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Post by Brimir Böggvisson on May 22, 2015 8:32:12 GMT
Ruhe herrschte in der Nacht in den Wäldern zwischen Luccolli und Genua. Die wenigen Tiere, die noch wach waren schienen bloß in der Ferne zu singen. Hier jedoch war es beinahe absolut still, wenn man vom Spiel des Windes in den Blättern und Nadeln der Bäume und Sträucher einmal absah. Es mochte so wirken, dass die Bewohner des Waldes fort fahren oder sich in den Tiefen ihres Baus versteckten. Kainiten, die den Wald passierten erlebten kein Aufschrecken durch die Präzens der Bestie in ihnen und für diejenigen, die die Flucht der Tiere kannten und sie erwarteten, wurde recht schnell klar: Sie waren nicht die Einzigen ihrer Art in der Nähe.
Diejenigen die suchten, oder sowieso abseits der Wege wanderten, wurden auf einer Lichtung fündig. Dort saß er, der Nordmann auf dem weichen Moos des Waldbodens, bloß in einen ledernen Lendenschurz gehüllt. Zumindest mochte es kurz so wirken, dass er saß, denn im nächsten Moment befand er sich schon auf allen Vieren und stürzte vor auf einen jungen Wolf zu, der zähnefletschend auf den Gangrel wartete. Das Tier jedoch war nicht alleine. Ein ganzes Rudel von sechs weiteren Tieren umkreiste den Vampir und wartete nur auf die Gelegenheit ihn zu zerfetzen.
Einzig das augenscheinlich kräftigste Tier der Gruppe saß aufmerksam abseits der Fläche und blickte sich um, schnupperte in der Luft. Das Fell dieses Wolfes passte nicht zu dem Rudel. Verfilzter, älter und von der Farbe her völlig anders saß das Raubtier dort neben... Grimsteinn, welcher faziniert den Blick auf den Vampir legte. Eine Spur Neid mochte zu erkennen sein, als der Händler den Umgang seines Herren mit den Lebewesen des Waldes studierte.
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Post by Fabrizio on Jun 3, 2015 19:59:33 GMT
Hier war er also, der alte Wald an den rasch aufsteigenden Hügeln hinter dem Castelletto, hinter Genua. Seit Dalmatien war Fabrizio nicht mehr in der Nähe eines so dichten Waldgebietes gewesen.
Der Wald hatte etwas beängstigendes und reizendes zugleich. Kaum einen größeren Unterschied könnte es geben zu der offenen Weite des Meeres, welchem Fabrizio sich versprochen hatte. In der Nacht sah er hier kaum von Baum zu Baum - und wer wusste schon was sich dahinter verbarg. Aber die Stille des Waldes hatte auch etwas beruhigendes, beinahe wie das Rauschen des Meeres.
Fabrizio folgte dem schmalen Pfad von dem er glaubte er führe ihn richtung Luccolli. Er wollte ein Gefühl dafür bekommen, was ihn hinter den Mauern der Stadt erwartete. Er wollte diesem unbekannten Etwas seinen Respekt zollen. Und nebenbei wollte er schlicht den Holzreichtum der Gegend prüfen. Denn früher oder später würde er gutes Holz brauchen. Und dann wäre er gerne darauf vorbereitet, wen oder was er hier auch immer aufschrecken könnte.
Und ja, er fand es tatsächlich ungewöhnlich den Wald so ganz ohne aufgescheuchtes Wild zu erleben, denn weiß Gott, dass kannte er...
Die Wölfe würden sein kommen unangenehm spüren, schon lange bevor er sich auch nur ansatzweise genähert hätte. Etwas fremdes bedrohliches drang in ihr Revier ein! [Tieren zuwider]
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Post by Brimir Böggvisson on Jun 3, 2015 23:38:25 GMT
'Wenn er doch nur mit uns menschlichen Dienern so umgehen würde, wie mit... ' Grimsteinns Gedankengänge wurden unterbrochen durch das Knurren des ältesten Tieres an seiner Seite, welches bislang stiller Beobachter war. Drohend veränderte sich die Haltung während der Wolf sich mutig zwischen den Ghul, das Rudel und den Herren schob. Und trotzdem drückte er sich mit jedem Schritt des nahenden Jäger weiter nach hinten.
Brimir blickte auf, als sich das Rudel um ihn zurück zog und die Rute einkniff. Furcht machte sich unter ihnen breit und das, obwohl sie das Raubtier in dem Nordmann kannten. Oder aber sie waren noch nicht sehr lange bei dem Gangrel. Ein Blick genügte und Grimsteinn zog sich mit dem Rudel zurück und Brimir gesellte sich zu dem Leitwolf.
Auch, wenn seine Hand sich tätschelnd auf das Fell legten, so machte sich die Anspannung bei Beiden breit. Es wurde immer klarer, dass sich ein Raubtier in das Revier des Gangrel wagte. Brimir bleckte die Fänge und stieg in das Knurren mit ein. Rot flackerten die Augen des Kaniten auf, als das Tier durch die Dunkelheit blickte und die Bewegungen in dem Wäldern wahrnahm. Eine Person. Wahrscheinlich Kainit, wenn man die Reaktion der Wölfe bedachte. Freund oder Feind. Das würde sich noch herausstellen, genauso, warum derjenige nicht über Grimsteinns Kontor Kontakt aufnahm, davon wusste inzwischen jeder.
So oder so, einen Eindringling wird Brimir sicher nicht dulden. Die Hände gruben sich in das den Morast des Waldes. Immer mehr Haut, wurde dunkelbräunlich bishin zum Schwarz. Die Haut färbte sich jedoch nicht nur, sie veränderte sich und nahm die Konsitenz des Waldbodens an. Dabei sank der Gangrel immer tiefer hinab, bis am Ende ein einsamer Wolf alleine auf der Lichtung stand. Der Rest hatte sich in die Sicherheit des Dickichtes zurück gezogen.
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Gestalltwandel 1 und 3
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Post by Fabrizio on Jun 4, 2015 10:14:46 GMT
In dieser Nacht war Fabrizio erneut in schlichte gräuliche Seemannsgewänder gekleidet, unauffällig genug doch ohne seine Herkunft zu verschleiern, denn das fände er wiederum unhöflich. Doch diesesmal ging er nicht gänzlich unbewaffnet, ein schlichtes Entermesser am Gürtel gab ihm zumindest ein Gefühl der Wehrhaftigkeit - so nahe diesen unbekannten Wäldern.
Von Brimir und den Wölfen merkte Fabrizio rein garnichts, außer vielleicht eben jene Tatsache, dass der Wald ungewöhnlich still und leblos wirkte. Unbeirrt wanderte er den Pfad vor sich weiter hinauf. Hin und wieder hielt er inne, lauschte ein wenig in die Stille, ließ seinen Blick zu den Bäumen schweifen die seinen Weg säumten, betrachtete die undurchdringliche Finsterniss, die sich im Dickicht kurz dahinter für ihn auftat.
Dann blieb er plötzlich vor einem Baum stehen, der etwas exponiert über einer kleinen Anhöhe emporragte. Hier verließ er den Weg, bis er direkt vor dem Baum stehen blieb, einmal prüfend um ihn herumspazierte - und schließlich beherzt damit begann hinaufzuklettern...
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Post by Brimir Böggvisson on Jun 12, 2015 14:22:20 GMT
Brmir schätzte die Zeit, die der Wanderer in der Nacht wohl brauchen würde, um die Lichtung zu erreichen. Schließlich schälte er sich wieder aus der Erde und fand... Nichts, außer einen Wolf, der dem Weg des Fremden mit dem Blick und einigen wenigen Bewegungen gefolgt war. Er hatte sich darauf vorbereitet ihn hier zu stellen und war zu kurzsichtig, um zu erkennen, dass der Fremde dem Weg weiter folgte.
Ein Nicken in Richtung Grimsteinn, dann rannte er los, begleitet von Freki, dem alten Wolf. Rote Augen durchsuchten die Dunkelheit, eine feine Wolfsnase nahm die Fährte auf. Knurrend gab Brimir seinem Begleiter Befehle, wodrauf dieser weiter auf den letzten Ort zuhielt, an dem er das Ziel dieser Jagd entdeckt hatte. Brimir selbst drehte etwas ab und nahm sich vor die Anhöhe von einer anderen Seite zu betreten. Und so kam es, dass Freki zunächst alleine sich dem Baum und somit auch dem Raubtier in der Höhe näherte.
Grimsteinn derweil hielt Abstand zu den Beiden, kam aber auch einsam nähe. Der Rest der Tiere wagte es nicht.
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Post by Fabrizio on Jun 12, 2015 21:10:48 GMT
Ohne größere Probleme war es Fabrizio gelungen auf den markanten Baum zu klettern. Ganz eingerostet war er also noch nicht. Das Klettern in den Baum war auch nicht viel anders als das Erklimmen des Kastells im Mast eines Schiffes, wie er es früher oft erledigen musste.
Aufmerksam blickte er sich nun aus luftiger Höhe um. In einiger Ferne inzwischen die Lichter Genuas, dort der Wachtum Burgus, dort das selbst bei Nacht beeindruckende Castelletto. Irgendwo dort hinten mussten die Hütten von Luccolli sein. Lichter konnte er allerdings beim besten Willen nicht ausmachen, wenn es sie gab dann verbargen sie sich zwischen den Bäumen. Auch die nähere Umgebung konnte er jetzt besser übersehen, konnte nun auch die auffällige Lichtung unweit des Weges in etwa ausmachen - doch bevor er sich dazu Gedanken machen konnte sich vielleicht dort einmal umzusehen, da kam auf einmal dieser gewaltige Wolf aus dem Dickicht und fixierte ihn!
Fabrizio verhielt sich ersteimal einfach ruhig und beobachtete das Tier dort unten, auch wenn das Tier in ihm selbst ihn geradezu instinktiv zur Vorsicht ermahnte und seine Muskeln und Sinne anspannte. Es war ungewöhnlich, dass sich ihm ein wildes Wesen derart näherte. Noch dazu wirkte der Wolf auch wiederum kontrolliert genug nicht einfach in blinder Wut auf ihn loszustürmen. Dies war kein normaler Wolf, war nach kurzer Zeit sein Fazit. Dass gerade dies ein Werwolf sein sollte war hingegen geradezu unvorstellbar für Fabrizio, auch wenn er zum Glück noch nie einem auch nur ansatzweise selbst über den Weg gelaufen war. Vielleicht ein tierischer Ghul oder gar ein Kainit der sich verwandeln konnte?
Zweifelsohne war er dann also doch noch den heimlichen Besitzern dieser Wälder aufgefallen. Aber sollte er lieber oben auf dem Baum verharren oder heruntersteigen? Oben wäre es im Zweifelsfall sicherer, er hätte den Rücken einigermaßen frei, falls der Wolf sein Rudel dabei hatte und es sich doch noch anders überlegen würde mit dem Attackieren. Auch wäre es für einen Beobachter nur selbstverständlich, dass sich der Wanderer dort oben auf den Baum gerettet hätte vor diesem Wolf. Andererseits könnte er Mut und Respekt beweisen indem er den ersten Schritt tat und hinunterstieg auf gleiche Höhe mit... wer auch immer Herr dieses Geschöpfes war.
Aber Fabrizio war nicht gerade der schnellste bei solchen schwerwiegenden Entscheidung und es würde eine Weile dauern bis er von sich aus entschieden hätte.
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Post by Brimir Böggvisson on Jun 14, 2015 19:24:34 GMT
Der Wolf war zielstrebig auf den Baum zugekommen. Doch auch, wenn es keine blinde Wut war, die ihn trieb, so umkreiste er die Anhöhe knurrend und mit gefletschten Zähnen. Und mit dem selben Gehabe trat dann auch der Herr dieses Geschöpfes aus einer anderen Richtung auf die Bühne. Es waren zunächst rote Augen, die leuchtend in der Dunkelheit vom Boden zum Baum hinauf stierten. Dann schälte sich der Gangrel aus dem Gestrüpp, noch immer nur im Lendenschurz gehüllt.
Worte nutzten die Beiden Tiere - das auf zwei und das auf drei Beinen - da auf dem Boden nicht. Mit Knurren und Keifen schienen sie sich zu unterhalten und schließlich stellte der Wolf seinen Streifzug um den Baum herum ein. Langsam kam er zum Gangrel, welcher sich hinkauerte und nur auf den Ballen seiner blanken Füßen stand und eine Hand auf den Boden legte. Die zweite Hand grub sich streichelnd in das Fell des Tieres.
Schweigen. Schweigen war nun Alles, was der Eindringling zu hören bekam. Selbst das Knurren wurde eingestellt. Der Kopf drehte sich beobachtend zur Seite und noch immer waren die Fänge bedrohlich ausgefahren. Er schien zu warten, wodrauf auch immer. Auf eine Vorstellung. Auf einen Angriff. Auf ein Wort. Oder gar auf die Sonne.
Aus der Richtung, aus der ursprünglich der Wolf kam, schien sich noch eine weitere Person zu nähern.
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Post by Fabrizio on Jun 15, 2015 21:37:35 GMT
Da kam er also aus der Dunkelheit. Die roten Augen eines wilden Jägers, des Herren über wölfische Bestien und vermutlich auch über diesen Wald...
Fabrizio hatte das Nahen angespannt verfolgt. Erst das stille Schweigen, nachdem der lauernde Wolf urwüchsig zurückgerufen ward, deutete der Lasombra dann dazu seine Zuflucht auf dem Baum zu verlassen. Einigermaßen geschickt, aber vor allem jede Bewegung von vorsichtiger Bedächtigkeit, schwang er sich nun also wieder hinab auf den Erdboden. Er kam in ähnlicher Haltung wie sein Gegenüber zum Stillstand. Die linke Hand in den feuchten laubigen Untergrund gegraben, die Sohlen seiner Stiefel leicht nach vorne durchgedrückt. Er vermied den direkten Blickkontakt. Sondern senkte stattdessen, nach einem etwas angespannten Moment, sogar ein wenig das Haupt vor dem rotäugigen Raubtier und seinen entblößten Fängen.
Mit möglichst ruhiger und leiser Stimme, die für diese Situation trotzallem überraschend selbstsicher klang, brach Fabrizio schließlich das angespannte Schweigen. "Man nennt mich Fabrizio Begado, Triarch von 134 Seelen, Plünderer der Maurischen Meere, Kind der Magdalena Castelucci Borcellino, die Dalmatiens Küsten bezwang und einen großen Namen in Venetien führt. Ich stehe hier vor euch als Neugeborener aus dem Blute Lasombras. Es ist meine Absicht diesen Wald als Freund zu betreten und eure Zuflucht und Domäne nicht zu verletzen."
Fabrizio improvisierte hier, er war noch nie einem aufgebrachten Gangrel in dessen Revier begegnet. Aber irgendwer hatte ihm einmal erzählt, dass Barbaren sich untereinander gerne mit ihren Heldentiteln und so etwas vorstellten. Nun, vielleicht half es ja...
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Post by Brimir Böggvisson on Jun 15, 2015 22:24:39 GMT
Die Anspannung in den Muskeln stieg bei jeder Bewegung, die der Eindringling den Weg hinab machte. Und wahrscheinlich war es einzig und alleine der Geste der Demut zu verdanken, dass Brimir nicht gleich nach vorne sprang und damit begann den Schattenspieler aus seinem Revier zu jagen. Stattdessen fixierte er ihn weiter schweigend. Noch immer kraulte die freie Hand über das Fell des Wolfes an seiner Seite. Selbst als die Worte verklungen waren, dauerte es eine ganze Weile, ehe Brimir sich regte. Mit einem Knurren stand er auf, doch als er einen schnellen Schritt auf Fabrizio zumachte, erklang von der Seite die Stimme seines Ghuls, der die Vorstellung ins Nordische übersetzte. Unzufrieden blickte er seinen Diener an, nachdem der Gangrel in der Bewegung innehielt. Wahrscheinlich hatte Grimsteinn Brimir durch sein Einschreiten gerade vor Dummheiten bewahrt. Dann blickte der Gangrel zu seinem Wolf.
"Hører du, Freki? Han kommer som en venn og ikke ønsker å krenke vårt distrikt. Men han har gjort det allerede." 1.)
Auch die folgenden Worte kamen im Nordischen aus Brimirs Mund. Sie waren an den Lassombra gerichtet und wurden durch den Mann, welcher langsam und in aller Ruhe näher kam, übersetzt.
"Nun, Fabrizio Begado, Triarch von 134 Seelen, Plünderer der maurischen Meere und Kind der Magdalena Castelucci Borcellino, es ist löblich, dass du als Freund kommen willst, aber sag mir: Ist es in Venetien üblich, dass man in das Heim eines Fremden einkehrt, ohne um Einlass oder Gastrecht zu bitten? Oder hat erst mein Erscheinen hier deine Unwissenheit über mich als den Wächter dieser Wälder - eine Aufgabe, die die Prinzessin Genuas mir persönlich gab -, wie die Ebbe fort geschwemmt?"
Dort schwang Neugierde im Blick des Gangrel mit, wenngleich die Stimme kalt und bitter in der fremden Sprache erklang.
"Groß machen Namen und Titel niemanden, wenn man nicht in der Lage ist ihren Wert zu beweisen... und die See liegt nicht zwischen den Bäumen. Hier gibt es keine Küsten zu bezwingen und keine Schiffe zu plündern. Und dennoch, werde ich dir dein Recht auf meine Vorstellung nicht verwehren. Dannach will ich jedoch hören, was dich auf die Straße nach Luccoli führt und ich hoffe für dich, dass mir die Antwort gefällt."
Nun war es Brimir, der selbst Italienisch sprach. Gebrochen und langsam verließen die Worte seinen Mund, beglietet von einem Knurren ab und an. Unruhig ging der Gangrel dabei auf der Stelle.
"Mein Name lautet Brimir Böggvisson, Neugeborener vom Clan des Tieres und Kind von Böggvir 'Bärenklaue' Olafson, Ancilla und Blutvogt von Locarno. In unseren Adern fließt das Blut von Espen 'Sturmrufer' Kjellsson aus Seeland, Ahn vom Clan des Tieres, Kind von Klingenwind, Kind von Manasco, Kind von Panaka, Ahnherrin vom Clan des Tieres, Kind von Ennoia, Erste ihres Blutes und Enkelin unser aller Vater Kain.
Das ist Grimsteinn, mein Diener und Übersetzer."
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1.) "Hörst du, Freki? Er kommt als Freund und will unser Revier nicht verletzen. Aber getan hat er es bereits."
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Post by Fabrizio on Jun 17, 2015 19:36:32 GMT
Fabrizio war tatsächlich unbewegt geblieben, als der knurrende Gangrel einen schnellen Schritt auf ihn zu gemacht hatte. Er hätte sich wohl erst im letzten Moment gerührt um auszuweichen, auch wenn seine Muskeln in diesem Moment aufs äußerste nervös gespannt waren. Aber dann kamen die offensichtlich erlösenden Worte. Ein Übersetzer, sein Gegenüber hatte ihn also nichteinmal verstanden! Schaltete Fabrizio dann schließlich ernüchtert. Da hatte er eine wichtige Lektion gelernt, die er unter Umständen mit dem Unleben hätte bezahlen müssen. Vorsichtiger junges Blut, vorsichtiger...
Geduldig und mit etwas angespannter Neugier verfolgte Fabrizio nun die wortgewaltige aber durch die Übersetzung schleppend wirkende Ansprache und Vorstellung des Prinzesslichen Waldwächters. Er ließ noch einen Moment verstreichen nach den letzten gebrochen italienischen Worte, die den Übersetzer Grimmstein vorstellten. Nun war es an ihm, denn was der Gangrel nun erwartete, hatte er ja recht eindeutig klar gemacht.
"In Venetien gibt es keine Wälder." Er legte eine kurze Pause ein nach dieser simplen Rechtfertigung und bevor er weiter sprach. "Ich wusste weder von euch, noch von eurer Domäne im Namen unserer Prinzessin, hier in diesen Wäldern." Wieder eine kurze Pause, fast als legte er sie für den Übersetzer ein. "Jetzt, wo meine Unwissenheit von der Flut eures Erscheinens fortgespült wurde, möchte ich mich für mein unerlaubtes Eindringen entschuldigen." Und wieder eine Pause. "Solltet ihr meine Entschuldigung annehmen, so möchte ich darum bitten, mir kund zu tun, in welcher Form ihr meine Bitte um Einlass in kommenden Nächten entgegen nehmen würdet." Und noch einmal eine kurze Pause. "Doch nun bin ich euch immernoch den Grund meiner Wanderung schuldig: Ich zog gen euer Luccoli, um zu erfahren wem diese holzreiche Gegend gehöre und ob hier wohl auch gutes Holz geschlagen werde. Zwar liegt die See nicht zwischen den Bäumen, doch wie die Bäume des Waldes das Wasser brauchen, so braucht man das Holz der Bäume um die See zu bezwingen." Die letzte Pause kennzeichnete dann wohl vorläufig das Ende der Rede.
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Post by Brimir Böggvisson on Jun 18, 2015 17:17:10 GMT
Die Augen verfolgten jede noch so kleine Regung seitens des Lassombra. Doch schon in der ersten Pause der Erklärung zeigte sich Missfallen im Blick des Jägers. Es mochte eher an den Worten liegen, als an der Tatsache, dass es dort keine Bäume gab. Geduld schien zudem nicht zu den Stärken des Tieres zu gehören.
Grimsteinn kam derweil erstaunlich gut mit. Er musste beide Sprachen fließend sprechen und schien es gewohnt zu sein, dass man nicht unbedingt auf ihn wartete. Und so nickte er dem Lassombra danken zu, als er pausierte.
Die Aussage über die Domäne zauberte Brimir ein Lächeln auf die Lippen, welches erst nach der ausgesprochenen Entschuldigung langsam abebbte. Doch er sagte dazu kein Wort, ließ die Aussage einfach im Raum stehen. Es war nicht an ihm die Neuen in ihrer Weltsicht zu belehren, solange es ihm nicht zum Nachteil gereichte. Und Luccoli als seine Domäne zu betrachten gefiel ihm außerordentlich gut, auch, wenn Brimir es niemals so sagen würde, solange es falsch war. Irgendwer würde Fabrizio schon sagen, wie es wirklich war.
„Die Bäume und ihr Holz mögen zwar nicht so gut sein, wie in meiner Heimat, aber für die Schiffe der Warmländer reichen sie ganz sicher. Einen Schiffebauer der Njord würden sie jedoch nicht beeindrucken. Wenngleich ich gestehen muss, dass mir hin und wieder jedes Schiff recht wäre, um wieder die See zu stechen.“
Dabei fiel ihm ein, dass er bei Gelegenheit mal wieder Acacia aufsuchen sollte. Ob sie schon Fortschritte in der Sprache gemacht hatte? Und das Versprechen ihn mit auf eine Kurzreise zu nehmen stand immer noch im Raum. Wie es wohl… Der Jäger wirkte einen Moment abwesend und seine Augen funkelten noch intensiver, als sie es durch das Rot schon taten. Ein Kopfschütteln folgte, dann schlossen sich die Lider. Als er sie einen Moment später wieder aufmachte, war die unnatürliche Farbe einem gelb gewichen, dass man nur aus dem Bernstein der Augen von Wölfen her kannte.
„Ich dulde dich diese Nacht in meinem Revier, Fabrizio. Jagen solltest du hier jedoch nicht, denn ich schütze die Menschen Luccolis vor jedem Räuber. Solltest du mich suchen, so findest du Grimsteinns Handelskontor am Hafen. Niemand sonst verkauft Waren aus dem hohen Norden, sodass es einfach sein wird ihn zu finden.“
Fragend legte er den Kopf schief und fuhr langsam die Fänge ein.
„Sag mir, was verschlägt dich von der anderen Seite Italiens hierher?“
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Post by Fabrizio on Jun 19, 2015 19:41:24 GMT
Das Tier hier vor ihm war also ein Seemann aus dem Norden gewesen. Fabrizio wusste nichts von diesem Norden, alle Gedanken daran waren ihm so Fremd wie diese Sprache. Vielleicht würde er dem Kontor des Grimmstein einen Besuch abstatten um einmal etwas mehr darüber zu erfahren.
"Die Menschen Luccollis werden sicher sein vor mir. Ich gebe dir mein Wort darauf." Und das war nichts was er leicht her sagte, das erkannte man in seiner Stimme. Solche Worte hatten Gewicht, jedenfalls für ihn.
Nachdem Brimir nun den furchteinflößenden Blick und seine Fänge fürs erste abgelegt hatte, gestand sich auch Fabrizio zu, etwas bequemer in die Hocke zu gehen. Auch wenn ihm dieser gewaltige Wolf neben dem Gangrel indess noch immer nicht ganz geheuer war.
"Das östliche Meer wird recht gut geschützt durch die Flotten Venedigs und des byzantischen Kaisers, aber auch der Kalifen im Süden. Keine guten Gewässer für einen freien Seeräuber wie mich. Genua ist gut gelegen. Von hier ist es mir ein leichtes Raubzüge zu den Inseln und Küsten des Westens zu unternehmen." Kurz überlegte Fabrizio, wie viel er ihm erzählen würde. "Außerdem war mir Venedig übersättigt, und das bereits zu meinen sterblichen Tagen. Ich hoffe darauf mich hier im Neuerstehen dieser Domäne gut beweisen zu können."
Vielleicht war es das seltsame dieser Situation, die Fremde Sprache, das befremdliche Äußere, das Moment des Übersetzens - das ihm nun nach der gespannten Situation ein merkwürdiges Gefühl der Offenheit vermittelte. Vielleicht war es das Vertraute, das er in dem fremden Seemann zu erkennen glaubte.
"Und doch bin ich gegenüber euch wohl sehr nah an meiner Heimat."
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Post by Brimir Böggvisson on Jun 22, 2015 21:00:26 GMT
Der Wolf entspannte sich gemeinsam mit seinem Herren und rückte noch etwas näher an diesen ran. Brimir derweil kraulte das Tier mit beiden Händen. Der Umgang, der zwischen den Beiden herrschte, war Nichts, an das der Umgang Brimirs mit irgendeinem Kainiten in Genua heran kam. Sie waren so vertraut, wie man es sich als Kainit nur noch wünschen konnte.
Die Augen des humnoiden Tieres jedoch waren starr auf seinen Gegenüber gerichtet. Gerade, als dieser von seinen Zielen hier sprach. Seine Lider wurden zu Schlitzen.
"Aurore verlangt von einem jeden von uns, dass das menschliche Leben genauso geschützt wird, wie das Untote. Diese Stadt hat erst vor einigen Jahrzehnten den Angriff der Sarazenen überstanden und die Menschen erholen sich noch immer von diesen Taten; genau, wie die Unseren. Wir können keine Seeräuber vor unseren Küsten gebrauchen, die die Händler von der Stadt fern halten, indem sie sie vor Genua überfallen. Bist du einer von dennen?"
Abschätzend betrachtete Brimir Fabrizio. Er machte eine kurze Pause, in der der Lassombra antworten konnte. Dann besann er sich auf das Thema der Heimat.
"Das Zuhause eines Gangrel ist da, wo sein Herz und sein Rudel ist. Auch, wenn mir die steilen Küsten und das Wetter des Nordens fehlen, so ist dieser Wald momentan meine Heimat. Und ich habe schon schlimmer gelebt... weit schlimmer."
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Post by Fabrizio on Jun 22, 2015 22:28:10 GMT
"Nein, ich bin keiner von denen. Ich beraube nicht meine eigenen Küsten. Meine Jagdgründe liegen weit im Westen, bis zu den Säulen des Herakles am Ende der Welt. - Hier sehe ich vielmehr meinen sicheren Hafen, ich kehre hierher um meine Kräfte neu zu sammeln und meine Siege zu feiern. Hafen bedeutet Heimat für mich, so wie mein Schiff mein Leben bedeutet." Das würde hoffentlich reichen um ihn wieder zu beruhigen. Ziemlich unausgeglichen dieser Gangrel.
"Dein Erzeuger ist Blutvogt in Locarno, dann seid ihr gemeinsam aus dem Norden eingewandert?" Und das Zuhause eines Gangrel ist da, wo sein Herz und sein Rudel ist. Wiederholte er die Worte Brimirs in Gedanken. Musste eine verdammt lange und gefährliche Reise sein, sogar für einen taffen Gangrel.
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Post by Brimir Böggvisson on Jun 23, 2015 10:03:04 GMT
Zufrieden mit der Antwort bezüglich der Raubzüge, glättete sich der Blick des Jägers und er nickte schließlich.
"Gut. Ansonsten hätte sich ein Liktor dieser Sache sicher schneller angenommen, als dir lieb wäre. Aber, wenn wir uns besser kennen... ... vielleicht hast du ja eines Tages mal einen Platz frei auf deinem Schiff. Auch, wenn deine Schwester Acacia mich zu einer Reise auf dem ihren eingalden hat, so ist das Abenteuer eines Raubzuges etwas völlig Anderes. Zumal ich zugeben muss, dass unsere Raubzüge damals immer nur nach der Landung statfanden, nie auf offener See. Eine Erfahrung, die ich gerne nachholen würde."
Auf die Frage bezüglich der Reise schüttelte Brimir den Kopf.
"Auch, wenn er selbst aus dem Norden stammt, so war ich gerade auf Raubzug, als er mich fand. Ich wurde in diesen Teilen Europas zu einem der unseren. Dannach streiften wir lange gemeinsam durch die Wildniss, bevor es ihn nach Locarnos verschlug. Nach einer gemeinsamen Blutjagd blieb er dort und ich wurde hier her geschickt."
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