|
Post by Benedetto on Jul 29, 2015 9:20:26 GMT
Benedetto legte das Buch vor ihm nieder und runzelte die Stirn. Nicht so sehr, weil die häretischen Ansichten darin ihm widerstrebten - jede neue Perspektive auf das Mysterium Gottes war eine Überlegung wert - sondern weil er erneut nicht das gefunden hatte, was er suchte. Keine Erwähnung von Leichenverstümmlungen, von den zu Engelsflügeln geformten Rippen ganz zu schweigen. Er presste die Lippen zusammen. Irgendetwas war da, eine Erinnerung, die in den Vordergrund wollte, die er aber noch nicht greifen konnte...
Mit einem Seufzer begann er, sich Notizen auf den Wachstafeln zu machen. Christus, ein Mensch, der von Gott adoptiert worden sei - und selbst nicht göttlich. Eine hochgradig problematische, aber auch interessante Ansicht. Benedetto schrieb mit Eifer.
Auf dem Weg zurück nach San Marcellino blies ihm der Wind ins Gesicht, salzig und feucht, vom Meer kommend. Der fette Mönch konnte den Weg kaum erkennen und kniff die Augen zusammen. Dann blieb er stehen. Blickte einen Moment ins Leere, als er endlich sah, was er schon längst hätte sehen müssen. Schließlich beschleunigte er seine Schritte und eilte zurück zu seiner Heimstatt.
---
In der nächsten Nacht traf der junge Mönch Marius bei Brimir ein. Benedetto würde sich sehr freuen, wenn Brimir ihm zum frühestmöglichen Zeitpunkt etwas von seiner Zeit opfern könne. Der Adlatus verneigte sich und nahm die Antwort des Gangrel entgegen. Falls diese fragt, worum es ging, so würde Marius nur bedauernd den Kopf schütteln: Es war ihm nicht mitgeteilt worden.
Wann immer der Gangrel bereit war, würde Benedetto ihn im Skriptorium empfangen, wo die beiden so viele Stunden zugebracht hatten, als sie über den Glauben und die Sitten der Nordmänner sprachen. Der dickliche Gottesdiener bot dem Krieger direkt einen Sitzplatz an. Er verneigte sich zudem etwas respektvoller als zuvor - Brimir hatte nun immerhin ein Amt - und begrüßte ihn freundlich.
"Es ist gut, dass ihr so rasch Zeit für mich gefunden habt. Ich habe da eine drängende Frage, bei der ihr behilflich sein könnt."
|
|
|
Post by Brimir Böggvisson on Jul 29, 2015 12:33:18 GMT
Der junge Marius hatte Glück Brimir und Grimsteinn in Luccolli anzutreffen. Anscheinend hatte Brimir sich gerade bereit für einen 'Spaziergang' im Wald gemacht. So knurrte er zwar von seinen Plänen abgehalten worden zu sein, aber letztlich folgten die Beiden dem Adlatus noch in jener Nacht zum Auftraggeber dieser Suche.
Die Begrüßung seitens Brimir fiel aus wie immer. Ob er die Veränderung in der Verneigung des Totengräbers überhaupt bemerkt hatte war äußerst fraglich und wenn doch, dann gab er keinerlei Anzeichen dafür Preis, dass dem so war. Auch Grimsteinn verbeugte sich so tief, wie eh und je. Brimir ließ sich auf dem dargebotenen Stuhl nieder, während Grimsteinn sich neben ihn stellte.
"Einen guten Abend, wünsche ich Benedetto. Deine Anfrage klang dringlich, deshalb denke ich nicht, dass wir uns heute Geschichten über unsere verschiedenen Götter erzählen werden. Ich bin gespannt, was es dringendes gibt."
|
|
|
Post by Benedetto on Jul 29, 2015 13:13:45 GMT
"Marius kann gelegentlich etwas übereifrig sein", sagte der Dicke. "Aber es ist in der Tat etwas, das mich jetzt seit einiger Zeit beschäftigt... und gestern hatte ich eine Eingebung." Benedetto setzte sich ebenfalls. Er schaute interessiert auf Grimmstein. Übersetzte der Mann immer noch für Brimir? Schließlich lebte der Gangrel nun schon seit Jahren in Genua. Und zudem war er recht praktisch veranlagt, soweit Benedetto ihn erlebt hatte. Dementsprechend erwartete Benedetto eigentlich, dass Brimir die Sprache des Landes mittlerweile beherrschte.
So oder so, Benedetto faltete die Hände und fuhr leise fort. "Es gab einen recht interessanten Todesfall vor einigen Wochen. Ein junger Mann wurde getötet und nach seinem Tod verstümmelt. Oder besser gesagt..." er beugte sich etwas vor "...man hat eine Art Ritual an ihm vollzogen. Die Rippen zurückgebogen, wie Flügel. Die Leiche fand ihren Weg auf meinen Untersuchungstisch. Und die letzten Wochen über habe ich mir den Kopf zerbrochen, wo mir eine solche Prozedur schon einmal untergekommen ist."
Zufrieden lächelte er. "Dann fiel mir eure Beschreibung des, wie nanntet ihr es, Blutaar ein. Ich habe meine Unterlagen durchgesehen... ihr wisst sicher, wovon ich spreche, der Tod dieses Königs." Brimirs Gesicht studierend zog er eine Augenbraue hoch. "Könnt ihr mir mehr darüber erzählen?"
|
|
|
Post by Brimir Böggvisson on Jul 29, 2015 14:12:25 GMT
Es war weiterhin Grimsteinn, der für Brimir sprach. Ob der Gangrel jedoch kein Interesse hatte die Sprache zu lernen oder zu sprechen, ob es dafür andere Beweggründe gab oder schlicht Unfähigkeit im Wege stand, war nur schwerlich auszumachen. Auf die Aussage bezüglich Marius folgte eine knappe wegwerfende Bewegung.
"Manche Aufgaben brauchen eben eine schnellere Reaktionszeit als Andere."
Das war auch schon alles, was er zu dem schnellen Aufbruch hierher zu sagen hatte. Es war Brimir meistens sowieso lieber, wenn Dinge schneller ins Rollen kamen. Als der Mönch jedoch auf die Flügel zu sprechen kam, wurde Grimsteinn langsamer und seine Augen weiteten sich, als ihm klar wurde, was genau die Todesart war.
"Ah, ja. Du redest von Alerios Diener, oder? Ich hörte davon, dass er verstümmelt wurde."
Und als Benedetto das Wort aussprach, kam es ganz leise auch über die Lippen des Dienners, der sich die Hand auf den offenen Mund schlug und schwer schluckte, während Brimir ungerührt daneben saß. Schließlich beugte sich Brimir etwas vor und faltete die Hände mit gespreizten Fingern vor seinem Mund, während der Daumen der rechten Hand mit dem Fingernagel in die Haut des Daumen der Linken drückte.
"... Die Flügel hat Alerio jedoch ausgelassen... sonst hätte ich ihm bereits sagen können, dass das in das Bild des Blutaar... oder blóðörn... passt. Und es passt auch in ein anderes Bild. Aber darüber werde ich noch mit Alerio selbst reden müssen. Es bestätigt eine Theorie, die wir zum Mörder haben. Aber dazu später mehr. Du wolltest mehr üpber den Tod von König Ælle von Northumberland hören. Soweit ich weiß, war er Angelsachse. zu seiner Zeit lebte ein Mann, mit dessen Sohn - Björn Járnsiða - ich gesegelt bin: Ragnarr Loðbrók. Er war ein großer Mann und mächtiger Dänenkönig, der sein Ende fand, als Ælle ihn in eine Schlangengrube stieß. So wurde ihm der Zugang zu Valhall verwehrt. Ragnars Söhnen Halfdan, Ubba und Ivar jedoch sehnten sich nach Rache für den Tod ihre Vaters, der nicht auf dem Schlachtfeld fallen durfte.
Sie segelten nach Britanien und belagerten Jorvik. Nach ihrem Sieg war es an Ivar die Rache für seines Vaters unehrenhaften Tod zu fordern und dem Mörder König Ælle den Blutaar in den Rücken zu schneiden. Dabei wird entlang der Wirbelsäule die Haut aufgeschnitten und schließlich werden die Rippen dort abgetrennt. Und am Ende werden diese, wie Flügel abgespreizt, damit der Tote die Gestallt eines Adlers annimmt. So werden die Raben Wotans von dem Toten selbst abgeschreckt und der Allvater erblickt den Vatermörder ihn nicht mehr.
Dieses Ritual verwenden wir in meiner Heimat bloß, um die Mörder unserer Väter zu bestrafen. Es gibt keinen mir bekannten Fall, dass es jemals für etwas anderes benutzt wurde.
Das wirft ein ganz anderes Licht auf die Ermittlungen."
Grimsteinn derweil wurde immer bleicher und bleicher je weiter Brimir über dieses Ritual sprach. Solch Grausamkeiten waren Nichts für ihn.
|
|
|
Post by Benedetto on Jul 29, 2015 14:44:00 GMT
Benedetto bewegte keinen Muskel während Brimir sprach. Sein Gesicht war so ruhig und still wie das einer Leiche. Kein Nicken bestätigte die Annahme des Gangrel bezüglich Alerio. Stattdessen wanderten die bleichen Augen zwischen ihm und dem Übersetzer hin und her, nahmen dessen Ekel und Übelkeit wahr, die in so starkem Kontrast zu Brimirs Ruhe standen. Keine ungewöhnliche Reaktion, bei diesen Umständen. "Das entspricht... erstaunlich exakt dem Vorgehen in diesem Fall. Ich würde sogar sagen, es ist identisch."
Er verschränkte die Hände und legte das Kinn darauf. "Ein kompliziertes Racheritual also. Ich habe etwas ähnliches vermutet, aber auf Rache wäre ich nicht gekommen. Aber ich verstehe, was ihr mit den Raben meint." Immerhin hatte er ein ganzes Werk dazu aufgeschrieben. "In jedem Fall würde der Ausführende nicht nur die Bräuche eures Volkes kennen müssen, sondern auch eine ganze Menge Zeit für die sorgfältige Durchführung brauchen. Denn es wurden auch noch die Lungen herausgeholt, wohl, um den Effekt zu verstärken. Und dabei blieben sie recht unbeschädigt."
Der dicke Mönch runzelte die Stirn, so als würde ihn etwas an Brimirs Aussage irritieren, während sein Blick wieder zu Grimmstein schweifte. "Ihr sagtet einmal, dass Mitglieder eurer Familie hier in Genua... verloren gingen. Ist es möglich, dass einer der ihren für diese Bluttat verantwortlich ist? Oder kennt ihr sonst Nordmänner, die in Genua leben?"
|
|
|
Post by Brimir Böggvisson on Jul 29, 2015 16:36:55 GMT
Brimir nickte bestätigend, als Benedetto die wichtigen Punkte nocheinmal wiederholte. Als benedetto von herausgezogenen Lungen sprach stieß Grimsteinn auf und biss sich auf die Lippen, während er die Hand eng an den Mund presste, um sich nicht zu übergeben. Brimir jedoch schien diese Aussage seltsam.
"Ich habe noch nie gehrt, dass die Lungen dabei rausgezogen wurden. Aber das will nicht heißen, dass nicht der ein oder andere auf eine solche Idee kommen würde."
Als Benedetto auf seine Geschwister zu Sprechen kam, wurde der Gangrel noch etwas ruhiger und schwieg eine ganze Weile, in der er nachdenklich gegen die Wand schaute. Ein sachtes Nicken... ein Kopfschütteln und ein verzogenes Gesicht später, blickten die bernsteinfarbenen Augen wieder zu dem Mönch.
"Ich kenne nur meine Schwester, Grimsteinn und mich. Weitere Nordleute sind mir nicht bekannt. Aber wir drei wissen, um die Bedeutung dieses Rituals. Eine Jagd ist uns heilig und damit auch das Ritual am Ende einer solchen. Ich denke nicht, dass ihre Erzeugerin getötet wurde und ich denke auch nicht, dass ein Diener aus den Reihen Alerios ehemaliger Straßenjungen dazu fähig wäre eine Gangrelahnin zu vernichten. Entweder hat sich meine Schwester von der heiligen Jagd abgewendet oder sie war es nicht.
Vielleicht spielt jemand in diesem Spiel mit, der will, dass man denkt, dass es ein Nordmann war."
Brimir verzog angewiedert das Gesicht, als hätte er eine klare Idee davon, wer es sein könnte.
"Ich habe Alerio bereits von einem der Unseren erzählt, der aufgrund unserer Abstammung alleine, Interesse haben könnte mir zu schaden. Der kleine Schatten sucht nach Beweisen, dass dieser Mann es war, der seinen Menschenfreund umgebracht hat. Und wenn er es wirklich war und versucht durch ein Ritual meiner Heimat eine Spur zu mir zu legen und einen Keil zwischen Alerio und mich zu treiben... ... "
Am Ende ließ der Wikinger diesen Satz lieber unvollständig im Raum stehen.
|
|
|
Post by Benedetto on Jul 29, 2015 16:54:21 GMT
Der Kappadozianer nickte nachdenklich und nickte. "Ihr habt Recht. Die Lungen waren nicht herausgezogen worden, nur freigelegt. Ich habe es mit einem anderen Fall verwechselt, den ich einmal... nun ja." Noch immer verriet seine Miene nichts. Er faltete die Hände und blickte zu Grimmstein. "Was sagt ihr dazu, Übersetzer? Haltet ihr das auch für ein Spiel?" Man konnte die Anspannung in seiner Stimme hören, auch wenn das Gesicht ruhig bleib. "Wenn es eines ist..." nun wieder zu Brimir gerichtet "...dann spielt der Mörder nicht besonders klug."
Ernst fuhr er fort. "Ich weiß wie es ist, einen Feind zu haben, der einen vernichten will. Wen genau habt ihr im Verdacht?" Er beugte sich vor und blickte den Gangrel erwartungsvoll an.
|
|
|
Post by Brimir Böggvisson on Jul 30, 2015 21:05:58 GMT
Der Übersetzer sah Benedetto einen Moment fragend an, als würde ihm nicht ganz klar sein, dass dieser ihn direkt ansprach. Soetwas kam nur selten im Beisein von Brimir vor. Doch dann schüttelte er den Kopf, nachdem er auch die Frage, die an ihn gerichtet war, in die Sprache des Nordens überstellte.
"Nein... ich denke nicht, dass Mord ein Spiel ist."
"Ich hingegen, weiß nicht, wie man es sonst nennen sollte, wenn ein Vampir einen Menschen tötet. Es gibt selbst unter den Ghulen Genuas, vom Allesfresser einmal abgesehen, niemanden, der eine Herausforderung für einen der unseren darstellt. Selbst jemand, wie... die Dame Acacia, Maximinianus oder ihr... würden die meisten wahrscheinlich mit einem oder zwei Streichen niederstrecken, ohne, dass die Menschen auch nur im Ansatz gefährlich werden könnten. Würde der Mörder eine Herausforderung suchen, hätte er sich einem von uns gestellt.
Er bewegt also, aus irgendeinem Grund, die Menschen wie die Figuren einer Partie Hnefatafl... und tätigt, wie du schon sagst... keine klugen Züge."
Scheinbar kam Brimir nichtmal auf die Idee, dass der andere vielleicht auch nur sein Ziel dahin lockt, wo er es haben wollte. Auf die Frage jedoch hin, verschwanden die Gedanken um ein Spiel und Brimir wurde ebenso ernst, wie Benedetto.
"Ich habe eine Vermutung, ja. Aber was ist, wenn ich falsch liege und jemanden beschuldige, der es... trotz meiner Abneigung und meinem Misstrauen ihm gegenüber gar nicht war? Ich weiß zudem nicht, wer seine Verbündeten sind... es könnte jeder in Genua sein. Oder eben keiner. Ich würde es bevorzugen ersteinmal keinen Namen zu nennen, zumal es womöglich schon bald eine offizielle Angelegenheit der Liktoren wird. Andererseits... Alerio hat dich bereits involviert... was verständlich ist."
Brimir seufzte einmal und dachte darüber nach. Schließlich nickte er.
"Ich war schon länger auf der Suche nach einem der Unseren, der zwar von der Prinzessin aufgenommen wurde, jedoch zunächst seinen Wert beweisen soll, bevor er dauerhaftes Gastrecht erhällt. Er bekam die Auflage nicht in der Stadt zu jagen oder eine Bleibe zu suchen. Und doch habe ich den Verdacht, dass er es trotzdem tut, denn laut meinen Informationen verlässt er Tagsüber die Stadt nur selten. Jedoch fehlen mir die Beweise. Und als ich Alerio seine Beschreibung gab, hat der Schatten zwar nicht bestätigt, dass er es gewesen ist, aber seine Augen haben Bände gesprochen. Irgendetwas schien zu passen. Sollte es also der selbe Mann sein, so werden ihm womöglich gleich drei Verbrechen angelastet. Der Mann den ich suche hört auf den Namen Niccollo. Vielleicht hast du ihn schon einmal gesehen und kannst mir sagen, wo er sich in der Stadt aufhällt?"
|
|
|
Post by Benedetto on Aug 14, 2015 15:09:18 GMT
Benedetto runzelte für einen Moment die Stirn, dann weiteten sich seine Augen. Er schwieg und blickte auf den Fußboden vor sich. "Niccolo... der Ravnos. Ich hatte ihn fast vergessen. Es ist lange her dass ich ihn getroffen habe. Tatsächlich hatte ich angenommen, er hätte Genua längst wieder verlassen." Er kaute auf seiner Unterlippe, nachdenklich. "Er muss wirklich närrisch sein, solch eine offensichtliche Spur zu legen. Wenn er heimlich in der Stadt jagt, ist es doch geradezu Wahnsinn, einen der Liktoren mit der Nase darauf zu stoßen."
Schließlich blickte er wieder Brimir an. "Entweder er hasst euch sehr, oder hier geht noch etwas anderes vor, etwas, das wir noch nicht völlig verstehen. Ihr sagt, er habe aufgrund eurer Abstammung Grund zum Hass. Darf ich fragen, was ihr damit meint?" Benedetto schien die Auskunftsfreudigkeit des Gangrel zu schätzen, aber gleichzeitig nicht vorauszusetzen. Schließlich war nicht er der Liktor, sondern Brimir.
"Ein solches Verhalten würde ich eher von einem in die Ecke gedrängten Feind erwarte..." sprach er, mehr zu sich selbst als zu seinem Gegenüber.
|
|
|
Post by Brimir Böggvisson on Aug 14, 2015 15:36:10 GMT
"Ich gehe davon aus, dass er sich in Sicherheit wiegt. Irgend jemand scheint ihn bei der Tat beobachtet zu haben und vielleicht ist er sich dessen nicht wirklich bewusst. Anders kann ich mir diese Offensichtlichkeit nicht vorstellen. Vielleicht ging er auch davon aus, dass, sobald klar wird, dass es sich um ein Ritual meiner Heimat handelt, sich jeder auf mich stürzt. Ich kann für meinen Teil bloß sagen, dass ich Alerios Diener nicht angerührt habe."
Grimsteinn fühlte sich bei den ganzen Gesprächen über den Tod immernoch nicht sonderlich wohl. Brimir selbst schien wieder eine Weile zu überlegen, ob und wieviel er davon veraten sollte.
"Es ist kein persönliches Problem, dass zwischen uns herrscht, denke ich. Es ist bloß so, dass mein clan und der seine... sie mögen sich nicht sonderlich. Sie behaupten, dass Enoia Ravnos getötet habe. Etwas, was Enoia selbst abgestritten hat. Und ein Gangrel spricht immer wahr. ... Lug und Trug sind die Mittel der Ravnos, nicht unsere. Sie vergreifen sich an unseren Herden und unserem menschlichen Dienern, als wären sie ihre."
Er rümpfte die Nase etwas.
"Sein Blut trägt den Spitznamen 'Scharlatane' und das völlig zurecht. Sie sind wandernde Vagabunde, die tun, was auch immer ihnen gerade in den Sinn kommt und die keine Regeln und Konventionen akzeptieren. Egal, wo sie auftauchen steigt die Kriminalität deutlich an. Anarchie gehört zu ihrem Tagwerk."
Als Benedetto jedoch den letzten Satz von sich gab, schaute Brimir ihn zustimmend an. Sein Mittelfinger der rechten Hand, presste sich dabei in das Fleisch seines Daumens.
"Ich verfolge ihn schon seitdem er hier angekommen ist. Vielleicht bin ich ihm so nahe gekommen, dass er versucht mich mit diesem Mord abzulenken?"
|
|
|
Post by Benedetto on Aug 14, 2015 16:46:55 GMT
"Solche Feindschaften sind es nicht wert", sagte Benedetto und schüttelte traurig sein dickes Haupt. "Seht mich und Maximinianus an und wohin uns das gebracht hat. Wenn er heimlich jagt, dann übergebt die Angelegenheit besser an einen der anderen Liktoren. Bei persönlichen Streitereien eskaliert die Situation zu schnell, selbst wenn man versucht, sachlich zu bleiben." Er runzelte die Stirn. "Wobei nun wohl auch Alerio als neutrale Partei nicht länger in Frage kommt..."
Der fette Mönch verschränkte die Hände. "Dank meiner Methoden... und eurem Verdacht... bin ich ziemlich sicher, dass es in der Tat Niccolo ist, der..." Er runzelte die Stirn. "Nun, er hat den Mann nicht getötet. Es war ein Tier, ein großer Hund oder ein Wolf. Aber er war anwesend, als der Mann starb. Das haben meine Untersuchungen ergeben." Er tippte mit den Fingerspitzen gegeneinander. Schien über etwas nachzudenken, was Brimir gesagt hatte.
"Das Wichtigste ist wohl, dass Alerio über den Stand der Dinge benachrichtigt wird. Er kennt euch ja als einen Mann, der die Wahrheit spricht. Lasst uns also zusammen zu ihm gehen. Ihm vom Blutadler erzählen. Ich bin sicher, wenn ihr auch vor ihm aussagt, dass ihr nichts mit dem Mord zu tun habt, so wird er euch glauben." Der Kappadozianer erhob sich schwerfällig und blickte seine Gäste abwartend an.
|
|
|
Post by Brimir Böggvisson on Aug 31, 2015 11:03:22 GMT
Der Gangrel verzog das Gesicht, als benedetto über Feindschaften sprach und hob anschließend eine Braue, ehe sich ein sachtes Grinsen auf die Mundwinkel schlich. Dann schüttelte er jedoch den Kopf und wurde ernster.
"Es geht hierbei nicht darum, dass er mir persönlich auf die Füße getreten ist oder wir... Etikette-Schwierigkeiten haben. Im schlimmsten Fall hat er gegen die Tradition der Domäne verstoßen, wenn die Prinzessin dies so auslegen möchte. Und alleine dafür werde ich ihn jagen, nicht wegen den Problemen, die mein Clan mit ihm hat... und ich habe auch schon Alerio gesagt, dass ich ihn, wenn ich ihn habe, zur Prinzessin bringen werde und nicht zu ihm."
Als benedetto dann von Alerio sprach, nickte Brimir, schwieg jedoch eine ganze Weile, ehe er zustimmend nickte.
"Alerio hat bereits von mir gehört, dass ich seinen Freund nicht umgebracht habe. Aber es wäre sicher von Vorteil, wenn er von uns erfährt, dass es sich um einen Ritus meiner Heimat handelt... und er es nicht von irgendwem Anderes erfährt."
Dabei schien Brimir aber noch eine Frage zu beschäftigen und so legte er den Kopf fragend schief, während er Benedetto betrachtete.
"Du sagtest, dass du dank deiner Methoden und meinem Verdacht nun sicher bist, dass Niccolo es war. Was macht dich so sicher, dass er neben dem Getöteten stand, während ein Tier ihn zerfetzt hat?"
|
|
|
Post by Benedetto on Aug 31, 2015 17:10:54 GMT
Benedetto runzelte die Stirn angesicht des sachten Grinsens, aber er sagte nichts weiter dazu, sondern lauschte Brimir. Er schüttelte missmutig den Kopf. "Und einen Stillebruch vor dem Bischof nennt ihr keinen Bruch der Tradition? Auch ich habe meine Gründe, Maximinianus vor der Prinzessin anzuklagen. Dennoch sehe ich dem ganzen Prozess mit Sorge entgegen. Denn man wird mich als für befangen erachten." Ein Schulterzucken. "Ich habe euch gewarnt. Es ist eure Sache."
Er kniff die Augen zusammen als der Gangrel weitersprach. Seine Ohren zuckten, so, als gefalle ihm irgendetwas nicht. Doch er nickte nur langsam. "In der Tat, wir sollten mit ihm reden." Der Dicke hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und sah weiterhin abwartend auf die beiden, nicht ungeduldig, aber abwartend.
Die letzte Frage sorgte dafür, dass sich seine Augenbrauen hoben, so, als hätte Brimir etwas Unerwartetes gesagt. Aber Benedetto antwortete, höflich. "Meine Methoden sind das Ergebnis eines jahrelangen Studiums und nicht einfach zu erklären." Offenbar schien er dem nichts hinzufügen zu wollen, denn er kniff die Lippen zusammen.
|
|
|
Post by Brimir Böggvisson on Sept 1, 2015 12:32:25 GMT
"Natürlich handelt es sich dabei um einen Bruch der Stille... einen von dem Aurore Kunde hat und somit eine Anklage an sich unnötig wäre. Einen den wir Klauen durch den Tod des falschen Maximinianus verdeckt und somit das Schlimmste verhindert haben. Aber, wenn es dir da drum geht einen Schuldigen zu finden, dann seid ihr Beide in meinen Augen Schuld daran, dass dieser Mann, den ihr Bischoff nennt, Maximinuanus zu dem Sprung aus dem Fenster verleitet hat und er so seine Natur offenbarte... ihr habt Beide den Streit soweit eskalieren lassen. Wenn du also tatsächlich weiter nach der Frage der Schuld suchst und mich als Liktor darum bittest, werde ich den Fall Aurore gerne noch einmal vorlegen... mit Allem, was daraus erwächst, genau, wie ich es bei Niccolo tuen werde."
Brimir ließ diese Aussage in dem Raum stehen und sein Gesichtsausdruck machte durchaus deutlich, dass er seine Meinung der Schuld durchaus in seinen Bericht an Aurore einfließen lassen würde und, dass er damit vielleicht sogar nicht alleine stand.
Schließlich schob Brimir den Stuhl zurück. Ob er das kurze Misstrauen wahrgenommen hatte, war schwer zu sagen, denn der Gangrel . Auf die Erklärung hin nickte Brimir schließlich, wenngleich er es nun war, der den Mönch misstrauend anblickte. Zufrieden schien Brimir mit der Erklärung jedenfalls nicht.
„Schickst du Alerio einen Boten und wir machen uns direkt auf den Weg?“
|
|
|
Post by Benedetto on Sept 1, 2015 12:43:33 GMT
Benedetto verzog den Mund. "Da seid ihr längst zu spät. Die hochwürdige Aurore hat bereits einen Termin angesetzt, an dem der Fall noch einmal behandelt werden wird." Er winkte ab. "Natürlich stehe ich schlecht da. Meine Zeugen sind tot, wie Maximinianus genau weiß. Aber ich hoffe dennoch, dass die Gerechtigkeit siegen wird."
Dann rieb er sich den Kopf. "Ich werde Citus vorschicken, um uns anzukündigen." Er schritt rasch zur Tür und öffnete diese. Draußen wartete der Adlatus bereits. Benedetto wechselte einige leise gesprochen Worte mit diesem, worauf sich der junge Mönch umdrehte und in den Gängen des Klosters verschwand. Dann nickte Benedetto Brimir zu. "Wir sollten dennoch direkt aufbrechen, denn wer weiß, wie viel Zeit die Angelegenheit benötigen wird."
Auf dem Weg hinaus - Benedetto bat die beiden, leise zu sein - reichte ihm ein anderer Mönch eine Reisetasche und seinen Wanderstab. An der Pforte sprach der Kappadozianer ein kurzes Gebet. Schließlich würde er die Vigil verpassen. Dann setzte er sich in Bewegung. Als sie sich etwas vom Kloster entfernt hatten, wandte er sich an Brimir. "Ich frage mich immer noch, wie Niccolo von dem Ritual erfahren haben könnte..."
|
|