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Post by Brimir Böggvisson on Dec 19, 2014 15:36:28 GMT
LuccoliDas Wäldchen Luccoli lag wie so viele Dörfer und Weiler Liguriens ausserhalb der karolingischen Stadtmauern. Auf dem Weg von der Porta Serravalle nach Nordosten folgte man dem Bächlein Rialto sicher fünfhundert Meter, ehe die ersten Auswüchse des alten Waldes sich dem Pfad nähern. Einst – so sagen die Genovesi – war hier ein Hain der Römer, ein Naturtempel an den Sonnen- und die Mondgöttin. Tief zwischen den knorrigen, alten Olivenbäumen verborgen sollen Reste ihrer Druidenaltäre verborgen sein. Auf dem undurchsichtigen Gewirr aus Pfaden, die sich durch die Hügeltäler des Waldes schlängelten und sich in Richtung des Appenninausläufers Castelletto fraßen, begegnetem einem tagsüber einige Menschen. Der Verkehr von der Baustelle der Festung und dem nordöstlichen Hinterland in den Schutz der Mauern war emsig. Entlang des Weges befinden sich einige Dörfchen und einsame Hütten, immer mal wieder eines. Kleine, schlichte Häuschen reihen sich da aneinander, unterbrochen dann und wann vom kleinen Hof eines Ziegenhirten oder Eseltreiber, die Material vom Hafen bis zur Festung brachten oder Händler durch das Dickicht ihres Waldes begleiteten. Das war auch dringend nötig. Denn manchmal, behaupteten die Bewohner von Luccoli, in den einsamsten Nächten des Jahres wenn Tag und Nacht gleich lang sind, wenn die Wölfe des Gebirges ihr Lied heulten: In solchen Stunden schwörten die Dorfbewohner bei der heiligen Mutter Maria, die letzten Gottlosen würden nachts durch die Wälder schleichen und hielten ihre grauenhaften Rituale ab. Gerücht um Gerücht wurde über diesen verdorbenen Wäldern erzählt. Heidische Römer, gottlose Rituale, perverse Orgien. Es gab Nichts, was die Menschen nicht über die alten Stätten zwischen den Bäumen zu berichten wussten. Die Ritaule dort waren so diabolisch, dass selbst die Tiere vom Teufel beseelt nun in der Nacht über die Menschen herfielen. Für macnhen Kainiten war jedoch klar, dass die Wunden, die die Tiere den Menschen hier schlugen von den Wolflingen stammten . Sollten die Gerüchte über die Werwölfe stimmen, wäre Genua in großer Gefahr und vielleicht wären seine Geschwister ihnen bereits zum Opfer gefallen. Vorsicht war mehr als angebracht, doch auf die Geschichten der Menschen gab der Gangrel wenig. Zumal er mehr ein Mann der Taten war, als einer des Wartens. Freki und Munin waren bereits unterwegs. Sie hatten den Auftrag die Umgebung zu überwachen und Brimir Bewegungen zu melden. Menschen, Tiere, egal was sie dort auch finden mochten. Keiner von Beiden sollte sich näher als notwendig an irgendetwas heranwagen. Ausnahmsweise hatte er sich satt getrunken. Das Blut von Tieren war seine Nahrung gewesen. Es mochte zwar die Gier nicht stillen, aber es ernährte wenigstens. Dann war Brimir aufgebrochen; tiefer in den Wald gegangen. Auch, wenn die Kettenrüstung die Leichtfüßigkeit behinderte, so waren die Gerüchte, um die Wolflinge doch jeden Schutz wert, sei er noch so gering. Seine Axt hing am Gürtel und der Schild war auf dem Rücken befestigt. Sein Speer befand sich angriffsbereit in seiner Hand, während er auf allen Vieren über den Waldboden ging. Es mochte einen wirklich fremdartigen Eindruck machen, wie sich der Gangrel hier durch den Wald bewegte und doch war es für ihn die Gewohnheit und weit vertrauter als der aufrechte Gang. Immer wieder hielt der Gangrel inne und horchte auf. Seine Nase in den Wind gehoben, nahm Brimir die Gerüche seiner Umgebung auf und wagte sich immer tiefer in die Dunkelheit des Waldes. Am Pancrasfluß, der die Klöster San Marcellino und San Savinus von der Basilica di San Siro trennt, folgte er flußaufwärts, so wie Maximinianus es ihm gesagt hatte. Dort wurden die seinen angegriffen. Dort würde seine Suche beginnen.
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Post by Sherydan on Dec 20, 2014 23:07:13 GMT
Sherydan trat aus der Höhle, in der sie den Tag verbracht hatte. Spät war sie erwacht. Erst als ihre Brüder und Schwestern zu ihr zurück gekommen waren, um mit ihr zu jagen. Sie schloss die Augen und hielt die Nase in den Wind. Dann schaute sie sich langsam um. Die Gangrel ging in die Knie und grub die Hände in das Erdreich, sodass erst ihre Handgelenke wieder daraus hervorschauten. Still verharrte sie in dieser Position und konzentrierte sich.
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Post by Il Narratore on Dec 21, 2014 1:20:24 GMT
Der Geruch von Angst kroch durch die Wurzeln des nächtlichen Waldes. Spätherbstlich war es geworden, das Geräusch kompostierender Blätter um sie her erfüllte den Wind. Schreie von Tieren, von Eulen, Wölfen, Rehen, Wildschweinen, Bären durchbohrten das Blattwerk, brachten mit sich die Gewissheit von Kampf, von Jagen, Leben, Töten. Das Gefühl von Blut. Es war stark in den alten Wäldern, wie auch nicht? Jeder Flecken Erde war von Leben durchdrungen, von unzähligem Gewürm das Vieh ernährte und mästete für die Räuber und die Jäger der Räuber. Und Leben war Blut, immer gewesen. Nichts konnte sich messen mit dem Geruch von Erde, Laub und Baum, der sich mit Blut vollsog, mit süßem, zähem Saft. Dick wie Nektar versetzte er sich mit dem Wald, kroch in jede Pore.
Nicht einmal das gurgelnde Bächlein Pankras konnte dieses Gefühl übertünchen oder gar fortspülen. Es haftete an jedem Wanderer, dessen Sinne noch nicht völlig abgeschliffen worden waren von dem Irrsinn der Städte. Spuren fanden sich nicht, nicht mehr als irgendwo und überall. Zwischen den uralten Bäumen, zwischen den Wipfeln die vor den Franken, vor den Gothen, vor den Römern und selbst Etruskern hier gewesen waren, wurde immer schon gestorben und gefressen. Nur manchmal, da schwebte ein Duft vorüber, leicht und köstlich, von Leben, das besser als das der Tiere war. Ambrosia gegen ihr Wasser. Schwärzlich alt, der Geruch von getrocknetem Blut und...Kadaver. Nur dort, durch diese Schlucht und über diesen Stamm und jene Kuppe, hinab in das Tal, das ein andrer Fluss gegraben.
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Post by Brimir Böggvisson on Dec 21, 2014 13:21:19 GMT
Der Geruch von Blut; Nichts war belebender, wie das Leben. Der Geruch von Blut versickert im Boden; Nichts versprach mehr Freiheit, als das Bild, dass Jäger und Opfer am Ende einer Jagd hinterließen.
Und doch, versprach diese Fährte Unheil. Kadaver und Tod warteten hinter jener Kuppe. Für Tier, Mensch und... Kainit?
Wieder hob Brimir die Nase in den Wind. Das Tier verlangte nach dem Geruch und der Hunger folgte ihm. Die Gier nach dem Blut der Lebenden war fast unerträglich, selbst jetzt, wo Brimir sich im Grunde satt getrunken hatte. Ein Hunger der nie verging und ein Tier, dass sich nicht in Ketten legen lassen wollte. Doch es war noch keine Zeit dafür. Er brauchte einen klaren Verstand, soviel war dem Jäger bewusst. Er musste bei Sinnen sein, wenn er die Entscheidung über Kampf und Flucht treffen würde. Aber dann, wenn es zum Kampf käme, würde er das Tier reiten. Er würde seinen Instinkten nachgeben und wirklich frei sein.
Sein Aussehen veränderte sich. Die Fänge kamen zum Vorschein, blitzten bedrohlich unter den Lippen hervor. Und ihnen folgte das glühen der Augen, um die Dunkelheit zu verdrängen. Die Gabe des Tieres war erwacht.
Und so folgt er dem Geruch, durch die Schlucht und über den Stamm; auf jene Kuppe, um sich einen Überblick zu schaffen.
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Gestalltwandel 1
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Post by Il Narratore on Dec 29, 2014 11:36:57 GMT
Hinter jenem Hügelchen offenbarte sich...nichts. Mehr Wald, endlos Stämme bis zum Horizont, erfüllt von Schreien, von Angst und allem Getier der Nacht. Es floh vor dem Tier im Jäger, vor der Bestie in ihm, die größer war als sie alle und böser, blutrünstiger. Wo immer er jagte, wo immer er kroch und roch, da stob es auf und selbst die schlafenden Rebhühner flatterten davon. Das Wild sprang durchs Gehölz, die Eulen, die Eichhörnchen, Hasen und alles Beutetier rannte davon. Er war allein im Lärm der Flucht und dem Schatten der mondlichten Bäume. Allein, wie nur irgendein Wesen sein konnte auf Gottes weiter Erde. Allein. Bis auf diesen Geruch, der ihn so sehr verfolgte, wie er ihn. Er ihn weitertrieb und zwang, sich zu ergeben, der an ihm rüttelte und ihm ins Mark fuhr. Durch kleine Täler, durch Schluchten, durch von Sturzbächen gehauene Gräben ging es, tief in die Wälder Luccollis. Bis da nichts mehr war. Bis nur noch die Stille regierte. Kein Vogel floh, kein Reh sprang, kein Bär trottete. Denn alles war schon lange fort. Verlassen stand die große Bestie inmitten des rottenden Laubes und der weichen Erde von Jahrtausenden - rot die Augen, weiß die Fänge und ehern die künstliche Haut. Und dann, so Stück für Stück, nacheinander und im Laufe einiger Augenblicke trafen drei Gedanken in seinem Kopf aufeinander: Es roch nach Fell und Geifer. Etwas heulte da. Dies war ein guter Ort für einen Hinterhalt.
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Post by Brimir Böggvisson on Dec 29, 2014 14:06:13 GMT
Die Tiere flohen. Wie so oft rannte die Beute für dem Jäger. Doch sie waren nicht Ziel seiner Jagd und so ließ Brimir sie ziehen. Er ergab sich seiner Einsamkeit in der Dunkelheit dieser fremden Wälder. Selten zuvor hatte er sich so sehr nach der Nähe zu seinem Rudel gesehnt. Seine Familie, sein Leben. Und doch war er für sie hier an diesem Ort, nahm die Gefahr für seine Brüder udn Schwestern in Kauf.
Der Geruch trieb ein Schaudern durch die Knochen und er ließ sich von dem Geruch leiten. Es war die einzige Fährte, die Brimir blieb und zugleich der Preis für eine Spur von der er nicht wusste, ob sie zum Ziel führen würde.
Seine Füße trugen ihn über Laub und Erde, über Schlamm und durch Wasser. Der Dreck amchte ihm Nichts aus. Er liebte die Natur mit jeder Faser seines Seins. Und doch war dieser Ort, dunkler als die kältesten Nächte.
Mit der Stille kam die Erkenntniss. Er war alleine und... zugleich auch nicht. Es gab wenig, vor dem sich ein Kainit wirklich fürchtete. Schmerz und Wunden waren vergänglich. Man stumpfte ab in den Jahrzehnten und Jahrhunderten, die man hinter sich ließ. Aber an diesem Ort, kehrte die Angst zurück. Angst vor der Vernichtung, vor dem Ungewissen. Wolflinge, Monster, Kaintien, Tiere. Eines der Vieren hauste hier und es mochte keinen Besuch. Und doch war der Wunsch seine Familie zu finden stark genug, um der Angst nicht nachzugeben. Und vielleicht mochte es reichen, um sie ganz zu verdrängen. *
Mit der Erkenntniss kam das Bewustsein zurück. Seine Hand wanderte zum Rundschild auf seinen Rücken und seine Finger umschlossen den Griff. Rasch nahm Brimir den Schild nach vorne, während er sich langsam erhob.
Es roch nach Fell und Geifer. Etwas heulte da. Dies war ein guter Ort für einen Hinterhalt.
Wachsam schritt der Nordmann weiter. Er lauschte in die Nacht, versuchte jede Regung in der Stille wahr zu nehmen. **
"Jeg heter er Brimir Bögvirson og jeg har kommet for å finne dem som er ansvarlige for drapene på de dødelige av Lucolli." 1) Die Worte kamen in seiner Muttersprache Westnordisch über seine Lippen. Er rechnete nicht damit, dass ihn hier jemand verstand, aber es war einen Versuch wert, zumal sein Übersetzer nicht für soetwas geschaffen war.
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Ich nutze zur Stimmung einfach mal Norwegisch, was dem Westnordischen wohl noch am nächsten kommt.
1) "Mein Name lautet Brimir Bögvirson und ich bin gekommen, um denjenigen zu suchen, der verantwortlich für das Morden an den Sterblichen von Lucolli ist."
* Willenkraft eingesetzt Mutwurf: vKKW_qfG1-101-101-101-10
** Aufmerksamkeit: 1-101-101-101-101-101-101-101-10 1-10·1-10·1-10·1-10·1-10·1-10·1-10·1-10·1-10·1-10·1-10·1-10
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Post by Il Narratore on Jan 2, 2015 23:12:42 GMT
Einzig Geheul und Geschrei antwortete ihm aus dem Dickicht. Sein feines Gehör konnte sie auseinanderhalten, konnte die Anzahl und die Tonlage, nein, die Stimmung der Rufer aus dem Unterholz festmachen. Sie waren gierig. Weniger hungrig, weniger hetzend und viel mehr gierig. Brimir konnte es riechen, so wie sie es riechen konnten: Beute. Knochen, Fleisch, Blut. Doch dieses Mal war der Jäger die Beute.
Wölfe - soweit hatte man Recht gehabt. In Gestalt und Fellmalung glichen sie handelsüblichen Wölfen. Kein dämonisches Feuer, keine Hände und keine Kleidung hing aus ihrem Fell, sie besaßen keine dreizehn Köpfe oder vier Mäuler und es starrten Brimir auch nicht fünf Augen pro Schädel an. Wölfe, schlicht und gewöhnlich, bei denen es nichts abnormes zu bemerken gab. Nun ja, abgesehen von ihrer Aggressivität, die sich nicht vor einem Vampir auf der Jagd fürchtete. Und vielleicht ihren Augen, die tatsächlich einen rötlichen Schimmer besaßen zwischen dem natürlichen Gelb. Unter Umständen auch ihr Gewicht, das bei jedem Tier sicherlich um die zweihundertfünfzig Karlspfund und doppelt soviel als gewöhnlich wog. Möglicherweise die abnorme Größe der Tiere, mit der der offenkundigen Alpharüden bei vier bis fünf Fuß Schulterhöhe dem hochgewachsenen Nordmann etwa bis zum Bauchnabel reichte. Womöglich auch ihr Blut, das irgendwie anders roch, als das gewöhnlicher Tiere. Kräftiger. Dicker.
Der Alpha grollte und senkte den Kopf. Er setzte nicht zum Sprung an - noch nicht - doch lange würde es nicht mehr dauern. Zwei weitere Tiere waren mit ihm aus dem Dickicht gekrochen und begannen langsam, in sicherem Abstand ihre Beute zu umkreisen, Fluchtwege abzuschneiden. Sie zeigten keine Angst.
Doch es gab noch mehr als das, was in jenem Tal sichtbar war, mehr als der unmittelbare Geruch von Gewalt, von Verfall und altem Holz. Brimir konnte hören, dass mehr als nur die drei Wölfe sich in unmittelbarer Nähe befanden. Etwas raschelte, hinter dem Alpharüden, außerhalb der Sichtweite. Er konnte es auch riechen: Potenter noch als das der großen Wölfe, die sich langsam vorwagten, und ihnen doch seltsam ähnlich. Vitae. Wild roch es, ungezähmt und völlig unberührt von jedem Schmutz der Städte und Dörfer. Nach Verzweiflung und Verlangen und ein wenig sogar nach etwas bekanntem, das er nicht sofort feststellen konnte. Doch auch nach Schwäche, nach einer ganz eigenen Krankheit, die ihm noch nie zuvor begegnet war.
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Post by Brimir Böggvisson on Jan 5, 2015 12:55:58 GMT
Ein Rabe hatte sich ganz in Sherydans Nähe auf einem Ast niedergelassen und betrachtete sie mit schiefgelegtem Kopf. Er zeigte nicht die typische Reaktion eiens Tieres, dass einem Kainiten begegnete. Fast Neugierig betrachtete er die Fremde und ihre Begleiter. Ein Krächtzen folgte, dann wurde der Kopf auf die andere Seite gelegt.
Sein eigenes Aufheulen mischte sich in das der anderen Tiere, laut und kräftig. Es sollte reichen, um Freki die richtige Richtung zu weisen. Denn bei dem, was er dort vernahm, würde Brimir sicher Hilfe brauchen, sollte es zum Kampf kommen. Doch als sich zunächst nur der Alpha mit seinen zwei Begleitern zeigte, war der Blick des Kainiten einen Moment lang überrascht. Er hatte sich schon bereit gemacht zu fliehen, falls sich hier wirklich Garou zeigten. Einen Kampf mit ihnen hätte der Gangrel nicht gefragt. Aber das hier waren Tiere. Kräftige, anmutige Tiere, aber eben nur Tiere. Und doch konnte Brimir ihren Herren riechen. Ghule?
Die Situation missfiel Brimir dennoch. Wenn das Gebiet, dass so nach Tod roch wirklich von einem Kainiten bewohnt war, stand er im Territorium eines Anderen, der scheinbar nicht wollte, dass man ihn hier besuchte. Anspannung machte sich breit. Während sich die beiden Wölfe in Position begaben, richtete Brimir seinen Schild und seinen Speer in Verteidigungshaltung aus. Er wartete. Sein Blick lag jedoch fest auf den Augen des Alpha-Tieres, welches durch die bernsteinfarbenen Augen angestarrt wurde. Bei der Verfolgung der anderen Beiden verließ sich der Nordmann jedoch auf seine Ohren. Dann ertönte knurrende Laute aus seinem Mund, die an den Leitwolf gerichtet waren. *
"Mein Name lautet Brimir Bögvirson und ich bin nicht gekommen, um jemanden zu verletzen. Aber ich werde nicht zögern die Waffe dazu zu benutzen mich zu verteigen, wenn ihr mich angreift. Dann wird Blut fließen. Sag deinem Herren, dass ich mit ihm sprechen möchte."
Es war ein Versuch. Nicht mehr und nicht weniger. Ein Versuch sich Zeit zu schaffen oder einen anderen Weg zu finden die Situation zu lösen. Seine Jagd galt der Informationund die konnte man vielleicht auch ohne Kampf erringen.
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* Tierhaftigkeit 1
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Post by Il Narratore on Jan 14, 2015 19:02:20 GMT
Die große Bestie heulte laut auf, als Brimirs Grollen durch den dunklen Wald hallte. Die Bedeutung ihrer Worte war klar, selbst wenn der Gangrel nicht über die vorbabylonische Sprache verfügt hätte: Hunger. Der Gangrel hatte gerade genug Zeit, den Speer nach der großen Bestie zu schleudern, ehe ihre Gefährten sich in ihm verbissen. Der Alphawolf wich mit einem Sprung zur Seite aus, der Speer sirrte ins Unterholz. Die beiden anderen Wölfe sprangen ihn an und um ihn herum, schnappten nach seinen Ellbogen, Knien, Schenkeln, dem Hals und seinem Geschlecht. Keine ihrer Klauen, keiner ihrer Zähne fand weiches Fleisch. Ihre Angriffe waren wie Bisse von Flöhen, wie von Zecken und Mücken, die sich am Blut der wahren Jäger laben wollten.
Brimir spürte das Blut in sich wallen, den Hunger und sein eigenes Monster an den Ketten des Bewusstseins reißen. Es übermannte ihn, er begrüßte es. Blut spritzte, als seine Axt in die Seite der großen Bestie hieb. Es benetzte ein heißes, vor rasender Kampfeslust kochendes Gesicht. Mit einem Satz war der Gangrel über dem fliehenden Tier, monströsen Fänge trieben sich tief in eine fellige Kehle. Das Tier wimmerte und winselte, als alles Leben aus ihm floß - heiß und dünn sprudelte Blut eine Kehle entlang.
Die Gruppe zerrte an dem Vampir, der sich labte, riss und biss in seinen Nacken, seine Arme, sprang gegen ihn und wurde wie Geschmeiß mit Fußtritten fortgejagt. Die Fratze, die sich von der Kehle des Alphatieres erhob, hatte wenig mit dem Antlitz des Wikingers zu tun. Scharlachrot rann Blut über Hals und Kinn, Kratzer und Wunden des sich noch wehrenden Rüden prankten auf Stirn und Wange, schlossen sich aber bereits. Es stieß einen Schrei aus, tief, gewalttätig und primitiv. Seine Hauer - und zu Hauern waren seine Zähne geworden, spitz und scharf und schlank wie die eines Wolfes, denn die Bestie hatte ihr Zeichen im toten Fleisch hinterlassen - schlossen sich knurrend. Abermals warf der Rasende sich vorwärts. Ein Hieb trennte dem ersten Tier die Seite auf, brach ihm Rippen und verkrüppelte das linke Vorderbein. Ein zweiter wandte sich gegen das andere Tier, das ihn von hinten angesprungen und sich in seinem Nacken verbissen hatte. Wütend warf er sich mit dem Biest zusammen gegen einen Baum, brach dem Tier das Rückgrat und trennte Schädel und Rumpf mit einem einzigen Hieb. Der Siegesschrei verstummte, als er auch das Blut des zweiten Opfers als seine Beute nahm.
Blut gurgelte in seinen noch gierigen Innereien, zwei geschlachtete, ausgeblutete Wölfe lagen vor ihm, der dritte schleppte sich mühsam und blutend ins Unterholz.
[Im Chat ausgewürfelt.]
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Post by Brimir Böggvisson on Jan 15, 2015 12:47:35 GMT
Blut ronn hinab. Über seine Kehle. Über seine Wange. Über seine Axt. Es benetzte den Boden und füllte seinen Magen. Und es bezang den Hunger für diesen Moment.
Das Tier im Inneren schrie nicht mehr - so laut. Es ließ sich besänftigen von den gedanklichen Streicheleinheiten eines zufriedenen Kainten. Wieder waren sie eine Einheit gewesen, der Jäger und sein Jagdhund. Doch nun war es wieder an der Zeit, dass es an die Leine gelegt wurde.
Noch immer knurrend hing Brimir über seinem letzten Opfer und verfolgte mit seinem Blick den davon schleichenden Wolf. Und er ließ ihn ziehen. Es gab keinen Grund ihm zu folgen. Dieses Tier hatte gelernt, dass sein Alpha nicht das stärkste Raubtier an diesem Abend war. Zufrieden knurrend strich die Hand des Gangrel über die Hauer in seinem Gesicht, nicht, um das Blut fort zu wischen, sondern um ein Gefühl für das Mal des Tieres zu bekommen, dass ihm dieser Kampf geschenkt hatte. Das würde den Kontakt zu Menschen schwieriger machen.
Doch als seine Gedanken das Tier fertig eingesperrt hatten, kam ihm der Geruch zurück in den Sinn, den er zuvor vernommen hatte. Vitae. Wild, frei und... krank.
Seine Hand griff zu der Axt, die noch im Baum an der Stelle fixiert war, an der er den Kopf des Wolfes abgetrennt hatte. Das Geräusch des Reißens von Fleisch und des Brechens von Knochen erklang in seinem Ohr und trieb einen leichten Schauer durch seinen Rücken. Eine Erinnerung an die Tat des Tieres.
Doch seine Augen fixierten die Stelle aus der der Alpha-Wolf aus dem Dickicht kam und iweder erhob sich seine Stimme, um die Worte zu wiederholen.
"Jeg heter er Brimir Bögvirson og jeg har kommet for å finne dem som er ansvarlige for drapene på de dødelige av Lucolli."
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Post by Il Narratore on Jan 29, 2015 18:33:39 GMT
Eine Gestalt trat aus dem Unterholz, so krumm und haarig, dass man hätte lachen können, wären die Umstände nicht solch blutrünstigen. Sie hatte einen affenartigen Gang und einen Buckel, sodass ihre langen und haarigen Arme am Boden schleiften und ihre mit Schmutz bedeckten Krallenhände den Waldmorast aufwühlten. Sie stak vor Schmutz und Schlamm und allerlei Unrat des Waldes, vor Zweigen, Blättern, Federn und beleidigte noch die Nase des Gangrel mit einem scharf wahrnehmbaren Geruch nach Wolfspisse. Der breite Kopf wiegte auf einem kurzen Hals hin und her, das Maul grinste dümmlich und offenbarte eine Unzahl falsch gewachsener Zähne. Am ganzen Leib sprossen Haare und Fellbüschel, die sich aus der Haut des Untiers selbst zu schieben schienen. Gelb floß die Räude daraus hervor und tropfte an seinen bloßen Beinen herab auf die Erde. Die paar Fetzen an Kleidung, die das Ding einst getragen hatte, mochten aus einfachem Leder zusammengesetzt sein oder sogar hier und dort Eisen blinken lassen, doch die Jahre, vielleicht Jahrzehnte fernab jeder Zivilisation hatten sie rotten lassen.
"Sono N-Chi-Tu!", grollte das Ding und senkte den Schädel. Kleine Knopfäuglein, tief hinten im Schädel, blickten zu dem Gangrel. "Va'!" Mochte der Nordmann auch die Sprache nicht sprechen, mochte er auch nicht Folge leisten wollen, so war ihm die Bedeutung der Worte doch klar - ein Name und ein Befehl war ihm gegeben worden. Allein, er wusste nicht, wie er diese wohl aufzufassen hatte, denn eines mochte ihn über alle Maßen beunruhigen: Dass tief unter dem Geruch nach Erde und Schlamm und dem dünnen Blut von Tieren ein sehr vertrauter Duft lagerte. Schwach nur, eigentlich auch nur in Nuancen und einer grundlegenden Ahnung war er da: Der Geruch von Familie.
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Post by Brimir Böggvisson on Feb 1, 2015 11:53:59 GMT
Als die Gestallt aus dem Dickicht trat zog Brimir die Axt aus dem Holz und schob den Schild nach vorne. Soetwas hatte er noch nicht gesehen. Das waren also die Mächte von dennen Aurore sprach. Die Arme, die Hände, Fell und Haar, das Maul mit den falsch gewachsenen Zähnen. All das wurde gemustert, jedes Detail analysiert, jeder Duft aufgenommen.
Die Axt wurde in den Boden gerammt, um eine Hand frei zu haben, Mit dieser deutete er erst auf sich, dann auf den Fremden.
"Jeg snakker ikke språket ditt. Brimir, Gangrel... N-Chi-Tu, Gangrel?" 1.)
In diesem Moment heulte es hinter Brimir auf. Freki war ganz in der Nähe und sicher kurz davor zu ihm zu stoßen. Das war gut, wenn es wirklich ein Gangrel vor ihm war, würde man so mit ihm Reden können. Wenn nicht... musste man sich Anders helfen. Seine Hand wanderte in Richtung des Dickichts aus dem N-Chi-Tu gerade kam.
"Folda Kaðadóttir? Archibald? Nunzio?"
Dann kam Freki aus dem Gebüsch hinter Brimir und gesellte sich neben den Gangrel. Fragend deutete er auf den Wolf und führte seine Hand an den Mund, deutete eine sprechende Bewegung an und dann wieder zu Freki.
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1.) "Ich spreche deine Sprache nicht."
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Post by Il Narratore on Feb 8, 2015 9:50:37 GMT
Die einzige Reaktion, die das Ding auf Brimirs Worte zeigte, war ein Zucken. Es ging in die Knie, der Oberkörper vorgebeugt und die langen, krallenbewehrten Hände weiter auseinander gestreckt. Sein Kehlkopf zuckte, der vor Zähnen und Hauern strotzende Kiefer stieß ein Heulen hervor, laut und kratzend, wie Stahl auf Stein. Der Gangrel hatte oft genug mit Tieren kommuniziert, um auch ohne Anstrengung die Bedeutung dieses Heulens zu verstehen. Wie ein Hund, der zu oft geprügelt worden war, wie eine Katze, die knapp den Kiefern des Hundes entkommen war, wie ein Vogel, den die Katze einmal zu oft erwischt hatte, fühlte Brimir aus diesem unmenschlichen, kreischenden Schrei vor allem eines heraus: Wahnsinn. Das Verlangen, den Eindringling zu vertreiben, mit den Bestien des Waldes zu laufen und zu laufen und zu laufen unter Blut getränktem Mond bis ans Ende aller Nächte. Wasail.
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Post by Brimir Böggvisson on Feb 11, 2015 10:15:03 GMT
Wasail, die letzte Raserei, die ein Kainit jemals erfahren wird. Er hatte von ihr gehört und man hatte ihn vor diesem Zustand gewarnt. Und doch war Brimir ihm entgangen, dem Wahnsinn, als er die Menschlichkeit hinter sich ließ und dem Weg des Tieres folgte. Zum Jäger war er geworden und als Jäger stand er nun vor diesem Wesen, dass sicher alles war, bloß nicht ungefährlich. Aber es war eine Gefahr für alle Kainiten in Genua. Und es hatte Kontakt zu den Seinen.
Die Hand griff zur Axt, als das Wesen sich vorne überbeugte und der Gangrel steckte sie an den Gürtel. Natürlich hatte Brimir nun ersteinmal weitere Informationen, die er in die Stadt bringen konnte. Doch es gab etwas, was ihn hier hielt. Etwas, was dem Wahnsinn und der Gefahr wiederstehen wollte. Familie. Wenn sie hier waren, dann gab es sicher Spuren. Und die würde er nicht finden, wenn er nicht hier blieb.
Brimir nahm seinen ganzen Mut zusammen und wiederstand dem Drang zu gehen. Er würde dieses Wesen und seine Macht zumindest testen. Entweder war dieser Kainit schon sehr alt und am Ende zu müde und der Kraft des Tieres erlegen oder zu jung und unerfahren gewesen. So entwuchsen seiner freien Hand Krallen, spitz und scharf. Eine Waffe, die er sicher brauchen würde.
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Mutwurf: y8bDeL3w1-101-101-101-10
Gestalltwandel 2: -1BP 1-10·1-10·1-10·1-10
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Post by Brimir Böggvisson on Mar 8, 2015 16:32:43 GMT
Der Wahnsinn schrie erneut aus den untoten Lungen seines Gegenübers. Das Heulen wurde durch die Nacht getragen und Brimir war sich fast sicher, dass dieser Schrei bis nach Luccolli zu hören gewesen ist. Es war abzusehen, was nun folgen würde und so knurrte er Freki einen Befehl zu und dieser machte einige Schritte zurück, als N-Chi-Tu seine Füße in den Boden drückte und zum Angriff ansetzte. Der Körper des Wasail sprang in die Richtung des Jägers und dieser machte sich seinerseits daran mit den Krallen nach ihm auszuholen. Und Brimir war auf den Angriff vorbereitet und diesen notwendigen Tick schneller als sein Kontrahent. Blut wurde durch die Arme gepumpt und er konnte spüren, wie er schneller wurde und seine Schläge mehr Wucht besaßen.
Seine Kralle schnitten über den Arm des Wahnsinnigen und zeichneten tiefe Wunden in dem dreckigen Fleisch, während Brimir bloß einige Kettenringe verlor, die zerstört zu Boden fielen. Dann sanken die Körper wie zwei Säcke aneinander geklammert zu Boden und während der Nordman schon nachsetzte, sprang das andere Tier weit nach hinten aus der Reichweite. Wütend darüber hechtete Brimir nach vorne und schlug erneut durch die Luft, während der Wasail sich unter dem Schlag wegeduckt hatte und nun seinerseits Brimirs Haut am Hals aufkratzte.
Freki war sichtlich versucht sich dem Befehls eines Herren zu widersetzen und in den Kampf einzugreifen, doch dann ging zu schnell, alsdass er noch irgendwas machen konnte. Brimir schrie auf vor Schmerzen, als die Krallen des Feindes die Ketten in Brusthöhe aufschnitten und Blut aus den Wunden auftrat. Jedoch wurde sein Schrei von dem Aufheulen des Wasail überdeckt. Brimir hatte seine Deckung offen gelassen, um ihn anzulocken und zu einem Schlag zu verleiten; hatte sich darauf verlassen, dass sein Körper und seine Rüstung ihn schon davor schützte. Und der Wasail fiel darauf rein. Viel zu spät hatte er bemerkt, dass der Nordmann nur darauf gewartet hatte und die Waffen an seinen Fingern schnitten ihm einmal von der Leiste aufwärst bis zur Schulter.
Als der Schrei verklungen war, packte Brimir die Schultern seines Gegners und holte mit seinem gesamten Gewicht zu einer Kopfnuss aus. Er konnte noch den Schmerz und die Panik in den Augen von N-Chi-Tu sehen. Doch er hatte kein Mitleid mehr für seine Beute. Dies hier war seine Jagd und der Fremde stand ihm im Weg.
Schlaff fiel der Körper zu Boden. Doch das reichte Brimir nicht. Seine Hand griff flink zu seinem Stiefel und zog einen Pflock hervor, der mit einem Aufschrei in das Herz des Wahnsinnigen gestoßen wurde. Blut tropfte aus seinen eingenen Wunden. Doch er brachte den Körper zu den beiden toten Wölfen. Die Prinzessin würde sich seiner annehmen, sobald er den Fremden zu ihr gebracht hatte und ihr erklären würde, was er über ihn wisse. Dann gab er Freki den Befehl hier Wache an den Körpern zu halten, während er tiefer in den Wald ging.
Familie. Sie waren hier gewesen. Sie waren hier.
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