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Post by Benedetto on Feb 6, 2015 17:11:20 GMT
Die Kutte gerafft, stapfte der dicke Kappadozianer durch den Hafen von Genua. In der Tasche, die an einem Ledergurt um seinen Hals hing, steckte seine Wachstafel für Notizen. Aber offensichtlich war er nicht daran interessiert, weitere Beobachtungen festzuhalten. Stattdessen blickte er sich suchend um, so, als ob er hoffe, irgendetwas - oder jemanden - zu entdecken.
Die Eleganza musste irgendwo im Hafen liegen und obgleich Benedetto sich dort öfter aufhielt, waren es nicht die Schiffe, die seine Aufmerksamkeit gefordert hatten. Also blieb ihm nur, danach zu suchen. Während er mit der Zunge über seine Lippen fuhr, fluchte er innerlich über die Unannehmlichkeiten, die solch eine Suche mit sich brachte - so wie die dicke Pfütze, in die er gerade getreten war.
Aber er würde nicht aufgeben. Das Schiff musste ja irgendwo zu finden sein...
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Post by Acacia della Velanera on Feb 11, 2015 19:26:57 GMT
Tatsächlich war die Eleganza oder auch nur ein Schiff mit ähnlichem Namen in dieser Nacht nicht im Hafen zu finden. An sich keine außergewöhnliche Tatsache, denn schließlich war die Eleganza ein Handelsschiff und kein Hausboot und damit zu wertvoll um im Hafen zu verrotten. Ein paar Tage später jedoch würde er Glück haben und den stolzen, polierten Rumpf mit den geschwungenen Schriftzeichen darauf entdecken können. An Deck herrschte jedoch bereits Ruhe und nur die Wachleute zogen langsam ihre Runden. Es waren recht viele und ihre Laternen wirkten wie glühende Punkte im Meer der Dunkelheit.
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Post by Benedetto on Feb 11, 2015 20:45:12 GMT
Der Mönch hatte die Zeit genutzt und seine Aufzeichnungen von vor einigen Jahren, vom ersten Treffen mit Acacia, mit dem aktuellen Zustand des Hafens zu vergleichen. Wie Schorf, der sich auf eine offene Wunde legte, waren neue Gebäude entstanden, hatten die Verletzungen der Stadt überdeckt. Doch auch die Narben des Angriffes waren weiterhin sichtbar. Heruntergekommene Lagerhallen, Stege, die ins Nichts führten... an der Stadt ließ sich, ähnlich wie an einem toten Körper, die Geschichte ablesen.
Schließlich, endlich, war seine Warterei von Erfolg gekrönt. Und so stapfte der dicke Mönch an das Schiff heran, natürlich vorsichtig, damit keine übereifrige Wache ihn anhalten würde. Ausgesprochen milde und freundlich bat er die Wachleute, dass sie der Dame des Schiffes doch seine Anwesenheit meldeten. Bruder Benedetto sei er, ein alter Bekannter der Dame della Velanera.
Dann faltete er die Hände und wartete.
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Post by Acacia della Velanera on Feb 12, 2015 14:15:24 GMT
Tatsächlich waren die Wachen nicht sehr überrascht ob des nächtlichen Besuchers. Vermutlich waren sie schon beinah daran gewöhnt. Höflich teilte man ihm mit, dass die Dame nicht anwesend war, man ihr aber wohl eine Botschaft überbringen könne. Nach einer recht zügigen Nachfrage im Innern des Schiffes konnte man ihm zudem mitteilen, dass die Dame am morgigen späten Abend erwartet wurde. Wenn er sie möglichst schnell zu sprechen wünsche, würde man ihm raten zur 10 Stunde in der Nacht diesen Ort erneut aufzusuchen.
Am nächsten Abend lag das Schiff in der Tat nicht so verlassen da, wie am Abend zuvor. Gerade verabschiedete sich offensichtlich ein Händler der Stadt und eilte mit seinen Getrauen von dannen. Die Wachen indes schienen den Mönch bereits erwartet zu haben und baten ihn höflich an Bord. Acacia selbst stand am Heck in eines der feinen Kleider gehüllt, die immer ihren Körper zu zieren schienen und blickte dem fetten Mönch gelassen entgegen.
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Post by Benedetto on Feb 12, 2015 14:39:28 GMT
Benedetto studierte das Schiff interessiert. Er war kein Seemann, nein, wahrscheinlich wäre ihm zu Lebzeiten auf Schiffen sogar übel geworden. Aber dieses Schiff war wie die Stadt: Tot und zugleich doch ein lebendiges Ding, belebt durch das, was in ihm hauste. Was würde dessen Gestalt ihm verraten? In welcher Sprache waren etwa die Schriftzeichen verfasst und welche Farbe hatten die Segel? Wirkte das Schiff vertraut oder hatte es auch fremdländische Elemente?
Die Herrin des Kahns wartete bereits auf ihn. Der dicke Kappadozianer trat näher und verneigte sich respektvoll, blieb dann aber stumm, denn dies war die Domäne der Dame della Velanera und ihr gebührte das erste Wort. Zumindest vermutete er das. Schaden konnte es jedenfalls nicht.
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Post by Acacia della Velanera on Feb 22, 2015 20:32:21 GMT
Die Eleganza war ein elegantes Schiff, ebenso wie ihr Name es verriet. Die dunklen Segel waren gerefft und ordentlich abgedeckt. Auch waren die lateinischen Buchstaben am Bug des Schiffes von nachtschwarzer Farbe und hoben sich so von dem honigfarbenen Holz deutlich ab. Man sah kein schartiges Holz, Muschelbewuchs oder ähnliches. Das Schiff war gepflegt und im besten Zustand.
„Guten Abend, werter Benedetto.“, grüßte sie den Mönch höflich und deutete ihm sich zu ihr zu gesellen. Aufmerksam lagen die dunklen Augen des Schattenkindes auf ihm. „Was führt Euch in diesen Nächten hierher?“
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Post by Benedetto on Feb 22, 2015 20:56:20 GMT
"Nur der Wunsch nach Gesellschaft, geehrte Dame." Das leichenhafte Gesicht lächelte, die fetten Backen zu starr angezogen. "Es ist so lange her, dass wir uns zuletzt getroffen haben. Ich wollte mich erkundigen, wie es euch in der letzten Zeit ergangen ist." Er faltete die Hände und blickte Acacia nachdenklich an. "Bei unserem letzten Treffen war dieser Hafen beinahe eine Ruine. Er hat sich gemacht..."
Benedetto blickte sich um. "Aber wenn ihr die Zeit auf eurem Schiff verbracht habt, dann kann ich mir vorstellen, dass der Anblick nur halb so bedrückend gewesen ist. Ein wirklich wunderschönes Gefährt. Ich verstehe bedauerlicherweise nur wenig von der Seefahrt." Er seufzte leicht. "Nun ja. Ein jeder nach seiner Art. Segelt ihr oft hinaus?" Ehrliche Neugier stand in seinem runden Gesicht.
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Post by Acacia della Velanera on Feb 24, 2015 20:36:25 GMT
Wo der Mönch scheinbar ein Monument der Ewigkeit war, hatte sich die Lasombra verändert in den Jahren, die seit ihrem letzten Treffen vergangen waren. Ihre Haut war noch mehr ausgebleicht, aber es gab ihr nicht das Aussehen einer Leiche. Viel mehr waren die kleinen Flecken und Schatten verschwunden, hatten Fältchen sich gestrafft. Selbst ihr Haar wirkte voller und glänzte ein wenig mehr. Sie hatte eine Anmut dazu gewonnen, die rein körperlicher Natur war. Ein wenig so, als hätte die Eleganz des Schiffes auf sie abgefärbt.
Seine Worte bedachte sie mit einem Lächeln und dem angedeutete Senken des Kopfes. „Wie charmant, dass Ihr dafür meine Gesellschaft sucht.“ Sie schaffte es geschmeichelt zu klingen und meinte es vielleicht sogar so. Als er dann weiter sprach, verschwand das feine Lächeln nicht, welches die blassen Lippen umspielte. „Nicht so oft wie ich gern würde.“, erklärte sie mit einem leicht wehmütigen Blick über die sanft anbrandenden Wellen, ehe sie ihren Fokus wieder auf ihren Gesprächspartner richtete. „Was interessiert Euch denn an der Seefahrt?“, erkundigte sie sich freundlich und blickte ihn nun ihrerseits interessiert an. „Bisher erschient Ihr mir doch eher landgebunden.“
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Post by Benedetto on Feb 24, 2015 21:00:38 GMT
"Oh, ganz und gar landgebunden. Aber ich bin auch ein Diener des Herren und trennte er nicht Land und Wasser und setzte er nicht die Fische und all die anderen Meerestiere hinein? Und sprach er nicht zu Adam: 'Geh hin und mach dir die Erde untertan?' Da wird er doch sicher auch die See im Sinn gehabt haben." Benedetto lächelte, etwas wehmütig, während er auf das schwarze Wasser hinausblickte. "Vielleicht liegen dort draußen die Antworten auf so viele Fragen - und es ist einfach niemand auf den Gedanken gekommen, dort zu suchen."
Es schien Acacia, als würde er den Blick auf sie mit Absicht vermeiden. Dennoch leckte er gelegentlich die Lippen, riskierte einen Blick auf das Gesicht der Dame. Schließlich wandte er sich ihr erneut zu. "Die letzten Jahre waren nicht einfach für mich. Ich habe versucht, ihrer Majestät treu zu dienen, doch wieder und wieder legte man mir Steine... war es nicht einfach." Er verschränkte die Arme. "Und unerfreulichere Dinge kündigen sich an. Ich hoffe, euch ist es besser ergangen." Eine Feststellung, keine Frage.
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Post by Acacia della Velanera on Mar 18, 2015 21:54:47 GMT
Sie lauschte seinen Worten ruhig und während sein Blick ihr Antlitz nur striff, lag ihr Blick unverwandt auf seinen Zügen. Sie beobachtete seinen huschenden Blick und ein feines Lächeln lag auf den blassrosa Lippen. „Euer Leben währt theoretisch ewig, werter Benedetto, vielleicht solltet Ihr in der Zukunft einmal nachsehen gehen.“, schlug sie mit freundlicher Stimme vor. Lauschte dann aber seinen weiteren Worten.
„Es betrübt mich zu hören, dass Ihr Schwierigkeiten habt. Kann ich euch vielleicht behilflich sein?“ Immer noch war die Stimme der Lasombra von Freundlichkeit und einem Hauch Bescheidenheit erfüllt. Ganz die Dame, die sie zu sein vorgab.
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Post by Benedetto on Apr 2, 2015 21:25:49 GMT
"Einzig und allein mit einem, werte Dame. Dass ihr eurer Aufgabe als Hüterin des Elysiums so gerecht wie möglich werdet." Er blickte sie an, freundlich lächelnd. Es stand in seltsamem Kontrast zu seinen leichenhaften Zügen. "Sollte euch Schlechtes von mir berichtet werden - und oh, es gibt jene, die mich aus Neid und Missgunst verleugnen - so macht euch euer eigenes Bild. Ich stehe euch jederzeit für ein Gespräch bereit."
Er blickte wieder auf das Wasser hinaus. "In der Zukunft... ja. Vielleicht werde ich das Meer eines Nachts bereisen."
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Post by Acacia della Velanera on Apr 6, 2015 15:27:28 GMT
Sie neigte leicht den Kopf und blickte ihn überaus ernst an. "Ich komme meinen Pflichten stets nach, werter Benedetto." erwiderte sie dennoch mit freundlicher Stimme. "Und was das Schlechte angeht, was der wohlwerte Maximinianus zu verbreiten pflegt ... ich bin durchaus in der Lage meinen eigenen Kopf zu benutzen und eure Fehde ist genau das: Eine Sache zwischen euch beiden. Ihr seid mit bisher weder besonders positiv noch besonders negativ aufgefallen und solange das so bleibt, werde ich Euch nicht auf das Wort eines Einzelnen verurteilen."
Sie folgte seinem Blick für einen Moment hinaus auf das offene Meer und so etwas wie ein hauch von Sehnsucht trat in die dunklen Augen. "Sollte es soweit sein fragt nach einem Schiff." bot sie leise an und schenkte ihm ein sachtes Lächeln.
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Post by Benedetto on Apr 6, 2015 17:31:56 GMT
Der Kappadozianer nickte bedächtig, dann wandte er seinen Blick wieder auf das Meer hinaus. "Das werde ich tun." Für eine Weile schwieg er, offenbar zufrieden mit dem Gehörten. Schließlich wandte er sich wieder Acacia zu. "Aber ich rede und rede nur von mir. Sagt mir, werte Dame, wie gehen eure Elysiumspläne voran? Ich hoffe, dass die Eröffnung bald stattfinden kann."
Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken. "Es wird gut sein, eine Begegnungsstätte für Kainskinder zu haben."
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Post by Acacia della Velanera on Apr 6, 2015 19:03:47 GMT
Sie schwieg mit ihm und die Stille schien sie nicht weiter zu stören, während sie auf das glitzernde Wasser blickte. Erst als er sich bewegte drehte auch sie den Kopf wieder. Auf seine Frage lächelte sie erfreut. "Danke der Nachfrage. Ich kann nicht klagen. Die Renovierungen gehen ihren Gang und ich bin in guter Hoffnung bald die Einladungen verschicken zu können.", erwiderte sie freundlich auf seine Frage.
"Ich hoffe, dass dieser Ort allen Kainskindern gerecht wird und er für einen besseren Zusammenhalt unter den unsrigen sorgt. Vielleicht entsteht dadurch auch ein Gefühl des Zusammenhaltes. Immerhin sind wir eine Domäne, nicht wahr?"
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Post by Benedetto on Apr 6, 2015 20:11:32 GMT
"Man könnte es manchmal tatsächlich meinen..." Benedetto lächelte grimmig. "Ich tue was ich kann um meine Pflichten zu erfüllen. Tatsächlich plane ich derzeit einen Prozess, um den Gegnern der hochverehrten Aurore ein Zeichen zu setzen. Zwei Priester haben die Abgaben versäumt, haben sich aufs Übelste bereichert. Und hinter ihnen könnten noch ganz andere stecken. Aber das wird die Zeit zeigen."
Er faltete die Hände. "Habt ihr eigentlich euren jungen Clansbruder Alerio getroffen? Ein sehr interessanter Charakter..."
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