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Post by Benedetto on Mar 30, 2015 21:17:23 GMT
"Oh nein, man kann den Alterungsprozess natürlich fortschreiten lassen und gleichzeitig den Ghul Selbstbeherrschung lehren, indem man ihm das Blut in etwas zu langen Abständen gibt..." Er rieb sich das fette Kinn. "Rein hypothetisch natürlich. Was meinen Lieferanten angeht, so möchte ich seinen Namen nicht nennen und würde euch auch bitten, nicht davon zu anderen zu sprechen. Ich wollte euch nur die Möglichkeit offen halten, falls ihr einmal in entsprechende Not geratet."
Benedetto verschränkte die Arme und blickte Pietro an. "Ich werde eure Intelligenz nicht beleidigen, indem ich vorschlage, dass ihr euch noch einige weitere Blutsdiener anschafft. Nur... hättet ihr Arduincini mit List zum Ghul gemacht, so wäre euer Einstieg dort gar nicht vonnöten gewesen. Ihr hättet den Reichtum auch so erhalten. Es sei denn natürlich, ihr tut es für den Nervenkitzel..." Benedetto seufzte. "Ich weiß, wie schwer es ist, sich lebendig zu fühlen, aber sollte dies der Grund sein, so bedenkt die Risiken."
Er kniff ein Auge zusammen. "Eure... jugendhafte Conditio ist nun einmal ein Nachteil, trotz der Kraft unseres Blutes. Ihr werdet sie eines Tages mehr als kompensieren können. Nur müsst ihr es bis dahin schaffen." Der Mönch machte eine abschließende Geste mit der Hand. "Aber nun wahrlich genug davon." Seine Tonlage veränderte sich nur unmerklich, als er fortfuhr. "Sagt, Alerio, könntet ihr euch ein Leben als Diener Gottes vorstellen?" Benedetto blickte den jungen Lasombra nachdenklich an.
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Post by Alerio on Mar 30, 2015 22:33:00 GMT
Alerio schaute nachdenklich zu Pietro hinüber und überlegte ob dieser tatsächlich beherrschter sein würde, wenn er ihm weniger oft Blut geben würde. Doch irgendwie bezweifelte er das. Doch die Möglichkeit einen Ghul bewusst altern zu lassen, behielt er im Hinterkopf. Zu der folgenden Anmerkung nickt er nur und lies es unkommentiert. Jeder hatte seine Geheimnisse und weitere Fragen hätten an Benedettos Haltung nichts geändert.
Alerio schaute nun etwas ungehalten ob der steten Belehrung des Kappadozianiers "Ich bin mir durchaus bewusst, welche Vorteile ein Blutsdiener einem bringt. Doch viel leichter gelangt man an diese auch nicht." Zum Grund seines Einbruchs sagte er nichts. Auch Benedetto musste nicht alles wissen.
"Auch dessen bin ich mir bewusst und ich komme mit meinem eigenen Körper ganz gut klar." Natürlich hatte es auch Momente in seinem untoten Leben gegeben an denen er seinen Erzeuger verflucht hatte, doch eigentlich war er dankbar, nicht tot und stattdessen ein Nachkomme Kains zu sein.
Auf Benedettos letzter Frage hin riss er daher überrascht die Augen auf und hätte beinahe los gelacht. "Wirklich? Das fragt ihr mich?" "Oh ich zweifel nicht daran, dass er existiert, da es ja auch uns gibt, aber niemals würde ich ihm dienen." Er schnaubte verächtlich "Abgesehen davon, dass er uns hasst und sich selbst für die Menschen nicht zu interessieren scheint, diene ich rein niemanden."
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Post by Benedetto on Mar 30, 2015 23:20:12 GMT
Benedetto runzelte die Stirn. "Es ist die Jugend, die aus euch spricht, Alerio. Seid froh, dass ich es bin, der hier mit euch redet. Andere würden solche Worte bis zur Prinzessin tragen. Und ich wage zu behaupten, dass sie euch wiedersprechen würde." Er verschränkte die Arme. "Wir alle dienen Gott, das ist der Zweck unserer Existenz. Ich gebe zu, es ist oft schwer, Gottes Willen zu erkennen. Aber ich glaube, dass er die Menschen liebt. Ja, vielleicht sogar, dass auch wir seine Vergebung erlangen können."
Der dicke Mönch legte den Kopf schief. "Ihr seid ein kluger... Mann, Alerio. Ein heller Kopf. Ihr wärt ein hervorragender Novize und obgleich eure unveränderliche Gestalt euch von höheren Rängen abhielte, glaube ich, dass ihr viel erreichen könntet. Dass wir viel erreichen könnten. Die Kirche hat ganz andere Möglichkeiten, sich um Menschen zu kümmern." Er blickte Alerio unverwegt an. "Statt nur einigen wenigen Straßenkindern vielleicht gar denen in der ganzen Stadt."
Die Hände auf den Rücken gelegt, nickte er nachdenklich. "Gott interessiert sich sehr für die Menschen, aber einander helfen müssen wir aus dem freien Willen heraus, den er uns gab. Mit all unseren Möglichkeiten."
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Post by Alerio on Mar 31, 2015 0:22:19 GMT
Alerio nickte zustimmend. "Ihr habt Recht, doch bei der Prinzessin ist es ein Umstand mit dem ich leben kann, da sie mich das tun lässt, was ich will und ich mit ihren Bedingungen einverstanden bin. Ich habe kein Interesse daran ihr oder ihrer Domäne zu schaden und es interessiert mich auch allgemein nicht, wer auf dem Thron sitzt, solange es mich nicht einschränkt." "Doch ich habe keinerlei Interesse daran Gott zu dienen und inwieweit sollte es den Kindern helfen, wenn ich Novize wäre? Was könnte ich in solch einer Position schon tun?"
"Und wenn die Kirche ach so gütig ist in ihrer Hilfsbereitschaft, warum geht es dann so vielen hier noch schlecht?" fragte er ächtlich. Schon als Mensch hatte er sich die Predigten der Priester und Mönche anhören müssen, ohne dass sie etwas bewirkt hätten. Er hatte kein Vertrauen in Gott und dessen Dienern.
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Post by Benedetto on Mar 31, 2015 9:24:37 GMT
"Und was würdet ihr tun, wenn ihr mit den Bedingungen nicht einverstanden wärt? Was tut ihr, wenn sie ein Edikt erlässt, dass euch nicht gefällt? Wollt ihr dann einfach weiterziehen? Nein, Alerio, es liegt in der Natur unseres Fluches dass es immer einen gibt, dem wir dienen..." Er lächelte traurig. "Es sei denn natürlich, ihr wolltet euch selbst zum Prinz aufschwingen. Aber selbst dann ist man nicht frei, vermute ich. Ich für meinen Teil wähle einfach sehr sorgfältig diejenigen aus, denen ich diene."
Benedetto blickte an Alerio vorbei, die Straße hinunter. "Der Grund für das Elend sind die Ungläubigen, die die Stadt zerstört haben. Die Kirche kann viel erreichen, aber sie ist nicht allmächtig. Das ist nur Gott - und er hat uns, wie gesagt, den freien Willen geschenkt, damit wir unsere eigenen Entscheidungen treffen." Er rieb sich das Kinn. "Aber natürlich hängt es auch sehr davon ab, wo man ansetzt. Ich bin der Ansicht, dass Kinder die Zukunft bedeuten und ihr Wohl über alles gehen sollte."
Das blasse Gesicht wandte sich wieder Alerio zu. "Man könnte die Kirchenoberen dazu überreden, einen Schlafplatz und eine warme Mahlzeit für die Kinder bereitzustellen. Die Klügsten von ihnen könnten ins Kloster aufgenommen werden, andere vielleicht an Eltern vermittelt, die ihren Nachwuchs bei dem Überfall verloren haben. Ansätze gibt es genug, aber niemanden, der sie verfolgt."
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Post by Alerio on Apr 2, 2015 11:04:46 GMT
Alerio zuckte mit den Schultern. "Wieso nicht? So wie wir alle von woanders her nach Genua kamen, können wir auch wieder gehen. Doch solch einen Fall gibt es ja bisher nicht, also werde ich mir Gedanken darüber machen, wenn es so weit ist." "An dem Titel des Prinzen habe ich kein Innteresse. Dafür wäre ich, glaub ich, nicht geeignet. Ich will nur, dass man mich in Ruhe lässt." "Bei der Prinzessin hattet ihr doch aber auch keine Wahl, außer wieder zu gehen. Wo unterscheidet sich eure sorgfältige Wahl also, in dieser Hinsicht, von meiner Bereitschaft zu bleiben, weil es mir passt?"
Bei der nächsten Antwort verzog sich sein Gesicht missmutig und als er sprach war Wut und Unverständnis heraus zu hören. "Wenn wir einen freien Willen haben und er will dass wir ihn benutzen, warum sollten wir ihm dann noch dienen? Warum sollten wir ihm dienen, wenn er uns im Stich lässt. Nein, ich unterwerfe mich niemanden, der sich einen Scheiß um sein Volk schert!"
Dann schüttelte er den Kopf und seufzte. "Wir werden in dieser Sache nicht auf einen grünen Zweig kommen, fürchte ich und ich möchte mich nicht mit euch streiten,mein Freund. Ihr könnt mich nicht bekehren. Natürlich kann man die Kirche auch nutzen ohne gläubig zu sein. Doch das überlasse ich lieber anderen. Ich möchte mit Kirchenangelegenheiten nichts zu tun haben. Ich schätze eure Ansicht über die Kinder und stimme dieser voll und ganz zu. Doch wir werden dafür wohl an unterschiedlichen Punkten arbeiten müssen."
Nun hatte er sich wieder etwas beruhigt und lächelte versöhnlich. "Wieso verfolgt ihr nicht diese Ansätze. Es ist eine gute Idee. Eine die auch ohne mich auskommt."
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Post by Benedetto on Apr 2, 2015 12:09:32 GMT
"Vielleicht werde ich das." Der Mönch lächelte freundlich. "Doch tue ich bereits jetzt schon meinen Teil, indem ich den Armen helfen. Ihr habt es ja selbst gesehen. Es gibt aber nur soviel, das ein Mann alleine erreichen kann. Aber zwei, die zusammenarbeiten? Sie schaffen mehr, als zwei Männer einzeln je erreichen könnten."
Er faltete die Hände. "Euer junger Zorn ist verständlich, Alerio. Vor allem, da bei unserer Art nie sicher ist, ob Gott uns trotz allem liebt - anders als bei den Sterblichen. Aber wir können hoffen. Ich für meinen Teil hoffe, dass ihr Gottes Güte irgendwann erfahrt und erkennt. Wir haben alle Zeit der Welt und mein Angebot bleibt bestehen."
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Post by Alerio on Apr 3, 2015 20:21:20 GMT
"Damit habt ihr durchaus recht. Doch wie gesagt muss ich ablehnen." "Vielleicht...vielleicht in vielen Jahren, ändere ich meine Meinung ja." sagte Alerio und lächelte verschmitzt, die Aussicht war nicht sehr wahrscheinlich.
"Nun, für meinen Geschmack, waren das jetzt genug aufregende Gespräche für diese Nacht. Ich würde mich dann verabschieden" sagte er und sprang von dem Stapel Kisten. "Trotz allem würde ich es begrüßen, wenn wir in der Sache der Armen und Kinder zusammenarbeiten würden. Solltet ihr also irgendetwas benötigen, zögert nicht zu fragen." Daraufhin zog er sich wieder die Kapuze auf den Kopf und neigte leicht den Kopf "Eine angenehme Nacht. Man sieht sich sicher bald wieder."
Pietro, der noch immer Stand, wo er sich zu Anfang des Gesprächs hingestellt hatte, verbeugte sich zum Abschied vor dem Kainskind. "Habt nochmals Dank, werter Herr Benedetto, und einen schöne Nacht noch." Danach wandten sich das kleine Kainskind und der größere Ghul um und verließen die Gasse.
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Post by Benedetto on Apr 3, 2015 20:32:53 GMT
Der Kappadozianer verbeugte sich ebenfalls. "Auch euch eine gute Nacht, junger Alerio. Und bleibt vorsichtig." Er beobachtete, wie die beiden in der Nacht verschwanden. Dann schüttelte er leicht den Kopf und kehrte seinerseits um, verließ die Gasse und die Stadt.
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