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Post by Maximinianus on Dec 16, 2015 23:08:58 GMT
Der besagte Termin rückte rasch näher und schon war der Abend gekommen an dem es so weit sein sollte.
Die sich schwach in den Fenstern widerspiegelnde Beleuchtung der kleinen Seitenkapelle lag wie jeden Abend mit einer gewissen Düsternis dar. Die Nacht selbst war still in diesem Teil Genuas. Die Straßen leer, der kleine Platz vor dem Gebäude verlassen. Lediglich einige Männer der Bischofsgarde schienen ein Auge auf das kirchliche Gebäude zu haben, auch wenn sie keinen Ärger zu erwarten schienen.
Der Haupteingang war fest verriegelt. Lediglich der kleine Seiteneingang durch den sie bereits das letzte Mal eingelassen worden war bot eine Möglichkeit ins innere vorzudringen - vorbei an dem öffnenden Novizen, der Angelique ohne große Umschweife in die kleine Kapelle auf der anderen Seite des dunklen Kirchenschiffs bringen würde.
Der Ventrue war noch nicht vor Ort.
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Post by Angelique on Dec 17, 2015 8:35:59 GMT
Anglique nahm ihren Reisemantel ab. Darunter trug sie angesichts des Anlasses nicht eine Novizenkleidung, sondern hatte ein angemessenes Oberkleid mit Halbärmeln und einen frivol nur bis zu den Knöcheln reichenden Rock über hübschen Tibialia angelegt. Das Haar trug sie offen, hatte es sogar gekämmt (eine höllische Strafe bei ihren dunklen Locken, die sich so gut wie unveränderlich durch die dunkle Umarmung kräuselten) und mit einem bunten Stirnband zurückgehalten. So wirkte sie tatsächlich weniger jungenhaft, als sie sich sonst gab. Im reich verzierten Gürtel steckten Messer, Schere und ein fein bestickter Beutel hing daran.
So, wie ein reiches Bürgermädchen angetan, wartete sie also auf den Maximinianus.
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Post by Maximinianus on Dec 17, 2015 21:57:55 GMT
Es dauerte tatsächlich nicht lange, als ob er schon im selben Gebäude gewesen wäre, nur an einer anderen Seite, da betrat er die kleine Kapelle. Wie bereits vor wenigen Wochen trug er eine schwarze Priesterrobe, ein einfaches Holzkreuz und ein paar Schuhe von guter Qualität die wohl bereits einige Jahre in Benutzung waren.
Er nickte der Malkavianerin spärlich zu, so schwach das sie es kaum als Gruß hätte erkennen können, hätte er nicht angekündigt das er ihr heute etwas über Etikette beibringen wolle.
"Guten Abend Angelique." erklang seine Stimme leidenschaftslos, während ein strenger Blick die von ihr gewählte Kleidung überflog. Anscheinend war er damit zufriedener als beim letzten Mal, denn er ging nicht weiter darauf ein. Stattdessen schien er ihre grüßende Erwiderung abzuwarten während er gleichzeitig ins Thema einstieg: "Wie ihr sicher bemerkt habt bin ich kein Freund von langen Einleitungen. Von einem der Höfe der Liebe stammend habt ihr sicher schon eine Menge Gesten, Andeutungen und Auslassungen beobachten dürfen. Ich würde daher vorschlagen wir steigen direkt ins Thema ein. Beginnen mit der Begrüßung. Bitte zeigt mir doch eure Begrüßung eines Kindes, Neugeborenen, Ancilla, Ahnen und Prinzen, jeweils zuerst in einer Version für die hohen und dann in einer für die niederen Clans. Nur damit ich eure Vorkenntnisse begutachten kann."
Eine Geste auf die Statue der Maria offenbarte das diese sich für eine solche Begrüßung anzubieten schien.
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Post by Angelique on Dec 18, 2015 10:01:33 GMT
"Guten Abend, oh Ädil der Herrin Aurore aus dem hohen dem Hause der Könige, Maximinianus. Angelique, Neugeborene des niederen Klans des Mondes, Kind von Apollonia von Grande, Orakel von Arles, grüßt Euch!" Sie unterdrückte den betäubenden Schock seiner Implikation.
Entweder wusste er es nicht besser, was befremdlich selbst für einen simonitischen Heuchler, der einen Gottesmann mimte, war, oder er hatte nicht von ihrer unlebensgefährlichen Zurschaustellung ihres christlichen Glaubens vor der Götzendienst verlangenden Aurore gehört, sonst würde er kaum eine solche unglaubliche Blasphemie auch nur andeuten.
Angelique ignorierte deshalb diese Unverschämtheit der Gottesmutter gegenüber und tat so, als hätte sie die Geste nicht gesehen. Stattdessen übte sie die geforderten Begrüßungen lieber vor der leeren Luft in Vorgabe dort stehender besagter Unholde der Nacht, in der Reihenfolge der satanischen Hierarchie, die Maximinianus genannt hatte. Das Malkavianermädchen erinnerte sich eher an die elaborierten Zeremonien und salbenden Worte der fränkischen Höfe und erwartete, dass der Ventrue Genuas sie diesbezüglich korrigierte, was die Feinheiten betraf. Vielleicht würde ihm sogar unbehaglich werden, wie avangardistisch und stilgebend die fränkischen Lande inzwischen geworden waren und wie bäurisch die zurückgebliebenen Reste Italiens, die längst nicht mehr das Zentrum der politischen Welt.
Einzig, glaubte sie, mochte auch Maximinianus etwas Neues lernen, wie vertraute Neonaten der niederen Klans formlos mit einander umgingen, in dem sie ihm zeigte, wie in Arles sie mit einer Bekannten sich begrüßt hatte.
In Pantomime einer Umarmung und einem heftigen Klaps auf ein imaginäres Hinterteil rief sie: "Hey, alte Leprakebse! Alles gut? Ordentlich gepudert worden, du Metze?" Und schloss die Worte mit der Gaukelei eines wenig schwesterlichen fränkischen Kusses ab.
Für den Maximinianus eher zu beurteilenden Teil der Begrüßungsübung die Charisma+Etikette: rLqCXxMt1-101-101-101-101-101-101-10
1-10·1-10·1-10·1-10·1-10·1-10·1-10
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Post by Maximinianus on Dec 18, 2015 19:04:00 GMT
Nur die feinsinnigsten Anhänger der Ernsthaftigkeit konnten den humorvollen Anflug in den kastanienfarbenen Augen erkennen, als Angelique so tat als hätte sie ihn nicht gehört und mit der Luft zu schauspielern begann. Hier glitt sein Blick an ihr hinauf und hinunter, die Ohren spitzten sich und er veränderte mehrmals einige Schritte um sie herum um Stand, Haltung und Ausdruck besser wahrnehmen zu können.
Als sie geendet hatte und ohne auch nur im kleinsten Detail auf ihre Begrüßung unter niederen Clans einzugehen, nickte er. Vielleicht hatte er etwas derartig groteskes erwartet. Oder befürchtet.
Erstaunlicherweise schien er auch die winzigste Nuance "fränkischer" kainitischer Etikette bereits zu kennen. Vielleicht reichten ja die müden 700 Jahre seit dem de facto Untergang Westroms nicht aus um eine abertausend Jahre alte Gesellschaft zu reformieren in der die Uralten bestimmten und Änderungen stets als "Fehler" nicht als "Neuheit" wahrnahmen.
"An Haltung, Körperspannung und Gestik lässt sich wenig aussetzen. Meine Glückwünsche an eure Erzeugerin. Jedoch bitte ich euch kainitische und sterbliche Etikette strikt zu trennen. Lasst das oh bleiben. Es klingt als würdet ihr euch über euren Gesprächspartner lustig machen wollen. Außerdem ist dies keine Geschichte über das alte Rom. Die korrekte Anrede - im schriftlichen - für einen Neugeborenen gleichen Status ist werter. Für diejenigen unter euch könnt ihr dies weglassen, wenn ihr ihnen deutlich machen wollt das ihr nicht zum Scherzen aufgelegt seid. Für die über euch benutzt ihr wohlwerter. Ancilla sprecht ihr mit verehrter, Ahnen mit sehr verehrter und Prinzen mit höchst verehrter an. Natürlich gibt es hier synonym genutzte Begriffe. Artikuliert sind die Regeln meist nicht ganz so exakt, aber wenn ihr auf Nummer sicher gehen wollt könnt ihr auch hier die schriftlichen Ausdrücke nutzen." Wie man genau feststellte wer über und wer unter einem stand, darauf schien er im Anschluss kommen zu wollen.
"Zur Begrüßung braucht ihr außerdem nicht euren kompletten Namen, samt Status, Clan und Linie nennen, nur zur ersten, persönlichen Vorstellung. Hier sind die Angaben jedoch Pflicht. Außer ihr traut eurem Gegenüber nicht, dann nennt ihr lediglich Name, Clan und Status."
Daraus folgernd blickte er sie ein weiteres mal an. "Nun stellt ihr euch mir vor. Und dann begrüßt ihr mich."
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Post by Angelique on Dec 19, 2015 8:32:58 GMT
Sie versuchtem seinen Erwartungen zu entsprechen und stellte sich in der geforderten Art vor und begrüßte ihn hernach. Wohlweislich nutzte sie "wohlwert" als Prädikat.
Charisma + Etikette
vcOKYzUV1-101-101-101-101-101-101-10 1-10·1-10·1-10·1-10·1-10·1-10·1-10
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Post by Maximinianus on Dec 19, 2015 18:39:58 GMT
Er beobachtete Sie weiter mir wachem Blick, nickte jedoch, als ob er sich ein gutes Bild hatte machen können.
"Zur Begrüßung reicht ein Nicken in der Regel aus, solange es sich um statusgleiche handelt. Auch überhaupt keine Geste oder nonverbale Begrüßung ist akzeptabel, wenn auch nicht unbedingt freundlich. Eine einfache Verneigung ist einem Ancilla angemessen, in der Tiefe je nach dem eigenen Stand und dem des Ancillas variierend. Begrüßt ihr einen Ahnen verneigt ihr euch tief, auch ein Knie auf dem Boden kann unter bestimmten Umständen nicht schaden. Vor Prinzen setzt ihr mindestens ein Knie auf den Boden, sollte der Prinz Ancilla sein. Ist er Ahn dann beide, ist er mächtig, dann legt ihr das Kinn auf die Brust und zeigt ihm den Nacken."
"Zur Vorstellung ist es üblich, wenn auch nicht in jedem Falle notwendig die eben geschilderte Form in der jeweils darüber liegenden Variante zu wählen. Wenn ihr also einen statusgleichen trefft reicht euer mögliches Spektrum von deutlichem Zunicken bis leichter Verneigung."
Er warf ihr einen tonlosen Blick zu. Anscheinend schien er einen Moment über etwas nachzudenken. Knapp nickte er dann, als ob er bereits genug gesehen hatte. Falls sie jemals einen Hauslehrer hatte: ein ähnliches Gefühl wie damals mochte sie beschleichen - immer dann wenn es Hausaufgaben gab.
"Der Rang einer Person, nach dem ihr ihn behandelt ermittelt sich aus einer Reihe Faktoren die ich euch gleich nennen werde. Zuerst sei jedoch etwas über den Zweck der Etikette gesagt: sie schützt uns. Sie bewahrt uns davor jedes Mal wenn wir auf einen der unseren Treffen ein Blutbad anzurichten. Sie setzt Normen innerhalb deren man sich bewegen kann und zeigt anderen damit seine Absichten. Bei all den Sprachen, Wegen, Linien, sterblichen Hintergründen und Bündnissen sonst ein beinahe unmögliches Unterfangen. Nicht umsonst ist die das einzige überhaupt existierende Konstrukt auf das sich alle dreizehn großen Clans jemals einigen konnten. Weil sie es ist die überhaupt Gespräche, Bündnisse und eine kainitische Gesellschaft erlaubt. Ohne sie wären wir alle nur einsame Raubtiere die ihr Revier verteidigen. Und ich versichere euch: auch die Ahnen und Ancilla die keinen Deut auf die Etikette geben, reagieren enorm ungehalten darauf wenn ihr sie mittels der Etikette verspottet. Sie verstehen die Sprache, auch wenn sie sich dazu entschieden haben sie nicht zu sprechen."
Kurz traf sie ein fragender Blick ob sie zu diesem Komplex fragen hätte, dann fuhr er auch schon fort: "Nennt mir bitte die euch bekannten Faktoren die den Rang eines Kainiten beeinflussen."
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Post by Angelique on Dec 20, 2015 14:29:06 GMT
Nun, sie gab sich Mühe, die verwirrenden und elaborierten Nuancen des Status wiederzugeben, die an Höfen des Nordens, insbesondere Arles gepflegt wurden. Aber dort waren es die Toreador, die den Feinschliff und die Myriaden Nuancen festlegten, während die Avantgarde der neuen Generation an Ventrue ein Haufen germanischer Schlächter waren, die von den Troreador erst einmal mühevoll zu sozialen Müßiggängern umerzogen werden mussten. Nichts war dort von den alten römischen Traditionen übrig geblieben, denen Maximinianus nacheiferte. selbst der Prinzeps von Paris wandte sich begierig auf Neues den Regeln zu, die die alten Rosen erfanden, oder besser noch aus Kirche und Staat kopierten. Sie wusste schon, als sie begann, dass ein sehr,s ehr langer Redefluß der Korrektur folgen würde. Würde auch dies als Märtyrium vor dem Herrn zählen?
Int + Politik Schwierigkeit 8 ZlUstZ6g1-101-10 1-10·1-10
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Post by Maximinianus on Dec 23, 2015 22:07:49 GMT
In der Tat schien es so als ob der Ventrue eher nach einer einmal auswendig gelernten Anleitung vorging und nicht - wie etwa ihre Cousins unter den Toreador, von denen viele die Etikette lebten.
Mit der stoischen Hartnäckigkeit der Ventrue hatte sich Maximinianus das Feld zu eigen gemacht, auch wenn er hier und da durchaus symphatische, persönliche, Nuancen sein eigen nannte. Wie jeder Ventrue hatte er jedoch die eisenharte Schule seines Clans überlebt - die selbst aus dem rohesten Schlächter einen König machte der dem Clan keine Schande machte.
Der dunkle Priester jedoch, schien entweder viel von den Rosen gelernt zu haben oder die Antwort der Könige auf die höfischen Intrigen dieser zu sein. Selbst die feinen Korrekturen - auch die der fränkischen Höfe - waren ihm offenbar geläufig. Lediglich das was die niederen Clans als Etikette betrachteten schien ihm gelegentlich nur am Rande bekannt zu sein.
Wie Angelique befürchtete hatte setzte er, nachdem sie ihre Fähigkeiten demonstriert hatte zu einer Erläuterung an. Als ob er aus einem heiligen Buch zitieren würde. "Den Rang eines Kainiten zu ermitteln ist eine Wissenschaft für sich. Sie hängt von erstaunlich vielen Faktoren ab deren Wichtigkeit je nach Prinz variiert. Die Faktoren die man als allgemein anerkannt betrachten kann sind, in nach Wichtigkeit absteigender Reihenfolge: Status, Amt, hoher oder niederer Clan, Ahnenlinie, Status des Erzeugers solange dieser nicht vernichtet wurde, Alter, Clan des regierenden Prinzen und persönliche Errungenschaften und Macht. Daneben spielt es eine Rolle wo das Aufeinandertreffen stattfindet. Gastgeber und örtliche Lehen- oder Domäneninhaber genießen auf eigenem Territorium einen Rangbonus."
Als ob er die Erfahrung gemacht hätte das an dieser Stelle Fragen anfallen würden unterbrach er seine Erläuterung und blickte seinerseits Angelique mit ernstem, geduldigen Blick an
--- Edit: Alter und Macht hinzugefügt.
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Post by Angelique on Dec 23, 2015 22:49:45 GMT
Tatsächlich hatte Angelique Fragen. Sie vermied es, dem Ventrue in die Augen zu blicken. Nicht, weil sie Angst hatte, dass sein Blick sie bannen mochte, eher wusste sie, wie ihr eigener Blick die Fenster der Seele einschlagen konnte und wie ein Sturmwind in das fragile Oberstübchen dahinter fahren konnte, um es ordentlich durcheinander zu bringen. Ihre Fragen waren banal und gewichtig zugleich, fern von Genuas Belangen und sie doch irgendwie betreffend: "Wie halten es die Ventruehöfe in Al-Andalus und Tunis, wie im fernen Bagdad? Wie weichen die Regeln des Rangs dort von den hiesigen ab, waren sie doch einsmals gleich, als alles zu Roms Reich gehörte? Ich hörte von Klanen, die man nie gesehen hat und die doch zu den 13 der Gospel gehören:die mysteriösen Ravnos, die in Indien hausen sollen und die Kinder des Lehrers aus der Levante, die für die dunklen Sultane der Ventrue Mordaufträge ausführen. Welchen Rang hätten diese Heiden denn?"
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Post by Maximinianus on Dec 23, 2015 23:58:51 GMT
Er lauschte den Fragen einige Momente schweigsam, dann nickte er leicht. Als ob er signalisieren wollte das die Frage ihre Berechtigung hatte.
"Nun zuerst sei angemerkt das die Etikette weitaus älter ist als das römische Reich. Und das sie vor den Römern und auch nach ihnen beinahe identisch praktiziert wird. Ganz gleich ob ihr euch in England oder Bagdad befinden mögt. Die Etikette hatte vor zweitausend Jahren ihre Gültigkeit und wird sie in zweitausend Jahren noch besitzen. Erst vor wenigen Jahren lernte ich, hier in Genua, einen Banu Haqim kennen. Einer jenen Clans auf die ihr euch vermutlich bezieht. Seine Benehmen war tadellos. Und obwohl ich mehrfach mit ihm sprach fiel mir, trotz seiner weit entfernten Herkunft, nicht ein einziger Punkt der von ihm vorgezeigten Etikette auf der sich von den meinen, oder den eben von euch erläuterten Spezialitäten des Hofes von Arles unterschieden hätte. Im Gegenteil. Ungarn, Franken, Römer, Griechen, Sarazenen, Italiener, Sachsen, Nordmänner. Sie alle nutzen die gleichen Regeln. An einem Hof legt man mehr Wert darauf, an anderen weniger, aber unterschiedliche Regelwerke? Davon hätte ich gehört. Wo sich die sterbliche Welt rasant verändert, Reiche aufsteigen und untergehen, Völker aufblühen oder aussterben, da stehen wir nur atemlos da und zelebrieren unseren ganz eigenen Tanz. Von den Sterblichen nehmen wir gelegentlich Notiz, haben aber abgeschlossen mit dem Leben. Die Welt der Sethskinder und die der Kainskinder. Das sind zwei völlig unterschiedliche, sich an wenigen Punkten überlappende Welten."
Was eure anderen Fragen angeht: "Die Ravnos und auch die Assamiten waren hier bereits zu Gast. Die Jünger des Seths noch nicht, aber es würde mich nicht wundern wenn sie es den anderen beiden exotischen Linien gleich täten. Alle drei gehören zu den niederen Clans, wenn es auch in ihren Heimatländern anders aussehen mag. Ihr Rang wäre daher nach dem selben Schemata durchzuführen wie eben erwähnt - je nachdem wo man sich befindet und ob man es sich leisten kann sie zu kränken. Am Hofe eines Banu Haqims würde ich an eurer Stelle lieber auf Nummer sicher gehen und höflich bleiben, statt auf euren Status zu pochen."
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Post by Angelique on Dec 24, 2015 12:42:05 GMT
"Nun, ja, mein Status als Niederer Klan gilt nirgendwo viel - vielleicht damals am Hofe Allvater Kains, der Malkav ebenso um Rat fragte wie den dreiäugigen Saulot. Aber die Zeiten sind vorbei und Klan Ventrue und Klan Lasombra herrschen jetzt in den zivilisierten Landen. Von diesen Jüngern Sets habe ich schon gehört. Die gnostischen Anhänger der Maria Magdalena, die in Marseilles auch Isis genannt wird, sprechen von Ophiten, denen die Schlange des Paradieses als heilig gilt. Sehr interessante Weltsicht. Darf ich fragen, welche Lesart des Glaubens Ihr vertretet, da Ihr die Insignien der Priesterschaft anlegt?"
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Post by Maximinianus on Jan 1, 2016 16:56:10 GMT
Er nickte bestätigend, als ob sie mit ihren Aussagen bezüglich der Setiten und der niederen Clans mit den ihm geläufigen Informationen übereinstimmte. Als sie jedoch das Thema in Richtung des Glaubens drehte richtete sich sein Körper noch weiter auf, als ob er zuvor in locker gestanden hätte und nun nicht mehr - obwohl er auch schon zuvor etwas steif wirkte.
"Ich folge den Lehren des via regalis, falls ihr das meint. Wenn ihr allerdings auf die Kutte die ich trage anspielt... sie ist eine, wenn auch sehr gewohnte, Maske. Ich wurde in der lateinischen Lehre erzogen. Von vatikanischen Loyalisten, denen ihr sicher interessantere Namen geben würdet. Ich habe jedoch erkannt, dass vieles von dem was den Sterblichen gelehrt wird, der Realität hinter der Stille widerspricht. Versteht mich nicht falsch, ich weiß besser als die meisten das Gott existiert und das viel der Geschichte um Kain und Abel der Wahrheit entspricht. Ich habe jedoch viele Versionen dieser Geschichte gehört. Und jede hat irgendwo Stellen die meiner Erfahrung widersprechen. Vielleicht könnte man sagen das ich noch auf der Suche nach der Wahrheit bin." ein auffordernder Blick glitt zu ihr hinüber.
"Eurem Blute entspringen große Einsichten. Gerne würde ich bei meiner Suche nach der Wahrheit auf diese zurückgreifen dürfen." die Betonung ließ darauf schließen das es sich hierbei mehr um eine Frage als um eine Äußerung handelte. Auch sein folgender Blick unterstrich dies.
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Post by Angelique on Jan 1, 2016 17:22:45 GMT
Angelique zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Wahrheit ist ein so dehnbarer Begriff. Nur GOtt allein mag alles überschauen. Wir, Sterbliche wie Unsterbliche, sind nur Teil einer unperfekten Welt mit unperfekten Sichtweisen. Und ich habe nur die Weisheit weiterzugeben, die mir lebende wie tote Weise überliefert habe: Wie kann ein perfektes Wesen etwas so Mangelhaftes wie die materiellle Welt geschaffen haben und es für gut geheissen haben? Wie den erbärmlich irrenden, schwachen Menschen in seinem Abbild geschaffen haben, wenn er nicht selbst unperfekt ist? Die Antwort scheint furchtbar einfach: Der Schöpfer der Welt ist nicht GOtt, sondern etwas anderes und hat die Welt GOtt zum Trotze geschaffen." Angelique runzelte nachdenklich die Stirn. "Nein, tatsächlich wollte ich erfahren, welchem Orden Ihr vorgebt anzugehören und welche Rolle Ihr darin spielt."
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Post by Maximinianus on Jan 2, 2016 13:34:21 GMT
Maximinianus neigte leicht den Kopf zur Seite, als ob er sie abschätzend anblickte, dann erwiderte er kurz: "Gott hat die Menschen aus dem Paradies verbannt, der perfekten Welt, um euer Vokabular aufzugreifen. Er hat sie verbannt weil sie sich haben vom Teufel verführen lassen. Und da der Teufel in diese perfekte Welt die Lüge mitbrachte - die es dort vorher nicht gab - und diese benutzte um sie zu verführen, hatten sie auch gar keine andere Wahl als darauf hereinzufallen. Der Teufel hat also die Perfektion Gottes Schöpfung gegen sich selbst verwandt - und sie so zerstört. Ihr wisst sicher das es erheblich einfacher ist etwas perfektes zu zerstören als es zu schaffen. Als Gott dann Adam, Eva und die Schlange bestrafte und aus dem Paradies verbannte war die Perfektion also bereits dahin. Es war also ein perfektes Kartenhaus in das der Teufel eine neue Karte steckte - und es damit zum Einsturz brachte, falls ihr mir diese Analogie gestattet. Die Welt war perfekt. Der Teufel hat sie nur verdorben." kurz überlegte er noch einmal, dann nickte er. "So in etwa würde es dieses Gewand und das was die Menschen darauf projizieren beantworten. Ich selbst halte diesen Teil zumindest für plausibel. Immerhin würde sie mit Gottes Vorgehensweise beim Kainsfluch übereinstimmen. Eure These das etwas Böses die Welt erschaffen hat, halte ich dafür für fragwürdig. Es würde bedeuten das alles auf der Welt Böse sein müsste - da das Böse nichts Gutes erschafft. Und explizit dies wurde mir bereits widerlegt. Zumal ich einfachen Lösungen nicht traue. Es wäre mir noch keine begegnet die nicht etwas essentielles übersehen hätte." er schüttelte, ein wenig Bedauernd, den Kopf und blickte dann an sich herunter.
"Orden? Nun ein Benediktiner bin ich nicht. Auch wenn ich lange deren Robe getragen habe. Wie ihr seht gebe ich mich als einfacher Priester." die Frage selbst schien ihn ein wenig zu verwirren.
"Mich interessieren jedoch eure Worte von eben: das die Welt von etwas Bösem zu Gottes Trotz erschaffen wurde. Ich habe diese These schon einmal gehört. Von den Katharern. Folgt ihr diesen Lehren?" er klang dabei keinesfalls - wie er wegen seiner Kutte vielleicht hätte klingen sollen - beunruhigt. Mehr milde interessiert.
----- Geistesschärfe + Theologie: loH6IzIN8d10 8d10
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