|
Post by Fabrizio on Jun 14, 2015 12:50:52 GMT
Fabrizio hörte aufmerksam zu. Ob kryptisch oder nicht, dies waren wichtige Informationen. Ein Ventrue mit der Neigung zu Arroganz und Manipulation, aber das galt wohl für so ziehmlich alle Ventrue. Ein weiterer Kainit den er treffen würde. Er würde sich selber ein Bild machen. Benedetto gegenüber nickte er nur verstehend.
Und auch als sie das Dorf und dessen wachende Miliz erreichten, blieb Fabrizio möglichst dezent im Hintergrund. Er war dieser Nacht bereits an seiner Kleidung deutlich genug erkennbar als wichtige Person, dem wollte er offensichtlich ein wenig entgegenwirken. Es war ihm noch nicht recht klar wo er sich hier herumtreiben würde, da wollte er lieber voreiligen Gerüchten entgegenwirken.
Fragend wandte er sich im Weitergehen dann wieder leise an den Mönch. "Herr Titus? Der Dorfvorsteher von dem ihr spracht?"
|
|
|
Post by Benedetto on Jun 14, 2015 13:40:01 GMT
"Nein, Titus ist ein Clansbruder meinerseits, ein Streiter für den Herren. Er hat in Burgus Zuflucht gefunden und tut das seine, um dem Dorf zu helfen. Er probt den Kampf mit der Miliz." Er zeigte auf ein großes Gebäude vor ihnen, aus dem Lärm klang. "Der Dorfvorsteher ist der Wirt des Gasthauses Basilisco, der ehrenwerte Amando. Ihm gehört auch die Herberge zum müden Pilger - für weniger betuchte Reisende."
Benedetto legte die Hand auf den Türgriff des Gasthauses und blieb einen Moment so stehen. Er blickte auf seine Hand und schien in Gedanken versunken. Schließlich richtete er sich auf und drückte die Tür auf.
Das Gasthaus war voller Menschen und der Geruch von Alkohol und Schweiß schlug den beiden entgegen. An den Tischen saßen reicher gekleidete Männer, offenbar betuchte Reisende, um die einige käufliche Damen herumflatterten. Am Tresen aber saßen ältere Männer, in den schlichten Kleidern der Dorfbewohner. Als der junge Wirt die Neuankömmlinge eintreten sah, blickte er nur kurz auf, dann wieder auf die Theke - und dann riss er die Augen auf und trat rasch auf die beiden zu.
"Bruder Benedetto..." Seine Stimme klang erfreut, beinahe erfurchtsvoll. "Ihr hier!" Benedetto lächelte und nickte. "Ja, Matteo. Es ist schon zu lange her. Dies ist Kapitän Begado. Ein ganz besonderer Bekannter." Der junge Mann nickte verstehend und wies den beiden dann einen Platz in der Ecke zu. "Vielen Dank, Matteo. Sag, ist dein Vater ebenfalls hier?"
Matteo - offenbar der Sohn des Besitzers - nickte und machte sich auf den Weg, den Besagten zu suchen. Benedetto hingegen nickte unmerklich zu den Käuflichen. "Darf ich euch etwas anbieten, werter Fabrizio? Keine Angst, sie sind so sauber, wie es nur geht."
|
|
|
Post by Fabrizio on Jun 14, 2015 15:40:15 GMT
Ein Streiter für den Herrn also. Fabrizio war sich nicht ganz sicher ob er ihn so schnell kennenlernen wollte. Ersteinmal würde er jedenfalls gerne mehr über die Beziehung der beiden Kappadozianer erfahren. Doch dazu hätte er sicher noch Gelegenheit. Wieder nickte er nur und folgte Benedetto dann in das Gasthaus.
Sehr gut, hier würde er ganz sicher nicht sonderlich auffallen. Mit einem höflichen "Guten Abend." reagierte er knapp auf die Vorstellung und würde dann auch schon auf den gewiesenen Tisch in der Ecke zugehen um sich zu setzen.
Am Tisch folgte er dann dem Nicken Benedettos mit den Blicken und betrachtete prüfend die Ware. "Sehr gerne, aber später. Wir können uns zuerst unterhalten."
"Gibt es noch mehr eurer Clansbrüder in Genua?" Eröffnete der Lasombra das Gespräch, wohl noch in lockeren Bezug auf den erwähnten Titus.
|
|
|
Post by Benedetto on Jun 14, 2015 16:37:51 GMT
"Keine, die ich kennen würde. Aber die Gelehrten lieben die Einsamkeit, daher kann ich nicht sicher sein. Ihr hingegen habt so einige Geschwister in Genua..." beantwortete er die Frage, die nicht gestellt worden war. "Alerio etwa, einen sehr jungen Vertreter unserer Art. Oder auch Acacia della Velanera, die Hüterin des provisorischen Elysiums. Ein Ort, den die Prinzessin noch nicht offiziell anerkannt hat, an dem sich unsereins aber dennoch trifft."
Benedetto beschrieb Fabrizio den Weg zur Kirche von San Donato, dem Versamlungsort. Dann fuhr er fort: "Abgesehen davon gibt es in Genua ein geschätztes Dutzend Kainskinder... wobei es schwer zu sagen ist, wer noch in der Stadt verweilt und wer schon weitergezogen ist. Vor allem für mich - da ich mich aus den Angelegenheiten der kainitischen Politik möglichst heraushalte."
|
|
|
Post by Fabrizio on Jun 15, 2015 20:48:32 GMT
"Dann werde ich dieses provisorische Elysium und seine Hüterin am besten in nicht allzu ferner Nacht einmal aufsuchen. Habt Dank für euren freundlichen Hinweis Bruder. Handelt es sich bei Acacia della Velanera um die Älteste meines Clanes?" Sehr gut, dann gab es also tatsächlich zumindest so eine Art von Elysium in dieser Domäne. Dieser Kappadozianer war nützlich, Fabrizio war gespannt auf die Kosten dieser kleinen Gefälligkeiten die er hier so bereitwillig erhielt. Aber er würde achtgeben müssen sich nicht bereits zu fest zu binden an diesen Kainiten, wer weiß schon wen er sich unter diesem unbekannten dutzend anderer Raubtiere dadurch zum Gegener machen könnte.
"Auch wenn ihr euch aus den Angelegenheiten kainitischer Politik heraushalten mögt, so erscheint ihr mir hingegen nicht gerade einer jener Gelehrten zu sein, die die Einsamkeit lieben." So mutmaßte Fabrizio und wies dabei mit einer dezenten Geste einmal umfassend auf das bunte und durchaus fleischliche Treiben in dem gut gefüllten Gasthaus hin, in dem Benedetto zudem recht besonders beliebt wirkte bei den Wirtsmenschen.
|
|
|
Post by Benedetto on Jun 16, 2015 19:34:04 GMT
"Sie war die erste der euren, die ich hier getroffen habe. Aber ich kann nicht sagen, ob in den letzten Jahren nicht vielleicht doch ein anderes Mitglied eurer Familie hier eingetroffen ist." Auf seine weiteren Worte hin rieb sich der Kappadozianer die Stirn. "Ich... habe der Familie des Wirtes den einen oder anderen Dienst erwiesen. Ich bin in der Heilkunst bewandert, müsst ihr wissen." Zwei Sätze, die beide völlig der Wahrheit entsprachen. Benedetto leckte sich die Lippen.
"Es gab eine Zeit, da habe ich hier des öfteren..." sein Blick streifte die Käuflichen "...zu den Sündern gebetet. Aber dann fand ich eine wichtigere Berufung, Kapitän. Nun suche ich nach Antworten und das nimmt fast meine gesamte Zeit in Anspruch." Für einen Moment klang eine Spur Nostalgie in seiner Stimme, aber dann zuckte er zusammen und seine Augen weiteten sich. Er richtete sich auf, stemmte sich gegen die unsichtbare Last, die plötzlich auf ihm lag.
"Gott will es so, das weiß ich ganz sicher!"
|
|
|
Post by Fabrizio on Jun 17, 2015 18:20:18 GMT
"Ich werde sie fragen, als Hüterin sollte sie so etwas wohl sehr genau wissen." Stellte der Lasombra noch fest, während er nun nur noch etwas überrascht stutzend mit anschauen konnte, wie er wohl gerade einen Nerv getroffen hatte bei Bruder Benedetto.
Es dauerte einen Moment, bis Fabrizio nun denn vorsichtig nachfragte. "Und nach welcher Art derart... gottgefälliger... Antworten sucht ihr nun stattdessen so... ausdauernd?"
|
|
|
Post by Benedetto on Jun 18, 2015 16:18:31 GMT
"Nach allen, natürlich!" Benedetto schaute den Kapitän an, als hätte dieser eine recht seltsame Frage gestellt. "Doch beschränke ich mich zur Zeit auf die Medizin, auf die Geschichte der Welt, auf die Mythen heidnischer Völker und auf Informationen über den Konflikt zwischen den guten Christen Genuas und den muselmanischen Plünderern. Daher meine Einladung an euch." Er senkte die Stimme ein wenig. "Und natürlich ist auch die kainitische Natur immer ein höchst interessantes Thema."
Der Mönch legte die dicken Fingerspitzen aneinander. "Wozu ist die Unsterblichkeit schließlich gut, wenn wir sie nicht nutzen, um uns weiterzubilden?"
|
|
|
Post by Fabrizio on Jun 19, 2015 12:08:38 GMT
Ein Heiler, ein Sammler alter Geschichten, ein okkulter Mystiker und dazu noch Spion der neuesten Konflikte... Beschränkung nannte er das also! Fabrizio lächelte milde.
Unsterblichkeit... dazu würden Fabrizio spontan eine ganze Menge besserer Gründe einfallen als irgendwelche alten Geschichten zu sammeln. Andererseits war es unbestreitbar nützlich, wenn man jemanden kannte, der sich mit so etwas beschäftigte.
"Die Welt ist groß. - Also, mit welchen Antworten mag ich euren Wissensdurst wohl erleichtern?" Es war dann wohl die Zeit um auf den Punkt zu kommen und dem Bruder etwas im Gegenzug zurückzugeben.
|
|
|
Post by Benedetto on Jun 19, 2015 20:20:24 GMT
"Mich interessieren eure Kriegsgeschichten ebenso wie das, was ihr über die Taktiken der Sarazenen wisst. Solches Wissen muss geteilt und verbreitet werden, damit wir dieser Bedrohung irgendwann endgültig ein Ende setzen können. Und wer, wenn nicht ein Veteran der Kämpfe, könnte hier die zuverlässigsten Berichte liefern?" Benedetto nahm eine Wachstafel aus seiner Umhängetasche und blickte Fabrizio erwartungsvoll an.
|
|
|
Post by Fabrizio on Jun 20, 2015 17:54:05 GMT
Nun gut, dann würde Fabrizio ihm seine größte Veteranengeschichte zum Besten geben. Sterbliche Tage, eine andere Welt - doch es war noch wahr genug um erzählt zu werden!
"Ihr wollt meine Kriegsgeschichten. Ich werde euch vom Krieg berichten, von einer großen Schlacht, die die See blutrot färbte im Feuerschein. Ich war da, ich habe es gesehen..." So begann er seine Erzählung, vermischte seine Erinnerungen mit seinem Wissen und mit den Geschichten und Abenteuern die er viel später von Anderen dazu vernommen hatte, um ein möglichst vollständiges Bild zu zeichnen mit seinen Worten, von jenem Tag, als eine Flotte kaiserlicher Dromonen sich den Sarazenen stellte. Die Geschichte endete Stunden später mit einem Unentschieden. Seine eigene Rolle und sein ureigenes Schicksal hingegen hatte Fabrizio sorgsam ausgespart.
"Und nun wäre es an der Zeit für eine Stärkung, das Gerede von so viel Blutvergießen hat mich durstig gemacht." Sein Lächeln war vieldeutig, auch ein wenig düster.
|
|
|
Post by Benedetto on Jun 21, 2015 6:14:21 GMT
Benedetto schrieb emsig mit, stellte hier und da Nachfragen, füllte die erste Wachstafel mit kleiner, sauberer Schrift. So Fabrizio des Lesens mächtig war, würde er sehen, dass es sich dabei nur um Stichpunkte handelte. Die zweite Wachstafel folgte, dann eine dritte - es schien, als sei Benedetto auf eine solche Begegnung wie die ihre stets vorbereitet. Schließlich endete die Erzählung und Benedetto rieb sich das Doppelkinn, steckte die Wachstafeln sorgfältig ein und nickte dann.
"Ein höchst interessanter Bericht, Kapitän Fabrizio." Er winkte den Wirt heran. "Ich selbst werde mich nun auf den Weg zur Matutin begeben und dann beginnen, eure Worte gleich niederzuschreiben. Kommt mich doch in einigen Wochen einmal im Kloster San Marcellino besuchen, dann werde ich euch zeigen, was ich mit dem Wert des Wissens meine." Halb zu dem Wirt gewandt, fügte er hinzu. "Natürlich steht euch auf dem Weg auch dieses Wirtshaus mit all seinen Diensten zur Verfügung."
Dann nickte er in Richtung der Käuflichen. "Welche auch immer ihr begehrt, sie sei die eure für diese Nacht."
|
|
|
Post by Fabrizio on Jun 21, 2015 16:18:19 GMT
Für das Geschriebene schien Fabrizio sich nicht sonderlich zu interessieren, was wohl auch daran lag, dass er tatsächlich nicht lesen konnte. Warum auch, dafür gab es Experten, Schmieden zum Beispiel konnte er ja ebenfalls nicht. Und auch bei dem Begriff Matutin war Fabrizio etwas begriffsstutzig, er hielt es wohl eher für irgendein Weib denn für ein heiliges Nachtgebet. Aber davon ließ er sich natürlich nicht verwirren.
"Ich werde eure Einladung gerne annehmen und das ehrwürdige Kloster bei Zeiten besichtigen. Aber verzeiht bitte, so es etwas länger als einige Wochen dauern könnte, vermutlich werde ich demnächst ersteinmal wieder in See stechen." Nicht nur sein Beruf, sondern seine Passion, und das klang vielleicht auch in seiner Stimme mit.
Nachdem sie sich verabschiedet hätten, würde Fabrizio sich eine der Frauen auswählen, die ihm spontan recht geschwätzig erschien. Er würde ihr Wein geben und sich mit ihr unterhalten, über Burgus, das Gasthaus, die Leute, würde sich vielleicht das ein oder andere merken, das ihm nützlich erschien. In geeignetem Moment würde er sich dann schließlich von ihr nähren. Alles in allem eher pragmatisch als orgiastisch. Dann würde er sich beeilen wieder auf sein Schiff zu kommen.
Eine spontane Begegnung, eine lange Nacht und ein kleiner erster Schritt.
|
|
|
Post by Benedetto on Jun 21, 2015 18:43:52 GMT
Benedetto verneigte sich zum Abschied, wie vor einem Gleichgestellten. "Natürlich, ich verstehe. Jeder von uns hat seine Pflichten. Ich wünsche euch alles Glück." Dann verließ er schnellen Schrittes die Taverne, wobei der Wirt ihm missmutig nachsah.
Die Käufliche erzählte Fabrizio, dass die Taverne eigentlich dem Dorfvorsteher gehöre, Amando, aber dass nun dessen Sohn das Gasthaus leiten würde, wo Amando in die Jahre gekommen sei. Der Familie gehöre zudem auch der "Müde Pilger", eine weitere Herberge für weniger betuchte Reisende. Burgus im Allgemeinen sei mehr so ein Ort zur Durchreise, interessant vor allem wegen der Nähe zu mehreren Klöstern, zu San Siro und wegen dem namensgebenden Wachturm.
Ein Ort, wo die Menschen es gerne ruhig hätten - und seit der Schmied Eduardo die Miliz leite, hätten sie auch keine größeren Zwischenfälle mehr gehabt.
|
|