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Post by Brimir Böggvisson on Jul 2, 2015 15:55:40 GMT
Bis tief in die Nacht feierten die Sinti hier ihr Leben. Ausgelassen, fröhlich und exessiv. Der Duft verschiedener Kräuter lag in der Luft, angeregt von den kleinen Feuern an den Lagern. Musik und Tanz war zu hören. Und zwischen all den Fremden saß einer, der selbst unter ihnen fremd erschein. Lederhose und Stiefel hatte er an und einen Gürtel, der einige Taschen und eine Einhandaxt hielt. Der Oberkörper war frei und gut gebaut. Seine Augen funkelten im Licht des Feuers nur noch mehr, als das Bernstein es ohnehin tat. Seine Haare an den Seiten geschoren. Die Restlichen wurden gerade von einer der Frauen mit Holzperlen und Lederbändern verziert und zu einem neuen strammen Zopf geflochten. Eine weitere Dame saß auf dem Schoss des strammen Nordmannes in der Nähe eines kleineren Feuers. Sie fuhr ihm spielerisch durch den Bart. Und trotz der augenscheinlichen Sprachhürde, denn sie tauschen kein Wort miteinander aus, schienen sich alle zu amüsieren. Die drei wurden umkreist von zwei Sinti-Männern und drei weiteren Frauen. Die Alten und die Kinder waren bereits zu Bett gegangen.
Aus einer anderen Ecke in der Nähe kamen die lustreichen Schreie und das Gestöhne eines Pärchens, dass sich hinter einer gespannten Decke vergnügte. Die Decke schien dabei eher zur Anregung der Fantasie der Umherstehendenzu dienen, als zur Schaffung von Privatsfähre. Immer wieder wehte der Wind die Vorhänge ein Stück zur Seite und gab den Blick auf die Beiden beim Liebesspiel frei. Die Dame - scheinbar keine Sinti, sondern eine der Huren vom Hof der Wunder - kniete, während der Mann - ebenso fremd, wie der am Feuer, aber deutlich älter - hinter ihr war und inzwischen ziemlich erschöpft aufstöhnte. Es mochte wie ein Kampf der Beiden wirken, wer den anderen zuerst zur Erschöpfung brachte.
"Du er ikke i ferd med å gi opp , eller Grimsteinn? Vise henne hva en Njord er." 1.)
Der Nordmann gröhlte und feuerte seinen 'Kumpel' munter an. Und auch, wenn sie es nicht verstanden, so lachten die beiden Sinti-Männer auf, als wüssten sie genau, was gemeint ist.
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1.) "Du willst doch nicht etwa aufgeben, oder Grimsteinn? Zeig ihr, was ein Nordmann ist."
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Alis
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Post by Alis on Jul 11, 2015 17:54:44 GMT
"Leute, seht her, Carvasalilus der Unglaubliche lässt die schöne Carlotta vor euren Augen verschwinden!"
Von oben, aus den höheren Ästen des Baumes, der sich in der Mitte des Platzes erhob und um den herum Podeste für Tänzer, Sänger, Zauberer gebaut worden waren, konnte man sehr genau beobachten, wie die Magie von Carvasalilus dem Unglaublichen funktionierte - oder zumindest der Teil, der etwas mit einer Falltür in der Bühne zu tun hatte.
"Das ist doch auch von vorne völlig offensichtlich." Alis blickte zu der maskierten Gestalt neben ihr. Einer ihrer Verwandten hatte mit einigem Geschick und Fantasie Vogelfedern an die lederne Maske genäht, die ihr Gesicht bis auf die Augen verbarg. "Naja, der Rauch nicht, wenn du mich fragst. Ich habe keine Ahnung, wie er das gemacht hat. Erinner mich daran, ihn zu fragen." Alis nickte zustimmend, aber ihr Blick schweifte über einen Feuerschlucker, die Sänger, die sehr entschlossen gegen den Lärm ansagen, die Tänzerinnen, einen Quacksalber, der mit großer Geste auf seiner eigenen Bühne einen Zahn zog. Zum Entsetzen und Vergnügen des Publikums. Die Sinti, die an ihren Feuern ihr Leben feierten. Einen unter den Sinti sehr fremdartig aussehenden Mann mit einem Zopf, der gerade von einer der ihren neu geflochten wurde.
Sie fühlte sich in die Seite gestupst. Offenbar hatte sie ihn nicht als einzige entdeckt: "Siehst du den? Ich will seine Axt." Alis zog die Brauen hoch und musste unweigerlich grinsen: "Nur seine Axt? Smeralda, du bist die schlechteste Diebin auf diesem Platz, du bekommst sie...in den Hinterkopf, wenn du das versuchst." "Ja, aber du wolltest mir zeigen, wie das geht." "Ja...aber heute Abend bin ich dran. Das hier ist der einzige Platz in Genua, wo man einigermaßen sicher nicht bestohlen wird. Schon gar nicht in der Gesellschaft da. Wenn ich mich nicht irre." "Ah...glaubst du wirklich, der gehört hier hin?" "Weiß nicht...würde er so unter denen sitzen, wenn es nicht so wäre?" Sie legte den Kopf schief: "Aber du kannst ja versuchen, es rauszufinden. Und falls er...es nicht tut, gibst du mir ein Zeichen und ich hol seine Axt." "Nein, nein, wenn wir schon wegen dir hier sind, machst du das. Du bist mindestens die drittmieseste Schauspielerin hier und du wolltest lernen, wie man jemand anderer ist. Los. Sei der Teufel." Alis Mundwinkel zuckten und sie blickte auf ihre Füße. "Als er selbst. Ohne...Verkleidung? Und warum..würde er...mit so einem Fremden reden?" Sie winkte ab: "Ach, Unsinn, ich mache das als ich selbst, er ist ein Mann, das ist einfach..." "Nein, machst du nicht Magali. Was der Teufel will, hängt davon ab, ob es lustig sein soll oder schrecklich. Also...mit Moral und so. Oder erst das eine, dann das andere." Alis verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf: "Ich kann weder das eine und das andere erst Recht nicht..."
Damit stand sie mit einer fließenden Bewegung auf. Auf einem Ast zu laufen war immerhin mal etwas, das ziemlich unkompliziert war.
Ein paar Momente später kletterte sie den Baum bis zu dem Gerüst hinunter und schob sich durch die feiernde Menge. Sie kam schließlich in den Bereich, wo der Fremdling unter den Sinti saß und beobachtete ihn, während sie näher ging. Das Gröhlen der Männer und der Grund dafür, das sehr beschäftigte Paar hinter dem Vorhang, entgingen ihr auch nicht.
Einem Mann, der in ihre Richtung unterwegs war, sah sie zwei Schritte lang beim Gehen zu versuchte, ihren Gang zu korrigieren. Fußspitzen mehr nach außen. Breitbeiniger.
Nachdem sie ein paar der Feuer so weit wie es ging ausgewichen war, blieb sie ein paar Meter von dem Nordmann stehen und wusste einen Moment nicht, wohin mit den Armen. Dann verneigte sie sich offenbar überzogen und legte die Hände, schmale und feingliedrige Hände, rußgeschwärzt wie die Füße, auf dem Rücken zusammen. Die maskierte Gestalt war schmal und eher klein als groß, die Maske war ein wenig kunstfertiges Ding aus geschwärztem Leder, an der man die Hörner einer Ziege befestigt hatte. Die zur Sicherheit noch mal mit einem Band unter dem Kinn befestigt waren und am Hinterkopf. Ihre Haare verschwanden unter einer krapprot gefärbten Kapuze, genauso rot, wie die Beinlinge, an denen gelbe Bänder befestigt waren, was vielleicht...Feuer darstellen sollte. Zumindest konnte man auf den Gedanken kommen, wenn man die Hörner in Betracht zog. Die knielange Tunika dazwischen war von dem einfachen Schwarz, wie es die Wolle schwarzer Schafe hergab und an ihrer Rückseite hatte man den schon ziemlich mitgenommenen Schwanz einer vermutlich vor Jahren verstorbenen Kuh angenäht. Da es keinen Gürtel gab, war dieses Hemd recht formlos, aber um einen erwachsenen Mann konnte es sich eigentlich nicht handeln. Ein Halbwüchsiger oder eine Frau ohne besonders ausgeprägte weibliche Formen. Zumindest keine, die unter diesem Stoff zu sehen gewesen wären. Das einzige, was von dem Gesicht unter der Maske zu sehen war, waren die Augen. Dunkel und dem Glitzern darin nach zu urteilen wohl belustigt.
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Post by Brimir Böggvisson on Jul 12, 2015 16:57:48 GMT
Die Gestallt in der Verkleidung wurde eine ganze Zeit lang ignoriert. Schwer vorstellbar, dass er sie nicht schon vorher gesehen hatte. Stattdessen applaudierte und gröhlte er erneut, als Grimsteinn die Hure niederrang und mit schweren Stößen das Spiel beendete. Erschöpft fielen beide auf die Decke unter ihnen, als die Maskierte sich so übertrieben verbeugte. Das war auch der Moment, als das Lachen einen Hauch leiser wurde und der Gangrel diese Gestallt einen ganzen Moment lang schweigend musterte.
Fragend blickte er in die Runde, aber auch die Sinti schienen sie nicht zu kennen. Und so zuckte er schließlich mit den Schultern.
"Jeg antar at du ikke snakker språket mitt, ikke sant?" 1)
Er wartete ab auf die Reaktion der Fremden und sollte sie keine Anzeichen machen, dass sie ihn verstand, so würde Brimir seinen 'Freund' und Übersetzer aus dem Liebesnest rufen, der mürrisch knurrend sich die Hose anzog und zum Feuer zurück kam, nachdem er etwas Geld bei der 'Hofdame' gelassen hatte.
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1) "Ich nehme an du sprichst meine Sprache nicht, oder?"
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Alis
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Post by Alis on Jul 12, 2015 19:51:18 GMT
Die maskierte Gestalt legte den Kopf schief.
Nunja, der Teufel hätte den Nordmann mit Sicherheit verstanden und auch fließend in dessen Muttersprache antworten können, oder was für eine Sprache er da auch immer sprach. Sie konnte das unglücklicherweise nicht. Sie warf einen Blick zu dem anderen Mann, der sich näherte und sah dann wieder zurück. Irgendetwas an ihm war seltsam. Nicht, dass nicht alles an ihm auffällig gewesen wäre, aber irgendetwas war wirklich noch seltsamer.
"Parlez-vous francais? Antiquam linguam potens es?"
Sie versuchte angestrengt, ihre Stimme etwas tiefer klingen zu lassen, aber das konnte nicht darüber hinweg täuschen, dass es eine eher junge weibliche Stimme war, die Worte der zweiten Frage in ihrer Sprachmelodie der ersten ähnlich genug war, dass man es für die gleiche Sprache halten mochte, wenn man den Unterschied nicht kannte. Außerdem klang sie irgendwie belustigt. Seine Augen..? Seine Augen waren von einer wirklich auffälligen Farbe. Nichts, was sie bei einem Menschen je gesehen hatte. Aber vielleicht kam das bei denen öfter vor? Die Möglichkeit, dass diese nicht-menschliche Farbe einen anderen Grund hatte, bestand natürlich auch. Sie sah weniger belustigt als aufmerksam zu dem zweiten Nordmann, um dessen Augenfarbe vergleichsweise zu betrachten.
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Post by Brimir Böggvisson on Jul 13, 2015 14:20:24 GMT
Grummelnd war die Stimme des Nordmannes, der gerade von der Hura kam und sich den Anwesenden näherte.
"Nein. Er spricht weder noch. Aber ich denke, dass ich euch da helfen kann." Es war die Sprache der Franken, die Grimsteinn benutzte. Der Händler, dessen Augen die eines normalen braunäugigen Menschen waren. Somit fiel der zweite Nordmann eben als Korespondenz heraus Und doch schien es dem Gangrel gleich, wie sehr sie ihm aus der Maske heraus in die Augen blickte. Der Jäger wich nicht aus und betrachtete sie... wie Beute. Da war mehr Tier in dem Bernstein zu erkennen, als Mensch. Aber vielleicht war auch das im seiner Heimat anders?
"Oder ist euch die hiesige Sprache lieber?", fragte Grimsteinn nach. Ausgelöst von Brimir tauschten die beiden Nordmänner etwas in ihrer Heimatsprache aus, dann wandte sich der Ghul an die Maskierte in der Sprache ihrer Wahl. "Mein Freund fragt, was er für euch tun kann, da ihr scheinbar wegen ihm hier seid?"
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Alis
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Post by Alis on Jul 13, 2015 20:03:38 GMT
Alis sah zu dem grummelnden zweiten Nordmann, als er sie ansprach und lächelte schräg, auch wenn man das höchstens an den Augen erahnen konnte. Sie zuckte auf die Frage nach der bevorzugten Sprache die Schultern, antwortete ihm aber in der hiesigen Sprache: "Oh, es tut mir leid, ich wollte Euch nicht stören."
Das ging offenbar an Grimmsteinn selbst, bevor sie zwischen ihm und seinem Freund mit den Raubtieraugen hin und her sah: "Ich bin erfreut, euch kennenzulernen. Ich denke, ich muss mich nicht vorstellen, oder?"
Es sollte offensichtlich genug sein, aber sie tippte vorsichtshalber nochmal gegen das linke Horn, nur um darauf hinzuweisen. "Aber..." Würde der Teufel tatsächlich solche Fragen stellen? Müsste er sowas nicht ohnehin schon wissen? Gar nicht so einfach. Vermutlich würde er Fragen stellen, deren Antwort er ohnehin wusste..um irgendwas zu erreichen. So musste es dann aber auch klingen. "..ich habe mich gefragt, ob es dort, wo Ihr herkommt, viele Leute gibt, mit...solch außergewöhnlichen Augen." Nein, es klang in ihren eigenen Ohren und auch sonst nicht wissend genug und dafür lag eigentlich zuviel Interesse in ihrer Stimme.
Damit ließ sie ihren Blick wieder auf eben jenen Augen und verengte ihre eigenen unwillkürlich. Irgendetwas an diesem Blick ging ihr gegen den Strich. Und dem Tier auch, wie ihr einen Augenblick später erst bewusst wurde.
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Post by Brimir Böggvisson on Jul 13, 2015 21:37:31 GMT
"Oh nein... das seid nicht ihr gewesen" Sein Blick wanderte kurz zu Brimir und dann wieder zu der Dame mit der hörnernen Maske zurück. Bei ihrer 'Vorstellung' jedoch, hob er eine Braue. Fragend blickte der Händler sie an und dann schüttelte er den Kopf.
"Ich nehme nicht an, dass ihr Heiðrún darstellen wollt, da die Frage mit den Augen meines Freundes keinen Sinn gemacht hätte. Ihr wüsstet die Antwort, wenn ihr die Metziege der Einherjer kennen würdet."
Teufel, Teufel in Menschengestallt. Da kennt dich jemand nicht. Es folgte ein weiterer Austausch der Beiden, an dessen Ende Brimir mit dem Kopf schüttelte. Dabei ließ der Gangrel die Maskierte, die sich nicht vorstellig machte, nicht aus den wilden Augen. Schließlich stellte sich Grimsteinn neben den anderen Nordmann und der Frau auf dessen Schoß, sodass Alis nicht ständig den Kopf drehen musste, um Beide zu betrachten.
"Mein Name ist, wie ihr sicher schon gehört habt, Grimsteinn. Mein Freund hier hört auf den Namen Brimir. Wir stammen beide aus dem hohen Norden, hinter dem Skagarrak der Nordsee, wo diese Farbe in den Augen der Männer öfters vorkommt."
Wahrscheinlich war es Grimsteinn selbst nicht bewusst, dass irgendetwas an der Art, wie er über die Augenfarbe seines Herren sprach seltsam erschien. Es machte den Eindruck, dass etwas an seiner Aussage so gar nicht stimmmte.
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Alis
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Post by Alis on Jul 15, 2015 10:45:38 GMT
Die Augen hinter der Maske wandten sich nicht mehr von den raubtierfarbigen Augen ab, zu Schlitzen verengt, was vielleicht wegen den Schatten, die die Maske warf und der kohlegeschwärzten Haut um sie herum nicht so einfach zu sehen war.
Unter anderen Umständen hätte sie vermutlich gelacht, dass der Teufel mit einer Metziege - was auch immer das war - verwechselt wurde - tatsächlich lachte irgendwer in der Nähe, auch wenn nicht ganz klar zu sagen war, ob der Grund dafür in dieser Verwechslung lag oder ganz wo anders. Sie lachte auf jeden Fall nicht.
Unter anderen Umständen hätte sie vielleicht auch gefragt, was ein Skagarrak und was und wo die Nordsee war, aber der starrende Blick, der das Tier ärgerte, machte eine harmlose Plauderei zunichte. Aber dass seine letzte Aussage seltsam falsch klang passte perfekt ins Bild.
"Sag deinem Freund, ich bin der Teufel. Und möglicherweise sind wir...entfernt...verwandt?" Sie legte eine besondere Betonung darauf und ließ eine merkliche, irgendwie sehr bedeutsame Pause, bevor sie weitersprach: "Eure Metziege und ich."
Nun musste sie unweigerlich doch grinsen und war sehr froh über die Maske, die ihr Gesicht verbarg. Es wäre der Stille sonst nicht sehr zuträglich gewesen.
Das war nicht gut, gar nicht gut, sie sollte gehen, solange es noch ging und kein größeres Unglück passiert war.
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Post by Brimir Böggvisson on Jul 15, 2015 11:05:47 GMT
Es waren jene Momente, die das Unleben ausmachten. Voller Spannung und Anspannung, voller Stille und Abenteuer. Während sie sich so gegenseitig anstarrten, zog sich ein Mundwinkel des Gangrel immer weiter hinauf. Und es mochte jener Moment gewesen sein, als sie von Verwandschaft sprach und Grimsteinn die Worte ins Nordische brachte, dass der Jäger scheinbar, wie zu Stein gerührt verharrte. Feine Nuancen nur zeugten davon, dass sich der Brustkorb nicht länger hob und senkte. Nur den Kopf legte sich schräg und die Worte, für die ein einzelner Atemzug vorranging, störten das Bild der Statue am Feuer. Schließlich war es wieder Grimsteinn, der zu ihr sprach.
"Er sagt, dass Heiðrún keinerlei Verwandtschaft zu dem Christengott und seiner Feinden hat."
Irgendetwas schien den Gangrel umso mehr zu amüsieren, denn während Grimsteinn sprach, verschwand der Eindruck der Statue und auch der zweite Mundwinkel wanderte nach oben. Beinahe sanft hob er die Nomannin von seinem Schoß und half ihr dabei sich neben ihm an Feuer zu setzen, während Brimir selbst sich interessiert vorbeugte. Irgendetwas an seiner Haltung schien dabei sprungbereit.... für den Fall eines Angriffs oder... einer Flucht.
Wieder verließen fremde Worte seine Lippen und Grimsteinn übersetzte sie, dieseS Mal scheinbar direkter, als zuvor. Denn die Anrede wechselte.
"Brimir fragt nach deinem Namen, Mädchen."
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Alis
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Post by Alis on Jul 18, 2015 23:17:39 GMT
Sie ließ ihn nicht aus den Augen, als er den Kopf schief legte und erst den einen und dann den anderen Mundwinkel hochzog. Dass der Guhl der Grau so vom Schoß des anderen Mannes und ans Feuer helfen musste, registierte sie daher nur am Rande. Grimsteinns Übersetzung , oder vielmehr die Anrede, führte dazu, dass das Grinsen in eine Schräglage geriet.
Brimir. Sie zog eine Braue hoch, als ihr plötzlich einfiel, woher sie diesen Namen kannte. Der Gangrel Brimir aus den Nordlanden. Das wäre ein arger Zufall, wenn dies ein anderer Nordmann namens Brimir gewesen wäre.
Daher griff sie unter das Kinn, um den Riemen dort zu lösen, und dann nach einem der Hörner, um die Maske vom Kopf zu ziehen. Das unterbrach den Blickkontakt mit den gelben Augen für einen Moment, auch wenn das nur an dem Leder lag, das sich dazwischen schob. Darunter war die Haut um die Augen und der Nasenrücken schwarz von Kohle, was den Kontrast zu der blassen Haut ansonsten noch schärfer machte. Dem äußeren Anschein nach handelte es sich tatsächlich um ein Mädchen, höchstens fünfzehn Jahre, mit recht feinen Zügen, auch wenn das gerade wegen der von den Augen in alle Richtungen verschmierten Kohlespuren nicht so direkt auffiel. Die dunklen Augen, oder der Ausdruck darin, passten gerade nicht so wirklich in dieses Bild. Zu direkt. Und irgendetwas darin war nicht...menschlich?
Dann nickte sie ihm leicht zu, hob die Maske an einem Horn kurz hoch und wedelte, ohne ihr weitere Beachtung zu schenken, nebenbei etwas damit herum:
"Das ist Luzifer. Ich bin Alis. Ich glaube...ein sehr dicker Mönch...hat deinen Namen einmal erwähnt."
Dass ein sehr dicker Mönch ihn erwähnt hatte wurde sehr besonders betont.
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Post by Brimir Böggvisson on Jul 21, 2015 15:11:49 GMT
Neugierig beobachtete Brimir, wie die Maske das Gesicht freigab, ließ seinen Blick dabei über die Ränder zwischen Ruß und Haut wandern. Doch am Ende fand das Bernstein zu ihren Pupillen zurück. Dann fiel ein name. Grimsteinn brauchte ihn nichtmal zu übersetzen, da verdunkelte sich der Blick des Jäger schon eine Spur. Noch während der Ghul seine Pflicht tat erhob sich der Gangrel und zeigte der Runde an Sinti mit einer Handbewegung, dass er sicher gleich wieder kommen würde und sie seinen POlatz warm halten sollten.
Dann nickte er Alis und Grimsteinn zu und steuerte einnen ruhigeren Ort an, als den, an dem sie eben noch waren.
"Sie sprechen ein wenig Italienisch, deshalb ist es besser, wenn wir hier reden... ungestörter. Du scheinst bereits von mir gehört zu haben... und ich habe auch von dir gehört, Mondkind. Aber dennoch:
Mein Name ist Brimir Böggvisson, Liktor von Genua, Neugeborener vom Clan des Tieres, Kind von Böggvir 'Bärenklaue' Olafson, Ancilla, Blutvogt von Locarno, Kind von Espen 'Sturmrufer' Kjellsson aus Seeland, Ahn, Kind von Wetzel 'Klingenwind', Ahn, Kind von Manasco, Ahn, Kind von 'Panaka', Ahnherrin, Kind von Ennoia, Erste ihres Blutes und Enkelin von Kain, dem Vater."
Jeder Name schien eine Geschichte zu haben und einen ganzen Abend zu füllen und auch, wenn Brimir sich nie hinter einen seiner Ahnenreihe versteckt, so war er stolz auf jeden dieser mächtigen Namen, die als Teil der Reihe von Erzeugern nennen konnte.
Ich hoffe, dass du nicht, wie dein Bruder, halb Genua zu einem deiner Diener machen willst."
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Alis
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Post by Alis on Jul 21, 2015 23:13:52 GMT
Sie folgte ihm, so, dass sie außen ging und möglichst beide Nordmänner im Auge behalten konnte, wenn es auch nur der Augenwinkel war, damit es nicht allzu sehr auffiel. An einen ruhigeren Ort zu gehen verstärkte diese Sorte von Aufmerksamkeit noch mehr, man konnte eine gewisse Angespanntheit an ihrer Haltung ablesen, ganz zu schweigen davon, dass ihr Blick schnell über die Umgebung huschte: Dächer, Hauseingänge, Fenster, dunkle Ecken. Nach Möglichkeit blieb sie in der Nähe einer dieser dunklen Ecke stehen. Als Brimir anfing, sich offiziell vorzustellen zog sie die Brauen erstaunt hoch und hörte ihm dann aber sehr aufmerksam zu, als versuchte sie, sich die Namen zu merken oder die Generationen mitzuzählen.
Die letzte Bemerkung ließ sie perplex blinzeln, aber sie verkniff sich eine zu direkte Antwort darauf. Stattdessen nickte sie ihm nochmal...irgendwie formeller...leicht zu:
"Ich bin Alis, Neugeborene vom Blut Malkavs, Kind von Rucco...Neugeborener." Sie zuckte kurz die Schultern, da die Auflistung der Vorfahren an dieser Stelle schon vorbei war. Allerdings hielt sie sich nicht damit auf: "Freut mich, dich kennenzulernen. Und nein...wenn ich es vermeiden könnte, würde ich es ganz lassen." Damit zog sie die Brauen wieder irritiert zusammen: "Halb Genua...? Wie meinst du das?"
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Post by Brimir Böggvisson on Jul 23, 2015 12:10:54 GMT
Brimir ließ der Malkavianerin die freie Wahl ihres Standpunktes, auch in einer dunklen Ecke und lehnte sich dann an die Hauswand. Wirklich entspannt sah er dabei jedoch nicht aus und fast mochte man meinen, dass er zu Entspannung nicht wirklich fähig war. Der Übersetzen stellte sich an die Seite seines Herren, um möglichst zwischen den beiden Kainiten zu stehen und für beide in der gleichen Lautstärke sprechen zu können.
"Erfreut. Ich bin froh, dass wir uns so treffen und ich dich nicht erst suchen muss. Als Liktor dieser Domäne kenne ich gerne all jene, die hier verweilen."
Er schien ihre Frage einen Moment lang zu überdenken, ganz so, als sei er sich nicht sicher, ob und wievier er erzählen sollte. Doch am Ende kam er zu dem Entschluss, dass die volle Wahrheit vielleicht die bessere Option sei.
"Die letzte Zählung hat eine Zahl von mehr als 300 Jünger ergeben, die alle vom Wunderheiler vom Georgsplatz, wie sie Ferrucio nennen, von irgendwelchen Krankheiten geheilt wurden. Wir gehen davon aus, dass er sein Blut nutzte, um körperliche gebrechen zu beseitigen. Diese Zahl ist jedoch nun mehrere Jahre alt und niemand weiß, ob er in der Zwischenzeit aufgehört hat. Derjenige, der das Gespräch darüber mit ihm suchen sollte ist abgereist, bevor er seine Aufgabe beendete. Nun liegt es an mir errucio zu suchen und diese Möglichkeit, dass die Stille gebrochen wird, zu beenden. Leider ist er schwer... fassbar."
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Alis
Neonati
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Post by Alis on Jul 23, 2015 23:26:16 GMT
Sie nickte darauf, dass er möglichst alle in der Stadt anwesenden Kainiten kennen wollte, als würde sie das vollkommen verstehen. Als er ihr dann aber erzählte, was ihr Clansbruder vermutlich getan hatte, weiteten sich ihre Augen in ungläubigem Erstaunen. Und dann zuckten ihre Mundwinkel, als wollte sie gleich anfangen zu lachen - das tat sie aber nicht, denn statt dessen verdunkelte sich ihre Miene:
"300...? Das ist auch schwer...fassbar. Und es ist bestimmt erwiesen, dass diese Wunderheilungen nicht nur die gleichen waren, wie sie Quacksalber auch zuwege bringen...und die dann immer wunderbarer werden, je mehr die Leute darüber reden? Denn ansonsten..." Sie schüttelte den Kopf: "Ich habe versucht, mich mit ihm zu treffen. Bruder Benedetto wollte mit ihm etwas ausmachen, aber vielleicht hat er ihn auch nicht gefunden. Oder Feruccio wollte sich nicht mit mir treffen. Warum auch immer, er ist nicht an der Georgskirche oder am Platz aufgetaucht." Dann runzelte sie die Stirn: "Seine...Jünger hast du bestimmt beobachtet, ob sie ihn suchen? Aber das ist bei dieser Zahl natürlich reichlich schwierig." Immer noch ungläubig schüttelte sie den Kopf: "Oder was ist mit ihnen passiert?"
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Post by Brimir Böggvisson on Jul 24, 2015 10:21:18 GMT
Brimir verstand das scheinbare Entsetzen, wenngleich er diese Regung nicht erwartet hatte. Aber was konnte man bei den Mondkindern schon wirklich erwarten? Sie überraschten einen immer. Bei dem Zweifel an dieser Anzahl der Ghule nickte Brimir schließlich.
"Ich denke es sind Einige dabei, die einfach nur mit dem Strom des Flusses schwimmen und behaupten es wären Dinge passiert, die nie passiert sind. Hunderte versehrte, verletzte, kranke, leidende Menschen hat er geheilt und viele Menschen aus Platealonga und Domus behaupteten und bewiesen meinen Leuten gegenüber sogar, dass dem so war. Sie hatten Narben vorzuweisen und Namen, Zeugen und genaue Beschreibungen ihrer Übel, die er ausgetrieben hat. Sogar Blinde und Lahmende waren anscheinend darunter. Nein... ich glaube nicht, dass alle nur vorgeben, dass es so war."
Bei der Aussage, dass er nicht mehr zu finden war, verzog Brimir das Gesicht.
"Wahrscheinlich hat er mitbekommen, dass nahezu alle Kainten Genuas etwas gegen eine solche Ansammlung an Dienern haben. Wir befürchten einen Bruch der Stille und er wird sich zurück gezogen haben, wenn er überhaupt noch hier ist. Das macht meine Aufgabe nicht gerade einfacher, aber falls ich ihn sehe, sage ich ihm, dass du ihn sprechen willst. Ich werde meine Ohren offen halten."
Bei der Frage, die Alis zum Schluss stellte verzog Brimir das Gesicht.
"Man hat beschlossen, dass sie ersteinmal am Leben bleiben und Feruccio eine Lösung präsentieren soll für das Problem. Ansonsten wurden verschiedene Ideen diskutiert... verbannen... verhaften... eintauschen gegen Sklaven, die bei den Angriffen der Szarazenen hier geraubt wurden."
Es war offensichtlich, dass Brimir keine dieser Wege gewählt, sondern einen viel direkteren bevorzugt hätte. Und so fügte er missmutig hinzu:
"Es muss jedoch sicher gestellt werden, dass die Herde ihrer Majestät nicht starkt beschädigt wird."
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