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Post by Benedetto on Dec 23, 2014 12:30:05 GMT
Der goldene Hirsch war eine der gehobeneren Tavernen der Stadt Genua - sofern man so etwas von irgendeinem Gebäude der kriegszerrütteten Stadt behaupten konnte. Dennoch, hier verkehrten die Überlebenden der Oberschicht und hier fanden auch adlige Durchreisende ein sauberes und gutes Quartier. Das Essen hatte nichts von der einstmals römischen Dekadenz voriger Zeiten, doch war es schmackhaft und das Fleisch auch garantiert von echtem Vieh (und nicht von Katzen oder Hunden).
Es war eher ungewöhnlich, an einem solchen Ort einen Mönch der Benediktiner zu finden. Seine Kutte wirkte in ihrer Schlichtheit ebenso deplaziert wie der dicke Gottesdiener selbst. Doch da er mit guter Münze zahlte, hatte der Wirt ihm einen Tisch am Rand des Raumes zugewiesen, ihm den geforderten Wein gebracht und sich dann wieder seinen höhergestellten Gästen zugewandt. Auch schien der Dicke kein Interesse daran zu haben, den Betrieb zu stören. Er kritzelte nur etwas in eine Wachstafel, die er mit sich führte.
Gelegentlich schweifte sein Blick über den Raum, während er an seinem Wein nippte, blieb an einem Gast hängen, wanderte über die Speisen an den Nachbartischen. Unwissentlich fuhr seine Zunge über seine Lippen. Dann wandte er sich wieder den Notizen zu, schrieb hastig einige Sätze. Benedetto beobachtete und lernte.
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Post by Josef Szőkyel on Dec 23, 2014 17:22:57 GMT
Es war in Genua leicht die guten Gaststätten, im Sinne jener wo Bildung und Geld täglich in überdurchschnittlich hoher Menge verkehrten, auszumachen, denn viele gab es davon nicht mehr und sie hatten Mühe in der aktuellen Zeit genug Kundschaft anzulocken.
Der goldene Hirsch schien so ziemlich die letzte Bastion dieser Art zu sein. Petyr war zwar keine imposante Erscheinung. Die Schultern immer noch leicht eingefallen, das Haupthaar lange vor der Zeit dünn und licht geworden und trotz der besseren Umstände in denen er nun lebte, sah man ihm die Jahre des Hungerns und Leidens immer noch an, zu sehr hatten sie sich in sein einst jung wirkendes Gesicht gegraben.
Doch dies nahm ihm nicht den Genuss. Zufrieden mit sich und der Welt machte er sich über eine in Honig gewendete Hasenkeule zusammen mit einem Becher gewässerten Weins her. Einige Zeit verbrachte er so, stopfte genießend aber nicht gierig den Lohn seiner täglichen Arbeit in sich hinein und schob die Platte erst dann zur Seite, nachdem er auch die letzten Reste der fettigen Soße mit dem dazu gereichten Kanten Brot glänzlich aufgewischt hatte. Mehrmals schleckte er sich alle zehn Finger ab, rülpste dezent und spülte mit etwas Wein nach von dem er sich sogleich mehr bestellte.
Nachdem er das Essen hatte sacken lassen, holte er zwei kleine Leinenbeutel heraus und zog aus dem ersten eine Menge kleiner Halb-Ellenlanger Eisenstäbe heraus. Mit spitzen Fingern schob er diese auf dem Tisch hin und her und änderte immmer wieder ihre Konstellation. Schließlich holte er aus dem anderen Beutel ein kleines Bündel zusammengebundener Tafeln heraus, jede kaum größer als seine eigene Handfläche. Mit einer kleinen Eisennadel fing er an auf diesen Notizen anzufertigen, dann schob er wieder seine Stäbe herum und notierte weiter.
Er hatte damit noch keine halbe Stunde verbracht, als er Gesellschaft bekam. Der Brujah war wie meist in einen langen Mantel gehüllt und trug schwarze Handschuhe an den Händen, nur sein Gesicht und Haupthaar war frei jeder Bedeckung. Vereinzelt schien er jemanden flüchtig zu grüßen als er eintrat, doch er steuerte direkt auf Petyr zu der an einem kleinen Tisch für sich saß. Diese machte ihm ohne Umschweife Platz und schob die leere Platte noch weiter weg. Ein kurzer Wortwechsel und dann war er schon wieder daran seine kleinen Stäbe hin und her zu schieben, während der Brujah ihn dabei aufmerksam beobachtete. Ab und an stellte dieser eine Frage so dass Petyr inne hielt und wohl das ein oder andere Wort zu der Konstellation der Stäbe sprach. Seltener passierte es, dass er diese aufgrund eines Kommentars des Brujah in ihrer Konstellation veränderte.
Es war nicht genau zu erkennen wer von beiden älter war. Petyr wirkte auf den ersten Blick älter, doch mochte dies auch an schlechten Umständen in seinem Leben liegen, während der Brujah wohl gewiß deutlich mehr als zwanzig Sommer erlebt hatte, dafür aber kaum Mangel erlebt zu haben schien. Anders als der dürre Mann neben sich war er gut genährt, hatte kaum Fett angesetzt und hatte durch seine tägliche Arbeit eine behende Statur beibehalten. Gut möglich dass sie beide ähnlich oder gar gleich alt waren, nur ihre Leben hatten gänzlich andere Geschichten zu erzählen.
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Post by Benedetto on Dec 23, 2014 22:50:09 GMT
Der Mönch hatte zuerst die Versuche eines jungen Adligen beobachtet, einer älteren Dame desselben Standes ein Lächeln zu entlocken. Er studierte die Verzerrungen der Gesichter, die seltsamen Höhen welche die Stimme des Mannes annahm, er notierte das Erröten der Dame ebenso wie die geweiteten Pupillen ihres Verehrers. Doch nach einer Weile frustrierte ihn der Anblick und er ließ seinen Blick wieder durch die Taverne schweifen.
Dabei fiel sein Augenmerk auf den seltsamen Kerl, der mit seinen Eisenstäbchen spielte. Benedetto sinnierte darüber, wie er den anderen wohl einzuschätzen hatte. Ebenfalls ein Gelehrter? Darauf deutete zumindest dessen Notiztafel hin. Aber wofür waren diese Stäbchen gut? Nun war der Mönch fasziniert und bemerkte nicht einmal, wie Josef an den Tisch herantrat. Erst als der Brujah sich setzte, zuckte Benedetto zusammen.
Der Mönch konzentrierte sich wieder auf seine Notizen, oder besser gesagt, er versuchte es - denn seine Augen wanderten immer wieder zu den Stäbchen zurück.
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Post by Josef Szőkyel on Dec 25, 2014 22:36:28 GMT
In seinen Beobachtungen wurde der Mönch von den beiden Männern nicht unterbrochen. Sie schienen für den Augenblick gänzlich in das Mysterium der Stäbe vertieft zu sein. Vielleicht wäre es möglich dieses zumindest im Ansatz zu verstehen, wenn man sehen könnte was genau dort auf dem Tisch vor ihnen geschah, doch dazu müsste man sich schon an eben ihren Tisch gesellen.
Das ganze wirkte wie eine Mischung aus Unterricht und Absprache. Der Brujah wirkte zwar wie der Schüler, brachte aber wohl immer wieder Vorschläge ein, die mehr entsprachen als den schlichten Ideen eines Schülers. Nach einigem Hin und her nahm das Tempo der Interaktion zwischen beiden ab. Der jüngere widmete sich mehr seinen Notizen und sah nur ab und an auf die Stäbe, während der Brujah die Hände unter dem Kinn verschränkt hatte und aus halb geschlossenen Augen ebenfalls die Stäbe betrachtete. Ab und an glitt ein Finger über die Schläfe und der Blick began schließlich ein wenig umherzuwandern. Allerdings schien er nicht wirklich an dem Geschehen um sich herum interessiert zu sein, sein Geist war am Arbeiten und nur ein Teil seiner Aufmerksamkeit widmete sich in der Betrachtung seiner Umgebung.
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Post by Benedetto on Dec 26, 2014 11:01:41 GMT
Schließlich siegte die Neugier - der dicke Mönch erhob sich und trat an die beiden seltsamen Gestalten heran. Erst hatte er an heidnische Praktiken gedacht. Aber würden diese zwei Männer solche Praktiken derart offen zeigen? Es war nicht wahrscheinlich. Und Benedetto wollte - musste - wissen, was sie dort taten. Eine Art mathematische Berechnung vielleicht?
Leicht räusperte er sich, als er sich dem Tisch näherte, was nun wohl endgültig die Aufmerksamkeit des 'Lehrers' auf sich ziehen dürfte. Er lächelte freundlich, was durchaus erkennbar war, auch wenn es bei ihm wie die Grimasse eines weißlich-blassen Frosches wirkte. "Guten Abend, werte Herren, und Gott zum Gruß." Für einen Moment zögerte er, dann leckte er seine Lippen und fuhr fort.
"Ich bin ein Diener des Herren und immer auf der Suche nach Seiner Wahrheit in dieser Welt. Doch obgleich ich schon das eine oder andere gehört habe, solche Stäbchen habe ich noch nicht gesehen." Er faltete die Hände. "Wenn ihr so freundlich wäret, klärt einen armen Suchenden auf: Handelt es sich um eine Übung in der Geometrie? Oder ist es eine Art Berechnung?"
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Post by Josef Szőkyel on Dec 26, 2014 20:24:14 GMT
Es wäre bei näherem Blick garnicht so verwunderlich wenn es sich zumindest bei dem etwas älteren der beiden um einen Heiden handeln würde. Die Haut besaß einen dezent dunkleren Teint, wenn es auch wirklich nur für Einheimische zu unterscheiden war, aber besonders die Augen stachen hervor. Feine Falten in den Augenwinkeln, die sich schnell in der leicht vom Wetter gegerbten Haut verloren, deuteten darauf hin dass eine gute Sicht lange Zeit für diesen Mann wichtiger war als für den üblichen Stadtbürger.
Eben jene Augen blickten auf als sich der Mönch näherte und schließlich seine Worte an den Nebenmann richteten. Er nutzte die Gelegenheit um diesen Mann näher zu betrachten. Ein rascher Blick auf die Ordenskluft mitsamt ihren kleinen Details gefolgt von einem längeren ins Gesicht; das ganze mit einem stillen aber freundlichen Lächeln, ganz so als wolle er sagen "Mir kann dieser Mann eh nichts mehr beibringen, also belästigt ihn ruhig."
Der Angesprochene sah auf, streifte dabei aber für einen Moment den Blick seines Nebenmannes, als wollte er erst dessen Erlaubnis einholen. Doch im nächsten Moment nickte er kurz, dachte einen Moment nach und erklärte sich dann.
"Guten Abend verehrter Bruder. Ihr liegt mit beidem richtig. Ich bin Petyr, ein Baumeister aus Alamannien." erklärte er und deutete nach einem kurzen grüblerischen Blick auf den Platz dem Tisch gegenüber.
"Darf ich annehmen dass ihr euch mit der Geometrie und der Mystik der Zahlen auskennt?" er stellte die Frage spontan und sein Blick ruhte dabei abwechselnd auf dem Mönch als auch den Stäben, während seine Notizen zugeklappt neben ihm lagen. Man könnte fast meinen er sei durch den Auftritt des Mönches aus dem Konzept geraten.
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Post by Benedetto on Dec 27, 2014 9:22:37 GMT
Ein Nicken von Seiten des Mönches. "Ich habe mich damit bereits beschäftigt, ja. Die heilige Schrift bietet genügend Anlass, um viele Zahlen zumindest einmal genauer zu betrachten. Doch warnt Irenäus von Lyon davor, den Zahlen zuviel Bedeutung vor dem Wort beizumessen." Der dicke Mönch dachte kurz nach. "Ich denke, solange man nur versucht, in den Zahlen das Wirken Gottes zu erkennen, aber nicht, sein Wirken durch die Zahlen herzuleiten, so ist die Beschäftigung damit dem Herrn gefällig."
Sein Blick wanderte zwischen den beiden Männern hin und her, nach Zustimmung oder Ablehnung suchend. "Was die Geometrie angeht, so habe ich meinen Euklid gelesen. Und diese Stäbchen haben nun damit zu tun?" Dann stutzte er kurz und seine Augen weiteten sich etwas: "Verzeiht meine Unhöflichkeit, werte Herren. Ich bin Bruder Benedetto vom Orden des heiligen Benedikt. Ich fürchte, meine Sünde ist die der Neugier... die mich gelegentlich die Höflichkeit vergessen lässt."
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Post by Josef Szőkyel on Dec 28, 2014 1:03:20 GMT
Etwas verlegen räusperte sich der jüngere und fuhr sich durch das dünne Haar. "Ihr verfügt zweifellos über ein gesegnetes Wissen das mir einfachem Manne fehlt. Mein Meister und das Leben lehrten mich die Geometrie zu nützen um die Formeln... einige Formeln des Herrn nachzuvollziehen, damit ich vom Baum lernen kann welche Form eine Last trägt und welche nicht." Für einen Moment sah er auf seine Stäbe, als würden diese im helfen den Faden nicht zu verlieren.
"Es gibt einige Grundsätze die zu beachten sind, will man im Bau etwas von Stolz und Dauer erschaffen. Längenmaß und Winkel sind wie Sonne und Erde die Grundpfeiler. Gewiß spielt auch das Material, die Qualität der Verarbeitung und der Mörtel eine wichtige Rolle, aber ohne die Grundlagen könnte man selbst aus Gold keine Kirche errichten." er beendete diesen Satz mit einem verlegenen Hüsteln als er merkte dass er anfing lehrerhaft zu klingen. Ein kurzer Blick zu seinem Nebenmann folgte, der aber nur dezent nickte sich aber sonst nicht weiter in das Gespräch einmischte.
Er nahm einen der Stäbe und schob ihn näher zu dem Mönch herrüber. Es ließ sich nun erkennen dass sie an beiden Enden Spitz zuliefen und in regelmäßigen Abständen gröbere und feinere Unterteilungen besaßen. Ebenso waren an ihren Seiten viele kleine Einkerbungen, die es wohl ermöglichten die Spitzen anderer Stäbe an diesen einzuhaken. "Sie dienen zur Überprüfung einzelner Elemente eines Baus. Bögen, Säulen, Türen große Fenster und mehr. Ein jeder einzelner Winkel in einem Bau muss genau abgewogen werden. Hiermit lassen sich diese Abschnitte im kleinen Abbild überprüfen."
Beispielhaft nahm er zwei weitere Stäbe und legte sie so zusammen dass ein rechter Winkel von einer kurzen Schräge gestützt wird. "Winkel und Länge eines Pfeilerbogens lassen sich nun ablesen, verehrter Bruder."
Als sich Bruder Benedetto vorstellte, erhielt er von beiden nun sehr respektvolle Aufmerksamkeit; sie gehörten wohl nicht zu jenen die den Umgang mit geistlichen für etwas belangloses hielten, der Respekt gegenüber der Kirche war in der Art wie sie aufsahen deutlich zu erkennen.
Auch der bisher schweigsame meldete sich nun zu Wort nachdem er ein höfliches Nicken angedeutet hatte.
"Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit werter Bruder Benedetto. Gestatten, Josef Szőkyel lediglich ein Handelsmann der versuch seinen Horizont ein wenig zu erweitern." eine knappe Geste gen Petyr, dann schien er sich höflich wieder aus gem Gespräch zurückzuziehen, hielt seine Aufmerksamkeit aber noch für einen Moment auf den Mönch gerichtet, so dieser doch noch Fragen an ihn richten wollte. Vermutlich war es ihm wichtig trotz seiner Zurückgezogenheit nicht als unhöflich wahrgenommen zu werden.
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Post by Benedetto on Dec 28, 2014 2:01:57 GMT
Zu dem Schüler Petyr gewandt sprach Benedetto: "Höchst interessant. Also ist eure Absicht, ein Gotteshaus hier in Genua zu errichten?" Er rieb sich sein Doppelkinn. "Sicherlich keine einfache Entscheidung, gerade auch wegen der Gefahr, die von den Plünderern der Sarazenen ausgeht. Oder handelt es sich bei euren Überlegungen bisher nur um Gedankenspiele?"
Dann wandte er sich dem Kaufmann Szőkyel zu: "Welch ungewöhnlicher Name. Wenn ich fragen darf, aus welchem Land stammt ihr und mit welchen Waren handelt ihr?"
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Post by Josef Szőkyel on Dec 30, 2014 1:33:41 GMT
Petyr wartete einen Moment und bestätigte den letzten Verdacht des Mönchs dann mit einem dezenten Nicken. „Es ist das Privileg der Kirche die prächtigsten und anspruchsvollsten Bauten zu besitzen, daher sind sie gute Lehrbeispiele. Allerdings wird es noch Jahre dauern ehe ich mich an solch einem Bau selbst versuchen kann.“ Er schob die Stäbe wieder in die eigentliche Form eines breiten flachen Bogens zurück. „Bis dahin werde ich mich mit… einfacheren Bauten weiter schulen.“ ergänzte er.
Sein Nachbar räusperte sich derweil trocken und strich mit einer Hand ein paar Krümel vom Tisch vor sich. Mit einem charmanten und etwas beschämten Lächeln sprach er „Kaum ungewöhnlicher als die hiesigen Namen für meine Ohren, aber ich kann eure Verwunderung verstehen. Ich komme aus den Landstrichen im Norden Ungarns und lebte zuletzt in Buda, einem der letzten Außenposten der Zivilisation könnte meinen. Wolle und Nahrung waren schon dort eins meiner bevorzugten Handelsgüter, und hier kann ich im selben Bereich teils gänzlich neue Waren entdecken, von der Art und Qualität ihrer Verarbeitung ganz zu schweigen.“ Man merkte das ungarische seiner Mundart definitiv noch an, auch wenn er sich sichtbar Mühe gegeben hatte die hiesige Sprache zu lernen und bewußt etwas langsamer sprach um die Betonungen richtig zu setzen.
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Post by Benedetto on Dec 30, 2014 9:43:16 GMT
"Ein Händler also..." Der Mönch hob eine Augenbraue. "Und gleichzeitig jemand, der sich mit der Baukunst auskennt - welch eine interessante Mischung! Gestattet, dass ich mich für eine Weile zu euch geselle, bevor ich zur Vigil aufbreche." Er winkte dem Wirt, ihm Bier zu bringen und blickte die anderen beiden an. "Für euch auch etwas, die Herren? Dafür reichen meine finanziellen Mittel gerade noch aus..."
Nachdem der Wirt das Getränk bzw. die Getränke gebracht hatte, würde der Mönch einen tiefen Schluck nehmen und sich dann zurücklehnen. "Diese Ländereien aus denen ihr stammt klingen faszinierend, werter Herr Szőkyel." Er sprach den Namen beinahe richtig aus. "Erzählt mir mehr darüber. Wie sind die Menschen dort so?"
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Post by Josef Szőkyel on Dec 30, 2014 22:30:02 GMT
Das Lächeln wurde zu einem kurzen Schmunzeln während er einen Blick zu Petyr warf als Benedetto von der Baukunst sprach, als Verweis dass er lediglich ein kleiner Schüler des Meisters war, nicht mehr.
"Aber sicher doch. Für mich nicht, danke, aber Petyr wird euch dafür einen besonderen Platz in seinem großzügigen Herzen einräumen." Eine Aussage die von Petyr mit einer Mischung aus Verwunderung und Irritation aufgenommen wurde, allerdings machte die aussicht auf ein Bier dies auch wieder schnell vergessen.
Die kurze Pause kam Josef offenbar gelegen, denn die Frage des Mönchs brachte ihn offensichtlich zum nachdenken. "In gewisser Weise sind die Unterschiede gering, verglichen mit den Gemütern wie ich sie hier kennenlernte. Sie können sich schnell für etwas begeistern, so schnell dass man manchmal aufpassen muss wo man hineingerät." Etwas das er wohl selbst zur Genüge kannte, wenn man sein verschmitztes Lächeln dabei richtig deutete. "Die Gastfreundschaft steht ebenfalls sehr hoch im Kurs, auch wenn man auf eine Arme Familie trifft die lediglich ein paar Schafe besitzt, sie werden einem immer einen Schlafplatz und etwas warmes zu trinken anbieten. Doch die verglichen mit diesen Landen karge Landschaft fordert ihren Tribut, so dass sie auch nicht selten knauserig und oft sehr vorsichtig bei Unbekannten Dingen sind. Ihre Furcht vor Flüchen und allem was Unglück bringen kann sollte man nie auf die leichte Schulter nehmen. In Buda war dies etwas entspannter, die Stadt bot den Luxus von Sicherheit und einem halbwegs beständigen Frieden. Oh und man sagt ihnen einen ausgeprägten Hang zum Handeln und Feilschen an, der selbst vor der eigenen Mutter nicht haltmachen soll.... So sagt man zumindest." sprachs und hatte dabei ein absolut staubtrockenes Gesicht aufgesetzt mit dem er den Mönch nun interessiert betrachtete.
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Post by Benedetto on Dec 30, 2014 23:45:11 GMT
Der Mönch hatte seine Wachstafel aufgeklappt und schrieb eifrig mit. Hier und da nickte er, nachdenklich. Schließlich blickte er Josef wieder an. "Dann habt ihr ja die rechte Profession ergriffen." Er lächelte. "Wobei auch die Händler Genuas im Ruf stehen, versierte Schlitzohren zu sein. Ihr solltet sie nicht unterschätzen. Allerdings haben viele Geschäfte unter den Angriffen gelitten, fürchte ich. Seit ich in dieser Stadt angekommen bin hat sich die Situation zwar etwas verbessert... aber nun ja."
Er faltete die Hände. "Noch immer sind viele arme Seelen auf der Straße unterwegs. Ich helfe in meiner spärlichen Freizeit wo ich kann, doch Hunger und Kälte fordern besonders im Winter ihren Tribut." Benedetto rieb sich das fette Kinn. "Allzu oft kann ich nur noch die letzten Riten sprechen."
Dann zuckte er mit den Schultern. "Aber wir sind im Warmen, mit gutem Bier und guter Gesellschaft, also lasst uns von erfreulicheren Dingen sprechen. Welche Annehmlichkeiten habt ihr denn bereits in Genua genießen können?" Ehrliche Neugier sprach aus seinem Gesicht.
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Post by Josef Szőkyel on Dec 31, 2014 16:06:58 GMT
Josef warf einen kurzen interessierten Blick auf die Wachstafel und ließ diesen dann zu dem kleinen Stapel von Petyr wandern. "Ich stelle fest; Nicht alle Reichtümer dieser Stadt lassen sich so einfach stehlen oder verbrennen.
Das Talent der Händler habe ich schon kennengelernt, obwohl sie durch die Lage der Stadt mit dem Rücken zur Wand stehen, lassen sie sich ihren Schneid nicht so leicht abjagen, die Menschen wissen nicht wie viel sie ihren raffgierigen Händlern verdanken.
Ihr klingt als würde eure Arbeit selbst den Menschen nicht helfen, doch alles was ich sehe spricht eine ganz andere Sprache. Vertrauen und Hoffnung sind Dinge die den Menschen auch in schlimmsten Zeiten beistehen und durch nichts ersetzt werden können." Dies sprach er mit einer schlichten Nüchternheit aus der die eigene Erfahrung sprach, ohne dies aber deswegen zur absoluten Wahrheit zu erheben, lediglich eine Beobachtung aus seinem eigenen Leben.
"Längst noch nicht genug. Das Geschäft und das stete erkunden der Stadt beanspruchen überraschend viel Zeit, abgesehen von all den guten Dingen die man noch lernen sollte. Der Hafen macht einen vielversprechenden Eindruck, ebenso die Märkte. Die Dörfer, die Landschaft... es ist alles viel kleiner und näher beisammen als zu Hause. Nun und wenn ein Geschäft besonders gut läuft bin ich nicht immer fähig der Versuchung zu widerstehen einen Abend im pesce Sano zu beenden." erklärte er mit einem schmalen Lächeln.
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Post by Benedetto on Dec 31, 2014 16:29:08 GMT
Der Mönch setzte den Bierkrug ab. "Tatsache? Nun, ich als Diener Gottes muss natürlich Maß halten, daher sind mir solche Erfahrungen fremd." Er nahm einen weiteren kräftigen Schluck - und war das ein Zwinkern gewesen? "Aber ich muss euch zustimmen, die Landschaft hier ist wunderschön. Obgleich auch meine alte Heimat, Mailand, so einiges zu bieten hatte - nur die Seeluft fehlte dort."
Dann klopfte sich der Dicke auf seinen Bauch. "Nun, ich bin wieder aufgewärmt. Es wird Zeit, erneut hinaus auf die Straßen zu gehen und Gottes Werk zu verrichten. Viele arme Seelen dort draußen..." Er warf einen Blick auf Josef und nickte. "Vielleicht sehen wir uns einmal wieder, Kaufmann Szőkyel. Und was euch angeht..." er wandte sich Petyr zu "...ich bin gespannt auf das Werk eurer Hände. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir Nachricht zukommen lasst, sobald es vollendet ist."
Er faltete die Hände. "Ich predige oft im Basilisco im Dorf Burgus. Der Wirt dort kennt mich... und obgleich die Predigten nicht unbedingt gut für sein Geschäft sind, wird er mir eine Nachricht überbringen."
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