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Post by Benedetto on Feb 8, 2015 10:38:23 GMT
Was gab es schöneres, als sich ungestört seinen Forschungen widmen zu können? Benedetto lächelte verträumt, während sein Messer durch die faulige Bauchhöhle seines neuesten Versuchsobjektes stieß. Gott war wahrhaftig gut zu ihm gewesen, als er Titus in dieser Nacht aus der Priorei geführt hatte - auch wenn der dicke Mönch sich fragte, wo sein Clansbruder sich herumtrieb, denn er hatte ihn schon seit längerem nur sehr sporadisch gesehen. Gedankenverloren zog er den Darm aus dem Kadaver und prüfte, was von dessen Inhalt übriggeblieben war.
Nicht weit entfernt, wenn auch über der Erde, saß auch Bruder Arturo wieder bei seiner nächtlichen Wacht. Nun, es war nicht wirklich eine Wacht, denn dem Mönch fielen immer wieder die Augen zu. Die Nacht war windstill und sternenklar und auch wenn es draußen empfindlich kalt war, wärmte ein kleines Kohlebecken den Arturo höchst angenehm. Er hielt sich den Bauch, genoss das Gefühl, geschützt, satt und im Warmen zu sein. Dann nickte er wieder ein.
Benedetto wusch seine Finger im Wasserbecken gründlich ab, während hinter ihm die Leiche langsam zu Staub zerfiel. Dann nahm er eine Wachstafel zur Hand und begann, langsam darauf zu schreiben. Dabei wanderten seine Gedanken. In der Leiche hatten sich Maden gefunden, eine Spur von Leben in einem toten Körper. Was für eine Form von Leben würde sich in einer toten Stadt entwickeln? Würde es ebenso wunderbar abscheulich und parasitär sein?
Allein mit seinen Gedanken schrieb der fette Mönch und summte leise ein fröhliches Lied dabei.
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Post by Il Narratore on Feb 8, 2015 13:33:25 GMT
Laut hämmerte er gegen die Pforte, wieder und wieder und wieder hämmerten behandschuhte Fäuste gegen das dicke Holz und rüttelten den armen Arturo aus dem Schlaf. Er plapperte und plapperte, wie Wasser aus der Quelle sprudelte Gewäsch aus seinem stetig gehenden Maul, doch vergiftet und trübe, wie sein Geist. Es war der Ghul Pietro, der Benedetto persönlich kannte und sich nun, in seiner Stunde der Not, der Wut, der Verzweiflung und des Hasses, an ihn wandte. Er verlangte nach dem Mönch in einer Angelegenheit von "Leben und Tod", ja sogar "höchstwichtig für den Herrn". Nein, er müsse wach sei, er müsse helfen, er müsse einfach, sonst sei er verloren und alle Welt mit ihm!
"Herr Benedetto! Herr Benedetto!", schluchzte die arme Kreatur, zitterte am ganzen Leib und warf sich dem Kainskind zu Füßen. "Ihr müsst mir helfen, ihr müsst! Mein Herr, fort, nicht zurückgekehrt. Seit Tagen kein Sterbenswörtchen!" Tränen liefen ihm über die Wangen, während er sich an der Kutte des Nekromanten fest klammerte und um das Leben seines Herrn bettelte. Der fette Mönch mochte auch durchaus einen Grund dafür erkennen, warum Pietro so überaus verzweifelt war. Er war in nur wenigen Wochen, seit Benedetto ihn zuletzt gesehen hatte, um einige Jahre gealtert. Die vorher verhärmten und verbrauchten Züge eines Söldners, Kriegers und Mörders waren tiefer geworden. Fältchen hatten sich um Augen, Nase und Stirn gebildet, die vormals glatt und jugendlich gewesen waren. Die frischen und rosigen Narben seines Gesichtes hatten den Farbton alten Leders angenommen und seine Haarlinie hatte sich um ein paar Fingerbreit nach hinten gezogen. Das Leben rann dem Ghul durch die Finger, Stunden für jede Minute die sein Herr fort war.
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Post by Benedetto on Feb 8, 2015 14:21:17 GMT
Der fette Mönch führte den Ghul bis hinab in die Katakomben, weit entfernt von neugierigen Augen. Arturo erklärte er zuvor, dass der Herr des armen Kerls ein kranker Mann sei, den er behandele. Schwach an Körper und Geist, setze er sich manchmal in den Kopf, spazierengehen zu wollen und das wäre dann immer ein Grund für Besorgnis. Er werde sehen, wie er dem Mann helfen könne.
Dort, in den Katakomben, bat er den Ghul eine kurze Weile zu warten und verschwand dann hinter einer schweren Tür. Nur wenige Minuten später trat er wieder hervor - mit einem Becher in der Hand, aus dem es köstlich duftete. Der Geruch von Vitae, das Mittel, das alle Sorgen linderte. "Langsam!" mahnte er den verzweifelten Ghul. "Verschüttet nichts!" Während der andere trank, rieb sich Benedetto nachdenklich das Kinn. Soviel zur Ungestörtheit.
Dann, nachdem der dringende Durst beseitigt war, setzte er sich mit Pietro auf eine kleine Bank, die in der kleinen Halle vor der Tür aufgestellt worden war. "Nun langsam, mein werter Pietro. Was ist passiert? Euer Herr ist verschwunden - wisst ihr noch, was er in der Nacht seines Verschwindens vorhatte? Wo er hingegangen sein könnte?"
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Post by Il Narratore on Feb 8, 2015 21:55:55 GMT
Er fasste sich nur mit Müh und Not, rieb die Hände aneinander und schlug sie vor dem Gesicht zusammen. Verkrampfte die Haltung, zog die Beine an die Brust und starrte abwechselnd mit leeren und mit wilden Blicken in die Ferne. Pietro zuckte mit den Schultern. Als er sprach klang seine Stimme ein wenig gefestigter als eben noch, zitterte und brach jedenfalls nicht länger. Im Übrigen aber machte er ganz den Eindruck eines einsam am Wegesrand zurückgelassenen Kindes.
"Ich...Weiß nich. Hierhin, dorthin, überall hin. War nicht in der Ristretta, nicht am Georgsplatz, niemand sonst hat ihn gesehen. Habe überall nach ihm gesucht, auch bei diesem Fabio, Arduinici aus Mascharana? Dieser Bruder vom Grafen von Zuhaus. Kann sein, dass er dahin wollte, aber dort gehen täglich Kinder ein und aus und vorbei und werden rausgeworfen und bewerfen die Wachen mit Steinen und Schindluder."
Den Becher umklammerte er mit Intimität, als sei er das einzige, wofür es sich noch zu leben lohnte, so ganz allein und verlassen. Pietro mochte glücklicher sein, nicht zu wissen, dass dies der Wahrheit entsprach und dass er, der die körperlichen Veränderungen noch nicht bemerkt haben mochte, tatsächlich ansonsten rapide weiter altern würde. Seine großen, groben Hände umschloßen das schlichte Gefäß mit eisernem Griff. "Hab ein paar seiner Spielgefährten gefragt", berichtete er schließlich mit einem schiefen Lächeln und einer besorgniserregenden Betonung des Wortes 'Spielgefährten'. "Albina gestand, er hätte zu Arduinici gewollt...Aber ich hab ihn nicht da gefunden und der Pfau Alfredo schert sich nicht darum."
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Post by Benedetto on Feb 8, 2015 22:13:24 GMT
Die Miene des Mönches verfinsterte sich. "Er ist zum Bruder des Grafen gegangen? Doch nicht etwa, um diesen um seine Wertsachen zu erleichtern?" Er schüttelte langsam den Kopf. "Bringt mich zu diesen Spielgefährten!"
Er folgte dem Ghul, wohin auch immer dieser ihn führen würde. Dann würde er dort seine Befragung detailliert fortsetzen. Wann genau war Alerio aufgebrochen? Was war seine Intention gewesen? Wohin war der junge Lasombra gegangen? Er wollte soviel wie möglich erfahren, bevor er etwas unternahm. Denn was auch immer hier geschehen war, konnte nichts Gutes bedeuten.
Vielleicht war sogar die Stille gebrochen und, Gott bewahre, der junge Kainit getötet worden. Benedetto runzelte die Stirn.
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Post by Il Narratore on Feb 9, 2015 22:41:12 GMT
Pietro führte Benedetto ohne weitere Umschweife quer durch die Stadt. Es ging von San Marcellino aus durch Burgus nach Maddalena und das Petrustor, wo er einen nachlässigen Handschlag mit einem der Wachmänner austauschte, etwas unverständliches nuschelte und dann fortfuhr, auf den Mönch einzureden. Seine Handbewegungen waren fahrig dabei und er schaffte es nicht, einige seiner anderen Bekannten der Miliz zu grüßen, wenn sie am Hafen ihm begegneten. Für Stunden gingen sie, die gesamte Länge von Platealonga hinab, während Pietro lang und ausführlich von immer wieder den gleichen Dingen erzählte. Dass man Arduinici bespitzelt habe, dass der Mann Geld genug habe, um ganz allein den halben Hafen aufzubauen und vielen hundert Menschen Arbeit und Obdach zu geben, dass es weiß Gott genug reiche Männer gäbe und ein einfacher Betrug nun einmal nicht ausgereicht habe. Monate habe man sich darauf vorbereitet, wäre um das Haus geschlichen und hätte sogar Albina eingeschleust, die dann und wann Brot und ein Ringchen oder ein Kettlein gestohlen hätte, dass sie für einige Wochen ernährt hätte - allesamt. Aber es war auch viel Unsinniges unter seinen Erzählungen und es kostete Benedetto mühsame Zeit, das Wichtige vom Melancholischen zu trennen. So erzählte er von einer ähnlichen Begebenheit, damals in Asti, als Alerio wohl versucht habe einen Söldnerhauptmann zu bestehlen oder als ein Pfaffe ihn für seine Sünden gar unzüchtig bestrafen wollte und man ihm die Augen ausstechen musste, um ungeschoren davon zu kommen und dass alles dies gar nicht nötig gewesen wäre, wenn - ja wenn doch nur - Herr Alerio seinen Glücksbringer dabei gehabt hätte oder einen Segen abgeholt oder wenigstens regelmäßig in die Kirche gehen würde, anstatt die Armen zu füttern. Überhaupt so eine Sache, die er nie verstanden hatte.
Schließlich kamen sie an ein Haus. Eine weniger geräumige, wenn auch mehrstöckigere Version des Landgutes von Aurore. Nicht so prächtig und hier und dort geflickt und nur aus Ziegeln, Holz und Stroh errichtet, aber für städtische Verhältnisse ein Meisterwerk. Wachen standen vor der Tür und es war ein kleiner Platz davor, der menschenleer war. An der Ecke vor diesem Platz hielt Pietro an, verschaffte sich kurz einen Überblick und führte Benedetto dann auf einigen etwas umständlichen Wegen um den Platz herum zu einem anderen Zugang, wo im Schatten eines hölzernen Vorhangs einige Knaben warteten. Allesamt starrten sie mit angestrengten, leeren Blicken zum Eingang des Hauses. Der Älteste mochte sich gerade im Stimmbruch befinden und beachtete Pietro erst, als der ihm einen kräftigen Tritt versetzte, unsanft am Nacken packte und zu Benedetto schob. "He!", beschwerte er sich, " 's nich meine Schuld. Hab' ihm gesagt, ich könnt's un' er is' ersetzbar. 's kann ich'n dafür, wenn er da jetz' drei Tage drin hock'n tut?" Der Junge spuckte Pietro vor die Füße, woraufhin dieser ihm eine klatschende Ohrfeige verpasste. Er rappelte sich wieder auf und blickte den bleichen, aufgeschwemmten Mönch mit skeptischen Augen an. " 's interessiert's dich überhaupt? Sin' die Pfaff'n nich immer auf der Seite von die Gut'n, Schön'n und Reich'n?" Der Junge, der sich bald darauf als auf den Namen Cornelio "Der Glorreiche" und eigentlicher Anführer der Bande entpuppte, fuhr dennoch fort, Benedetto über die Vorkommnisse im Haus aufzuklären. Wenngleich klar wurde, dass er dies nur unter Androhung von Gewalt tat. Erschwert wurde dies Vorhaben durch die wiederholten Einwürfe der anderen Elstern - vier oder fünf Mädchen, Jungen, Knaben, Buben und Straßengören jeden Alters, aller Coleur und Herkunft. Der Kern der Geschichte war aber dieser:
Die Bande hatte eine der Ihren, ein Mädchen namens Albina, als Hausmädchen hineingeschleust, weil nämlich der Onkel von Alerio einen Freund hätte, der ein Trinkkumpane eines der Handlanger des zweiten Bruders von Arduinicis Lieblingsverwalters Frau gewesen sei, was die Sache natürlich ungemein vereinfachte. Mit Albinas Informationen war man zu dem Schluss gekommen, dass es das beste sei, die Schatzkammer des Arduinici zu plündern, in der sich eine unvorstellbare Menge Goldes befinden sollte. Alerio war also drei Nächte zuvor alleine in das Haus gestiegen - entgegen dem ersten Beschluss von Cornelio - um zunächst das Terrain auszukundschaften und die Durchführbarkeit des Plans zu demonstrieren und Cornelio zu beweisen, dass er ein Idiot und ahnungslos sei.
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Post by Benedetto on Feb 10, 2015 12:10:12 GMT
Der Mönch ahnte bereits, dass er am meisten erfahren würde, wenn er den Ghul einfach reden ließ. Daher hörte er sich dessen erratische Erzählung schweigend an, bis auf ein gelegentliches Nicken und einige Nachfragen. Sein Fazit: Alerio hatte sich offenbar schlicht übernommen, was durch die Erzählung des Jungen noch unterstrichen wurde. Er unterließ es, den Jungen seinerseits maßzuregeln. Das konnten Alerio und Pietro sicher besser besorgen.
Stattdessen fragte er nach, ob diese Albina ebenfalls anwesend sei. Dann horchte er sie aus, über das Haus an sich, über dessen Bewohner - und fragte vor allem, ob der Mann irgendwelche besonderen Vorlieben, Ängste oder Neigungen hatte. Gleichzeitig rieb er sich bereits das Kinn und dachte nach. Wenn Alerio bereits seit einigen Tagen verschwunden war, so war es nicht unwahrscheinlich, dass sich der junge Vampir bereits in Starre befand.
Benedetto kam eine Idee. Er beruhigte den Ghul und die "Elstern" und sicherte ihnen zu, alles zu tun, um Alerio aus dem Haus zu bekommen. Er beugte sich zu dem glorreichen Cornelio vor und sprach leise. "Alerio und ich haben ein Abkommen und ich will, dass er seinen Teil erfüllen kann." Das war zwar nur ein Teil der Wahrheit, aber ein Grund, den der Straßenjunge eher glauben würde, als dass Benedetto aus reiner Menschenfreundlichkeit handelte.
Dann machte er sich auf den Weg zum Haus des Arduinici. Dort angekommen ließ er sich vor den hohen Herren führen und erzählte diesem eine beunruhigende Geschichte: Er sei in den Nächten stets draußen unterwegs um die Armen zu pflegen und sei dabei auf eine schreckliche Krankheit gestoßen, eine Art Starrkrampf. Sie gehe unter den Straßenkindern um, führe zu einer todesähnlichen Reglosigkeit und schließlich zum Tod. Es sei aber sehr schwierig, die beiden Zustände von einander zu unterscheiden - was ohne sein Eingreifen dazu geführt hätte, dass mehrere Patienten beinahe lebendig begraben worden wären.
Zudem sei die Krankheit sehr ansteckend, wenngleich er bereits mit einem Heilmittel gute erste Erfolge erzielt habe. Die Krankheit säße dummerweise im Blut und würde sich daher, wenn das Herz schneller schlüge, rascher verbreiten. So käme es bei den ersten Anzeichen von Starre schnell zu Panik und zu weiteren Anfällen, bis derjenige vollends darniederliege.
Der Grund nun, warum er hier erschiene, sei, dass ihm eines der Straßenkinder, das er behandelt hat, erzählt habe, dass sein guter Freund hier in dieses Haus einbrechen wollte, eine schlimme Sünde - vor allem aber eine Gefahr für jeden, der den Jungen berührt habe oder gar mit seinem Blut in Kontakt gekommen sei. Denn noch sei völlig ungewiss, wie die Krankheit übertragen werde und der Junge habe bereits Symptome gezeigt.
Er wollte nun jede Gefährdung für den Hausherren ausschließen und daher fragen, ob der Junge es tatsächlich bis in das Haus geschafft habe. Wenn ja, so würde er gerne erfahren, was mit ihm - oder seiner Leiche; oder seiner vermeintlichen Leiche - geschehen sei. Denn derzeit seien alle um ihn herum gefährdet.
Ist der Junge tatsächlich noch im Haus, so erzählt Benedetto, dass er sich bereits mit dem Heilmittel behandelt habe und daher zumindest die Kranken versorgen könne, so es denn schon welche gibt, oder den Jungen versorgen... beziehungsweise seine Leiche sicher entsorgen.
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Post by Il Narratore on Feb 11, 2015 20:16:11 GMT
Das Mädchen war nicht zur Stelle, denn es lebte wohl im Haus und konnte sich nur dann und wann herausschleichen alle paar Tage. Selbst die Botschaft an den Milizionär Pietro zu überbringen hatte sich schon als riskant genug erwiesen und man rechnete nicht damit, sie vor der nächsten Sonntagsmesse in zwei Tagen sprechen zu können.
Die Wachen selbst lassen den Benediktiner zwar hinein in das Haus, das ihn an eine sehr heruntergekommene Version der Villa ihrer Majestät erinnerte - die Wände waren aus Ziegeln und Holzbalken statt aus Marmor, die Säulen aus einfachem Stein und der Fußboden war nicht mit Mosaiken sondern mit Fließen bedeckt. Das Wasserbecken im Atrium war einem gefliesten Innenhof mit einem recht winzigen Teich gewichen. Dort in jenem Innenhof wies man den "werten Herren Mönch" zu warten an, ehe ein Geschäftsfreund des Fabio Arduinici herbeigeholt wurde, der sich genauer mit ihm befasste.
Der füllige Mann mit schwarzen Locken und einem dichten Backenbart war höflich, aber nicht sehr zuvorkommend. Er verlangte zu wissen, wer diesen Mönch denn geschickt habe und warum er annähme, gerade hier befinde sich ein solches Opfer. Er wisse von keinen Einbrechern und habe noch nie von dieser Krankheit ein Wörtchen gehört und er sei immerhin oft am Hafen, wo man ja allerlei erfährt. Tatsächlich gebe es sicherlich mehr als genug Leute, die wirkliche Hilfe brauchen könnten, hier im Haus seien alle gesund und die hohen Herren würden auch selten mit unreinen Flüssigkeiten wie Blut oder Galle in Berührung kommen.
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Post by Benedetto on Feb 11, 2015 22:33:52 GMT
Der Mönch beobachtet sein Gegenüber aus milchigen Augen ganz genau. Viel genauer, als es ein gewöhnlicher Sterblicher je könnte. Sieht er Anzeichen für Lüge in dessen Gesicht?
Auf die Frage antwortet er, dass ihn niemand geschickt hat, wie er ja bereits erklärt zu haben glaubte. Eines der Straßenkinder habe ihm eben diese Geschichte aufgetischt, aber das sei ja zum Glück offenbar Unwahrheit gewesen. Dennoch, sollten sich Fälle von dieser Krankheit hier im Hause ereignen, so möge man ihn bitte informieren. Angstzustände oder gar ein Anfall von Starre seien die üblichen Anzeichen. Er wisse dann schon Rat.
Abgesehen davon rät der Mönch noch einmal dazu, die Nähe der Körper der Starren ohne vorherige Behandlung zu meiden.
Er berät danach mit Alerios Ghulen, zu welcher Gelegenheit es denn wohl am wahrscheinlichsten sei, des Nächtens einmal einen Blick auf den Hausherrn zu werfen. Dabei erfährt er, dass der Mann abends gern die Ruhe seines Gartens aufsucht. Benedetto schreitet also zur Tat: Eine Leiter oder eine Kiste oder ähnliches wird besorgt, so dass er gerade über die Mauer schauen kann.
Während die Straßenkinder Ausschau halten, wartet Benedetto geduldig... und schlägt dann zu.
--- Wahrnehmung & Aufmerksamkeit (Lüge Erkennen, SW -1 durch Auspex) lQe0oCqk5d10
Krankheit simulieren (Int&Med -1 WK) 7d10 5d10·7d10
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Post by Il Narratore on Feb 12, 2015 19:44:30 GMT
Tatsächlich befand sich im hinteren Teil der Villa ein Garten, der von einer hohen Mauer umgeben war, die aber etwas unterhalb der Fenster des zweiten Geschoßes endete und somit einen Blick über die umliegende Hügellandschaft und vielleicht sogar zum Meer hin bot. Es war ein ganz neckisches Ding, dessen geringe Größe durch verschiedenste Bäume und ähnliche Gewächse wett gemacht wurde. Wilder Wein rankte sich dort neben einer ganz neumodischen und unbekannten Frucht, die der edle Herr Arduinici einem sizilianischen Schmuggler abgeknöpft hatte: Eine Pomeranze. Sie stand in voller Blüte in jener Nacht und war sein ganzer Stolz, denn sie trug zahlreiche Früchte die etwa die Größe einer Frauenfaust erreichten und von ganz seltsamer Farbe waren - ein schmutziges Rötlich-Gelb. Genau diese Seltenheit, die es außerhalb von Sizilien und anderen arabischen Ländern zu jener Zeit nur sehr selten gab, trieb ihn auch ständig in seinen Garten. Er schien eine wahre Obsession mit dieser Pflanze zu haben, die er hegte und pflegte, deren Blätter und Blüten er regelmäßig bestaunte und deren ganz ungewohnten Früchte er mit scharfen Augen täglich prüfte. So auch jetzt, als er einen der Zweige herunter zog und näher heran trat, um das Wachstum zu überblicken. Spasmen, Kontraktionen der Muskeln. Gefangen im eigenen Körper starrte der alte Herr auf die kleine, feste Orange in seiner Hand. Seine Augen waren unfähig geworden, sich davon abzuwenden, seine Beine vermochten nicht länger ihn zu bewegen und seine Hand zitterte und zuckte unkontrollierbar, so daß der bittere Saft der Zitrusfrucht hervorschoß. Eine Art von Lähmung und Starre ergriff ihn, der minutenlang panisch wurde, ohne jedoch nur einen Muskel rühren zu können. Selbst der kräftigste und größte aller Muskeln, das Herz, kämpfte und kämpfte und ihm war, als müsse es ihm in der Brust zerspringen. Quälend lange war er gefangen, ein Opfer, ein willenloser kleiner Fisch, der vom Speer eines größeren aufgespießt worden war und nun nicht einmal zappeln konnte. Als der Spuk geendet hatte, fiel Fabio Arduinici wie ein Sack Kartoffeln zu Boden. Die Frucht in seiner Hand war ein bitterer Brei, seine Augen schrecklich aufgerissen und gerötet vor geplatzten Äderchen und einige Zeit blickte er nur gedankenverloren in den Himmel, während er eine Hand zu seiner linken Brust gehoben hatte.
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Post by Benedetto on Feb 12, 2015 20:31:43 GMT
Der Mönch nickte befriedigt und stieg von der Leiter. Dann gebot er den Ghulen zu warten und stellte sich seinerseits auf etwas Geduld ein - schließlich musste ja eigentlich jetzt ein Bote kommen. Oder?
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Post by Il Narratore on Feb 12, 2015 21:14:47 GMT
Nach einer schier endlosen halben Stunde erhob sich der Bruder des Grafen von Turin wieder von seinem Allerwertesten, wischte sich die klebrige Hand an der Weste ab und begab sich hinein. Er würde mit einem seiner Freunde reden müssen, dachte er bei sich, über diesen Mönch der neulich da gewesen war.
Tatsächlich machte sich noch in dieser Nacht, noch ehe der Morgen völlig gegraut hatte, eine Heerschar an Suchenden auf den Weg, die in der ganzen Stadt, in jeder Kapelle, jeder Kirche und jedem Kloster vor den Mauern die Kunde von einer schrecklichen, grauenhaften Seuche verbreiteten. Sie befiele den ganzen Leib wie die Starre erkalteter Leiber, in Anfällen käme und ginge sie wieder. In nur wenigen Tagen sei man befallen, dem ewigen Schlaf geweiht, der dem Tode so ähnlich war. Dutzende seien womöglich bereits lebendig im Acker Gottes verscharrt und nur ein Mann, ein einzelner, feister Benediktiner kennte die Lösung. Und so kam es, dass am Abend nicht nur der ganze Klerus davon sprach, sondern auch die kleine Priorei San Marcellino seinen untoten Bewohner darüber in Kenntnis setzte. Der Herr Arduinici suche nach einem Mönch, dessen Beschreibung verteufelt genau auf Benedetto passe...
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Post by Benedetto on Feb 13, 2015 11:33:29 GMT
Der Mönch hatte die Gerüchte vernommen und sich so seine Gedanken zu der Situation gemacht. Mochte sich doch die Kunde verbreiten. Wer wusste schon, welche Folgen sich daraus in Zukunft ergeben würden. Jetzt stand erst einmal die Wahrung der Stille im Vordergrund - und Alerios Schicksal. Benedetto ließ sich zum Herren Arduinci führen.
Dort ließ er sich das Geschehene schildern, ganz der gute Arzt, während er die Urinprobe machte und dabei leicht schmatzte. Er hörte geduldig zu und nickte dann. "Meine größte Sorge ist es, dass sich die Krankheit weiter verbreitet. Daher ist es ausgesprochen wichtig, die Quelle zu finden. Ich vermute, dass der Straßenjunge bei euch eingedrungen ist. Vielleicht liegt er sogar in einem versteckten Alkoven und verbreitet die bösartigen Dünste, gelähmt im Körper oder gar schon tot."
Benedetto rieb sich das Doppelkinn. "Ich werde euch einen Trunk verschreiben, der die Krankheit lindert. Auch solltet ihr versuchen, den Jungen zu finden und ihn mir bringen, damit ich ihn untersuchen kann, sofern er noch im Hause ist." Er lächelte. "Ihr habt recht gehandelt, wir sollten die Krankheit hier rasch eindämmen können."
Innerlich lächelte er jedoch noch mehr. Der Adlige wäre ein exzellenter Ghul. Während er schon darüber nachdachte, wie er die Verabreichung des Blutes erklären konnte, blickte er einmal zur Sicherheit auf die Aura des Mannes...
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Wahrnehmung&Empathie gg.8 NY4CK_TS5d105d10
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Post by Maximinianus on Feb 18, 2015 12:48:55 GMT
Auch der "andere" Benediktiner war kaum darum herum gekommen diese Sache zu bemerken, bald würde die halbe Stadt davon sprechen. Und so machte er sich mit einem gewissen boshaften Vergnügen auf den Weg um zu sehen was Benedetto denn nun schon wieder angestellt habe. Der Mann entwickelte sich langsam zu einer Vollzeitbeschäftigung.
Es war ein leichtes gewesen das Haus der Ardunici auszumachen und seine Diener hatten bereits etwas Vorarbeit geleistet. Daher war es noch nicht allzu spät als er mit seinen beiden beiden, ebenfalls in benediktische Roben gehüllte Begleiter, ihren Schritt auf die Schwelle des Hauses setzten. Der Ventrue unternahm überhaupt nichts, aber einer der beiden anderen klopfte und trat dann einen Schritt zurück. Maximinianus rechts und links flankierend sahen sie schweigsam zu Boden, erst als eine Wache die Tür öffnete sahen sie leicht auf.
Der mittlere der drei blickte die gesamte Zeit in Richtung der Tür. Die öffnende Wache wurde mit sauber artikulierten Worten, ernstem Ton und kühler Stimme über den Grund ihres Erscheinens informiert:
"Ich bin Bruder Maximinianus vom Kloster San Sisto e Vittorio. Ich hörte das dieses Haus von einer schrecklichen Krankheit heimgesucht werden würde. Ihr sucht Bruder Benedetto aus San Marcellino. Ich bin hier um euren Herren vor diesem Mann zu warnen. Er ist nicht die Lösung eures Problems, sondern dessen Ursache. Er leidet selbst an dieser Seuche. Ihr seid nicht der erste Haushalt den er damit verseucht. Ihr dürft ihn auf keinen Fall hereinlassen oder gar zulassen das euer Herr etwas von dem Eitergebräu welches er die Heilung nennt, trinkt. Es ist keine Heilung. Es ist Gift. Lasst mich zu eurem Herren vor, ich werde ihm mitteilen wie er Heilung empfangen kann."
Während er mit fester und eindringlicher Stimme auf die Wachen einredete, ließ er die urgewaltigen Kräfte seiner Ahnen ihr Werk tuen. Nicht das er nicht ohnehin schon ein gutes Gespür für Worte und Gesten gehabt hätte. Aber so hatte jede Silbe, jeder Fingerzeig und jede Andeutung eine vollkommen neue Qualität.
---- Präsenz I Ehrfurcht - 2 Erfolge (siehe OOC)
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Post by Il Narratore on Feb 20, 2015 22:02:13 GMT
Blutig, in Ketten und Fetzen hatte man die Kreatur zurückgezerrt. Hunde hatten sich in ihrem Fleisch verbissen, Brocken herausgerissen, Finger und Ohren abgefetzt, Knochen gebrochen. Pflastersteine hatten Haut und Fleisch, Blut und Knochen, Muskeln und Sehnen zertrennt, in Stücken abhängen lassen. Fabio Arduinici hatte sich der Kreatur gestellt, diesem seltsamen Wesen, dessen Blut ihm wunderbare Mächte, Schnelligkeit, Athletik und Zähigkeit verlieh. Eine Mischung aus Furcht und Wut zog über sein altes Gesicht, während er sich dem zerschundenen Leichnam zögerlich genähert hatte. Schon schlossen sich die übelsten Wunden, schon knetete und verband sich bleiches Fleisch und weißer Knochen. Blut floß zaghaft, zäh von den warmen Fingern des Menschen, kroch zu seinem Herrn und Meister dem Lasombra. "Welch Zauber ist dies?", fragte der Mann mit großen Augen.
Später. Herr Benedetto war schnell angereist, sehr schnell, praktisch von panischen und eilfertigen Männern hinzugezogen. Man hatte ihn sofort zu dem Grafenbruder vorgelassen, der eilig im Innenhof der großen Villa umherging. Der Garten war ihm wohl verleidet worden, denn er sah wohl öfter mit ängstlichen und flüchtigen Blicken hinüber, bevor er sich wieder dem Benediktiner zuwandte. "Herr Benedetto, wie schön, dass sie Zeit gefunden haben! Wie sie gehört haben, nun - ihre Krankheit...also nicht ihre Krankheit, die von ihnen beschriebene Seuche, sie verstehen? Sie zeigt sich doch und...", sagte er. Er lachte, wobei seine Stimme zitterte wie ein Feigenblatt im Wind. Seine Aura, eine gesunde und kräftige Farbe, irisierend der kränklichen Verfassung zum Trotze, sprang Benedetto ins Gesicht. "Gefunden haben wir ihn. Ja...Im Blut liegt es, sagtet ihr?" Lauern lag in seiner Stimme und den Augen.
Er unterbrach sich. Ein gesichtsloser Scherge trat ein und trat, nachdem er den Mönch kurz beäugt hatte, zu seinem Herrn. Er flüsterte ihm etwas zu, woraufhin sich das Gesicht des Zweitgeborenen etwas verzog. Er nickte und deutete mit einer Hand auf ein Zimmer, das seitlich am Hofe lag. "Wenn sie...die Güte hätten? Stehen soll ungesund sein, was man so hört. Im Speisesaal lässt es sich auch besser reden." Der Scherge ging in das Vorzimmer, wo die Truppe um den Ventrue zu warten gebeten wurde. Flankiert von einigen weiteren Männern, die in respektvollem Abstand sich aufgebaut hatten und sich nun Statur erkämpfen wollten. "Der Herr Fabio ist bereit euch zu empfangen, Herr Maximinianus", sagte der Scherge, wobei seine Worte bis in den Innenhof dringen mochten, noch ehe der Mensch und der Nekromant zum Einzelgespräch getreten waren. Darauf führte er ihn in den Innenhof der alten Villa und zu Benedetto und dem Arduinici in den Saal.
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