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Post by Il Narratore on May 2, 2015 18:55:47 GMT
Aurore, Regina Alba, la principessa bianca, Prinzessin Genua, hatte zum Fest geladen. Für den 9.Juni 1711 ab urbe condita - oder im Jahre des Herrn 958, wie die Neugeborenen es lieber hörten - war es angesetzt worden. Die Nachricht hatte sich rasch verbreitet in den letzten zwanzig Jahren. Bei jeder Gelegenheit hatte der Allesfresser es mitgeteilt, bei jeder Audienz war den Gästen gesagt worden, dass an jenem Tage eine ganz besondere Veranstaltung vonstatten gehen sollte. Bis schließlich allen bekannt war, was die hohe und herrliche Aurore geplant hatte: Hof zu halten.
Schließlich war der Abend gekommen und das gesamte Castelletto hatte sich ihrem Willen gebeugt und seine Tore weit geöffnet. Ein berauschendes Fest war gefeiert worden, denn die Herolde des Grafen hatten es auf jedem Platz der Stadt, an jeder Straßenecke, in jedem Wirtshaus und vor jeder Kirche verlesen: Genua war frei. Nicht frei von den Gefahren der Araber, den Dämonen und Teufeln der täglichen Welt. Doch in seiner Weisheit hatte seine Majestät, der König Berengar von Italien, Genua zur Commune erklärt, zu einer freien Gemeinde unter seiner Herrschaft. Jeder Mensch in den Mauern der Stadt war nun freier Untertan der Mark, ungebunden durch Leibeigenschaft, Sklaverei und Lehen, nur der Stadt verpflichtet und diese nur dem Grafen. Wer auf Jahr und Tag in der Stadt verblieb, der wurde ihr Bürger - ohne Ansehen des Standes, des Handwerks oder des Geldes. So hatte also viel Volk sich auf dem Georgsplatz, vor der Basilica San Siro, dem Bischofskastell und dem Schlösschen des Grafen versammelt und bis in die Nacht hinein getrunken, getanzt, gespaßt und das süße Leben genossen. Tanzbären hatte es gegeben, Jongleure, Liedermacher, Zigeuner, Puppenspieler, Messerwerfer, Flammenspucker, Theatersänge, Späßemacher, Witzbolde und hundert andere Ablenkungen waren durch die Stadt gesprungen.
Den nächtlichen Kreaturen, die sich auf den Wege zum Castelletto aufmachten, offenbarte sich ein Bild des Schreckens. Sperrangelweit offen standen die gigantischen Tore der Palisaden, hinter denen das Fest noch im erlahmenden Gange war. Betrunkene und Huren wälzten sich im Schlamm und an den Mauern, ungeniert und schamlos. Zerborstene Weinbecher, Fässer, Humpen und die Knochen einiger Dutzend Schweine und Kühe waren überall zu finden, aus mehr als einer Ecke stank es ganz erbärmlich. Hinter den steinernen Mauern um die Motte selbst war es deutlich aufgeräumter. Keine Menschen lagen herum und wenig Abfall, war dieser Teil der Festung doch den Adligen und den Freunden des Grafen vorbehalten gewesen, die sich wohl mittlerweile zu anderen Vergnügungen verzogen hatten. Auch hier war das Portal ins Innere des Bollwerks weit geöffnet, doch von einem guten Dutzend Wachen umstanden.
Dort stand auch Luccio Il Onnivoro, der jeden Gast in allerfreundlichster Manier begrüßte und ins Innere der Halle begleitete, ehe er zu seinem Posten zurückkehrte. Der Thronsaal glich dem Hauptschiff einer Kirche, mit einigen Säulen an den Seiten, die die Galerien trugen, und einer hohen Decke. Doch von den Galerien hingen einige schlichte Flaggen - das stilisierte Herdfeuer, bestehend aus drei goldenen Dreiecken auf weißem Grund, mit dem ihre Majestät ihre Briefe siegelte; das Wappen des Grand Courte ihres Ahnherren Alexandre de Paris, bestehend aus einem zwischen vier blutigen Fängen gespießtem Herzen auf blauem Grund; das goldene Zepter auf purpurnem Grund des Clans Ventrue und zuletzt eine rote Krone auf schwarzem Grund an der Stirnseite, dort wo üblicherweise der Altar lag. Wenn auch der grundlegende Aufbau der gleiche war, mit dem abgetrennten Sanktuarium, so hatten sich einige notwendige Änderungen für einen säkulären Herrscher ergeben. Zum einen war der Chor nicht existent und an seiner Stelle befand sich eine kleine, steinerne Plattform, die zwei Stufen über dem restlichen Boden schwebte. Dort befand sich der einzige Stuhl im ganzen Raum - der Löwenthron ihrer Majestät - sowie vier Kohlebecken, aus denen schwerer, süßlicher Duft strömte.
Wer von den Gästen sich genau umschaute, der mochte einige Überraschungen finden. So etwa eine seltsame und wohl uralte Statute des jagenden Apoll, die in einer Nische auf sterbliche Beute wartete, oder eine Bebilderung der Traditionen des ersten Mörders, die unter einer der Kanzeln angebracht worden war, oder auch eine weiße Opferschale, die auf einer kleinen Säule unweit des Thrones ruhte.
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Post by Maximinianus on May 5, 2015 21:19:00 GMT
Die Könige erschienen geschlossen. Godeoc vorweg, schritten Josef, Acacia und Maximinianus als eine Art groteskes Gefolge hinter diesem her. Grotesk daher, da sie allesamt den Ancilla an Prunk und Reichtum zu überflügeln schienen, wohin er mit seiner Präsenz als Ältester aus ihnen herausstach.
Maximinianus schritt rechts außen, Acacia hatte sich bei ihm eingehakt und unterhielt sich - zumindest anfangs - mit dem links von ihr gehenden Brujah. Links wie rechts neben ihnen gingen jeweils vier Wachen voreinander weg. Flankierten sie wie eine Ehrengarde. Jeweils die beiden gegenüber laufenden trugen die gleiche Farbe. Sonst zeichneten sich die acht Soldaten durch ihre sich unterscheidende Zugehörigkeit aus. Die Farben waren offenbar, die der vier ankommenden Gäste:
Godeoc trug die gleiche Maske wie bereits am Abend der Versammlung, mit der Ausnahme das er heute nicht mit freiem Oberkörper erschien. Seine Haare waren flachsblond, das Haupthaar aber war zumindest bis zu den Ohren gestutzt. Heute trug er einen indigofarbenen Umhang, ein getrimmtes Wolfsfell, darunter ein Kettenhemd. Lederhosen, Lederstiefel und Lederhandschuhe erweckten darüber hinaus ein wehrhaftes Äußeres. Auch wenn man den Nosferatu wohl noch nie derartig herausgeputzt gesehen hatte. Nur wehe dem, der dies ihm gegenüber erwähnte.
Josef der Ungar war in die Früchte seiner Arbeit gehüllt. Unter dem wallendem mit Schwert und Kette besticktem Umhang zeigte sich ein Gewand aus dünn gewebter Wolle die im spärlichen Licht von tiefen Erdtönen bis Flachsfarben changierte und von indigofarbenen Borten eingefasst war.
Maximinianus, der in einer hochwertigen, schwarzen Priesterrobe daher schritt, deren Ärmel von innen mit indigofarbenen Stoff beschlagen waren. Er trug ein kleines, Silberkreuz als Kette um den Hals, welches durch seine weiß marmorierten Einarbeitungen hervorstach.
Selbst wenn Acacia nicht die einzige Frau gewesen wäre, so wäre sie dennoch herausgestochen. Ihre Haut glich hellem Alabaster und die dunklen Augen funkelten wie kostbare Edelsteine. Das nachtschwarze Haar schimmerte mit der zarten Seide, welches es nur halb verdeckte um die Wette. Saphire mit geschwärztem Silber zu einem band geformt schmückten ihre Stirn und hielten den feinen Schleier. Ebenso wie der Mann, dessen Arm sie hielt, trug sie dunkelstes schwarz. So satt war die Farbe, dass es wirkte, als würde der Stoff das Licht schlucken. Lediglich an den Säumen fand sich erneut die Farbe, die sie heute einte. Breite Indigobänder bestickt mit verwirrenden schwarzen Mustern. Aus demselben Stoff gefertigt wand sich ein Gürtel bis beinah hinab zum Boden, teilte aber nur das nächtliche schwarze ohne ihn zu berühren.
Offensichtlich war nicht nur dem Volk nach Feiern zumute.
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Post by Alerio on May 16, 2015 6:51:43 GMT
Auch die selbsternannten Hüter der Herde, betraten an diesem Abend die Festlichkeit gemeinsam. Zu vorderst lief Antigonos, gekleidet in einen leichten Schuppenpanzer, der für den heutigen Abend mehr Zierde als Ausrüstung war. Das polierte Metall glänzte prächtig im Schein von Mondlicht und Feuer. Darunter befand sich ein Waffenrock aus feinem roten Stoff, dessen Saum und Kragen mit hellem Faden umstickt waren. Die unterste Kleidungsschicht waren Hemd und Hose in dunklem Rotbraun. Metallbeschlagene Lederarmschienen zierten die Unterarme und die Hände steckten in dünnen ledernen Handschuhen. Füße und Unterschenkel wurden von schweren dunklen Stiefeln bedeckt. Um die Taille war ein breiter Ledergürtel gebunden, an dessen Seite ein reich verziertes Zeremonienschwert baumelte. Sein Haar, war wie schon bei der Versammlung, kurz geschoren. Der Brujah schien sich stets zu kleiden, als würde er in die Schlacht reiten. Ganz der Krieger, schritt er auch stolz, mit geradem Rücken und festem Schritt einher.
Rechts von ihm, ging Alerio, der an Präsenz und Auftreten nicht mit dem Brujah mithalten konnte. Es aber auch nicht darauf angelegt hatte. Ähnlich seiner Clansschwester war der kleine Lasombra gänzlich in schwarz gehüllt, wenn auch nicht so prunkvoll. Hemd und Hose waren aus feiner Wolle und die Füße steckten in leichten halbhohen Lederstiefeln. Die Nähte an Säumen und Kragen stachen weiß hervor und über der Kleidung trug er einen ebenfalls schwarzen Wollumhang, der von einer einfachen metallenen Spange gehalten wurde. Davon abgesehen gab es keinen Schmuck oder Verzierungen an der Kleidung des Schattenkindes. Das Haar war ordentlich gebürstet und hing nicht wie sonst ungezähmt über die Stirn.
Leicht versetzt hinter ihnen folgten Brimir und Phosoa kurz darauf. Der Nordmann, der sich zu Antigonos' Linken befand, trug an diesem Abend ähnlich wie dieser volle Kriegerpracht: Lederne Arm- und Beinschienen mit nordischen Runen verziert, das Kettenhemd - inzwischen ordentlich geflickt - die Axt in der Gürtelschlaufe, das Haumesser am Rücken und den Schild von seinem Ghul getragen, der hinter den Kainiten ging. Dazu trug er grünen Stoff - wie Grimsteinn seinerseits auch - unter der Rüstung als Tunika und Hose. Braune schwere Lederstiefel vollendeten das Bild der Kleidung. Auf den kahl rasierten Seiten seines Kopfes waren auf der Haut Raben und auf der anderen Seite Wölfe gezeichnet; Linien, die sich bis hin zu den Schläfen weiterzogen. Doch das markanteste Symbol an diesem Abend wurde erst sichtbar, als Brimir hinter den Toren den Wollumhang abnahm: Das Fell eines riesigen Wolfes prangerte als Umhang am Körper des Gangrel. Das Tier muss zu Lebzeiten ein riesiges Monstrum gewesen sein, doch nun war es schlicht eine Trophäe. Die Vorderbeine der Bestie waren mit Lederriemen an die Arme des Kettenhemdes genestelt worden und folgten den Armbewegungen des Jägers. Ein Griff nach hinten beförderte den gewaltigen Kopf über den Schädel des Gangrel. Der Oberkiefer des Wolfes bedeckte nun zu Teilen die Zeichnungen und die Zähne ragten über die Stirn von Brimir, verliehen ihm eine zusätzliche Wildheit.
Rechts von Brimir, hinter Antigonos und Alerio, folgte Phosoa. Die Salubri trug ein Kleid aus ihrer Heimat. Das Unterkleid war aus beiger Seide gefertigt worden, die Ärmel waren lang und eng anliegend. Das etwas kürzere Überkleid war prunkvoll und edel gefertigt. Ein satter Grünton mit goldenen Stickereien, welche Dreiecke bildeten. Jede Ecke war mit einer kleinen halben Perle besetzt. Der Saum war mit einer breiten rotgoldenen Borte umsetzt, die halblangen Ärmel und der Kragen ebenso. Die blonden Haare fielen offen vom Kopf herab. Einzig, wie es der Mode ihrer Heimat entsprach war ein Band um die Stirn gebunden, golden und weiß, schlicht und doch erkannte man den teuren Stoff. Das Gesicht war dezent geschminkt, roter die Lippen, die Augen dunkel umrahmt. Der unbeteiligte, neutrale Ausdruck mochte so viel sagen, wie er zugleich auch nichts sagte. Auch sie kam heute alleine, kein Ghul der sie begleitete. Ebenso fand sich keinerlei erkennbare Waffe an ihrer Hüfte, nur ein Stoffbeutel mit einem Fächer darin. -------
Als sie die anderen Kinder der Nacht innerhalb der Halle erreicht hatten, begrüßte Alerio sie nacheinander. Zu erst Godeoc, vor dem er sich verneigte, dann die anderen, denen er jeweils ein Nicken und freundliches Lächeln schenkte.
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Post by Benedetto on May 17, 2015 16:06:44 GMT
Benedetto kam allein.
Er trug die schwarze Robe der Benediktiner, mit dem einzigen Unterschied, dass er diese offenbar hatte waschen lassen. Auf seinen Wanderstab gestützt stapfte er auf das Castelletto zu, während seine linke Hand ein Bündel Pergamente umklammer hielt. Um den Hals hing ein schlichtes Holzkreuz und um seine Schulter hatte er die übliche Tragetasche geschlungen. Gelegentlich tastete er mit dem Fingern der Rechten darauf, wobei er ungeschickt den Wanderstab zwischen Schulter und Doppelkinn klemmte. Doch jedesmal fühlte er die Wachstafeln darin und wirkte ein wenig beruhigt.
Der fette Mönch war nervös, was angesichts der Geschehnisse der letzten Jahrzehnte kein Wunder war. Er hatte sich nach dem Bischofsmord zurückgezogen und war seinen eigenen Beschäftigungen nachgegangen. Das Dorf Burgus war unter seinem Einfluss gestärkt aus dem Grabräuberskandal hervorgegangen und besaß nun sogar eine eigene Miliz. Und Benedetto hatte interessante und nützliche Dinge gelernt. Dennoch fürchtete er den Zorn der Prinzessin.
Er hatte versucht, Buße zu tun. Aber war es genug gewesen?
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Post by Ferrucio Erminio on May 19, 2015 13:04:46 GMT
Zu später Stunde erreichte der Prediger die Versammlung der Kainiten. Alleine.
Selbst für diesen Abend bediente er sich keiner feinen Stoffe oder teurem Geschmeide. Wie gewohnt trug er eine einfache, schwarze Kutte aus Leinen, deren Saum beschmutzt und an manchen Stellen bereits geflickt war. Bar jeden Schuhwerks waren seine Füße, die ihn mit schnellen Schritten hinauf führten. Um den Hals trug er schlichtes Kruzifixm aus Silber, welches bei jedem Schritt hin und her baumelte.
Mit gesengtem Blick betrat er die große Halle, geführt vom Allesfresser. Dem Ghoul schenkte er ein kurzes Nicken bevor er ihn seinen Pflichten nachkommen ließ. Von der Pracht des Raumes angetan blieb der Malkavianer einen Moment stehen und besah sich seiner Umgebung. Die Statue eines griechischen Gottes hatte sein Interesse geweckt und langsam trat er näher um den Olympier zu betrachten. Seine Miene verfinsterte sich ob der schamlosen Nacktheit des Götzen. "Gottlos", murmelte er und bekreuzigte sich bevor er sich von dem heidnischen Bildern abwandte. Sein Blick glitt zwischen den Anwesenden hin und her.
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Post by Il Narratore on May 20, 2015 16:56:21 GMT
Nachdem alle zu erwartenden Gäste angekommen waren und der Allesfresser das Hauptportal verschlossen hatte, bezog er Posten auf dem Podest, etwas seitlich vom Thron. Er drückte den Rücken durch, räusperte sich und donnerte dann, gut hörbar für alle: Ihre Majestät Aurore, Prinzessin Genua, Enkelin seiner Gnaden Alexander, König Paris und Kind des Ventru. Auf diese Worte hin öffneten sich die schweren Eisentore am hinteren Ende des Saals, die das Sanktum vom öffentlichen Teil abtrennten, und eine Prozession von weißgewandeten Soldaten trat hervor. Ein halbes Dutzend war es, alle mit Kapuzen tief in das Gesicht gezogen und einem Rutenbündel auf der Schulter. In ihrer Mitte, wie angekündigt, die Herrscherin der Domäne.
Die Prinzessin trug heute etwas, das ihre ansonsten üblichen Kombination aus weißer Tunika und purpurner Palla wie Lumpen wirken ließ. Seide. Reine, weiße Seide, gewebt zu einem feinen Kleidchen, das ihr von den schneeweißen Schultern bis zu den Knöcheln herab fiel. Die Arme blieben aber frei und ein Schlitz von der Höhe ihrer linken Hüfte bis zum Erdboden erleichterte ihr das Gehen. Golddurchwirkt war ihr Haar, auf dem ein Kranz von Lilien über einem langen Schleier ruhte, der ihr über Ohren und Rücken fiel. Gülden auch die Armreife, die sich kunstvoll um ihre Oberarme, Handgelenke und Finger rankten wie Efeu. Wie ein lebendig gewordene Statue des alten Roms, wie das fleisch gewordene Palladion oder ein Simulacrum uralter Götter wirkte sie, als sie schüchtern dem Allesfresser ihre Hand darbot, mit seiner Hilfe das Podest erklomm und sich auf ihrem Thron niederließ, nur wenige Schritte von dem Dutzend versammelter Kainiten entfernt.
Sie lächelte, fast zaghaft, und offenbarte ihre makellosen Zähne. Beide Hände locker auf die Mähnen ihres Löwenthrones gesetzt warf sie einen langen Blick in die Runde. Erst nachdem ein jeder Anwesende von ihr betrachtet worden war, erhob sie eine Stimme, die klar und hell durch den Weihrauch drang. Mädchenhaft, doch gefestigt und selbstbewusst. Sie sprach auf Latein und diejenigen, die in dieser Sprache bewandert waren und sie einige Male hatten sprechen hören, mochten bemerken, wieviel Mühe sie sich gab, in die hohe Sprache der Epik zu verfallen. Ihre Aussprache und Brechung der Worte war wie aus dem Lehrbuch.
"Liebe Gäste meiner Domäne! Es schmerzt mich, dies fröhliche Fest so zu beginnen...Doch durch den Mut des tapferen Ymirus vom Geblüt der Tiere ist es gelungen, die Ursache eines übergroßen Ärgernisses zu finden, dass unsere Herde bedrohte. Eine Kreatur, faul und rasend, ohne Seele oder Verstand, wilderte in meinen Wäldern. Sie attackierte meinen Gesandten und verbarg sich vor meinen Gesetzen. Wer aber den Schutz unserer Gemeinde verlässt, den erwartet die Sonne." Bedeutungsschwer ließ die Ahnin eine Pause, ließ das Urteil für alle Anwesenden seine Wirkung entfalten. Rasch und unbarmherzig war es gefällt worden, das Volk vor vollendete Tatsachen gestellt. Brimirs Wunsch, die Überreste seines besiegten Feindes selbst zu verstreuen, sei ihm gewährt. Lucius –hole mir die Asche des Unwürdigen vom höchsten Turm meiner Feste." Dieser eilte daraufhin mit einer Verneigung davon zum Eingangsportal, wo sich ein Treppenaufgang befand, in dem er verschwand. Er stieg die dreihundertvierundvierzig Stufen hinauf in den Glockenstuhl, wo er zu Tagesanbruch persönlich den Delinquenten aufgehängt hatte.
Wenige Minuten später eilte er wieder herunter, einen besorgten Gesichtsausdruck aufgesetzt. Er trat nahe an den Thron heran und flüsterte der Märchenprinzessin etwas zu. Das Lächeln erstarb und alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. Die Frage, die die Prinzessin gut hörbar an ihn wie an alle Anwesenden richtete, brachte ihre hunderte Jahre alte Stimme zum zittern. "Was soll das heißen - 'Er lebt'?!"
Ein Käfig wurde von dreien der Wachen hereingeschleppt, der die Form eines großen Vogelfängers hatte. Darin befand sich ein gänzlich nackter Mann, der sich auf dem Boden zusammenkauerte und das Gesicht statt der eignen Blöße bedeckte. Wer ihn vorher gesehen hatte, erkannte ihn nicht wieder. Es schien, als wäre alles Vampirische, alle Zeichen der Bestie, des Mörders und Verräters, aus ihm herausgebrannt, doch als sei sein Fleisch unverletzt und weiß. Er wurde vor das Podest der Prinzessin getragen und unsanft fallen gelassen. Seine wilden Augen suchten die ungewohnte Umgebung ab, sprangen vom einen zum anderen. Als er Brimir entdeckt, sprang er gegen die Gitter, streckte eine Hand nach ihm aus und flehte in der vulgären Sprache des Volkes: "Freund! Vater! Bruder! Hilf!"
Die Züge der weißen Prinzessin, so hoch und erhaben auf ihrem Thron, hatten noch nicht zu einer beruhigten Kühle zurückgefunden. Sie hob eine Augenbraue, als sie den Blick auf Brimir richtete. Ihre Stimme zerschnitt jede Antwort noch im Keim, riss mit Stumpf und Stiel jede Interaktion mit der Kreatur heraus. "Ferrucio Erminio, du behauptest das Wort Gottes zu kennen. Benedetto di Milano, du behauptest die Traditionen zu studieren. Sagt mir – was sagen die alten Schriften über jene, die so dünnen Blutes sind, dass der Fluch sie nicht trifft?"
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Post by Brimir Böggvisson on May 20, 2015 19:20:52 GMT
Er hatte sich nieder gekniet, wie wahrscheinlich jeder Anwesende, als Aurore herein kam, doch, als die lateinische Form seines Names fiel, stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Es war ihm sichtlich eine Ehre in dieser Form erwähnt zu werden. Langsam und ohne Eile hatte er sich erhoben, um in der vorderen Reihe wieder aufs Knie zu fallen und zu warten, auf das Geschenk der Asche. Grimsteinn neben ihm sank mit dem Kopf auf den Boden zurück und bebte unter der Anwesendheit so vieler Götter und dieser König unter ihnen. "han... ... lever" Der Blick des Gangrel hob sich gen Lucius, bei den geflüsterten Worten seines Übersetzers. Das konnte unmöglich sein. Die Überraschung in seinem Gesichtsausdruck kam so tief aus seinem Innersten, dass die Augen des Jägers fast aus Ihren Höhlen fielen. Welche Willenskraft er aufbringen musste, um nicht aufzuspringen und die Kreatur zu suchen, die er gestellt hatte, konnte man an der Anspannung der Muskeln erkennen, während Brimir knien blieb. Sein Kopf ruckte nur herum, als die Wachen den Käfig herein brachten. Und als dieses... Wesen, bar jeden Tieres, ihn ansprach, hielt Brimir Nichts mehr. Er war aufgesprungen, stand nun vor dem Käfig und blickte der Hand entgegen... überrascht, angewiedert, rätselnd... erfreut. Scheinbar wusste er nicht, was er denken sollte. Er wollte so Vieles tun. Ihn befragen. Seine Hand greifen und ihm heraushelfen. Seine Adern aufschlitzen und den Duft des Blutes aufsaugen, um zu prüfen, ob der Sturmrufer in seinen Adern sang. Doch die Stimme der Prinzessin verhinderte dies Alles. Ohne den Kopf zu drehen, erwartete er die Erklärung der beiden Angesprochenen und starrte den Mann im Käfig an.
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Post by Benedetto on May 21, 2015 17:22:18 GMT
Benedetto war ebenfalls auf die Knie gesunken, hatte es bisher nicht gewagt, den Blick zur Prinzessin zu erheben. Den Mann, der hereingeführt wurde, hatten die blassen Augen dafür umso aufmerksamer studiert - besonders, nachdem dem Dicken dämmerte, was hier vorgefallen war. Dann riss ihn die Stimme Aurores aus seinen Gedanken und er blickte wild umher, für einen Moment völlig verwirrt. "Wie... was?"
Seine Kinne wackelten, während sein Hirn die erhaltenen Informationen empfing und er schließlich stotternd zu sprechen begann: "...was ich meine, oh höchstverehrte Herrscherin, ist, dass ich noch nie von einem solchen Fall gehört habe." Er blickte den Nackten mit einer ungesunden Faszination an. Gleichzeitig war seine Nervosität war spürbar. "Aber von den Dünnblütigen heißt es, dass sie noch mehr verdammt sind als wir anderen, anfällig für die Leiden der Sterblichen und doch unseren Fluch tragend."
Er leckte sich die Lippen. "Großzügige Herrscher lassen sie leben, andere töten sie direkt. Sie... gemahnen an..." Der fette Mönch schluckte sichtbar, eine sterbliche Marotte, die offenbar aus seinem Unterbewusstsein nach vorne drängte. "...an das Ende. Gehenna."
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Post by Ferrucio Erminio on May 22, 2015 16:40:49 GMT
Der Priester trat vor und begab sich mit bedächtigen Schritten vor die Versammlung. In aller Ruhe glätte er seine schäbige Kutte, wenn es auch wenig Wirkung zeigte, und besah die Anwesenden einzeln. Kalte, eisblaue Augen musterten jeden Einzelnen bevor er die Arme ausbreitete und seine Stimme erhob.
„Ihr alle kennt unser Schicksal, Kinder Kains und Seths zusammen sind des Untergangs geweiht. Gottes Zorn wird diese Welt hinweg fegen, mit Feuer und Schwefel, so steht es geschrieben. Ströme aus Blut tränken die Erde und verfärben die Meere. Die Altenvorderen erheben sich aus ihrem Schlaf und ihr Hunger ist endlos. Das Blut all ihrer Kinder wird sie nicht besänftigen können! Die Kraft aller Ahnen wird sie nicht aufhalten! Kain selbst wird unser aller Richter sein und uns zerschmettern, so wir seine Gesetzte missachten! Diese Zeit, Gehenna, naht auf dunklen Schwingen, Brüder und Schwestern, der Vorsintfluchten Odem ist bereits zu spüren.“
Er pausierte und ließ seine Worte einen Moment im Raum stehen bevor er das Wort wieder ergriff, diesmal lauter und energischer.
“Brüder und Schwestern, hört mich an! Die Vorboten Gehennas weilen unter uns. In diebischen Schatten schwelgen sie, verstecken sich im Laub, Dreck und Elend der Welt um den Blicken ihrer Väter zu entgehen. Unter uns versteckt sich Schande, Brüder. Unter uns verbergen sich Bastarde, Schwestern. Hunde und Zauberer sind es, die unser aller Verderben ankündigen, ehrlos, machtlos, vaterlos. Gottlos. Dünnes Blut. Unreines Blut!“
Ferrucio schrie, seine Stimme voller Bronze und Donner. Er riss an seiner Kutte in Rage, man konnte den Stoff reißen hören und weiße Haut entblößte sich unter dem Schwarz seiner Robe. Die Augen des Malkavianers schienen fast weiß und seine Stimme verkam zu einem rauen Schreien in folgenden Worten:
„Clanloser Abschaum wagt sich in unser Zuhause! Vorboten der Apokalypse, bringen sie doch Tod und Verderben mit sich. Jeder Einzelne dieser Dünnbltüigen ist eine Verschwendung des Blutes, eine Schande in unseren Ahnenreihe!
Mehr und mehr geriet der Priester in Rage, in einen Fluss der Rede, die wie ein Schwall aus ihm heraus sprudelte. Wie das Instrument einer höheren Macht spie er Prophezeiungen aus. Voller Abscheu sah er auf die erbärmliche Kreatur, die sich zu Füßen der Herrin krümmte. In seinen Augen war nur Ekel.
„Mit Stumpf und Stiel müssen wir dieses Pack ausradieren! Mit Feuer und Schwert, Klauen und festen Glauben müssen wir Gog und Magog aufhalten. Mit ihnen kommt die Zeit des Blutes, die Zeit der Abrechnung: Gehenna. So steht es geschrieben. So sprach der Herr. Zweifelt nicht an meinen Worten, denn Gott sandte mir Visionen der bestehenden Gefahr. Ich sah dünnes Blut, unrechtmäßig genährt. Ich sah Zähne in der Dunkelheit und spürte den maßlosen Hunger unserer Urahnen. So seht, das Zeichen Seines Willens, die Spuren seiner Stimme.“
Er riss an den Bandagen, welche er um seine Hände gewickelt hatte. Schmutzige Lumpen fielen zu Boden und Ferrucio streckte ihnen seine Handflächen entgegen. Große Wunden waren in der Mitte, als wären Nägel durch Knochen und Fleisch gestoßen. Stigmate, die Wunden Jesu, zeichneten den Priester.
„So glaub mir wenn Ich euch sage: Gott ist mit den Gehorsamen. Manche von Euch mögen Mitleid mit diesen Kreaturen haben, die christliche Nächstenliebe in euren Herzen mahnt Euch sie zu verschonen oder gar ihnen zu helfen. Doch ich sage Euch: Tötet Sie. Zermalmt Sie. Der Tod eines Clanlosen ist kein Mord, sondern ein gottgefälliger Dienst am Herrn. Sie kennen weder Tugend noch Gesetz, nur Hunger. Erlöst sie von ihrem eigenen Leiden und ihr erlöst auch uns von den Schrecken des Jüngsten Gerichts. Gott will es! Kain will es!“
Ein letztes Mal bedachte er den Gefangen mit einem hasserfüllten Blick.
“Unreines Blut, faule Kreatur. Deine Existenz ist eine Beleidigung gegenüber den rechtmäßigen Herren der Erde. Dein Blut ist unrechtmäßig erworben. Nur Asche ist dein Schicksal, Unseliger. Zu zittern und zu sterben ist deine Bestimmung. Ertrage sie mit Würde, Wurm.“
Tief verneigte er sich vor der Prinzessin bevor er wieder seinen Platz einnahm.
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Post by Maximinianus on May 26, 2015 12:31:21 GMT
Der Ventrue im schwarzen Priestergewand kniete, während Aurore den Saal betrate, als als der richtige Moment gekommen war, für den er ein intuitives Verständnis zu haben schien, erhob er sich und folgte ihren Worten. Wenig Überraschung schien sich ob der Erwähnung Brimirs Tat in seiner Miene widerzuspiegeln, viel mehr sogar ein wenig Zufriedenheit.
Erst als der Allesfresser nervös von seinem Ausflug auf den Turm zurückkehrte runzelte sich die Stirn des Ventrue zum ersten Mal. Als kurz darauf der Käfig mit der Kreatur darin hereingetragen wurde, schien er diese, offenbar menschliche Gestalt, nicht als das Tier welches er damals in diesem Keller gesehen hatte wiederzuerkennen. Erst als Aurore die beiden offenbar als ein und dieselbe Person bezeichneten, trat offene Überraschung in sein Gesicht.
Nach einem kurzen Seitenblick zu Phosoa fixierte er Brimir und machte einige Schritte auf diesen zu. Offenbar vertraute er dem Tier des Gangrels kein Stück und schien ihn davon abhalten zu wollen etwas zu tun was dessen Tier als vernünftig ansah, was jedoch nicht unbedingt dem Hofzeremoniell der weißen Prinzessin entsprach.
Als diese Benedetto und Ferrucio aufforderte etwas zu sagen betrachtete er schweigend den Mann im Käfig, suchte nach Ähnlichkeiten. NAch Bekanntem. Er lauschte dennoch, stellte fest das Benedetto ebenso ratlos war wie er selbst und blickte erst als Ferrucio begann zu sprechen überrascht auf.
Offenbar war hier weniger der Inhalt der meisten Worte des Mondkindes der Grund für die Befremdung Maximinianus, als dessen offen zur Schau getragener Wahnsinn. Die Art wie er sie alle anschrie, wie er seine Kleidung von sich herunterriss und die Selbstverletzungen in den Handflächen mochten die in weiten Teilen geteilte Meinung des Ventrues ins Gegenteil verkehren. Und so war auch der Blick dem er dem wahnsinnigen Priester zuwarf mit beinahe der gleichen Abscheu getränkt, die er für den Mann im Käfig übrig hatte. Er tat jedoch wenig mehr.
Erst als Ferrucio die sofortige Hinrichtung des Wesens im Käfig forderte fand seine Miene zu alter Ausdruckslosigkeit zurück. Das der Malkavianer all jene vernichten wollte die nicht dem entsprachen was dieser als Gottes Wille interpretierte, hatte er bereits am eigenen Leib erfahren. Auch war die Reaktion Brimirs, dessen einzige Verbindung zu dessen Rudel der Malkavianer gerne verbrennen würde, für den Ventrue viel interessanter als die apokryphen Prophezeiungen die der Malkavianer ausspieh.
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Post by Il Narratore on May 26, 2015 16:52:10 GMT
Die Prinzessin hatte der Vorstellung von Ferrucio gespannt zugehört. Das war nicht nur so dahin gesagt, denn wirklich verfolgte sie die Worte der beiden Geistlichen mit wachem Interesse, achtete auf ihre Gesten und In ihrem Gesicht suchte man vergeblich nach Ekel oder Ablehnung über die Einlage des verrückten Priesters. Womöglich war es von ihr so gedacht worden, dass eine Hetzrede Not tat. Womöglich war sie genauso entrückt wie der Malkavianer.
"Ich danke dir für deine Weisheit, Ferrucio Erminio. Es ist keine Großzügigkeit", lobte sie Ferrucio und betrachtete den Mönch Benedetto mit hochgezogener Braue, "diese armseligen Kreaturen leben zu lassen, sondern Grausamkeit. Denn sie sind weder Mensch noch Vampir und gehören keiner von beiden Welten an. Sie sind eine Beleidigung für uns, eine Gefahr für unsere Herde. Der Tod ist ein Geschenk für sie, die nur den Hunger aber nie Befriedigung spüren. Deshalb verkünde ich", sagte die Prinzessin und verfiel augenblicklich in einen selten Tonfall, den sie sonst nur für ihre eigenen Schwüre reservierte. "Alle müssen sterben. Wem ich bin, was Kain mir ist – ein Gott und Urahn; wer von mir soviele Generationen entfernt ist, wie ich von dem dunklen Vater – der soll als letztes die Rechte eines Vampires tragen. Alle anderen sind des Todes. Bringt sie mir, auf dass über ihr Blut geurteilt werden kann." Kurz hielt die weiße Prinzessin wieder inne, um die Schwere ihrer Nachricht sacken zu lassen. Dass all jene der zwölften Generation vertrieben oder getötet werden sollten. Ihre Augen huschten kurz von Benedetto zu Maximinianus, ehe sie anfügte: "Wer seine Linie nicht kennt, muss Zeugnis ablegen vor mir und mir allein über seinen Erzeuger, damit ich ihn prüfe."
"Ymirus. Tritt vor und vollstrecke mein Urteil. Du verlangtest nach der Ehre seiner Asche und so ward es versprochen", sagte sie dann, wohl wissend, dass diese Blutschande zu ihren Füßen ihm etwas bedeuten mochte. Während einer der Männer den Käfig öffnete und die zwei anderen die Kreatur mit langen Stangen in Schach hielt, trat der Allesfresser an den Gangrel heran. Er drückte ihm eine Klinge in die Hand – ein Kurzschwert, zeremoniell, mit stumpfer Klinge – und zog sich dann zurück.
Die Kreatur verstand nicht, was gesagt wurde, erzählte nur auf Italienisch. Sie schrie, sie ein Vampir, ein Blutsauger so wie alle anderen! Sie habe getötet, jaaaa, viele habe sie getötet und ihr Blut an den Händen, so wie alle hier! Sie verstand nur eines: Dass sie heute Nacht zum dritten Male sterben sollte.[/b]
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Post by Benedetto on May 26, 2015 17:59:10 GMT
Der fette Mönch zuckte kurz zusammen, als die Prinzessin ihn tadelte, nahm seine Worte aber zumindest nicht zurück. Stattdessen blickte er interessiert - und ein wenig neidisch - auf Brimir und auch auf den Gefangenen. Hier war offensichtlich eine Gelegenheit, etwas höchst Faszinierendes zu lernen. Geistesabwesend kramte er in seinem Beutel und zog eine Wachstafel heraus. Er zückte den Schreibgriffel und begann, sich Notizen zu machen.
Dabei ließ er das flehende Häufchen Elend nicht aus den Augen, studierte es, wie eine interessante neue Art Made, die er bei seinen Experimenten entdeckt hatte.
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Post by Brimir Böggvisson on May 26, 2015 20:44:48 GMT
Das Näherrücken von Maximinianus blieb unbemerkt. Was jedoch sehr deutlich wurde, war die immer größer werdende Anspannung des Gangrel. Als Benedetto sprach, schloss Brimir einen Moment lang die Augen und dachte nach, versuchte das eigene Tier zu verstehen, dass dannach schrie, das Rudel zu finden und mit der Familie durch die Wälder zu streifen. Vor ihm im Käfig war die Chance sie zu finden und diese rann mit jeder Sekunde wie Sand durch seine Krallen.
Nicht einen Moment hatte er sich zu Ferrucio umgedreht. Sein Übersetzer hatte auf einen Fingerzeig - schon nachdem Benedetto geendet hat - aufgehört die Worte ins Nordische zu bringen. Die Meinung des Wahnsinnigen über seinen Gott, konnte Brimir sich bildlich vorstellen. Er brauchte nicht auch noch jemanden, der ihnen einen Hauch Heimat einflößte.
Als Aurore sprach, setzte Grimsteinn wieder ein. Die Augen des Gangrel öffneten sich und entließen den Gefangenen im Käfig erst, als Aurore seinen Namen erneut sprach. Das Urteil war gefällt und dieses Wesen war Hoffnung auf eine Möglichkeit und zerstörte zugleich eine Andere. Eine, die weit schwerer wog, als das Überleben des Dünnblütigen. Wenn er sich jetzt ihrem Urteil widersetzte, würde das seine Suche nahezu unmöglich machen. Wenn er es nicht tat, würden weitere Antworten warten und er länger hier verweilen, als er zunächst dachte. Und doch hatte sie Recht. Ragnaroek stand nahe, solange das dünne Blut auf der Welt wandelte. Er musste Sterben. Heute und hier. Und die Möglichkeit es selbst zu tun, gefiel ihm weiter besser, als der Tod durch die Sonne, der schon einmal verhängt worden war.
"Sei mir eine letzte Frage an den Verurteilten erlaubt?", ertönte die Stimme des Gangrel, doch die Antwort war ernüchternd klar und negativ. Stattdessen bekam er das Schwert gereicht. Stumpf war die Klinge und der Nordmann rümpfte die Nase. Angewidert. Und sein Volk schimpft man Barbaren? Brimir schob das Schwert mitsamt der Hand vom Allesfresser beiseite und ging zu seinem 'Bruder'. Dort angekommen drehte er sich zu den Anwesenden um, ließ seine bernsteinfarbenen Seelenspiegel einmal durch die Menge gleiten, ehe er die Axt von seinem Gürtel löste. Eine scharfe Klinge für einen schnellen und sauberen Tod.
"Ich bin Brimir Böggvisson. Das Blut des Sturmrufers fließt durch meine Adern. Alt, stark und kraftvoll. Bis ich nach Genua kam, habe ich niemals Schwäche im Blute eines Gangrels erblickt. Bis zu der Nacht, als ich... IHN... im Kampf besiegte und die Tiere, die an seiner Seite waren, sich als würdiger bewiesen, als er selbst. Ich habe geschworen Schild dieser Domäne zu sein... sie mit Klaue und Axt zu verteigen. Und diese Wehr macht selbst nicht halt vor Dennen, in dessen Adern das Blut meiner Brüdern und Schwestern fließt... egal wie dünn es auch sein mag."
Die Stimme des Gangrel verklang und nach ihr, wie ein Hall, die Stimme von Grimsteinn, der noch immer zwischen all den Vampiren auf dem Boden kauerte. Ein letzter Blick in die Augen des Verurteilten, ehe das Blut in seinen Adern die Kraft des Hiebes steigerte. Es gab bei den Tieren keine unnötige Grausamkeit und so legte Brimir alle Stärke in diesen einen Schlag, um schnell zu beenden, was er begonnen hatte.
Und doch lag eine Last in diesem Hieb. Eine Last, die die Entschlossenheit seiner Stimme untergrub und die Vollstreckung des Todesurteils einige scheinbar endlose Sekunden verzögerte, bevor die Axt in Richtung des Halses sauste.
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Post by Alerio on May 27, 2015 22:37:22 GMT
Alerio hatte alles schweigend verfolgt. Hatte anfangs nicht verstanden, was eigentlich vor sich ging. Wer dieser Mann im Käfig war und in welcher Verbindung er zu Brimir stand. Doch anscheinend hatte ein Vampir das Sonnenlicht überlebt. Eine Tatsache, die ihn sehr überraschte, nie zuvor hatte er so etwas gehört. Neugierig musterte er den Nackten im Käfig. Als Benedetto und dann Feruccio zu sprechen begannen, verdüsterte sich sein Gesicht etwas. Gehenna...das Ende. Sollte dieser weinende flehende Mann tatsächlich ein solches Unheil heraufbeschwören können? Wenn er ihn so sah, kam ihm das sehr unwahrscheinlich vor. Die Darbietung des Malkavianers nahm er mit Missfallen wahr, ebenso dessen Aufforderung den Dünnblütigen zu töten. Gottgefällig soll das also sein? Jemanden zu töten, der nicht daran Schuld war, dass er so war, noch es ändern konnte?
Als die Prinzessin sodann verkündete dass fortan eine ganze Generation zum Tode verurteilt war, entglitten ihm für einen kurzen Moment die Gesichtszüge. Mit offenem Mund und offensichtlichem Entsetzen betrachtete er die Prinzessin und den jammernden Vampir im Käfig. Er konnte nicht anders als Mitleid empfinden. Dieser Mann hatte das Pech gehabt den Kuss zu bekommen und allein gelassen zu werden damit. Dafür musste er nun büßen, dafür, dass er einer Generation angehörte, die zu weit von Kain entfernt war. Dafür musste nun eine ganze Generation büßen. Mit zusammengepressten Lippen, unfähig etwas zu sagen oder zu unternehmen, wenn er nicht den Zorn der Prinzessin zu spüren bekommen wollte, schaute er Brimir an, als dieser seine Ansicht darlegte. Ihm und auch dem Tier in ihm, gefiel das gar nicht, was nun kommen würde. Die Aussicht einen anderen Kainiten, ein anderes Tier sterben zu sehen, dem endgültigen Tod so nah beizuwohnen, behagte keinem von beiden. Unruhig und mit einem quälenden Gefühl im Bauch, schaute er zu wie Brimir seine Axt ergriff...dann schloss er die Augen und wartete darauf, dass das Flehen verstummte.
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Post by Il Narratore on May 28, 2015 18:53:51 GMT
Auf dem kalten Gesicht der Prinzessin suchte man Mitleid mit der Kreatur vergeblich, aber auch Freude blieb ihr fern. Eine schwere und unliebsame Bürde, die eben getragen werden musste. Nicht von ihr direkt, aber doch sicherlich auf ihren Wink hin.
Als Brimirs Hieb den Kopf der dünnblütigen Kreatur sauber von ihrem Kopf trennte - er landete schlicht unzeremoniös zu Brimirs Füßen - hatte sie die Schwertführung des Gangrel begutachten und den Blick nicht abgewandt. Ein Stückchen war sie sogar näher auf ihrer Sitzfläche heran gerutscht. Mit dem unnatürlichen Leben wich auch alles Gezeter aus der Kreatur. Es wurde still, so ruhig, wie es nur in einer Versammlung von nicht atmenden sein konnte. Die Prinzessin zog die Stirn kraus, betrachtete den Haufen mit Ekel. Sonst tat sich eine ganze Weile gar nichts. Die handvoll unglücklicher, die bereits den endgültigen Tod gesehen hatten, waren überrascht. Kein inneres Feuer verzehrte das tote Fleisch, kein mystischer Tod holte sich die gestohlene Zeit zurück, keine Heerschar Geister rächte sich für das geraubte Blut. Nur ein Kadaver, kalt und bleich und nackt, blutete sich auf dem Steinboden aus.
Aurore, la regina bianca, schien aber nicht geneigt, sich weiter mit dem Schicksal des Unwürdigen zu befassen und erhob erneut die Stimme. Währenddessen sammelten zwei Wachen auf einen Wink des Allesfresser hin die beharrlich unverweste Leiche ein, warfen sie in den Käfig und brachten diese hinaus auf den Hof. "Ihr habt gut getan, Ymirus, und eure Pflicht erfüllt. So wie wir alle danach streben, unsere Pflicht zu erfüllen", sagte sie und lenkte das Thema geschickt auf den nun folgenden, formellen Teil der Veranstaltung. "Einige von uns besser, andere schlechter." Sie schenkte zwei der Anwesenden einen ganz eigenen Blick bei dieser Bemerkung, fuhr aber ohne Erläuterung fort. Dies ist mein Schwur als Herrin dieser Domäne: Niemals sollen die Geheimnisse unserer Art verraten werden, niemals eine Beleidigung des Blutes ungesühnt bleiben. Wer mir dient, der wird Gerechtigkeit erfahren. Wen es danach verlangt, diesen Schwur als seinen zu akzeptieren und ihm wie mir zu dienen, wer mir Gefolgschaft schwört und mein Gesetz in der Nacht vertritt, das das Gesetz des dunklen Vaters ist und keines sonst, der trete vor und hebe die rechte Hand."
Geflissentlich ignorierte die Prinzessin die Blutlache zu Füßen ihres Podestes, um die einige willige hätten herumtreten müssen. Antigonos Kydones und Godeoc waren dann auch unter den ersten, die aus der Menge hervortraten, die rechte Hand zum Schwur erhoben. Der eine trat links des Blutes hervor, der andere rechts davon. Beide aber achteten sie peinlich darauf, den anderen zu ignorieren und von ihm ignoriert zu werden.
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