war der Hauch einer kurzen Verwunderung zu erkennen, ehe sich sein Gesicht wieder in eine teilnahmslose und ruhige Maske verwandelte, wie sie auch beim vordersten und dem älteren zu erkennen war. Einzig der schmächtige am linken Rand der Gruppe behielt seine Nervosität. Diese nahm auch nicht ab als er zusammen mit den anderen vom Pferd abstieg und nun etwas Zeit hatte die Umgebung auf sich wirken zu lassen.
Während der Bote von selbst bei den Pferden zurückblieb, folgten die anderen ihrem Gebieter bis sie ans Tor gelangten und jener eben dort von Luccio il Onnivoro begrüßt wurden. Nur ein kurzer Wink Josefs genügte und nach der Begrüßung durch Luccio traten sie ruhig zwei Schritte zurück, ehe auch sie sich dann wartend zum Boten und den Pferden gesellen würden.
Er selbst folgte der Geste Onnivoros mit seinem Blick und kam diesem dann nach. Für einen Moment huschte eine leichte Irritation bei der Art wie er angesprochen wurde, doch es war jene Art seichter Irritation die die Ursache sowohl als nicht zu gewichtig im Moment, als auch nicht sicher ob er sich nicht doch verhört hatte. Während er neben ihm herging kam er nicht um ein komplimetierendes Schmunzeln umhin. "Ihr tragt euren Prunk mit einem selten passenden Stolz." Eine Tatsache die ihn positiv zu überraschen schien.
Der Reitumhang war nun beidseitig zurückgeschlagen und zeigte, dass er an seiner rechten zwar keine Waffe trug, aber anstatt eines Schwertgehänges in nahezu identischer Haltung ein flacher Ballen weichen Tafts ein etwas mehr als Ellenlanges Objekt umhüllte. Sein Gewand war in dunklem Grün gehalten das von braunem und schwarzen Leder akzentuiert wurde, letzteres offenbarte auch, das trotz aller offensichtlichen Festlichkeit, das praktische nie ganz aus seinem Leben zu drängen war. Fest, nicht unnötig lang und nur mit dem nötigsten Prunk versehen waren die ebenfalls aus Leder gefertigten Stiefel und Handschuhe. Letzter entledigter er sich nun während des Gehens und schob sie in den schmalen, mit dünnen Eisenketten verstärkten Gürtel.
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Post by Il Narratore on Dec 22, 2014 20:21:26 GMT
Ohne Eile führte der Allesfresser den Gast in das Herrenhaus. Seine genagelten Sohlen trafen hart auf die Mosaiken des Fußbodens, auf die Bodenplatten im Innenhof der Villa. Sein feistes Gesicht lächelte, als er fast liebevoll über die Schuppen seines Panzers und den Knauf seines Gladius' strich. "Nichts ist passender, als stolz auf die alten Flammen zu sein, die in meinem Herzen noch brennen. Die Welt mag Rom vergessen, die Griechen und Germanen sich römisch nennen - ich trage noch die alte Welt in und ihren Glanz an mir", sagte er und streckte dabei die Brust ein Stückchen weiter heraus. Es war ein Wunder, dass das Leder und das Eisen um seine Brust hielt. So breit und mächtig war er, dass man Leder knirschen hörte.
Durch das Atrium mit seinen marmornen Säulen und dem Becken tiefen, klaren Wassers hindurch ging es, gemächlich schlendernd aber doch das Ziel vor Augen habend. Immer das Ziel vor Augen, jenen schwarzen Vorhang auf der anderen Seite der Halle. Durch den Säulengang, getrennt von der Nacht durch ein zur Mitte hin abfallendes Dach und dem Rest der Villa durch ein halbes Dutzend versperrter Türen.
Angekommen straffte sich der Ghoul und intonierte, während er den Vorhang mit einer Hand zur Seite zog, aus voller Brust: "Ihre Majestät Aurore, Prinzessin Genua, Ahnin vom Blut der Könige. Kind des Geoffrey le Croise, Ahn vom Blut der Könige. Kind des Alexandre de Paris, Ahnherr vom Blut der Könige. Kind des Ventru, erster seines Blutes. Kind des Enoch, des Weisen. Kind des Kain, des Vaters."
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Post by Josef Szőkyel on Dec 22, 2014 22:32:14 GMT
Sein Blick folgte den Gesten des Mannes und er ließ ein zustimmendes Nicken erkennen, zugleich schien er auch überrascht von dieser Erklärung. Wie ein plötzlicher Regen der die nächste Ernte nur noch reichhaltiger würde ausfallen lassen.
Seine eigenen Schritte gingen im leisen Echo der Schritte seines Nebenmannes fast unter. Sein Gang war forsch, entbahrte aber jedem stampfenden Auftreten, etwas das ihm wohl selbst unter Zwang schwerfallen würde. Zu sehr schien der federnde Gang in seinen Genen verankert.
Aufrecht wie eine Säule verharrte er als Luccio vortrat um den Vorhang beiseitezuziehen. Es dauerte nur einen Augenblick; das Rauschen des Stoffs war noch nicht verklungen als der Brujah zu Boden glitt. Mit einer fließenden Bewegung stützte er das rechte Knie auf und löste mit der rechten rasch eine Schlaufe am Gürtel. Das Ellenlange Bündel glitt in seine Hand und von da fast lautlos zu Boden neben ihm, wo es liegenblieb als er in seine endgültige Haltung kam, den rechten Arm auf das Knie aufgestützt, die linke am Boden und den Blick demütig gesenkt.
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Post by Il Narratore on Dec 29, 2014 10:39:19 GMT
Nicht allzu lange musste der Brujah dort auf dem Boden verweilen. Nur einen Wimpernschlag im Angesicht der Uralten, kaum mehr als einen Moment in der Existenz der Jüngsten, dann bedeutete die weiße Prinzessin auf ihrem schwarzen Thron ihm aufzustehen. Während Luccio hinter ihm den Vorhang wieder fallen ließ und an ihm vorbeizog, um sich zwischen dem Gast und der Prinzessin aufzustellen, schwieg die Ahnin noch und gab dem Neonaten Gelegenheit, sich einzufinden.
Man hatte Josef vorgewarnt. Land auf, Land ab waren Geschichten über die Enkelin des großen Alexander von Paris, des Monarchen der Franken, des jungen Gottes und alten Ungeheuers erzählt worden. Gleich, wie sie ausgesehen hatten, ob es sich um den widerwilligen Respekt der Lasombra, um die Gesänge der Toreador, die Lobhudeleien der Brujah, den Neid der Tzimisce oder die feurige Verehrung der Ventrue gehandelt hatte: Alle hatten sie untertrieben. Aurore, die weiße Prinzessin von Genua, war eine Schönheit, deren Gegenstück man über Jahrtausende suchen musste. Die schlanke, jungfräuliche Gestalt auf ihrem schwarzen Eichenthron erstrahlte hell und rosig, wie von innerer Lebendigkeit erfüllt und spottete ihrem Äonenalter, ihrer Abstammung. Gänzlich altmodisch und ihrem Namen entsprechend trug sie weiß auf, eine weiße Tunika, über der eine purpurfarbene Palla lag, die sie um das Dekollette und die Oberarme geschlungen hatte und deren Zipfel sie ungeduldig in der linken Hand drehte. Mit der rechten - die dem jungen Brujah auch das Zeichen, sich zu erheben, gegeben hatte - stützte sie sich lässig auf die Armlehne aus dunklem Holz ab. Vollmundig lächelten rote Lippen von ihrem Podest herab, glühten Wangen mit zarter Freude und blickten unter Wimpern blaue Augen empor, klar und endlos wie der lang verlorne Tageshimmel über Rom.
"Ave, Josephus. Antiquam linguam potens es?", fragte sie und umschmeichelte mit ihrer Samtstimme das Ohr des Ungarn.
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Post by Josef Szőkyel on Jan 2, 2015 22:17:55 GMT
Es war unvermeidlich dass er durch die Erscheinung der Prinzessin in den Grundfesten seiner Wahrnehmung erschüttert wurde. Er war zu jung um das einfach so hinzunehmen, immerhin aber schon alt genug um auf den Beinen zu bleiben, auch wenn sie sich für ihn einen Moment wie Pudding anfühlten.
Einen fast unerträglich langen Augenblick stand er so da, den Blick nicht gänzlich erhoben damit er sie nicht anstarrte, ehe dann ihre Worte wie Labsal Erlösung und Stärkung zugleich für ihn darstellten. Seine Haltung festigte sich sogleich wieder und die schon beim Eintreten erkennbare Mischung aus jugendlichem Stolz und strebsamen Respekt formte ihn wieder zu einer stattlichen Erscheinung.
"Meine Herrin, das Kind Fürst István's; Josef Szőkyel, als Neugeborener bestätigt durch seine Hoheit Prinz Dominic zu Buda, Ahn des Clan Brujah, ist der alten Sprache mächtig, wenn auch mein Mund nur ein trübes Zerrbild ihrer wahren Schönheit zutage bringen kann." Antwortete er auf Latein. Fast entgegen seiner Worte war die frische Schule zwar zu hören, aber zugleich auch das Ergebnis harter und disziplinierter Schule die es ihm ermöglichte zumindest jene Worte auf die er sich hatte vorbereiten können in durchaus wohlgefälliger Mundart vorbringen zu können.
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Post by Il Narratore on Jan 4, 2015 13:54:30 GMT
Der Brujah schaffte es, das strahlende Lächeln der Prinzessin um eine amüsierte Note zu erweitern. "Dir ist erlaubt, ein Individuum zu sein, Josephus, und du musst dich nicht selbst verleugnen. Erzähle mir doch, warum dein Weg dich hierher führt. Pannonien ist weit, besonders mit dem Schiff."
Im direkten Kontrast zu Josefs neuem Latein wirkte die Sprache der Prinzessin antiquiert. Natürlich war sie das und auch voller Archaismen, die ein jüngerer und wenig belesener wohl nicht augenblicklich verstehen mochte. Nicht ungewöhnlich für ein Kainskind ihrer Abstammung, ihres Status' und ihres Alters, da sie wahrscheinlich noch in den Straßen der ewigen Stadt selbst gewandelt war - zu einer Zeit, da Josefs eigene Heimat noch Teil von Rom war.
Ein weiterer Gegensatz, der sich ihm darbot, war das ungewohnte Maß an Bewegung, das Aurore zeigte. Für gewöhnlich neigten die Ältesten zu einem gewissen Maß an Starrheit und Unbeweglichkeit. Keine Bewegung war zuviel, kein Glied rührte sich, kein Blick wandte sich vom Fokus ihrer Aufmerksamkeit. Sie waren zu beschäftigt und hüteten ihre Mittel zu eifersüchtig, um sich mit Nebensächlichkeiten wie bequemem Sitzen abzulenken. Die weiße Prinzessin zwar war ebenso statuenhaft, doch eine Statue, die leben gelernt hatte und sich an ihrer Beweglichkeit und ihrem rosig leuchtenden Marmor.
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Post by Josef Szőkyel on Jan 5, 2015 20:46:53 GMT
Mit einem langsamen Nicken nahm er ihre Erlaubnis an, zeugte damit von einer Erziehung die ihm gelehrt hatte auf Details zu achten, selbst wenn diese vom gesunden Menschenverstand als Selbstverständlich betrachtet wurden. Doch sie waren keine Menschen und die Regeln der Menschen waren nicht alle dazu geeignet auf eine Gesellschaft von Blutsaugern übertragen zu werden.
Nicht nur in der Sprache, auch in den Bewegungen zeigte sich der Unterschied, als würden sie vertauschte Rollen einnehmen, so steif und zurückhaltend waren seine Bewegungen, wenn sie nicht wirklich nötig waren. Doch der Schwenk mit dem er mit der rechten kurz einen ausholenden Atemzug andeutete, zeugte dennoch von einer Freude an der Bewegung die er hier nun offenbar bewußt zurückhielt.
"Weder Reise ich im Auftrag meines Erzeugers noch meines Prinzen. Im Auftrag beider bereiste und erkundete ich die wilden Landstriche im Osten. Mein hoher Erzeuger genoß das Privileg sich in Buda niederzulassen und meine Arbeit als fahrender Händler diente seinem Säckel mit dem er wiederum dem Prinzen ermöglichte Buda nach den Vorbildern des Westens zu gestalten und zu regieren.
Allerdings war ich trotz meines Fleißes nur eines von vielen Mitgliedern unserer Gemeinde und durch meine Reisen leidlich schlecht informiert. Gleichzeitig rettete es aber wohl meine Existenz, da in meiner Abwesenheit ein Konflikt entbrannte über dessen Ursprünge und Details ich nur Vermutungen anstellen kann." er machte eine Pause und senkte für einen Moment den Blick während ein kaum merklicher Ruck durch seinen Leib ging.
"Ehe ich zurückkehren konnte, erhielt ich Kunde dass der Prinz ob des Standes meines Erzeugers seinen Pflichten mir gegenüber als Domänenmitglied nicht mehr nachkommen kann. Diese Art der Verbannung führte mich also fort. Ich nahm zwei Dinge mit. Mein Wissen ob meiner Fähigkeiten und den Hunger sicher zu erfahren was mit meinem Erzeuger geschah. Doch für letzteres musste ich einen Bogen schlagen um das lodernde Feuer in Buda, noch bin ich zu schwach und unwissend um mich mit solchen Ereignissen zu messen.
Die See bot mir die nötigen neuen Horizonte um nicht aus nagender Ungewissheit einen naiven Fehler zu begehen. Da der Westen für viele in meiner Heimat ein leuchtendes Vorbild war, lenkte ich meine Schritte eben in diese Richtung. Von seiner Hoheit dem Prinzen zu Buda kannte man Geschichten und Sagen über das alte Rom die nicht minder unsere Herzen und Geister zu entfachen wußten. Euer Hof nun weckte mein Interesse durch eben jene Nähe zu diesen Idealen, so erzählte man es mir. Zugleich gesteht mir ob meiner Jugend bitte zu, dass das Schicksal dieser Stadt mich auf gewisse Weise an eben jenen verräterischen Konflikt in meiner Heimat erinnert. Hier bin ich ein Fremder und kann unbescholten zu Werke gehen. So bin ich guter Hoffnung mein Talent und meine Hingebung mit guter Ernte einbringen zu können, so Ihre Majestät mir dies erlaubt."
Der Brujah schilderte dies mit dezenter Gestik, offenbar hatte er sich genau überlegt was er durch erhobene Hände oder ein kurzes Kreisen der Finger betonte, und an welchen Punkten der Erzählung er diese senkte um die Worte für sich stehen zu lassen. Doch die Worte selbst wirkten, obgleich meist sorgfältig gewählt, hier und da spontan ergänzt oder umgestaltet, gleichzeitig waren dies meist Momente verstärkter Gestik. Es wäre wohl selbst für einen anderen Neugeborenen erkennbar dass hier immer noch ein ungestillter Konflikt in der Brust des Mannes tobte.
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Post by Il Narratore on Jan 7, 2015 19:44:05 GMT
Es mochte Unaufmerksamkeit sein oder wahre Fesselung angesichts der Redekunst des Brujah, die die fleischliche Hülle der Ahnin erschlaffen ließen. Hingabe an die Worte des Ungarn, die sie weiter und weiter die Lider senken, an der Lehne herabrutschen und mit Geist und Seele nur seiner Stimme lauschen ließen. Die weiße Prinzessin schreckte aus ihrem Schönheitsschlaf auf. Ihre Worte zeigten deutlich, dass sie zugehört hatte - so deutlich, wie ihre Haltung und ihr Benehmen ihre Langeweile demonstrierten. "Der Prinz von Buda...", überlegte sie laut. Ihre Stirn kräuselte sich. "Ich muss gestehen, ihn nicht zu kennen. Doch es gibt einige Neonaten in meiner Domäne, die ihre Linie in jene Region zurückverfolgen können. Die Ahnen der Phosoa von Byzanz wirken dort, offenkundig, und auch Antigonos kam aus Ostrom zu mir. Auch mein Herz bewegt deine Geschichte", sagte die weiße Prinzessin und wiewohl ein Hauch von Zweifeln ihr anhaften mochte, nach dem sie während seines Monologes einzunicken vorgegeben hatte, so füllte sich nun ihre Stimme doch mit wahrem Mitgefühl und ihre Züge wurden weich, sie beugte sich nach unten. Ihre Linke legte sich auf ihren Busen, knapp über das Herz, und mitleidsvoll blickte sie ihn aus blauen Augen an. "Ein Exil fern der Heimat ist eine schreckliche Angelegenheit, junger Brujah, ich fühle mit dir. Gern will ich dich die hohe Kunst Roms lehren und dir eine Heimat schenken, auf dass die Gier deiner verdammten Brust sich an süßem Ambrosia laben und nicht von ihrem Feuereifer verzerrt werden möge."
Einen Augenblick schien es, als wollte sie hier schweigen. Dann aber ergriff die Neugier von ihr Besitz und mit spitzer Zunge frug sie: "Was sind dies für Talente, mit denen dein Erzeuger jener Stadt namens Buda half?"
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Post by Josef Szőkyel on Jan 7, 2015 22:35:24 GMT
Auch wenn er in seinen Worten vorhin sein auf unnatürliche weise brennendes Herz nicht ganz bändigen konnte, so hatte er sich jetzt wieder genug im Griff um die Reaktion der Prinzessin in stiller Würde zu ertragen, wie es sich für einen niederen Bittsteller nun einmal geziemte. Dabei schaffte er es, weder gekränkt noch geschmeichelt zu wirken, wenn dann eher letzteres und das auch eher ob der Möglichkeit der Audienz selbst, weniger ob ihres Inhaltes.
Gerade als es wirkte als ob sie schon geendet hatte, schien er sich erneut niederknien zu wollen, unterbrach diese angefangene Bewegung aber im Bruchteil einer Sekunde als ihre Worte erneut erklungen und ihn zu weiteren Reden animierten. Einen Moment besan er sich, ehe er auf ihre Bitte einging.
"Wie es in jenen Landen meiner Heimat nicht unüblich war und in einigen Teilen auch immer noch üblich ist, hatte er sich den Titel auf seinen Streifzügen selbst erstritten.
In Buda angekommen ließ er das unruhige Leben als Streiter und Händler hinter sich und übertrug diese Pflichten mir, während er sich darauf besan den Gästen des Prinzen huldvolle und zuvorkommende Gastlichkeit zu präsentieren, sofern sie sich zu benehmen wussten. Diese Tätigkeit und sein wachsendes Netz an vertrauten Augen und Ohren in und um der Stadt ermöglichten ihm, dem Willen des Prinzen Nachdruck zu verleihen und seine Feinde vor den Mauern zu halten. Sein Ansinnen war der Wildheit unseres Volkes einen saubereren Umhang und Gewand anzulegen, damit nicht jede Auseinandersetzung in einem Ring aus Blut und Gedärm ausgetragen werden musste, wie es oft aus alter Tradition und Stolz noch gehandhabt wurde."
Er endete und legte seine Hände ineinander, während er den Blick wieder in die halb gesenkte Haltung brachte, so dass er ihre Majestät zwar noch sehen und auf stille Aufforderungen reagieren konnte, sie aber nicht ungebührlich direkt ansah.
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Post by Il Narratore on Jan 11, 2015 14:26:39 GMT
"Ein hehres Ziel und kein leichtes, sind doch stets die Reiter und Völkerscharen jenseits des Danuvius gewesen, die mit ihrer Kraft gen Westen rückten. Selbst heute noch, sagt man mir, sind es die Reiter aus Pannonien, die im Frankenreich für Schrecken sorgen. Ich bin durchaus neugierig die Früchte deiner Nachforschung zu erfahren. Aus den Siegen und Niederlagen deines Erzeugers mag eine späte Erkenntnis gewonnen werden", antwortete die Prinzessin noch auf seine weitere Erläuterung, ehe sie sich gegen die Lehne ihres Throns sinken ließ. Die Bewegung des jungen Brujah war ihr nicht entgangen und so bedeutete sie ihm mit einem Blick und einem Wink ihrer linken Hand, sein begonnene Handlung zu einem Ende zu führen. Ruhig und wertend lag der blaue Blick ihrer Augen dabei auf ihm, durchaus darauf bedacht in seiner Intensität Unwohlsein hervorzurufen. Sollte der Jungspund merken, dass man über ihn und sein Blut zu Gericht saß.
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Post by Josef Szőkyel on Jan 11, 2015 15:35:47 GMT
Der junge Brujah verharrte Ruhig während ihrer Worte. Es war doch nicht zu vermeiden dass er in kleinen und kleinsten Regungen Zustimmung signalisierte und die Erinnerung an die Ungewissheit an seinen Erzeuger noch immer gleich einem wachsenden Loch in seiner Brust an ihm fraß.
Auf ihren Wink hin kniete er dann in bedächtigem Tempo nieder, die Finger leicht gespreizt auf den Boden aufgedrückt. Einen Moment blieb er so, ehe er mit einer Hand das Bündel an seiner Seite aufnahm und auf beiden Händen weit von sich nach vorne streckte und dort niederlegte.
In schnellen und geschickten Bewegungen schlugen seine Finger das Leinen zurück und entblößten ein altes Gladius. Das Holz des Griffs war im Lauf von Jahrhunderten alt und brüchig geworden, obwohl ihm sichtbar gute Pflege zuteil geworden war. Die Scheide indess war von neuer Machart und ob seiner östlichen Herkunft mit einem gewebten breiten Band versehen das in der Mitte gekreuzt drumrum geschlungen war. Sicherlich ein ansprechender Blickfang wenn es am Gürtel eines Reiters hing und die Enden der Borten lose im Wind flatterten.
Ein kurzes metallisches säuseln ertönte, als er die Klinge eine halbe Handbreit aus der Scheide zog und dann die Hände zurückzog, beide wieder auf dem Boden aufdrückte.
Der Stahl war nicht minder alt wie das Holz. Jahrhundertelange Pflege hatte ihn scharf gehalten, aber war zugleich an seine Substanz gegangen. Sicherlich war diese Waffe immer noch ein gefährliches Werkzeug, doch ein geübter Kämpfer würde eine neu geschmiedete Klinge jederzeit vorziehen.
"Diese Klinge wurde mir von seiner Majestät Prinz Dominic zu Buda verliehen. Es heißt er soll einen letzten Vorrat beim Niedergang Roms mit sich geführt haben, als Mahnung und Erinnerung.
Er vergibt sie als Zeichen für seine treuen Vasallen aus den Reihen jener, die in seiner Domäne gezeugt oder zu Ehre und Stand gekommen sind. Mir ist nur das erste Privileg zuteil geworden und nun stehe ich hier an fremden Gestaden vor euch.
Doch ich möchte nicht als Flüchtling mit dem Wunsch nach Vergeltung und Erfüllung vor euch stehen. Als ich mit eigenen Augen sah was diesem Ort angetan worden war, gebar ich den Wunsch hier mit kräftgem Arm und allem was ich einbringen kann dafür zu streiten, dass so etwas nie wieder passiert. Noch gibt es wenig was ich an Vermögen, Männern, Schiffen oder Waffen einbringen kann, doch dies will ich auf Dauer ändern. Vom Bestreben meines Erzeugers und meinen eigenen bescheidenen Erfahrungen lernte ich einiges über die Sicherheit einer Stadt, so Ihr erlaubt möchte ich dieses Wissen zum Wohle dieser Domäne einbringen.
Bitte akzeptiert daher diese Klinge, das einzige was mir als Zeichen meiner Herkunft und meines Standes geblieben ist, als Unterpfand meiner Treue und meiner Bereitschaft für euch und eure Domäne einstehen zu dürfen."
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