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Post by Maximinianus on Sept 22, 2014 17:30:55 GMT
Außerordentliche Pünktlichkeit zeichneten den dunkelhaarigen Mann aus. Fünf Minuten vor dem Schlagen der Glocke bog er um die Ecke einer Gasse die nach Westen führte, drei Minuten vor dem Schlagen erreichte er den Vorhof, auf dem er recht mittig stehenblieb. In eine Kutte der Benediktiner gehüllt wirkte er recht düster, so ohne jegliches Licht. Nur Umrisse waren, nur dank des gut stehenden Mondes zu sehen. Vor Ort angekommen schlug er die Kapuze zurück und sah sich langsam um während er die Arme vor dem Körper verschränkte, wie es viele andere die diese Kleidung trugen gerne taten.
Dann wartete er. Regungslos und gut sichtbar für jeden potentiellen Beobachter scheint er einfach nur dazustehen und auf etwas oder jemanden zu warten.
Die Glocke beginnt zu läuten.
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Post by Benedetto on Sept 22, 2014 20:49:47 GMT
Der letzte Glockenschlag war noch nicht verklungen, da löste sich eine dickleibige Figur aus einer Nische an der Mauer von San Siro. Für einen Moment wirkte es, als sei eine Heiligenstatue von ihrem Sockel geschritten, so blass und unnatürlich schimmerte ihre Haut im Mondlicht. Zudem trug sie ebenfalls die Kleidung eines Mönchs, hatte die Hände vor dem runden Bauch gefaltet und ging mit einem gemächlichen, entrückten Gang auf den Wartenden zu.
Erst beim Näherkommen wurde deutlich, dass der Geistliche durchaus eine reale Erscheinung war. Seine Augen ruckten gelegentlich zu den Seiten, als würden sie etwas suchen und seine Zunge leckte die trockenen Lippen. Die gefalteten Hände waren vor dem Bauch verkrampft, während die Langsamkeit der Schritte mehr Zeit verschaffte, die Umgebung zu studieren.
Schließlich stand der fette Gottesdiener vor seinem Bruder in Christus und studierte diesen von oben bis unten. Dann lächelte er zögerlich. Schien kurz nachzudenken und sagte dann mit einem Nicken. "Ihr seid derjenige, der mich sprechen wollte? Ich bin Bruder Benedetto."
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Post by Maximinianus on Sept 22, 2014 21:50:02 GMT
Der etwas höher gewachsene der beiden Mönche die dort so allein mitten auf dem Vorhof der Basilica di San Siro standen und sich im Dunkeln unterhielten kniff die Augen ein wenig zusammen als der Neuankömmling an ihn herantrat. Sein Kopf wandte sich dabei leicht in dessen Richtung. Sonst blieb er genau dort stehen wo er bereits die letzten drei Minuten gewartet hatte. Als der zweite Mann schließlich vor ihm stehen blieb, musterte der Erste ihn ebenso wie sein gegenüber ihn musterte. Als sich der Mann schließlich als Bruder Benedetto vorstellte war die Musterung des anderen noch nicht völlig abgeschlossen, so als würde die Dunkelheit wichtige Eckpunkte verhüllen die er gerne kennen würde, falls er die Stille des Blutes wahren wollen würde. Kurz klang es sogar so als würde der Wartende einen tiefen Atemzug tätigen, dann wandte sich sein Blick nach rechts und über Benedetto hinweg erneut nach links, wie zur Vergewisserung ob auch niemand ihn Hörreichweite sei. Erst dann deutete er eine Verneigung an.
"Guten Abend, Bruder Benedetto. Ich danke euch für euer Erscheinen." die Stimme klang leise, aber angenehm. Viel weicher als sie vermutlich häufig klang. Es schwang eine neutrale Höflichkeit in ihr mit, die das Produkt einer langen Indoktrination sein könnte. Sein allgemeinen Auftreten war von einer ernsten, fokussierten Natur die etwas zurückgestellt aber nicht unhöflich erscheinen mochte.
"Mein Name ist Maximinianus, Neugeborener und Kind des Giacomo di Camaiore, Ahn und Kind des Platynus, Ahn und Kind des Gildo, Ahn und Kind des Caracallas, Ahn und Kind des Lucius Tarquinius Priscus, Ahnherr und Kind Ventrues, Kind Enoch des Weisen, Kind Kains, des Vaters."
Die Verbeugung die die Worte des Ventrue begleiteten war je nachdem wie man sie betrachtete etwas zu tief oder etwas zu hoch. Denn falls der Vorhof der Basilica di San Siro als Öffentlichkeit gelten würde, wäre sie einem Ancilla angemessen, gelte der Ort wiederrum (aufgrund seiner Einsamkeit und der Abwesenheit von Lichtquellen) als ungestörte Zweisamkeit, wäre sie einem niederrangigen Neugeborenen angemessen.
Trotz der Dunkelheit war sein Interesse an Benedetto unverkennbar.
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Post by Benedetto on Sept 22, 2014 22:33:57 GMT
Auch der dicke Mönch verneigte sich, wobei er schlicht soviel Respekt zeigte, wie es einem Kainskind gleichen Ranges gebührte. "Nun, ihr wisst ja wer ich bin." Seine Mundwinkel wanderten ein kleines Stück nach oben. "Ich hoffe, dass der ehrwürdige Vater Angelo euch nur Gutes von mir erzählt hat." Dann wurde sein Blick wieder ernst. "Die Notwendigkeit zuerst. wie war das noch?" Seine Stirn runzelte sich. Dann weiteten sich seine Augen. "Ach ja!"
Langsam, als würde er eine Formel sprechen, sagte er: "Alexander eroberte die dreiundreißig Städte. Doch der Vogel flog." Er lächelte und zuckte mit den Schultern, dann sah er Maximinianus abwartend an.
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Post by Maximinianus on Sept 23, 2014 7:22:16 GMT
Einen irritierten Augenblick zog Maximinianus eine Augenbraue hoch, kaum das jemand von weiter weg etwas sehen könnte, aber Benedetto hatte zumindest eine Chance. Ob dies jedoch der Geste oder den Worten des Kappadozianer galt war in dem markanten Gesicht des höhergewachsenen Mönchs nicht zu erkennen.
"Um von vorneherein Missverständnisse auszuräumen: ich kenne euren Erzeuger nicht. Ich habe seinen Namen benutzt um euch neugierig zu machen und euer Erscheinen abzusichern. Verzeiht falls ich damit Erwartungen geweckt habe die ich nun nicht im Stande bin zu halten."
Eine kurze Kunstpause, begleitet von einem entschuldigen Nicken. Bevor er leise Weitersprach, ganz so als ob er, trotz derTatsache das sie mutterseelenallein mitten auf einem offenen Platz standen beobachtet werden könnten.
"In der Regel greife ich nicht zu solchen Maßnahmen, jedoch handelt es sich hierbei um eine Angelegenheit ihrer Majestät... in der Effizienz vor Geradlinigkeit geht."
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Post by Benedetto on Sept 23, 2014 8:46:49 GMT
Für einen Moment stutzte der beleibte Geistliche, dann wurde sein Lächeln unangenehm freundlich. "Also hat euch nun nicht mein Erzeuger geschickt, sondern die Ahnin. Die Ahnin, die sehr genau weiß, wo ich zu finden bin?" Langsam brachte Benedetto etwas Abstand zwischen sich und den hochgewachsenen Mönch. "Die euch eine 'Angelegenheit' auftrug, aber offenbar zufällig vergaß, zu erwähnen, wie man mich simpel per Brief oder Bote erreichen kann?" Wieder die Blicke in die Umgebung, rasch, nervös.
"Ich weiß nicht wer ihr seid oder was ihr wollt, Ventrue... wenn ihr denn wahrlich Ventrue seid." Sein dicker Finger zeigte anklagend auf Maximinianus. Die Hand zitterte leicht. "Aber ich werde euer Spiel nicht mitspielen. Sucht euch einen anderen Dummen!" Rasch wandte er sich zum Gehen.
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Post by Maximinianus on Sept 23, 2014 22:04:36 GMT
Sein Blick glitt langsam an dem Kappadozianer herab während er leise einige Worte sprach. Wohl die einzigen Worte die als Versuch gelten könnten den dicklichen Mönch vom gehen abzuhalten. Weitere Anstalten dazu machte er keine.
"Der erste Reflex den ihr erkennen lasst, wenn ein Mitglied des Prinzenclans mit einem Anliegen ihrer Majestät an euch herantritt, ist also diese angedeutete Beleidigung und ein schneller Rückzug? Dazu eine Unterstellung die bestimmt nicht so anmaßend gemeint war wie sie geklungen hat? Das ihre Majestät eure Schlafstatt an jeden Untergebenen weiterplappert wie ein ausgehungerter Nosferatu... Das sie sich, nur um mir die Kontaktaufnahme etwas zu erleichtern, an der zweite Tradition vergeht und einem dritten Kainiten den Ort eurer Tagruhe verrät?"
Sein Blick, der eben noch an dem kleineren Mann emporgewandert war erreichte dessen Gesicht und verharrte dort.
"Weil neben euch auch ich bluten werde wenn diese Sache nicht zur Zufriedenheit ihrer Majestät abgeschlossen wird, können wir am besten davon ausgehen ihr habt euch soeben mit vollem Rang und Namen bei mir vorgestellt nachdem ich mich bei euch vorgestellt habe. Und danach haben die nachhallenden Glocken alles übertönt was gesprochen wurde."
Hinter dem gleichgültig wirkenden Gesicht mit der eiserne Geduld schien eine Person zu hausen die Benedetto tatsächlich eine ehrliche zweite Chance anbot. Zumindest konnte man sagen das seine Stimme keine Anzeichen von Sarkasmus zeigten, auch wenn sie noch so gut zu dem Mann mit den markanten Zügen gepasst hätten. Wie zu einem zweiten Anlauf begann er an der Stelle vor dem Einwurf des Kappadozianer erneut:
"Ich bin im Namen ihrer Majestät hier. Es geht um den Auftrag den sie euch erteilt hat. Sie scheint mit dem Vorankommen der Angelegenheit unzufrieden zu sein. Und bat mich daher euch unter die Arme zu greifen, je nachdem wobei ihr meine Hilfe am besten gebrauchen könnt."
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Post by Benedetto on Sept 25, 2014 19:50:21 GMT
Sein Blick konnte schwerlich zu dem Gesicht wandern, aber immerhin hatte der ihm zugewandte Hinterkopf kurz angehalten. Die rundlichen Ohren zuckten einen Moment, als sie lauschten. Dann schüttelte der Kappadozianer den Kopf, drehte ihn über die Schulter um. Er lächelte mitleidig, so, als würde er zu einem jammernden Kind sprechen. "Meine Arbeit ist beinahe abgeschlossen. Ich arbeite gründlich und die ehrwürdige Aurore wird ihre Ergebnisse dann bekommen, wenn sie vollständig aufgelistet sind. Schon bald."
Kurz schien es so, als wolle er ohne weitere Worte gehen. Doch dann zögerte er und wandte sich Maximinianus zu. "Selbst wenn Ihr die Wahrheit sagt - und eure vagen Andeutungen lassen eher das Gegenteil vermuten - seid Ihr also zu spät dran." Sein Lächeln wirkte nun feist und selbstgefällig. "Aber wenn es Euch so sehr nach Anweisungen begehrt, Ventrue..." er zog das Wort in die Länge, gab ihm einen spöttisch-ehrergiebigen Ton "...dann habe ich vielleicht noch etwas für Euch." Er rieb sich das Kinn. "Immer vorausgesetzt natürlich, dass Ihr wirklich im Namen ihrer Majestät hier seid."
Er faltete die Hände. "Was genau ist also der Auftrag, bei dem Ihr mir helfen sollt?"
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Post by Maximinianus on Oct 15, 2014 21:08:33 GMT
Er blinzelte ein einziges Mal. Das ganze könnte nun fürchterlich schief gehen. Blutskräfte könnten hervorbeschworen werden, Informationen freigepresst werden. Maximinianus entschied sich diesmal jedoch für etwas anderes.
Er blickte seinen Gegenüber ein weiteres mal, abschätzig an. Seine Warnung schien nicht angekommen zu sein.
"Ich schreibe eure eloquente Art einmal eurer Erziehung und eure rückwärts orientierte Stoßrichtung eurem Tier zugute und gebe mich nicht von euren Worten beleidigt. Aber dennoch gebe ich euch den guten Rat mit auf den Weg, nicht allzu abwertend über das Blut Ihrer Majestät zu sprechen, wenn ihr mit jemandem sprecht der von ihr geschickt wurde."
Ein Augenblick der Stille bevor er die letzte Frage des Kappadozianers aufgriff: "Wenn ihr eurer Meinung nach bereits mit dem zählen der wehrfähigen Männer abgeschlossen habt, dann ist das eine erfreuliche Nachricht. Ich werde Ihre Majestät davon umgehend in Kenntnis setzten."
Eine angedeutete Verneigung, die nicht einmal die Hälfte der einleitenden an Tiefe gewann, markierten die Bereitschaft des Ventrue den anderen ziehen zu lassen und sich seinerseits zu verabschieden. Das "Ich wünsch euch noch einen angenehmen Abend" war rein formal und würde nur erklingen falls der Kappadozianer nicht seinerseits noch etwas zu sagen hatte.
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Post by Benedetto on Oct 16, 2014 13:11:27 GMT
Der dicke Mönch hob nur die Augenbraue, als der Ventrue ihn ein weiteres Mal wie einen Idioten behandelte und dann abwartend vor ihm stand. Dann zuckte er mit den Schultern - einen Streit mit diesem Möchtegern hatte er nicht notwendig. Er lächelte mitleidig. "Dann geht mit Gottes Segen, Bruder. Eine gute Nacht wünsche ich."
Nein, der andere war wohl kein Spion. Oder zumindest kein besonders guter. Wohl eher jemand, der seine Abstammung allein als Grund ansah, hofiert zu werden, ohne etwas zu leisten. Nun, da konnte er lange warten.
Zudem hielt er offenbar Handlangertätigkeiten für unter seiner Würde. Schließlich hatte Benedetto ja deutlich gemacht, dass es noch etwas zu tun gab. Vielleicht hatte der andere auch einfach nicht zugehört - er schien seine eigenen Worte viel zu sehr zu lieben, um die Worte seines Gesprächspartners wirklich wahrzunehmen - und so würde der dicke Mönch aufgrund des Zeitmangels wohl auf die letzte Politur des gesammelten Wissens verzichten müssen. Ihm war es gleich. Was er herausgefunden hatte, würde reichen.
Der Ventrue sollte nur zur Prinzessin rennen und aufgeregt leere Worte sprechen. Die Zahlen, die Fakten - die hatte der dicke Mönch sicher. Er lächelte mitleidig.
Der fette Gottesdiener rieb sich den kahlen Kopf und verließ dann den Ort dieser unerfreulichen Begegnung.
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