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Post by Maximinianus on May 28, 2015 20:32:32 GMT
Man hätte denken können das sich der Ventrue über den Tadel den der Prinz in Richtung des Kappadozianers aussprach freuen würde, jedoch sah man nichts dergleichen. Nachdenklich betrachtete er Aurore stets dann wenn es ihm erlaubt war. In den Zeiträumen dazwischen stand am äußeren Rand der Schatten seiner Wegbrüder und -schwester. Beinahe konnte man etwas demütiges in sein sonst so stolzes Auftreten hineininterpretieren.
Brimirs vorgetragene Bitte und dessen Abschmetterung, sowie die anschließende Hinrichtung wurden mit wachem, interessierten Blick und unruhigen Augen in vielen Details aufgenommen. Beinahe schien es als ob er sich diesen Moment ins Gedächtnis prägen wolle, auf das er noch lange davon zehren könne. Lediglich die Zurückweisung der zeremoniellen Klinge wurde missbilligend zur Kenntnis genommen.
Die tatsächliche Hinrichtung beobachtete er mit stoischer Miene, ja er wirkte beinahe gleichgültig, wie als ob der Gangrel einen Lied gesungen oder einen Brief vorgelesen hätte. Allein dies sagte jedoch mehr über die Wertschätzung die der Ventrue der Kreatur im Käfig entgegenbrachte aus, als tausend schöne Worte.
Als der Hieb getan war und die Kreatur zu Boden sank war der Blick des dunklen Priesters einen Moment überrascht. Als ob diese Hinrichtung anders verlief als das vorherige Dutzend. Und so fokussierte er den harten Blick auf den auslaufenden Lebenssaft und betrachtete es grübelnd. Erst als die Wachen es wegzerrten und die Stimme der weißen Prinzessin erklang, glitt seine Aufmerksamkeit wieder völlig dieser zu. Den Blick den sie ihm und Benedetto zuwarf beantwortete er mit einem schuldbewussten, demütigen Blick knapp vor ihre Füße, begleitete von einer leichten Absenkung des Kopfes, die er auch danach beibehielt. Zumindest solange bis sie die Versammelten fragte wer ihr Gefolgschaft schwören würde.
Wie als ob sie sich vorher dazu verabredet hätten, trat er gleichzeitig mit Godeoc, Acacia und Josef vor. Ohne zu zögern und mit plötzlich feierlich gewordenem Blick reckte sich seine Hand in die Höhe.
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Post by Brimir Böggvisson on May 29, 2015 9:16:43 GMT
Er hatte keine Augen für die Anderen. Dieser Moment gehörte dem Henker und dem Verurteilten. Blut spritze und floss an dem herabsinkenden Körper zum Boden. Der Kopf rollte über den Boden und Brimir blickte hinab zu seinen Füßen, wo er zum liegen kam. Genauso geschickt, wie der Nordmann die Klinge vom Gürtel gelöst hatte, wischte er sie an seinem Hosenbein ab und steckte sie wieder in die Schlaufe.
Noch während die Diener der Prinzessin die Kreatur beiseite schafften, beugte sich der Gangrel vor, tauchte zwei Finger in die Fütze aus Blut in der er stehen blieb. Während er das kostbare Vitae zu seiner Nase führte, rieb er es zwischen seinen Fingern. Dann nahm er einen vollen Zug des Duftes auf und verzog angewidert das Gesicht. Heimat. Familie. Er würde ein sehr ernstes Wort mit den Seinen reden müssen, wenn er sie je findet.
Das Lob der Prinzessin bekam Brimir erst sehr spät erst mit. So drehte er sich um, ungeachtet des Blutes, dass noch an ihm kleben mochte, und verbeugte sich leicht. Sein Blick fiel schließlich nach Rechts und Links zu dem Brujah und dem Nosferatu und seinem Gefolge. Seine Hand hob sich jedoch nicht, stattdessen schien Brimir weiter nachzudenken. Ja. Er hatte den Entschluss schon gefasst, doch heute Abend war der Moment gekommen diese Kette zu akzeptieren, um seine Aufgabe zu erfüllen und seinen Erzeuger zufrieden zu stellen. Während die Zeit verstrich beobachtete er genau, wer sich noch melden, ehe er zuletzt doch die Hand empor streckte.
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Post by Benedetto on Jun 1, 2015 12:47:34 GMT
Benedetto hielt seine Schriftrollen mit der linken Hand fest, als er ebenfalls um die Blutlache herummanövrierte. Der fette Kappadozianer konnte es sich offenbar nicht verkneifen, einen genaueren Blick auf die Leiche zu werfen. Er leckte sich nachdenklich die Lippen, bevor er sich beinahe ruckartig wieder der Herrscherin zuwandte und dann ebenfalls die rechte Hand hob. Nicht besonders zeremoniell, aber mit ernstem Blick reihte er sich zwischen die anderen Freiwilligen ein.
Er mied dabei den Blick der Prinzessin. Der Seitenhieb war ihm nicht entgangen und er hielt sich hinter Brimir beinahe verborgen. Nur ein gelegentliches, reflexartiges Blinzeln verriet, dass der Kappadozianer keine Leiche war, sondern einer der Untoten. Ansonsten hielt er ganz still.
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Post by Alerio on Jun 1, 2015 15:32:44 GMT
Als er die Augen wieder öffnete, weiteten sich diese überrascht, als er die Leiche erblickte. Keine Asche, nur Blut...wie ein Mensch. War er also gar kein Vampir gewesen? Besaß so dünnes Blut, dass er mehr Mensch blieb? Er hatte jedoch kaum Gelegenheit weiter darüber nachzudenken, da die Prinzessin direkt mit dem nächsten Punkt, dem Treueschwur, fortfuhr.
Er hatte bereits darüber nachgedacht, hatte lange mit sich gerungen und war eigentlich zu einer Entscheidung gekommen, doch diese Entscheidung behagte ihm nicht. Und so stand er da, zögernd, zweifelnd, mit einem schlechten Gefühl und dachte noch mal darüber nach. Vorzutreten würde bedeuten zu dienen, es nicht zu tun würde ihn unter alle anderen stellen. Vielleicht war es ein Fehler...doch schlussendlich trat er vor und hob die Hand, weit weniger begeistert und feierlich als manch anderer.
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Post by Josef Szőkyel on Jun 2, 2015 22:34:58 GMT
Der Brujah schien angenehm überrascht dass sich noch eine zweite Gruppe Individuen fand die sich bewußt für einen gemeinsamen Auftritt entschieden hatte. Zufrieden betrachtete er ihr erscheinen, hielt dabei aber nichtssagend die Hände los ineinandergelegt vor dem Bauch. Auch das Erscheinen der Geistlichen nahm er zufrieden zur Kenntnis, verhielt sich aber außer von einem grüßenden Blick hier und da nahezu reglos.
Was dann geschah versetzte den Ungarn zumindest in Erstaunen. Aufmerksam verfolgte er die Präsentation des Gefangenen und Brimirs Reaktion. Seine eigene setzte einen Moment später ein als ihm offenbar das Ausmaß und die Folgen bewußt wurden, doch mehr als ein kurzes Zucken der Mundwinkel war nur in den Augen zu erkennen. Stilles Staunen und eine Mischung aus Ehrfurcht und Beklommenheit angesichts dessen was hier nun geschah.
Langsam ließ er den Blick gleiten und strich mit einer Hand über die Kante seines Gürtels, als wollte er sich vergewissern dass dieser noch da war, das Accesoire an dem normalerweise seine Waffe hing, oder ging es ihm doch nur um den profanen Geldbeutel? Daraufhin kehrte allerdings wieder ruhe in den Brujah ein als die beiden Brüder der Kirche ihre Ansicht vortrugen, der eine knapp, der andere.... weniger.
Bedächtig hob er den Blick und fokusierte diesen auf die Hinrichtung und eben diese allein. Es wirkte als wollte er sich über seine Augen in den Geist des Verurteilten hineinbohren um Antworten zu finden auf die Fragen die sich alle hier versammelten im Moment stellten. Er besah diesen Menschen wie ein Ding, wie ein Rätsel, wie ein Artefakt das es zu ergründen und dessen Wert es abzuschätzen galt. Als der Kopf zu Boden viel ging gleichsam mit dem Aufschlag ein Ruck durch den Brujah. Mit dem endgültigen Tod schien sein Interesse an dem Mann sogleich verloschen zu sein. Für einen Moment senkte er den Blick und verharrte so, ehe er diesen wieder hob und sich nun der Prinzessin zuwandte. Gleichsam mit den anderen seiner Gruppe trat er vor und hob in feierlichem Respekt die Hand...
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Post by Acacia della Velanera on Jun 10, 2015 16:37:46 GMT
Acacia stand neben ihren Pfadbrüdern und überstrahlte sie mit Leichtigkeit. Wer sie eine Weile nicht gesehen hatte, dem mochten die subtilen Änderungen auffallen. Bei ihrer Ankunft in Genua war sie eine durchschnittliche Frau. Zwar mit ebenmäßigen Zügen und einer netten Figur, aber eben auch nicht mehr. Jetzt jedoch war ihr Körper ganz Anmut, ihre Haut hatte jeden menschlichen Makel verloren und schimmerte perlweiß. Das Haar wirkte wie schwarze Seide, glänzend und voll. Man konnte sich gut vorstellen wie es aussehen mochte wenn es glatt und offen über ihren Rücken floss. Die dunklen Augen glänzten voller verborgener Geheimnisse und verführten dazu diese zu erkunden. Und dennoch verblasste ihr Glanz neben der Prinzessin ihrer Stadt. Vielleicht war Acacia die Schönste unter ihresgleichen, aber die weiße Dame war eben nicht ihresgleichen. (EB 2 -> 4)
Hier und da hatte sie jemandem zugenickt oder ein feines Lächeln hatte die zart roséfarbenen Lippen gekräuselt, doch gesprochen hatte sie mit niemanden. Sobald Aurore den Raum betreten hatte, lag die Aufmerksamkeit der Lasombra ganz auf ihrer Herrscherin. Sie lauschte den Worten und als der Gefangene herein gebracht wurde, runzelte sie ihre Stirn. Man konnte regelrecht sehen wie die kleinen Rädchen in ihrem Kopf begannen sich hektisch zu drehen und nach einer Lösung suchten. Doch dann sprach die Prinzessin wieder und so etwas wie … Neid blitzte auf ihren Zügen auf, als Aurore Benedetto und Ferrucio ansprach. Doch sie hatte sich schnell wieder unter Kontrolle und drehte den Kopf zu den Sprechern. Benedettos Aussage ließ sie verächtlich die Lippen verziehen, während Ferrucios Ansprache sie innerlich die Augen verdrehen ließ. Etwas wovon man auch einen Hauch auf ihren Zügen wahrnehmen konnte, doch war sie zu höflich, als das sie nicht eben diese unter eiserner Kontrolle hielt.
Die Hinrichtung nahm sie gleichmütig, wenn auch interessiert hin. Deutlich mehr Reaktion zeigte sie auf das Urteil der Herrscherin. Jeder der 12. Generation oder jünger also. Nachdenklich runzelte sie die glatte Stirn und blickte noch einen langen Moment auf die größer werdende Blutlache. Doch dann riss sie sich von dem Gedankenkarussell los und trat mit ihren Weggefährten vor. Wie selbstverständlich hob sich die schlanke weiße Hand zum Schwur und alles andere verblasste daneben.
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Post by Ferrucio Erminio on Jun 12, 2015 12:37:07 GMT
Ferrucio starrte gebannt auf den Verurteilten und ersehnte die Klinge, die sein Leben beendete. Ein Ausdruck tiefer Zufriedenheit ließ sich nicht verleugnen. "Welch gnädiges Blutopfer für die Dunklen Ahnen", flüsterte er. Der Rest der Versammlung geriet in den Hintergrund als das kostbare Blut den Boden besudelte, sich ausbreitete und zu einem roten Spiegel wurde. FAst schien es als wolle Ferrucio es berühren, so besann er sich doch im letzten Moment.
Er als die Prinzessin nach Loyalität verlangte, sah Ferrucio von der verführerischen Lache auf. Ohne großes Zögern trat er vor und hob die Hand. Anders als viele andere, achtete er kein bisschen darauf der Pfütze auszuweichen. Seine nackten Füße berührten die Lache, tauchten sich in das wertvolle Rot. Ferrucio schien es nicht zu kümmern.
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Post by Phosoa von Byzanz on Jun 12, 2015 12:39:50 GMT
Die Salubri hatte sich nach dem Eintreten wenig bewegt. Natürlich wär sie zu der kleinen Figur des Jagdgottes gegangen und hatte dort einen kurzen Moment verharrt, doch ansonsten wählte sie, wie auch zuvor eine Position etwas abseits der Menge.
Sie nickte dem Ancilla respektvoll aber minimal zu, Maximinianus und Acacia erhielten ein leichtes Lächeln. So verharrte sie, unbewegt, wachend, unbeteiligt wirkend. Auch als das Mondkind eintrat reagierte sie nicht weiter. Erst als die Herrscherin der Domäne sichtbar wurde und sie mit ihrer Anwesenheit beehrte kniete Phosoa ohne jedes Zögern nieder.
Und ebenso selbstverständlich erhob sie sich auch wieder. Respektvoll und ehrlich, aber kurz. Die Gefangennahme des Fremden schien sie nicht zu überraschen. Insgesamt war einfach wie auch sonst immer keine wirkliche Regung in ihrem Gesicht zu sehen. Erst als er lebend hinab gebracht wurde zogen sich leicht die Augenbrauen zusammen und sie schüttelte minimal den Kopf. Worauf genau bezogen war nicht erkennbar.
Benedettos Worte nahm sie zur Kenntnis, danach mochte man erkennen, dass für sie der Malkavianer schlicht nicht zu existieren schien. Weder blickte sie zu ihm als er sprach, noch schienen seine Worte sie irgendwie zu berühren oder auch nur von ihr bemerkt zu werden.
Als Brimir den Mann den Vampire tötete hob sie minimal die linke Augenbraue. Blieb auch sonst unbeteiligt stehen. Erst als die Prinzessin nach dem Schwur fragte wanderten die dunklen, schwarzen Augen über die Anwesenden, sie trat nicht als erste vor, auch wenn man es erwarten mochte. Ihr Blick lag einige Momente, mit einer Nachdenklichen Nuance auf der Herrscherin.
Dann trat sie ebenfalls vor. Die Hand erhoben.
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Post by Il Narratore on Jun 15, 2015 18:54:37 GMT
Die Prinzessin erhob sich von ihrem Thron und ging einige Schritte nach vorn, an den Rand des Podestes, bis ihre nackten Zehen die steinern Kante umklammerten. Sie war klein an Gestalt, schwebte aber noch Kopf und Schulter über ihren Untertanen. Ihr Diener, Luccio Il Onnivoro von den Genuesern genannt, zog sein Schwert – eine alte Römerklinge, die Josef als sein Geschenk erkennen würde – und bot es seiner Herrin dar. Mit der linken Hand griff sie danach und streckte den rechten Arm, mit der Handfläche nach unten, vor. "So ihr willens seid, sprecht diesen Eid und besiegelt ihn mit Blut. Doch bedenkt, Kinder, dass die Nacht lang ist und voller Prüfungen. Ich erkenne Aurore vom Geblüte Alexanders von Paris als Stellvertreter Kains und Herrin in der Domäne Genua an. Ich beuge mich ihrem Urteil über die Traditionen des dunklen Vaters, der mir mein Blut und alle Gesetze schenkte. Ich schwöre die Domäne Genua und all ihr Blut – sterblich oder nicht – zu beschützen."
Unterdessen hatte Luccio eine kleine, weiße Schale von einer niedrigen Säule geholt, die neben dem Thron aufgebahrt worden war. Ihr Goldrand war blank poliert, ihre Farbe glänzend wie ein Spiegel – Phosoa würde sie als ihr Gastgeschenk erkennen. Er trat, die Schale feierlich vor sich gehalten, vor seine Herrin und hob das Behätnis über seinen Kopf. Gut sichtbar für alle öffnete die Herrin von Genua sich ihre Adern mit dem Gladius. Tropfenweise begann das Blut zu fließen. Die Luft im großen Saal des Schloßes wurde schwerer, drückender noch, als der ganze Weihrauch sie ohnehin schon machte. Gier schwängerte sie. Gier nach dem Ursprung dieses Geruchs, nach dem hellroten, dicken Blut, dass sich an dem Leben hunderter, tausender Menschen gelabt und gestärkt hatte in einer schier unendlich langen Zeit des Todes.
Als der Gral sich gefüllt hatte, wandte der treue Diener sich zu den lechzenden Vampiren um. 'Nur einen winzigen Schluck', schien das strenge Gesicht des Allesfressers zu sagen, als er jedem einzelnen von ihnen die Schale reichte. Er begann bei dem Ancilla Godeoc, dem Graf der Gosse, ging weiter zu Maximinianus von Lucca, dann Acacia della Velanera, Josef dem Ungar, Brimir dem Nordmann, Phosoa von Byzanz, Alerio Cesari , Benedetto von Mailand, Ferrucio 'Vates' und zuletzt zu Antigonos von Athen. Ein jeder von Ihnen hatte kosten dürfen, das süße, dicke Blut aus der Nähe riechen und fühlen dürfen. Zäh und dick war es ihnen in die Münder geschwappt, ihre Zungen mit seinem Geschmack betäubt. Worte, diese Vollmundigkeit, diese Ekstase und die ganze Vielfältigkeit zu beschreiben, gab es in keiner der jungen Sprachen dieser Welt. Das pulsierende Leben einer million Seelen, die Schwärze einer viel hundertjährigen Finsternis, der Stolz ihr erhobenen Hauptes entgegen zu treten – danach noch schmeckte das Blut der Aurore am ehesten. Nichts von dem kostbaren Rot blieb auf ihren Lippen und ihren Mündern zurück. Fast als hätte die Flüssigkeit einen eigenen Willen, als strebte sie danach, in ihre untoten, parasitischen Herzen zu sickern, floß sie leicht wie Milch über ihr kaltes Fleisch und versickerte darin.
All die Neugeborenen, die hier vor der Prinzessin, vor ihrer Prinzessin versammelt waren - sie alle waren nun 'von Genua'. Sollte einer unter ihnen gewesen sein, der sich des Bluteides verweigert hatte, so wäre der Ghoul mit einem Nicken zurück getreten, hätte die Schale außer Reichweite gebracht, und erst die Prinzessin hätte einige Worte an ihn gerichtet. Antigonos verweigerte diesen Eid nicht. Doch bei ihm angelangt, war noch ein Rest in der Schale, der mehr als ein winziger Schluck war. Der Brujahkrieger hielt die weiße Schale und ihren kostbaren Inhalt in seiner breiten Hand, betrachtete es aus neugierigen Augen. Er bemerkte den Blick des Ghouls, die unverhohlene Gier, Dann stürzte er den gesamten Inhalt herunter, zum entgeisterten Schweigen des Allesfressers. Als Antigonos geendigt hatte, nahm der Allesfresser die Schale wieder entgegen und trug sie langsam, würdevoll, auf ihren Platz zurück. Die Prinzessin sagte nichts, sondern ging zu ihrem Thron zurück, wo sie sich mit der ganzen Grazie einer Göttin niederließ. Und wohl nun von ihren Vassallen etwas erwartete, denn sie sagte lediglich: "Ihr seid nun meine Vassallen, Angehörige meiner Domäne, verbunden mit mir durch den heiligsten Eid unserer Art."
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Post by Maximinianus on Jun 16, 2015 11:05:34 GMT
Maximinianus Blick wurde feierlich. Wer ihn so sehen konnte erkannte das dies hier sein Gottesdienste, dies hier sein Gott, dies hier seine Kirche war. Mit großer Aufmerksamkeit verfolgte er die zeremonielle Blutgabe Aurores, konnte seinen Blick nicht von diesem Bild abwenden. Erst als der Gral und Aurore zu weit voneinander entfernt wurden um mit einem Augenschlag gleichzeitig im Blick zu bleiben blieb sein Blick bei der Herrscherin. Gezwungen jedoch, denn das Tier wollte viel lieber die rote Versuchung im Gral im Auge behalten, die Lucio nun zu Godeoc hinübertrug.
Als er, aus den Augenwinkeln, bemerkte das Godeoc der erste war der trank begannen seine Mundwinkel zu zucken, verwandelten sich in ein, erschreckend normal an diesem Gesicht aussehendes Lächeln, als er der nächste zu sein schien. Er glitt mit flüssiger Bewegung zu Boden und bot seine Hände zum Empfang des Grals dar, das Gesicht gen Boden, langsam hebend während er den Schwur sprach. Der letzte Blick bevor er trank war Aurore gewidmet. Es war alles andere als leicht das volle Aroma der Vitae, so dicht an Kain, zu kosten und nicht augenblicklich die Schüssel zu leeren. Er spürte er Neid. Neid auf den Ghul ihrer Majestät, der regelmäßig hiervon kosten durfte. Als einfacher Ghul. Sklaverei mochte auch seine gute Seiten haben.
Dennoch reichte er ihn zurück und sah zu wie die Lasombra neben ihm die nächste war die kosten durfte. Erst danach schaffte er es sich wieder auf das hier und jetzt zu besinnen. Bemerkte mit Genugtuung die Reihenfolge. Erst als Antigonos den Rest des Kelches leerte verblasste sein Lächeln. Suchten seine Augen den Blick des Allesfresser. Sagte ihm das er die Tat des Brujahs ebenso ungeheuerlich fand wie Lucio.
Dann war der Moment vorbei, der Kelch wurde zurückgetragen und auf einen kurzen Seitenblick des ersten Neugeborenen der Domäne gingen die drei männlichen Könige erneut auf die Knie, die Dame knickste. Maximinianus erhob das Wort. Demütig war sein Blick kurz vor die Füße Aurores gerichtet.
„Eure Majestät. Hier vor euch knien die Kainiten des via regalis. Godeoc, Ancilla des Clans der Verborgenen. Acacia della Velanera, Neugeborene des Clans der Schatten, Kind des Alexander, Ahn zu Pisa, Kind der Marcellina, Ahnin vom Blute Lasombras, Kind des Eli, Ahn und Kind von Saadi, Kind Tubalcains, Kind Lasombras des Schattengeküssten, Kind Irad des Starken, Kind Kains des Vaters. Josef Szőkyel, Neugeborener und Kind Fürst Istváns, Ancilla der Gelehrten. Maximinianus, Neugeborener des Clans der Könige, Kind des Giacomo di Camaiore Ahn des Clans der Könige zu Florenz, Kind des Platynus, Ahn des Clans der Könige und Seneschall der Domäne Parma, Kind des Gildo, Ahn des Clans der Könige und Voltumna des etruskischen Bundes, Kind des Caracallas, Ahn des Clans der Könige und Herrscher der Zwölf Städte, Kind des Lucius Tarquinius Priscus Ahnherr des Clans der Könige, Fürst des etruskischen Bundes und seiner Verbündeten, Kind Ventrues, erster seines Blutes und König der Könige, Kind Enoch des Weisen, Kind des Kain, des Vaters.“ jedes mal wenn einer von ihnen erwähnt wurde hob er dabei ein wenig seinen Kopf und senkte ihn danach wieder. Als ob all dies alles abgesprochen worden sei oder dem Protokoll entspräche.
„Wir sind vor euch getreten um unseren unbedingten Zusammenhalt unter euch als unserer rechtmäßigen und allumfassenden Herrscherin zu bezeugen und zu schwören, so ihr unseren Schwur akzeptieren wollt.
Um euch eure großzügige Gastfreundschaft zu danken, haben wir in den wenigen Jahren die wir in eurer Stadt verweilen, einige Dinge angestoßen die das Aufblühen eurer Stadt, die Etablierung eurer Herrschaft unter den angrenzenden Domänen sowie das Wohlbefinden eurer sterblichen Herde zum Zwecke haben. Die vier hier vor euch knienden Kainiten zeichnen sich daher nicht nur für den Wiederaufbau Platealongas, Mascaranas und Domus schuldig, sondern auch für die darüber hinausgehende Aufwertung des Straßennetzes und der Qualität der Gebäude in eben diesen. Darüber hinaus für die Unterbringung der zahlreichen Obdachlosen Genuas in Domus, Platealonga und eines zu diesem Zweck neu gegründeten Dorfes nahe San Sisto e Vittorio. Die Wiederherrichtung des Signalturmes in Burgus, zur Warnung vor Angriffen von der See. Die Versorgung der zahlreichen hungernden Mäuler mit Nahrung und Kleidung über neu geschaffene Überlandhandelsrouten nach Parma, Lucca und Florenz sowie Seerouten nach Pisa, Nizza und darüber hinaus. Die eigenständige Versorgung der Einwohner durch bereitstellen von Kirchenländereien zum Zwecke des Nahrungsanbaus. Der Errichtung von Kirchen und Trauerstätten. Der Schaffung von zahlreichen Arbeitsstellen in Platealonga, in Domus und im Umland.
Darüber hinaus haben sie eine sicheren Versammlungsortes für die Kainiten Genuas, die Kirche San Donato, errichtet, sowie eine militärisches wie wirtschaftliches Bündnis zwischen den Domänen Genua, Parma und Nizza sowie den Linien der höchst verehrten Aurore von Genua, Platynus von Parma und Blandus von Nizza angestoßen. Das Vasallentum Nizzas gegenüber Genua und Parma wurde arrangiert. Über die Domäne Parma wurde auch der Aufbau politischer Beziehungen zum etruskischen Voltumna in Volterra vorangetrieben. Sie zeichnen sich Verantwortlich für die Klärung des Verschwindens der Sterblichen in Luccoli und die Militarisierung der Milizen der Stadt und damit Sicherung der Ordnung durch weitere Kainiten. Sie haben präventive Informationen über eure Feinde auf Korsika gesammelt und Agenten zur Überwachung der dortigen Aktivitäten entsandt.
Wir bitten euch daher unseren Treueschwur zu akzeptieren. Den Schwur für Sicherheit und Wohlstand in Platealonga sorgen zu dürfen, welches bereits zu weiten Teilen unter unserer Schirmherrschaft steht. Den Schwur sich über den Tod hinaus eure ergebensten Vasallen und Diener nennen zu dürfen. Den Schwur eure Herrschaft mit Blut und Verstand gegen Bedrohungen verteidigen zu dürfen.“
Dann senkte er den beim sprechen leicht gehobenen Kopf und starrte auf einen Fleck am Fußboden vor sich. Ihre Antwort abwartend.
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Post by Benedetto on Jun 16, 2015 19:52:23 GMT
Benedetto hatte die Zeremonie mit einer Mischung aus Misstrauen und Neugier beobachtet. Als die Ahnin ihr Schwert in ihr perfektes Fleisch stieß, entfuhr seinen Lippen ein leises Seufzen. Seine Nasenflügel blähten sich auf und seine Augen wurden weiter, als er die köstliche Vitae sah, die dort aus dem Körper der Ahnin floß, wie rote Milch aus den Brüsten einer dunklen Mutter - bereit, ihre Kinder zu nähren. Dann wurde sein Gesichtsausdruck nachdenklich und abwesend. Als Luccio bei ihm angekommen war, musste der Allesfresser ihm die Schale regelrecht unter die Nase halten, bevor Benedetto aus seinen Überlegungen erwachte. Mit einem entschlossenen, gierigen Blick setzte der Kappadozianer die Schale an und trank seinen Teil, mit zitternden Händen. Sollte irgendwer aus der Runde erwartet haben, dass Benedetto sich an der Reihenfolge störte, so wurde dieser enttäuscht. Als Benedetto die Schale absetzte, stand auf seinen Zügen ein wilder Triumph. Wie ein Sakrament hob er die Hände an sein Gesicht und sorgte dafür, dass der Geruch des köstlichen Blutes nicht zu schnell verflog. Während Luccio weiterging, stand er so da, die Augen weit aufgerissen, eine blasse fette Leiche, der gerade etwas Ewiges geschenkt worden war. Schließlich nahm er langsam die Hände herunter und begann zu lächeln. Er lächelte immer noch als Maximinianus sprach. Er lächelte sogar danach. Aber selbst sprach er kein Wort, sondern ließ sich nur ebenfalls auf die Knie nieder. Senkte den Kopf, als Zeichen der Demut und Unterwerfung. Heiliger Ernst stand nun auf seinen Zügen - und Entschlossenheit.
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Post by Brimir Böggvisson on Jun 18, 2015 12:48:27 GMT
Er war überrascht, hatte fest damit gerechnet in der Reihenfolge, in der das Blut verteilt wurde, unten zu stehen und nach denen an der Reihe zu sein, deren Blut sich selbst als ‚hoch‘ bezeichnete. Zu oft hatte man ihm andernorts klar gemacht, wo er stand. So oft, dass er sich selbst daran gewöhnt hatte und es ihm schlicht egal wurde. Gangrel konnten damit leben auf dem Boden der Gesellschaft zu sein.
Doch jetzt stand der Allesfresser mit der Schale des heiligsten Blutes in der Domäne vor ihm, direkt nachdem Josef davon trinken durfte. Und er musste zweimal Luccio in die Augen blicken, um zu begreifen, dass die Anderen erst nach ihm dran waren. Fünfter. Und fünf würden folgen. Doch er nahm die Schale nicht gleich, sondern löste zunächst die linke lederne Armschiene, welche kurz darauf in das Blut des Wassail fiel. streckte er den Arm vor sich und ein Armreif kam zum Vorschein, welchen er feierlich mit der rechten Hand umgriff; eine Geste, die Maximininaus schon kannte.
„Ich, Brimir Böggvisson, Neugeborener vom Clan Gangrel, erkenne Aurore vom Geblüte Alexanders von Paris als Stellvertreterin Kains und Herrin in der Domäne Genua an. Ich beuge mich ihrem Urteil über die Traditionen des dunklen Vaters, der mir mein Blut und alle Gesetze schenkte. Ich schwöre die Domäne Genua und all ihr Blut – sterblich oder nicht – zu beschützen.“
Erst als sich die Hand von seinem Arm nach den gesprochenen Worten löste, übernahm er die Schale des Blutes und atmete den Geruch tief ein. All die Zweifel, ob des Schwures waren in diesem Moment vergessen. Das Tier und der Kainit, sie gierten danach diesen wertvollen Lebenssaft zu kosten. ‚Ein Schluck‘ Brimir musste sein Tier ermahnen sich daran zu halten, so wie Luccio ihn daran ermahnte. Das Leben von Jahrhunderten und unzähliger Seelen rann seine Kehle hinab, während Ymirus die Schale wieder absetzte und zurück reichte. Und in diesem Moment fühlte er eine so tiefe Verbundenheit zu dem Tier, wie nie zuvor, als hätte das Blut der Ahnin sie noch enger zusammen geschweißt. Ein zufriedenes Grollen entwich ihm und er senkte den Blick vor Aurore, während er auf das Knie sank, um die Armschiene wieder aufzuheben und zu befestigen.
Dort verharrte er noch, als Maximinianus seine Worte sprach. Und irgendwie machte sich ein Hauch von Langeweile in seinem Gesicht breit, während der König all die Erfolge aufzählt, bis… ja, bis der Mönch von den Wäldern erzählte und von der Miliz berichtete. Kalt funkelte sein Blick hinüber zu Maximinianus und wieder ertönte ein tierisches Grollen aus seiner Kehle; noch während Maximininanus seine finalen Worte an Aurore richtet. Nicht unbedingt laut, aber deutlich weniger zufrieden, als zuvor - gar fast bedrohlich. Zusammen mit den Fängen, die sich beim Kampf gegen das Tier zeigten, konnte man durchaus die Unzufriedenheit mit den Worten des Ventrue erahnen. Sein Blick wanderte zu Alerio und Antigonos und blieb an ihnen hängen. Mühsam rang er sich Augenblick für Augenblick weg vom Tier.
Alleine der Instinkt schon verriet ihm, dass es nicht sonderlich klug war hier und jetzt mit Maximinianus darüber zu streiten. Und so fuhr die Hand des Gangrel kommentarlos über das Fell des Wolfes, welches er trug; Gut sichtbar für Alle war die Bewegung und deutlich genug, um klar zu machen, wer für Ruhe in Luccoli gesorgt hatte. Das Fell und die Tat in deren Überreste Brimir nun kniete waren Zeugen dafür, dass er sein Worte stets zu halten gedachte. Und er wusste, dass Aurore die Wahrheit kannte, dass sie ihm den Auftrag gegeben hatte, noch bevor Brimir Maximinianus und seine Idee ihr gegenüber erwähnte.
Und doch war klar: Diese Beleidigung und war sie noch so indirekt, würde Konsequenzen haben.
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Post by Il Narratore on Jun 20, 2015 16:08:12 GMT
Noch während Maximinianus' Rede wandte Antigonos den Kopf zu Brimir. Er nickte, deutlich merkbar und wenig versteckt, dem Gangrel zu. Als der Ventrue geendet hatte, war es an Antigonos' Stelle, vorzutreten. Er sonderte sich mit einem kräftigen, fast übermütigen Schritt aus der Reihe heraus. Mit weiter Geste deutete er auf Brimir, auf Alerio und Phosoa.
"Wir", sagte Antigonos und warf sich in die Brust, "Wir waren es, die Luccoli von der heute vernichteten Kreatur befreiten. Wir waren es, die den Verbrecher Maximinianus' dem Volk vorwarfen, um einen Aufstand zu verhindern. Wir waren es, die das Massaker am Hafen vor den Augen der Welt verbargen. Wir waren es, die unseren Dienern Markus, Peppe, Cornelio und Emilio den Auftrag gaben, sich zu bewaffnen und das Consiglio der Miliz zu bilden. Wir sind es, die nächtlich zwischen den Scharen des Volkes und den wenigen von Geblüt stehen. Wir sind die Herren der Hauptmänner der Wache, deren Kaserne am Georgsplatz steht. Wir sind die Klauen Eurer sanft lenkenden Hand, o Herrin. Nehmt unsere Treue an und niemals wird Euch Schwert und Schild fehlen.
Mit diesen Worten und einem garstigen Blick an Godeoc trat der Brujah zurück. Er verschränkte die Arme vor der Brust und setzte eine stoische Miene auf. Alles wichtige hatte er gesagt und den Königen die Stirn geboten. Der Rest lag nicht mehr bei ihm.
Die Prinzessin hatte die Eide und Schwüre mit einem sanften Lächeln entgegen genommen. Bei den zwei sich widersprechenden Versionen "Es ist unschicklich, sich mich fremden Federn zu schmücken", sagte sie schlicht, "wenn man selbst so viele eigene vorzuzeigen hat. Godeoc, Ancilla vom Blute Nosferatu. Tritt vor." Der Ancilla tat wie ihm geheißen, den Blick stur in die Ferne gerichtet. Als blicke er durch die Ahnin hindurch. Seine rechte Hand ballte sich zur Faust. "Ich verleihe dir, was rechtens dein ist. Clavicula sei deine Domäne von jetzt bis zu dem Tag, da unser aller Vater uns richtet. Niemand soll sie ohne deine Erlaubnis betreten und dein Wort sei Gesetz." Der Ancilla verneigte sich steif und trat wieder zurück in Reih und Glied. Eine pure, höhnische Formalie. Niemand hatte Clavicula je ohne seine Erlaubnis betreten.
Die Prinzessin beließ diesen Vorfall unkommentiert, hielt die Ursachen wohl für offensichtlich oder sogar für trivial. Stattdessen winkte sie der Gruppe um Brimir und Alerio. "Antigonos Kydones. Alerio Cesari. Ymirus von Nordland. Ihr nennt euch Klauen und behauptet den Frieden zu wahren. Ihr habt Mut, Kraft und Willen zur Ordnung gezeigt. Ich verleihe euch die heilige Pflicht, diese einzusetzen. Ich ernenne euch zu Liktoren und das Recht, einen jeden meiner Vassallen in euren Kreis aufzunehmen. In meinem Namen werdet ihr über die Tradition der Stille wachen. In meinem Namen den Anklagen meiner Gäste nachgehen und die Beschwerden meiner Vassallen umfänglich prüfen. Ihr werdet mir diese Fälle sortiert und geordnet vorlegen, auf dass ich über sie richte."
Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort. Ihr Blick richtete sich auf Godeoc, nicht die Neugeborenen, als sie die zweite Gruppierung ihrer Domäne ansprach. "Godeoc von Clavicula. Maximinianus von Lucca. Acacia von Pisa. Josephus von Ungarn. Ihr nennt euch Könige und behauptet, Wohlstand zu bringen. Ihr habt reichhaltige Beziehungen bewiesen. Ich verleihe euch die heilige Pflicht, diese zu nutzen. Ich ernenne euch zu Ädilen und verleihe euch das Recht, einen jeden meiner Vassallen in euren Kreis aufzunehmen. In meinem Namen werdet ihr das Elysium San Donato verwalten. In meinem Namen die Gäste der Domäne empfangen und bewirten. Ihr werdet die Beziehungen meiner Vassallen bündeln und mir darbieten, auf dass ich selbst zum Wohle der ganzen Domäne Allianzen schmiede."
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Post by Benedetto on Jun 21, 2015 7:06:29 GMT
Benedetto hatte geschwiegen, während die anderen sich mit ihren Leistungen gegenseitig zu übertrumpfen suchten. Auch die Vergabe der Ämter hatte er nachdenklich schweigend verfolgt. Einzig die Ernennung von Maximinianus zum Ädil sorgte für eine hochgezogene Augenbraue. Doch was hätte er dazu sagen können, was die Prinzessin nicht bereits wusste? Er schwieg also und zog stattdessen eine Wachstafel aus seiner Tasche, drückte einige Notizen mit dem Schreibgriffel hinein.
Dann endlich, als die Prinzessin geendet hatte und er sicher sein konnte, dass er ihren Zorn nicht auf sich ziehen würde, zog er die Pergamente hervor und sank auf die Knie, blickte Aurore demütig und um die Gelegenheit zu sprechen bittend an. Sollte die Ahnin ihm wohlwollend das Wort erteilen, so würde er den Kopf neigen und mit leisem, ruhigen Tonfall beginnen.
"Höchstverehrte Herrscherin, ich danke euch für eure Gnade, mich in eure Domäne aufzunehmen, trotz all meiner Verfehlungen. Erlaubt mir, euch als Dank das Werk der letzten Jahre zu überreichen." Er machte eine kurze Pause. "Es ist eine Chronik der Stadt Genua und der Ereignisse der Welt, welche diese beeinflusst haben, vom Beginn der Herrschaft eurer Majestät an. Sowohl die Geschehnisse der Sterblichen als auch derer unserer Art sind darin verzeichnet, sowie deren Verknüpfungen." Kein Seitenblick traf Maximinianus, keine Veränderung im Tonfall der Stimme war zu hören.
"Dieser Hof stellt den Abschluss des ersten Teil der Chronik dar und entsprechend werde ich sie angemessen einfassen lassen, sobald ich die heutigen Geschehnisse protokolliert habe." Mit unterwürfiger Geste hielt er die provisorisch gebundenen Pergamente zu Aurore hin, wie eine Opfergabe.
Auf den Seiten war seine übliche saubere Schrift zu sehen, eine geübte karolingische Minuskel. Aber das war es nicht, was dem Beobachter ins Auge fiel. Denn in aller Farbenpracht waren dort Buchmalereien angebracht. Die Sarazenen, wild und kriegerisch, die brennende Stadt. Aurore, wie sie gleichsam einer antiken Göttin in den Ruinen stand und die Versprengten sammelte und einte. Der Wiederaufbau durch die Sterblichen, gepaart mit der Eröffnung von San Donato, prächtig dargestellt unter einem dunklen Kreuz.
Da waren die Kainskinder der Stadt verzeichnet mit Namen, Rang und Bild. Antigonos etwa, mit Rüstung und Schwert, schützend vor den Sterblichen stehend. Brimir, wie er die unschuldige Jungfer rettete. Acacia in ihrem Elysium, eine Schönheit in Dunkelheit und bleicher Haut. Alerio, der Brot an die Kinder der Stadt verteilte. Und dann war da diese Illustration des Platzes der schwarzen Katzen, seltsam verzerrt, furchteinflößend. Am Rande die Legionen schwarzer Katzen. Und in der Mitte ein seltsamer, grauenhaft leerer Fleck.
Maximinianus war dargestellt, wie er vor dem Zorn des Bischofs aus dem Fenster sprang. Auf der nächsten Seite war dann der grausame Mord an Romperto zu sehen, sowie die Hinrichtung der Mörder und des gesuchten Dämons - während ebendieser Maximinianus von der Seite dabei zusah. Die nebenstehende Schrift schilderte den Sachverhalt ohne Anschuldigungen: Der Chronik zufolge war der Mörder seiner Strafe zugefügt worden.
Schließlich endete die Chronik auf einer begonnenen Seite, in der die Einladung zum Hof geschildert wurde.
Sollte die Prinzessin das Werk seiner Hände tatsächlich in Empfang nehmen, so kniete Benedetto ehrfurchtsvoll vor ihr - er wirkte, als ob ihm eine Last von den Schultern genommen worden sei.
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