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Post by Benedetto on Jan 22, 2015 16:16:28 GMT
Die Herbststürme umwehten die gebeutelte Stadt, als ein durchnässter Bote bei der Miliz in Platealonga eintraf. Es war ein dicker Mönch, den die Milizionäre vielleicht schon von seinen Gesprächen mit dem Griechen Antigonos kannten. Benedetto war sein Name, das wussten sie, und so nahmen sie die Nachricht gerne entgegen, die er ihnen übermittelte. Diese Nachricht war an Pietro gerichtet und bestand nur aus wenigen Worten.
"Eure Gesellschaft ist erwünscht in zwei Nächten um Mitternacht an der Basilika di San Siro."
Nachdem die Wachen versichert hatten, dass die Nachricht überbracht wurde, nickte Benedetto. Auf die Frage nach dem Absender gebot er ihnen nur, den Überbringer der kurzen Botschaft zu nennen - also ihn selbst. Dann würde dem Pietro schon klar sein, wer Benedetto geschickt hatte. Er nickte den Wachen noch einmal freundlich zu, um sich dann wieder auf den Weg in die ärmeren Viertel der Stadt zu machen. Das Werk des Gottesdieners war schließlich nie getan...
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Etwas früher als am angegebenen Zeitpunkt fand sich der fette Mönch im Vorhof der kleinen Basilika ein. Er stellte sich in den Säulengang, um zumindest dem nieselnden Regen etwas zu entgehen. Doch der kühle Wind fand ihn erneut. Er verschränkte die Arme und legte das Kinn auf die Brust, die Augen halb unter der Kapuze geschlossen. So, als würde er nachdenken - obgleich er in Wahrheit seine Umgebung sehr genau erfasste, mit allen seinen Sinnen.
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Post by Alerio on Jan 22, 2015 16:36:08 GMT
Pietro hatte die Nachricht des Mönches erhalten und sogleich an Alerio weitergeleitet. So fanden sich beide also zwei Nächte später kurz um Mitternacht bei der Basilika di San Sitro ein. Vor dem Kloster unter dem Torbogen sahen sie auch schon eine Gestalt stehen, die sich bei nähertreten, als Benedetto herausstellte. Pietro und Alerio trugen wie stets ihre abgenutzten Umhänge und hatten sich die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen um den Regen abzuhalten. Als sie den dicken Mönch erreicht hatten, nickte Alerio diesem kurz zu und richtete das Wort an ihn, während sich Pietro leicht vor diesem verneigte. "Eine angenehme Nacht, wünsche ich, Bruder Benedetto. Ich hoffe ihr wartet nicht schon lange."
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Post by Benedetto on Jan 22, 2015 21:28:06 GMT
Der Mönch verneigte sich angedeutet vor Alerio, nickte Pietro zu und lächelte die beiden an. "Ah, meine Freunde, wie schön, dass ihr meiner Einladung gefolgt seid. Bitte, hier entlang." Er führte Kainskind und Ghul in den Schatten des Säulenganges, wo er sich an die Wand lehnte, möglichst weit weg vom Regen. "Ihr fragt euch sicher, warum ich euch zu mir gebeten habe, nicht wahr? Nun, zum einen hatte ich gehofft, wir..." er blickte Alerio an "...könnten noch ein wenig miteinander reden. Uns besser kennenlernen."
Er leckte sich die Lippen. "Nun, aber zum anderen habe ich auch ein Anliegen, bei dem ihr mir vielleicht behilflich sein könnt. Aber eines nach dem anderen. Wie ist eure Vorstellung verlaufen, junger Freund?"
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Post by Alerio on Jan 28, 2015 23:58:48 GMT
"Danke für die Einladung. Es freut mich wieder von euch zu hören. Wie ist es euch bisher ergangen? Fortschritte bei euren Forschungen gehabt?"
Bei dem Gedanken an seine Vorstellung, verfinsterte sich sein Gesicht ein wenig und schaute durchaus unbehaglich drein.
"Nicht so angenehm, wie ich gehofft hatte." antwortete er knapp und winkte ab, vertrieb das unangenehme Thema. "Sprechen wir lieber über etwas anderes. Ihr sagtet ihr hättet ein Anliegen. Das macht mich neugierig. Bei welchen Aufgaben könnte ich euch wohl behilflich sein?" Nun schaute er wieder freundlicher und neugierig.
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Post by Benedetto on Jan 29, 2015 17:42:36 GMT
"Jede noch so kleine Erkenntnis ist eine Erkenntnis, nicht wahr?" Benedetto lächelte. "Aber in der Tat haben mein Clansbruder Titus und ich einige interessante Experimente durchführen können. Obgleich er ein Krieger ist, ist er sehr aufmerksam." Er zuckte mit den Schultern. "Andererseits ist das wohl ein Talent, das auch ein Krieger gebrauchen kann."
Er nickte. "Apropros Talente. Seht ihr, Alerio, ihr habt ja erwähnt, dass ihr eine gewisse Affinität zur... Unterwelt besitzt. Nun, ich will gar keine Details wissen, aber ich habe mich gefragt, ob ihr - auch aufgrund eurer... mh, jugendlichen Statur vielleicht darin bewandert seid, unerkannt von Ort zu Ort zu gelangen." Benedetto hielt sich den dicken Wanst. "Ihr seht ja, dass ich dank meiner Physis dafür nicht gerade geeignet bin..."
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Post by Alerio on Jan 29, 2015 21:11:44 GMT
"Wohl wahr." erwiderte Alerio nur kurz, da es dazu nicht mehr zu sagen gab.
Alerio grinste breit, ob der Frage des Kappadozianers. "Da liegt ihr richtig. Ich bin in der Tat in der Lage mich nahezu lautlos und ungesehen zu bewegen." Er legte den Kopf schief und blickte Benedetto neugierig an. "Zu welchen Orten soll ich denn gelangen?"
Während die beiden Kainiten miteinander sprachen, hielt sich Pietro im Hintergrund und schaute sich um.
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Post by Benedetto on Jan 29, 2015 23:20:15 GMT
Der Benediktininer rieb sich das Kinn und lachte leise. "Ihr seid ja sehr angetan von der Idee, Alerio. Nun, es geht um einen Auftrag der Prinzessin. Zwar gibt es einen Plan, die vertrackte Situation zu lösen..." Er dachte kurz nach. "Aber ich bin der Ansicht, dass doppelte Maßnahmen besser sind. Dummerweise, junger Freund, habe ich natürlich keine Ahnung ob ich euch vertrauen kann. Oder besser gesagt, es liegt nahe, dass ich euch nicht vertrauen kann."
Benedetto seufzte, aber er lächelte dabei, offenbar von der Situation amüsiert. "Sollte ich euer Können in Anspruch nehmen, so wird es darum gehen, jemanden zu verfolgen. Wie ein Schatten." Der dicke Mönch blickte durch die Säulen in die Dunkelheit des Vorhofes. "Ich müsste wissen, mit wem er sich trifft und welche Orte er aufsucht. Oh, und ich müsste mir eurer vollständigen Diskretion sicher sein."
Er runzelte leicht die Stirn. "Ein Dilemma, nicht wahr?"
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Post by Alerio on Jan 30, 2015 1:55:13 GMT
"Nun ja, ich schätze es nicht untätig zu sein und wenn sich schon einmal Möglichkeiten ergeben meine Fähigkeiten zu benutzen, so freut mich das natürlich."
"In der Tat könnt ihr euch nicht sicher sein, ob ich euch nicht verrate," Alerio neigte wieder leicht den Kopf und schaute den Mönch amüsiert an. "Selbstverständlich könnte ich nun beteuern, dass ihr mir natürlich vertrauen könnt, doch wie viel Wert hat schon das Wort desjenigen, dem man nicht vertrauen kann? Von daher, ja, steckt ihr tatsächlich in einem Dilemma. Doch ist die eigentliche Frage ja: wie wichtig ist euch diese Unterfangen? Seid ihr bereit ein Risiko einzugehen?"
Sein amüsiertes Lächeln wich einem normalen freundlichen Ausdruck: "Was ich euch versichern kann ist, dass unehrenhaftes Verhalten schlecht fürs Geschäft ist. Wenn wir zu einer Einigung kommen, dann werde ich mich auch an die Bedingungen halten. Ihr wollt Diskretion? Kein Problem.
Ich muss euch jedoch sicherlich nicht darauf hinweisen, dass ich nichts tun werde, dass mich selbst in Gefahr bringt. Von daher stellt sich mir auch die Frage, handelt es sich bei der Zielperson um einen Menschen oder einem anderen Kainskind?"
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Post by Benedetto on Jan 30, 2015 19:18:49 GMT
Der fette Mönch lächelte. "Oh, euer Ziel ist ein Mensch." Er neigte sich ein wenig zu Alerio herab und sprach leise. "Aber das ist die falsche Frage, junger Freund. Denn er ist auch ein Ghul. Und ich will herausfinden, wer sein Regent ist." Benedetto richtete sich wieder etwas auf. "Insofern ist es gut möglich, dass diese Aufgabe euch zu einem Kainskind führt."
Er blickte nachdenklich auf den Lasombra. "Aber vielleicht seid ihr der Falsche für diese Aufgabe - ich suche jemanden, der dabei gar nicht erst in Gefahr gerät, weil er gut genug ist, um nicht erwischt zu werden. Es hängt schließlich einiges davon ab." Der Gottesdiener verschränkte die Arme vor der Brust und blickte wieder nachdenklich auf den Hof. "Bedauerlicherweise gibt es nicht viele in der Stadt, die dieses spezielle Talent besitzen."
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Post by Alerio on Jan 31, 2015 19:31:42 GMT
„Interessant“ sagte Alerio, auf die Worte Benedettos hin und lächelte nachdenklich.
„Ich bin nur vorsichtig. Man sollte nie zu sehr von sich selbst überzeugt sein. Egal wie gut man sich meint und wie viel Vorbereitung man in etwas steckt, es gibt immer noch so etwas wie Zufälle und Ereignisse die man nicht vorhersehen kann. Vorsicht ist nur gesund.“ Dies sagte er in einem sachlichen Ton, doch wer aufmerksam zuhörte, konnte auch einen leicht bitteren Unterton erkennen und einen dezenten Seitenblick zu Pietro hinüber, der einige Schritte von den beiden Vampiren entfernt stand und unbeteiligt dreinblickte.
"An sich ist es sowieso ohne Bedeutung, ob ich mich euch anpreise oder nicht, denn ihr könnt nicht wissen, wie gut ich wirklich bin. Falls es euch jedoch irgendwie überzeugt: eine solche Aufgabe, wie von euch verlangt, führe ich nicht zum ersten Mal aus." Während er dies sagte, stand er nicht still, sondern bewegte sich ein paar Schritte umher und ließ den Blick schweifen. Wer genau hinhörte, dem würde nun wohl auffallen, dass der junge Kainit kein einziges Geräusch dabei verursachte. Seine Schritten, auf dem harten Steinboden, waren vollkommen lautlos.
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Post by Benedetto on Jan 31, 2015 22:10:49 GMT
Der Mönch war den Ausführungen des kleinen Lasombra interessiert gefolgt. Schließlich nickte er. "Natürlich wird ein solcher Dienst eine gewisse Kompensation verlangen. Mein Auftrag wurde mir von der Prinzessin erteilt. Andere helfen mir bereits und dafür wird ihre Rolle vor der Prinzessin erwähnt. Das ist die eine Möglichkeit, die euch offensteht." Er lächelte. "Die andere ist, dass ich euch einen Gefallen schulde, ihr aber jeglichen Anspruch auf das Wohlergehen der Prinzessin, der euch aus dieser Tat erwachsen könnte, aufgebt."
Benedetto legte die Hände hinter den Rücken. "Natürlich könnt ihr auch immer noch ablehnen."
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Post by Alerio on Feb 2, 2015 0:11:23 GMT
Alerio war wieder stehen geblieben und dachte einige Augenblicke über das Angebot des Kappadozianers nach. Dann wandte er sich ihm zu: "Nun, dann würde ich den Gefallen wählen, sofern ihr mir das geben könnt, was ich suche. Ihr seid ein Forscher und ihr experimentiert mit Giften, zumindest gegen Ungeziefer. So sagt, besitzt ihr Mittel, die Menschen in Bewusstlosigkeit oder Schlaf versetzen? Mittel die nicht erkannt werden können? Die geschmack- und geruchlos sind und schnell wirken? Ansonsten wäre ich auch an jeglichen anderen Substanzen interessiert, die sich subtil einsetzen lassen." Neugierig und mit leichter Skepsis schaute er den Mönch an, denn er wusste nicht ob der Kappadozianer damit dienen konnte, schon allein wenn er tatsächlich ein Mann Gottes war.
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Post by Benedetto on Feb 2, 2015 20:09:09 GMT
"Das scheint mir recht konkret für einen Gefallen." Der Kappadozianer blickte nachdenklich auf Alerio. "Aber ja, ich kenne einige Mixturen - ich habe den menschlichen Körper eingehend studiert. Es ist kompliziert, sie zuzubereiten. Ihr sucht ein Schlafmittel? Es gibt Pflanzen, die zur Schläfrigkeit beitragen, wie etwa Passionsblume oder Baldrian. Wollt ihr wirklich jemanden betäuben, etwa um eine Operation vorzunehmen, so bietet sich zum Beispiel Schlafmohnextrakt an."
Er faltete die Hände. "Auch Bilsenkraut und Mandragorawein sind gute Kandidaten. Sie geschmacklos zu machen könnte eine Herausforderung werden. Alternativ wäre es natürlich auch möglich, den Geschmack zu überdecken, mit einem anderen intensiven Geschmack." Benedetto lächelte. "Ich würde euch gern einige Dosen zubereiten, wenn ihr das als Entlohnung wünscht."
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Post by Alerio on Feb 4, 2015 13:53:37 GMT
Alerio zuckte mit den Schultern. "Warum warten, wenn ich weiß was ich will." Er hatte bisher noch nie mit Kainiten zusammen gearbeitet und in seiner Welt wurden Aufträge eben direkt bezahlt.
Er hörte den Ausführungen Benedettos aufmerksam zu. Mit den ganzen Kräutern und Pflanzennamen konnte er nichts anfangen, doch es schien, als wüsste der Kappadozianer wovon er sprach. "Nun mein Hauptanliegen ist es, dass es möglichst schnell wirkt und den Menschen unauffällig untergemischt werden kann und es sollte schon ein paar Stunden anhalten. Wenn ihr das hin bekommt, so wäre ich damit als Entlohnung einverstanden."
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Post by Benedetto on Feb 4, 2015 18:52:35 GMT
Der Mönch schüttelte den Kopf. "Ich kann das Mittel vielleicht geschmacklos kriegen - oder zumindest so, dass es durch den Geschmack einer anderen Flüssigkeit überdeckt wird. Aber dann gibt es immer noch das Problem, dass es eine gewisse eigene Farbe haben wird. Und die Wirkung wird durch solche Prozeduren wohl auch nicht gerade sichergestellt. Betäubungsmittel sind schwierig, müsst ihr wissen. Ein bisschen zuwenig und der Patient schläft nicht. Ein bisschen zuviel und er wacht nie wieder auf..."
Er biss sich nachdenklich auf die Lippe. "Wenn ich Versuchsobjekte hätte, dann könnte ich es die Dosierung entsprechend anpassen und das Rezept verfeinern. Aber sonst kann ich euch nur versprechen, dass es die betreffende Person für längere Zeit in Schlaf versetzt oder schwer nachzuweisen ist. Es sei denn, mir gelänge ein ausgesprochener Durchbruch in der Alchemie."
Dann lächelte er. "Aber natürlich können wir gemeinsam an der Rezeptur arbeiten. Ihr testet es - und ich verfeinere entsprechend die Mixtur."
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