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Post by Benedetto on Jun 14, 2015 9:25:01 GMT
Vor Jahren war eine Absprache getroffen worden und der Kappadozianer Benedetto hatte sich daran gehalten. Wenn er auch keine Liebe für den Ventrue empfand, so hatte er sich doch zumindest aus der Politik der Stadt zurückgezogen und auch das Viertel Mascharana vermieden. Tatsächlich hatte Maximinianus den dicken Mönch kaum zu Gesicht bekommen.
Gelegentlich war er im Elysium aufgetaucht, kurz angebunden und offenbar nur, um Botschaften zu überbringen. Doch er hatte Maximinianus dabei stets den Respekt erwiesen, der einem höherrangigen zukam - auch wenn der Ventrue sehen konnte, dass es den Dicken schmerzte. Offenbar trauerte dieser noch immer dem Bischof hinterher.
Abgesehen davon hieß es, dass sich Benedetto wohl seinen Forschungen widmen würde und darauf sein ganzes Interesse verwenden würde. Burgus hätte nun eine Miliz, wohl als Reaktion auf die versuchte Entführung des Dorfvorstehers, die aber Maximinianus' Turmwachen nicht behinderte. Dem Gasthaus Basilisco sei es gut ergangen und es sei nun reichlich ausgestattet. Gelegentlich lasse der Wirt den Wachen sogar etwas Wein bringen, "für ihren wertvollen Dienst an der Sicherheit des Dorfes."
Doch nun wartete ein junger Mönch bei den Wachen des Elysiums. Diesen hatte er mitgeteilt, er habe eine Nachricht für Herrn Maximinianus und würde auf diesen warten. Jede Nacht stand er dort, geduldig sich die Zeit im leisen Gebet vertreibend, gelegentlich die Namen von Pflanzen vor sich hermurmelnd.
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Post by Maximinianus on Jun 15, 2015 12:42:32 GMT
Auch der Ventrue hatte sich an seine Seite des Abkommens gehalten und durchquerte zwar gelegentlich das Dorf Burgus, jedoch wohl ausschließlich um nach Genua selbst zu gelangen. Jedoch hatten auch diese Besuche an Zahl stark abgenommen. Die Lohnzahlung an die Türmer des Meeres schienen der einzige Kontakt zu bleiben in der seine Welt sich überhaupt mit der Benedettos berührte.
Und da der Ventrue allein auf pragmatischer Basis zu operieren schien, sich beide Seiten an das Abkommen hielten und es keine weiteren hässlichen Zwischenfälle gab, war es in der Tat das erste Mal seit langer Zeit das ein direkter Kontakt zwischen den beiden zustande kam.
Der wartende Mönch wartete zweieinhalb Wochen auf den Ventrue, bis dieser sich schon etwas nachdem die Nacht ihren Zenit überschritten hatte doch noch im Elysium einfand. Er nahm die Nachricht entgegen und nickte dem Mann zu.
"Komm morgen wieder. Dann gebe ich dir eine Antwort." offenbar schien er die Nachricht erst in Ruhe lesen zu wollen.
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Post by Benedetto on Jun 16, 2015 19:27:27 GMT
Der Mönch schüttelte den Kopf. Pergament war teuer - die Nachricht war mündlich. "Bruder Benedetto wünscht, euch an einem euch genehmen Tag in Burgus zu empfangen. Er gibt euch sein Wort auf sicheres Geleit. Wenn ihr wünscht, so kann das Treffen am Wachturm stattfinden." Er verneigte sich, offenbar erleichtert, endlich die Nachricht überbracht zu haben. Wenn Maximinianus dennoch das Angebot erwägen wollte, so würde der junge Mönch in der nächsten Nacht erneut am Elysium warten.
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Post by Maximinianus on Jun 16, 2015 22:43:09 GMT
Er musterte den Mönch kühl während er offenbar darüber nachdachte wann sein voller Terminkalender einen freien "Tag" hergeben würde. Dann nickte er "In Ordnung. Die Nacht auf den 24.te dieses Monats gegen Mitternacht wäre mir recht. Ich komme nach San Marcellino, falls ihm das passt. Falls nicht soll er eine Antwort nach San Sisto e Vittorio schicken." Er entließ den Diener mit einer kanppen Bewegung und blickte ihm noch einen Augenblick nach, bevor er sich ins Elysium begab.
------------ Acht Nächte später - die Nacht auf den 24.ten (und falls keine andere Nachricht bei ihm eintraf) ---------------
Maximinianus kam allein. Offenbar schien er sich auf das freie Geleit des Kappadozianers zu verlassen. Zum ersten Mal seit längerem trug er wieder die Kutte eines Benediktiners, welche in einem Kloster erheblich weniger aufsehen erregen sollte als das Gewand eines Priesters. Langsam schritt er den Weg zu der Priorei hinauf, besah sie zum ersten Mal selbst von näherem. Am Tor angekommen klopfte er ruhig aber bestimmt.
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Post by Benedetto on Jun 17, 2015 9:35:15 GMT
Noch bevor er die Hand zum Klopfen öffnen konnte, wurde das Portal aufgetan. Im Inneren erwarteten ihn zwei junge Mönche, die sich respektvoll verneigten. Den einen kannte er bereits. Es war der Überbringer der Botschaft. Der andere war hochgewachsen und von bleicher Hautfarbe. Sein Gesicht verriet Intelligenz und seine Stimme war ruhig und besonnen. "Seid willkommen in San Marcellino, Herr."
Maximinianus konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich hinter dieser ruhigen Fassade eine ganze Reihe von Emotionen verbarg. Der Mönch fixierte den Ventrue für eine Sekunde zu lang, bevor er eine einladende Handbewegung machte. "Bitte, hier entlang. Bruder Benedetto erwartet euch bereits."
Der Weg führte durch einige Gänge und den Kreuzgang der Priorei, bevor sie schließlich an einer hölzernen Tür angelangten. Der Mönch, der Maximinianus angesprochen hatte, klopfte mit geballter Faust daran, während er den Ventrue erneut anblickte, die Kiefer aufeinandergebissen. Dann öffnete er die Tür. "Bitte, tretet ein." Maximinianus konnte, während er den Raum betrat, noch aus den Augenwinkeln sehen, wie der andere Mönch dem Sprecher eine Hand auf die Schulter legte, beruhigend. Dann schloss sich die Tür hinter ihm.
Drinnen saß Benedetto an einem Schreibpult, einen Pinsel in der Hand, auf dem rote Farbe im Kerzenlicht schimmerte. Er blickte auf, legte sorgsam den Pinsel ab, verschloss die Farbe und erhob sich mühsam. Dann wackelte er auf den Ventrue zu, verneigte sich angemessen tief und leckte sich die Lippen. "Maximinianus. Es ist gut, dass ihr Zeit für einen Besuch gefunden habt. Bitte, setzt euch." Er wies auf einen schlichten Tisch mit schlichten Holzstühlen in der Ecke des Scriptoriums, welches ansonsten mit Schreibpulten gefüllt war.
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Post by Maximinianus on Jun 17, 2015 10:04:18 GMT
Ob der Ventrue in Ordenskleidung den zu langen Blick des Dieners bemerkte oder nicht ließ sich schwer sagen. Auf die Begrüßung hin nickte er lediglich knapp, artikulierte sich jedoch nicht weiter. Stattdessen folgte er dem Diener mit präzise gesetzten Schritten und warf Blicke nach rechts und nach links. Immerhin war er in all den Jahren noch nie hier gewesen. Obwohl man die Priorei vom benachbarten Kloster aus sehen konnte.
Als er zu Benedetto geführte und die Tür hinter ihm geschlossen wurde nickte er dem Kappadozianer höflich zu "Ich danke für die Einladung." dabei ließ er den Blick kurz durch den Raum schweifen, als ob er selbst viel Zeit in Scriptorien verbringen würde und nun nach Unterschieden oder sinnvollen Ergänzungen suche. Nichtsdestotrotz kam er der Bitte Benedettos nach und setzte sich auf den dargebotenen Stuhl.
Er hatte sich in den Jahren seit der Versammlung kaum verändert, so schien es. Der gleiche Habitus, die gleiche Minimalmimik. Ja die Robe ließ ihn sogar noch deutlicher an jede Nacht vor dem Bischof erinnern als er das bei ihrem letzten Wiedersehen, auf der Versammlung, getan hatte. Trotzdem wirkte er weniger feindselig als in ihren letzten Gesprächen. Was wohl entweder die beidseitige Abkommenseinhaltung oder die Zeit zu verantworten hatte.
Abwartend, ja beinahe neugierig, musterte er den Kappadozianer vor sich. Interessiert was dieser zu sagen habe.
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Post by Benedetto on Jun 17, 2015 12:04:29 GMT
Der Dicke setzte sich ihm gegenüber und faltete die Hände auf dem Tisch. "Wir beide wissen wo wir stehen, darum will ich zur Sache kommen, in höflicher Weise, versteht sich." Sein Gesicht verriet keine Erregung, ebenfalls ein Unterschied zu ihren letzten Gesprächen, aber in seiner Stimme war die Anspannung zu hören, die dieses Treffen verursachte. "Ich kann nicht über eure vergangenen Taten hinwegsehen, aber ich muss euch dafür Respekt zollen, dass ihr euch an unsere Abmachung gehalten habt."
Der Blick des Ventrue über die Schreibstube unterhüllte währenddessen wenig Besonderheiten. Es war keine große Schreibstube, den Bedürfnissen des Klosters und der Philosophie des Prior Ercole angemessen. Maximinianus wusste, dass der alte Mann mittlerweile verstorben und ein gewisser Albanus an seine Stelle getreten war, doch offenbar setzte dieser den Verzicht auf unnötigen Luxus fort.
Benedetto fuhr fort. "Ich denke jedoch, dass es mittlerweile dringend Zeit ist, dass ihr den Teil eurer Abmachung erfüllt, in dem der Leiter dieses Klosters in den Bischofsrat erhoben wird. Ihr werdet zustimmen, dass lange genug gewartet habe. Solltet ihr Hilfe bei der Einhaltung der Abmachung benötigen, so will ich euch gerne im Rahmen der mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten unterstützen."
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Post by Maximinianus on Jun 17, 2015 15:24:34 GMT
Der sich nun auf Benedetto konzentrierende Blick musterte ihn abschätzend. "Ich kann eure Worte nur an euch zurückgeben. Die letzten Jahre waren doch geradezu erholsam im Vergleich zu den vorherigen. Ich bin froh das wir damals zu dieser Einigung gekommen sind. Ich habe auf dem Hinweg hierher gesehen das es auch Burgus nicht unbedingt schlecht bekommen ist. Ich kann das respektieren." er nickte dem Kappadozianer zu. So freundlich war er wohl noch nie mit dem anderen umgesprungen.
"Was euer Ratsmitglied angeht stimme ich euch zu. Es ist tatsächlich überfällig. Leider hat der Interimsbischof von solchen dauerhaften Ernennungen abgesehen, wohl um dem zukünftigen Bischof größeren Spielraum einzuräumen. Kein unbedingt dummer Schachzug wenn er man sich keine Feinde machen möchte, nur leider äußerst hinderlich was unser Abkommen angeht." kurz hielt er inne "...zumal ich nicht unbedingt der beliebteste Gast im Kastell bin wie ihr euch vorstellen könnt. Ich habe jedoch einige Dinge diesbezüglich angestossen. Und so meine Informanten nicht völlig daneben liegen ist die Wahl für den neuen Bischof Genuas bereits getroffen, nur noch nicht verkündet. Sobald dieser hier eingetroffen ist wird diese personelle Entscheidung unter seinen ersten sein." beinahe schien es so als ob er mit so einem Grund des Treffens gerechnet habe.
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Post by Benedetto on Jun 17, 2015 21:16:13 GMT
Benedetto runzelte die Stirn. "Der Sitz im Bischofsrat ist für mich nicht nur eine Absicherung. Ich benötige ihn aus einem ganz konkreten Grund: Ich will Zugang zu den bischöflichen Archiven haben. Ich hätte ihn schon vor Jahren haben sollen." Er dachte nach. "Nun, offenbar ist euer Einfluss geringer, als ich gedacht habe. Aber ich habe einen Vorschlag, der uns beide zufriedenstellen könnte: Ihr verschafft mir über eure Mitglieder im bischöflichen Rat den Zugang zu den Archiven - ich bin in den Gelehrtenkreisen kein Unbekannter, es sollte also nicht zu schwierig sein - und ich akzeptiere dafür, dass ich auf mein Ratsmitglied noch länger warten muss."
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Post by Maximinianus on Jun 17, 2015 22:02:33 GMT
Er überlegte einen Moment über diese Option und nickte dann kurz "Ich denke das sollte sich machen lassen." ohne weitere Diskussion schien er damit einverstanden zu sein. Über den Kommentar wie weit sein Einfluß reiche oder nicht ging er geflissentlich hinweg.
Dann warf er einen schweifenden Blick durch den Raum. "Ihr seid darüber hinaus nicht zufällig an einem Austausch von Wissen interessiert? Wo die letzte Vereinbarung bereits so vielversprechend verläuft?" die Stimme war das einzige an ihm das verriet das der Vorschlag durchaus ernst gemeint war, er jedoch nicht recht an ein Interesse des Kappadozianers glauben wollte.
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Post by Benedetto on Jun 18, 2015 6:11:35 GMT
Benedetto hob die Augenbraue und starrte Maximinianus an. Sein Gesicht war so ruhig wie das eines Toten. Und wohl nur der Ventrue, der ihre lange und konfliktreiche Geschichte zur Gänze kannte, konnte das volle Ausmaß der Gefühle erachten, mit denen der Kappadozianer gerade kämpfte. Schließlich presste dieser die Lippen zusammen und stieß die Frage aus: "Welche Art von Wissen?"
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Post by Maximinianus on Jun 19, 2015 8:57:27 GMT
Er betrachtete den Kappadozianer abschätzend während dieser mit sich selbst kämpfte. Nickte dann leicht als dieser zumindest nachfragte.
"Ich benötige detaillierte Informationen über einen bestimmten, kainitischen Zustand. Falls ihr mir diesbezüglich weiterhelfen könnt, wäre ich bereit euch bei eurer Suche nach Wissen weiterzuhelfen. Ich habe Freunde mit Zugriff auf vielen Bibliotheken, auch außerhalb Genuas. Dort befindet sich sicherlich die ein oder andere Schrift die euch interessieren könnte. Außerdem würde ich eure Informationen als die euren benennen. So ist es möglich das meine Geschäftspartner euch als ernstzunehmenden Gelehrten wahrnehmen."
Noch immer ruhte sein Blick auf dem Kappadozianer. Es wirkte dabei nicht so als würde er weitere Informationen über welchen Zustand es sich handelte oder wer seine Geschäftspartner seien, herausrücken zu wollen ehe der Kappadozianer nicht zugesagt hatte.
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Post by Benedetto on Jun 19, 2015 9:19:33 GMT
Benedetto runzelte die Stirn. "Ich will ein guter Gastgeber sein. Daher nehme ich an, dass ihr mich nicht beleidigen wollt, wenn ihr mit solchen Vorschlägen kommt. Obgleich ich zugeben muss, dass es mir schwer fällt." Er trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. "Was ich diesem unglaublich vagen Angebot entnehmen kann ist, dass ihr Wissen über die Conditio Cainiti von mir wünscht, von dem ich nicht weiß, zu welchem Zwecke ihr es verwenden wollt?"
Die Finger trommelten schneller. "Und als Austausch bietet ihr mir Kontakt zu ominösen Freunden mit ominösen Bibliotheken, in denen sich vielleicht Schriften verbergen, die mich interessieren könnten? Das allein, werter Maximinianus, wäre schon genug, um sehr skeptisch zu sein." Die Finger trommelten nicht mehr, die Hand war nun eine Faust.
"Aber darüber hinaus impliziert ihr, dass eure... Partner mich als Gelehrten ernstnehmen werden, weil ihr vermittelt?" Die blassen Augen musterten den Ventrue kühl. "Ich brauche nicht deren Anerkennung. Und ganz sicherlich werde ich nicht keinen guten Ruf erlangen, wenn ich zulasse, dass ein Mö..." er brach ab und presste die Lippen kurz zusammen. Etwas ruhiger fuhr er fort. "...dass ihr mein Wissen unkontrolliert an weiß Gott wen verteilt."
Langsam faltete er die Hände. "Ihr missversteht noch immer, warum ich tue was ich tue. Trotz allem, was wir gemeinsam erlebt haben. Ich kann euch nicht helfen."
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Post by Maximinianus on Jun 19, 2015 9:54:59 GMT
Er betrachtete seinen Gegenüber sehr genau während dieser sprach und auch als dieser geendet hatte hörte er nicht auf. Das Schweigen zog sich bis zu einer beinahe unangenehmen Länge.
Dann schüttelte er leicht den Kopf, als ob er zweifeln würde wie es Benedetto geschafft hätte sich heute Abend anzukleiden. Trotzdem schien er wenig Interesse daran zu haben sein Angebot zu begründen oder es zu verteidigen. An dem Kappadozianer waren seit jeher alle seiner Argumente abgeprallt.
"Gibt es sonst noch etwas das ihr besprechen wollt?" fragte er beinahe ein wenig gelangweilt.
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Post by Benedetto on Jun 19, 2015 10:15:31 GMT
Benedetto erhob sich schwerfällig und verneigte sich, respektvoll. "Nein, alles Wichtige wurde besprochen, scheint mir." Er ging zur Tür und öffnete diese. Der eine der beiden jungen Mönche - derjenige, der Maximinianus hereingeführt hatte - war verschwunden. Der andere, der ihm die Botschaft überbracht hatte, war noch dort und schaute Benedetto etwas betreteten an.
Benedetto seinerseits zog die Augenbrauen zusammen, drehte sich dann zu Maximinianus um und sprach in kontrolliertem Tonfall: "Bruder Marius wird euch zur Tür geleiten. Ich wünsche euch eine sichere Heimreise."
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