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Post by Benedetto on Oct 7, 2014 8:56:57 GMT
Eine Kontaktaufnahme über Mittelsmänner ist eine praktische Sache. Nicht nur bleibt die kommunizierende Partie weitgehend anonym, der Angesprochene hat auch jederzeit die Option, eine Nachricht über denselben Weg zurückzuschicken. Und so erreichte den Ventrue Maximinianus die Nachricht, dass "der Mann von der Kirche" ihn erneut zu sprechen wünsche. Er bitte ihn daher, sich im gegenseitigen Interesse an der Porta di San Pietro einzufinden, um "Differenzen beizulegen".
Auch eine Zeit - eine Stunde vor Mitternacht, also in ausreichendem Abstand zum Abendgebet, der Komplet - wurde in dieser Botschaft genannt.
Tatsächlich war der dicke Bruder Benedetto zur genannten Zeit am genannten Tor anwesend, vor einem knorrigen Baum am Wegesrand sitzend. Wie eine fette, blasse Kröte wirkte er, wie er da im Schneidersitz saß und die Umgebung beobachtete. Seine Gestalt wurde großteils von seiner Mönchsrobe verhüllt, doch das totenweiße Gesicht war im Licht des Mondes gut zu erkennen. Die Augen waren halb geschlossen. Es war, als würde Benedetto meditieren.
Doch in Wirklichkeit beobachtete seine Umgebung genau, sehr genau...
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Post by Maximinianus on Oct 23, 2014 8:31:24 GMT
Wenige Minuten vor der vorgeschlagenen Zeit tauchte der zweite Benediktiner auf. Er kam aus der Stadt als er das nördliche Tor durchschritt. Anscheinend hatte er den dicken Mönch auf der Innenseite nirgends entdecken können. Außen hatte er schließlich Glück und sah die rundliche Gestalt des Kappadozianers am Wegesrand sitzen. In der Silouette des Tores verharrte er einen kurzen Augenblick und warf einen Blick in das umliegende nächtliche Land. So als ob er die Aussicht genießen würde. Erst dann ging er mit festem Schritt auf direktem Wege zu Benedetto hinüber. Kurz vor diesem hielt er schließlich an.
"Guten Abend."
Die von einer gleichgültigen Höflichkeit bestimmten Worte waren die einzigen die er erst einmal an den anderen Mönch wandte. Die dazu passende Verneigung war dürftig und ähnelte einem Gruß unter sterblichen Männern der Kirche.
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Post by Benedetto on Oct 25, 2014 7:47:17 GMT
Der dicke Mönch machte ein Gesicht, als hätte er eine Flasche Essig getrunken, doch auch er verneigte sich. Dann lächelte er, ein Lächeln, das die Augen nicht erreichte. "Grüße, Maximinianus vom Blut der Könige." Die Zunge fuhr über die Lippen. "Ich bin Benedetto, Neugeborener vom Blute des Todes, Kind des Angelo die Sorrento." Sein Mund bewegte sich, als wolle er einen schlechten Geschmack loswerden. Wieder das Lächeln.
"Ich... entschuldige mich für meine Unhöflichkeit bei unserem letzten Treffen. Seid versichert, dass sie im Wunsch geschah, die Stadt zu schützen. Hinter Lüg..." Er hielt einen Moment inne. "Hinter offensichtlichen Unwahrheiten vermutet der besorgte Verstand mehr Unwahrheiten. Gerade in Kriegszeiten - und gerade dann, wenn man mit einer wichtigen Mission vertraut ist. Ein Spion hätte mit diesem Wissen viel anfangen können."
Er faltete die Hände. "Allerdings bürgt die Prinzessin für euch und wünschte den Frieden zwischen uns, als ich dort war, um eure Geschichte zu prüfen. Ihr habt sicherlich Ähnliches gehört, als ihr euch direkt bei ihr beklagtet." Ein spöttischer Ton, ein belustigtes Funkeln in den Augen. So, als würde er zu einem Kind sprechen, das sich an den Rockzipfel der Mutter klammerte, fuhr er fort: "Ich hätte es vorgezogen, sie nicht derart damit zu behelligen, aber sicherlich verstehe ich den Wunsch, bei kleinsten Konflikten schon ganz nach oben abgesichert zu sein."
Dann verneigte er sich erneut. "Und darum bin ich hier. Die Prinzessin wünscht, dass wir zum Wohle Genuas zusammenarbeiten."
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Post by Maximinianus on Oct 27, 2014 21:51:07 GMT
Mit stoischer Mine folgte er den Worten des Kappadozianers. Lediglich als dieser davon sprach das der Prinz für ihn bürgen würde rutschte seine Augenbraue ein Stück nach oben. Als der dicke Mann geendet hatte dauerte es noch einige Sekunden bis der höher gewachsene der beiden Benediktiner das Wort ergriff.
"Euren Worten entnehme ich, dass ihre Majestät euch aufgetragen hat sich bei meiner Person zu entschuldigen und ihr das auf eure unbeholfene Art auch zu tun gedenkt. Der Inhalt eurer Worte hat mich erreicht. Jedoch macht der Ton die Musik. Ihr könnt euch sicher sein das ich registriert habe, dass ihr in dem Glauben jeden Diener ihrer Majestät zu kennen, lieber einen Befehl des Prinzen ignoriert als ein Risiko einzugehen."
Er ließ die Worte von einer rein rethorischen Pause unterstreichen und fuhr dann etwas gemäßigter im Inhalt, jedoch mit der gleichen geschliffenen Artikulation, fort.
"Ich habe ihre Majestät seit meiner Vorstellung nicht mehr gesprochen, werde eure Worte über sie jedoch für voll nehmen und mit euch zusammenarbeiten. Solltet ihr euch weiterhin in dem euch möglichen Rahmen an die Etikette und Traditionen unserer Gesellschaft halten, wie ihr sie heute Nacht demonstriert habt, steht es mir sicherlich bald frei auf eine ertragreichere gemeinsame Zukunft blicken zu können als sie das bisher gewesen ist.
Euer letzter Punkt jedoch hat mein Interesse geweckt: ihr sagtet ihr hättet es vorgezogen ihre Majestät nicht in diese Angelegenheit hineinzuziehen. Wieso habt ihr es dann getan? Kein Sterbenswörtchen hat meine Lippen verlassen, ihr jedoch redet vom überprüfen meiner Geschichte, vom Gespräch mit ihrer Majestät über diese Angelegenheit und gleichzeitig schaut ihr mich an als ob ich derjenige wäre, der mit dieser Geschichte zum Prinzen gelaufen ist. Meine Frage ist dennoch weniger: - hört ihr euch eigentlich selbst reden? - als vielmehr - was genau verlangt ihre Majestät im nächsten Schritt von uns? Um dieses leidige Thema einmal abzuschließen."
Der wache Blick des Ventrue ruhte auf seinem Gegenüber. Und obwohl man sicher so etwas wie Vergnügen in einige seiner Worte hineininterpretieren konnte, gab seine Mimik nichts davon wieder. Als wäre er während seiner Kindheit für jedes Lächeln mit einem Peitschenhieb belohnt worden.
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Post by Benedetto on Oct 28, 2014 18:05:47 GMT
Die Augen des Mönches weiteten sich, seine Kinnlade klappte herunter. Dann schloss er den Mund, öffnete ihn wieder als wolle er etwas sagen und schloss ihn wieder. Schließlich schüttelte er den Kopf. "Damit..." Seine Stimme war nun sehr leise. Kontrolliert. "Damit ist alles gesagt, was gesagt werden musste." Er leckte sich die Lippen und die milchigen Augen betrachteten den Ventrue nun unter leicht zusammengekniffenen Augenlidern, als wäre er ein Tumor, den Benedettos Skalpell aus der Welt schneiden würde... bald.
"Was die hochgeborene Aurore von euch wünscht, müsst ihr wohl selbst erfragen. Ich schlage euch vor, einen weiteren Brief zu schreiben, das erspart auch in Zukunft, dass ihr eure Lippen anstrengen müsst. Ja, in der Tat. Schont eure Lippen, das solltet ihr öfter beherzigen." Er hatte die Hände gefaltet und verneigte sich. Weniger tief als zuvor. Gerade ausreichend. "Bis wir uns wiedersehen." Ohne auf eine Erwiderung zu warten, drehte sich der fette Mönch um und machte sich auf, in der Nacht zu verschwinden.
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Post by Maximinianus on Oct 28, 2014 21:47:35 GMT
Maximinianus blickte seinen Mitbruder spöttisch an, als dieser sichtlich Empörung zeigte. Als er sich zum gehen aufmachte legte er den Kopf leicht schief, seine Augen verengten sich dabei leicht.
"Ihr stellt bereits zum wiederholten Male eure persönliche Eitelkeit über das Wohle der Domäne, Benedetto. Handelt einem Befehl ihrer Majestät zuwider weil ihr euch unangemessen behandelt fühlt. Ihr habt es nicht einmal geschafft euch zu Ende zu entschuldigen ehe ihr erneut damit begonnen habt mich zu beleidigen....
Versteht mich nicht falsch, ich würde Lachen wenn man euch heißes Pech über den Schädel gießen würde. Ihr seid ein Feigling. Ich habe euch bisher häufiger von hinten als von vorne gesehen. Aber ich weiß auch das ihre Majestät in der aktuellen Situation auf wirklich niemanden verzichten kann. Und wenn es jemand ist wie ihr es seid.
Ich schlage daher vor wir enttäuschen das in uns beide gesetzte Vertrauen nicht einseitig und erledigen die Angelegenheit ihrer Majestät genau so wie sie das haben möchte."
Insbesondere der letzte Satz schien eine eigenartige Mischung aus einer Drohung, einem Friedensangebot und einer Bitte zu sein. Er sah jedoch nicht danach aus als ob er den dicken Mönch von irgendetwas abhalten wollen würde, würde dieser darauf nicht eingehen wollen.
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Post by Benedetto on Oct 29, 2014 16:04:26 GMT
Die Ohren des Mönches zuckten bei diesen Worten, aber er drehte sich nicht mehr um, sondern verschwand in der Dunkelheit.
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Post by Maximinianus on Oct 30, 2014 8:14:22 GMT
Der schwarzgekuttete Ventrue blickte seinem glatzköpfigen Gegenpart noch einige Augenblicke hinterher. Anscheinend ließ er sich diese Angelegenheit hier noch einmal durch den Kopf gehen. Nachdem Benedetto aus seinem Blickfeld verschwunden war schüttelte er lediglich knapp den Kopf, so als ob er etwas nicht fassen könne, sei es das Verhalten Benedettos oder die Zeitverschwendung die dieses Treffen darstellte.
Dann schlug der die Kapuze über seinen Kopf, wandte er sich ab und verschwand durch das Tor in seinem Rücken.
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