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Post by Alerio on Jun 5, 2015 23:04:21 GMT
Er hatte die Stadt seit Jahren nicht verlassen. Nicht dass er es müsste oder es ihn sonderlich reizen würde. Doch wenn man schon alle Zeit der Ewigkeit hatte, warum sie immer an einem Ort verschwenden? So fand er sich also eines nachts vor dem Stadttor San Pietro wieder, eben jenes, durch dass er vor fast 20 Jahren zum ersten Mal Genua betreten hatte. In jener Nacht, hatte er auch Benedetto als ersten Kainiten der Domäne auf dem Marktplatz getroffen. Seit dem war viel passiert.
Zusammen mit seinem Ghul Pietro, der eine kleine Lampe mit brennendem Öl trug, folgte er die Straße gen Norden. Während sie gingen fragte er sich, was der Kappadozianer nun eigentlich so trieb. Seit der Versammlung vor vielen Jahren hatte er nur noch sporadisch gesehen, kaum ein Wort gewechselt und seit der Sache mit dem Bischof schien er ohnehin nicht mehr ganz der zu sein, den er einst kennengelernt hatte. Als sie sodann an der ersten Kreuzung standen, überlegte er nun ob er ihm nicht mal nach ihm sehen sollte. Kurzer Hand nahmen sie den linken Weg weiter nach Norden in das Dörfchen Burgus.
Diesen Weg waren sie damals auch schon gegangen, voller Ungewissheit was sie erwarten würde. Schon fast nostalgisch plauderten die beiden über die damalige Zeit, über zu Hause und die vergangenen Jahre,bis sie Burgus und speziell die Taverne Basilisco erreichten. Die Fenster waren hell erleuchtet und von drinnen erklang Lärm und Lachen. Während Pietro die Lampe löschte und unter seinem Mantel am Gürtel anbrachte, beschaute sich Alerio das Dörfchen, das ganz ruhig und friedlich da lag und sog dessen Geruch ein. So ganz anders als der Gestank in der Stadt.
Als sie das Gasthaus betraten schlug ihnen Wärme und der Geruch nach Alkohol entgegen. Neugierig schaute sich der Lasombra um ob sich etwas verändert hatte und ob der Kappadozianer vielleicht zugegen war. (?)
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Post by Benedetto on Jun 5, 2015 23:57:42 GMT
Als das ungleiche Paar am Dorf ankam, fiel den beiden die erste Veränderung auf: Am Dorfeingang stand eine Wache und beäugte sie misstrauisch für einen Moment. Als er jedoch Alerios vermeintliches Alter bemerkte, runzelte er nur die Stirn und beobachtete dann, wie die beiden in das Dorf hineingingen. Die Wache trug ältere Lederkleidung und einen eher schlichten Speer. Offenbar hatte Burgus nun eine Dorfmiliz, wenn auch keine sonderlich professionell ausgestattete.
Auch das Gasthaus erkannten die beiden nach all den Jahren kaum wieder. Offenbar war das Glück dem Besitzer hold gewesen, denn das Gebäude wirkte rundum erneuert. Blumen säumten die Fensterbänke und auch der Innenraum war mit frischem Holz ausgekleidet und mit Stoff geschmückt worden. Aus der einstmaligen Herberge für ärmere Pilger war nun offenbar ein Etablissement vor allem für reichere Reisende geworden. Nur am Tresen saßen noch ein oder zwei Gesichter, die Alerio wiedererkannte - sichtbar gealterte Stammkunden.
Der Wirt beobachtete die beiden mit hochgezogener Augenbraue. Für einen Moment schien es den Neuankömmlingen, als wäre der Wirt Amando, der sie damals bedient hatte, auf unnatürliche Weise jünger geworden. Doch dann wurde ihnen klar, dass es sich um Amandos Sohn handeln musste. Dieser ging nun um den Tresen herum und sprach die beiden leise, aber freundlich an. "Seid willkommen in Burgus, werte Reisende. Braucht ihr Weisung? Ich denke, der Basilisco ist ein wenig über eurer Preisklasse, aber der Müde Pilger bietet ebenfalls saubere Betten und zu weit günstigeren..."
"Matteo, mein Junge." Ein älterer Mann hatte sich von seinem Platz in der Ecke erhoben, seinen Wein stehen gelassen. Amandos Haar war in den Jahren grau geworden und tiefe Furchen hatten sich in sein Gesicht gegraben, doch sein Schritt war noch immer energisch und die Hand griff die Schulter seines Sohnes mit der alten Kraft. "Das hier sind keine gewöhnlichen Gäste..." Sein Blick blieb einen Moment am ewig jungen Antlitz von Alerio hängen, fasziniert und ein wenig furchtsam. "Dies sind Freunde des ehrenwerten Bruders Benedetto."
Matteo, der Gastwirt, lächelte plötzlich über das ganze Gesicht. "Das ist natürlich etwas anderes! Bitte, meine Herren." Er führte sie zu einem Ecktisch und fügte hinzu. "Wenn ihr irgendwelche Wünsche habt, so sagt es nur. Etwas Wein vielleicht?"
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Post by Alerio on Jun 6, 2015 19:12:14 GMT
Positiv überrascht und mit Zufriedenheit nahm er die Veränderungen zur Kenntnis. Es hatte sich ganz schön was getan in Burgus, in all den Jahren. Auch Pietro war beeindruckt und sagte leise zu Alerio: "Man erkennt es kaum wieder."
Als der Wirt sie für ärmliche Reisende hielt, lächelte Alerio amüsiert und musterte ihn neugierig, ebenso Amando, der sich plötzlich einmischte. Nicht nur die Umgebung hatte sich verändert.
Ohne jedoch ein Wort zu sagen folgte er dem Sohn zu dem Tisch. Nachdem sie sich gesetzt hatten und er ihnen Wein anbot, schaute Pietro Alerio fragend und bittend an. Dieser zuckte einfach nur mit den Schultern und gab seinem Ghul zu verstehen, dass er sich ruhig etwas bestellen konnte, was er auch tat. "Habt Dank, guter Mann, einmal Wein genügt." Während der Wirt fort war unterhielt sich Alerio leise mit Pietro; als er wieder kam um das Getränk zu bringen, richtete Pietro erneut das Wort an ihn: "Wir hatten gehofft auf Bruder Benedetto zu treffen. Kommt er denn noch gelegentlich hierher?"
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Post by Benedetto on Jun 6, 2015 19:28:47 GMT
Der junge Gastwirt schüttelte den Kopf leicht und bedauernd. "In den letzten Jahren hat sich Bruder Benedetto mehr und mehr zurückgezogen. Seine Pflichten im Kloster, ihr versteht. Aber er hat angewiesen, dass jegliche Gäste hier direkt bewirtet werden und ihm Nachricht gebracht wird. Ich habe bereits einen Boten losgeschickt. Bitte habt ein wenig Geduld."
Etwas unsicher fügte er mit einem Blick auf Alerio hinzu: "Auch die Damen des Etablissements stehen euch gern zur Verfügung, wenn ihr das wünscht." Die Worte waren scheinbar an Pietro gerichtet, ließen aber Möglichkeiten offen. Dem Gastwirt schien die Situation insgesamt etwas unangenehm zu sein, er wirkte nervös. Die Besucher konnten sehen, dass Amando sie aus seiner Ecke heraus beobachtete, das Verhalten seines Sohnes genau studierte.
Wie auch immer die Antwort auf das Angebot weiblicher Begleitung ausfiel, nach einiger Zeit kam ein junger Mönch zur Gaststube herein. Auch er sah dem Wirt und seinem Vater recht ähnlich und begrüßte diese freundlich, aber mit der Distanz eines Geistlichen. Dann wandte er sich an die beiden Neuankömmlinge. "Herr Alerio und Begleitung, nehme ich an? Wärt ihr so freundlich, mir zu folgen? Es ist nicht weit."
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Post by Alerio on Jun 7, 2015 1:28:20 GMT
Alerio hatte keine Ahnung davon welche Pflichten einem im Kloster tatsächlich so beschäftigt hielten, doch er konnte sich in etwa vorstellen, mit was ein Kappadozianer so beschäftigt war.
Die weibliche Begleitung wurde dankend abgelehnt. Auch ohne Alerio erst fragen zu müssen, wusste Pietro was er zu antworten hatte. Der Vampir hatte keinerlei Interesse an der Hure und der Ghul hatte sowieso kein Recht auf Spaß. Leicht betrübt saß Pietro dann da und wechselte einige Worte mit Alerio bis der junge Mönch die Schenke betrat.
Ohne Fragen oder sonstige Worte erhoben sich die beiden, bezahlten den Wein und folgten dem Mönch. Beim Hinausgehen nickten sie dem jungen und alten Wirt kurz zu.
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Post by Benedetto on Jun 7, 2015 10:36:35 GMT
Der Mönch führte sie nach Westen, über eine Brücke kurz hinter dem Dorf. Dann schlug er den Weg nach Süden ein, entlang von Olivenhainen, ein schmalerer Feldweg. "Ich bin Bruder Citus...", stellte er sich vor, "...der Adlatus des ehrenwerten Bruders Benedetto. Er erwartet euch bereits im Scriptorium." Gegen die dunkle Nacht zeichneten sich die Mauern von San Marcellino ab, der kleinen Priorei in der Nähe der See.
Citus klopfte an eine Seitenpforte und wurde rasch eingelassen. Er führte die beiden durch ein Gewirr von Gängen, wobei er den Finger an die Lippen legte. Das Kloster war abgesehen von den Schritten der drei ganz still. "Es ist noch nicht Zeit für die Matutin", flüsterte Citus. "Bitte, hier entlang." Sie durchquerten den Klostergarten, der nach würzigen Kräutern roch und passierten ein Wirtschaftsgebäude, nur um dann wieder in das Hauptgebäude einzutreten.
Schließlich kamen sie an eine Tür. Citus klopfte an und machte dann eine auffordernde Geste an die beiden, einzutreten. Im Inneren saß Benedetto an einem Schreibpult und zog gerade mit einem Malinstrument eine Linie auf das Papier. Dann blickte er auf und erhob sich rasch, wobei er das Malinstrument sorgsam beiseite legte.
"Alerio... und Pietro. Willkommen in San Marcellino!" Er neigte das Haupt. Irgendetwas... war anders. Benedetto wirkte weniger lebhaft. Sein Gesicht war freundlich, aber ernst. "Bitte, setzt euch." Er wies zu einem Tisch, auf dem ein Krug mit Wasser und zwei Becher standen.
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Post by Alerio on Jun 8, 2015 0:02:25 GMT
Während sie gingen begann Alerio ein Gespräch mit Citus, über Burgus und Genua, belanglos, doch einfach um nicht den ganzen Weg über zu schweigen. Ihr Weg durch das Kloster war reichlich verwirrend, doch er versuchte sich so gut es ging den Weg zu merken. Ebenso begutachtete er die Räume und Gänge, durch die sie gingen. Es schadet immerhin nie sich mit einer neuen Umgebung vertraut zu machen. Obwohl Pietro schon einmal hier gewesen war, konnte er sich nicht mehr daran erinnern, wo er damals genau gewesen war und ob sie nun wieder den selben Weg gingen.
"Guten Abend, Benedetto" sagte Alerio und nickte dem Kappadozianer freundlich zu, nachdem sie das Scriptorium betreten hatten. "Danke, dass ihr uns spontan empfangt. Es war nicht geplant gewesen heute Nacht nach Burgus zu kommen, aber wo man ja schon mal da ist, dachte ich, ich statte euch mal einen Besuch ab. Entschuldigt, wenn wir euch bei etwas wichtigem gestört haben." Dabei schaute er zu dem Pult, an dem Benedetto gesessen und gezeichnet hatte. Offenbar war er neugierig, an was der Mönch gearbeitet hatte. Pietro hielt sich derweil hinter Alerio und verbeugte sich nur stumm vor dem Kainiten. Erst als sich Alerio an den besagten Tisch setzte, ließ sich auch sein Ghul neben ihm nieder. "Wir haben uns eine Weile nicht mehr gesehen. Wie ist es euch ergangen in den letzten Jahren?" fragte Alerio freundlich und mit echter Neugier.
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Post by Benedetto on Jun 8, 2015 16:12:14 GMT
Citus ging bereitwillig auf die Fragen des Jungen ein, offenbar bemüht, den seltsamen Besucher zufriedenzustellen. Zu der Situation in Genua könne er nicht viel sagen, da er die letzten Jahre fast ausschließlich im Kloster verbracht habe. Vorräte würden sie von den Bauern der Umgebung erhalten, was Abstecher in den Sündenpfuhl (er zwinkerte) unnötig mache.
Zu Burgus hingegen erzählte er so einiges: Die Miliz sei offenbar auf Drängen der Bürger aufgestellt worden, nachdem eine Gruppe von brutalen Söldnern den Dorfvorsteher - seinen Vater, Amando - in dessen eigenen Lokal entführen wollte. Da habe wohl ein gesuchter Verbrecher dahintergesteckt (Alerio merkte, dass Citus den Namen des Schurken sorgsam vermied). Nur das rechtzeitige Eingreifen eines zufällig anwesenden Kriegers habe die Untat verhindert.
Seitdem sei aber Ruhe gewesen, was sicher auch an der neuen Miliz lag. Burgus war vor sich hingedämmert, nicht groß gewachsen, aber recht wohlhabend geworden - das sehe man ja auch an dem Erfolg, den sein Vater mit den Gasthäusern gehabt habe. Sein Bruder hätte diese nun übernommen, aber Cito habe ja mit Gott einen anderen Lebenszweck gefunden und bete täglich für seine Familie.
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Nach der Begrüßung setzte sich auch Benedetto nieder und begutachtete kritisch sein Pergament. Dann nickte er und wandte sich wieder den Besuchern zu. "Es ist mir immer eine Freude, mit euch zu sprechen." Seine Stimme klang ruhig und sachlich, auch wenn Benedetto die Stirn ein wenig gerunzelt hatte. "Meine Tür steht euch immer offen. Wie geht es euren jungen Freunden?"
Auf Alerios Frage klopfte er mit den Fingern auf sein Schreibpult. "Ihr werdet euch an diese unsägliche Versammlung erinnern, nicht wahr, und was ich dort gesagt habe? Ich habe in der Tat einen Vertrag mit Maximinianus geschlossen, dem Mörder. Wider besseres Wissen, muss ich sagen. Aber die Suche nach den letzten Antworten ist... zu wichtig. Das hat mir der Bischof vor seinem Tod deutlich gemacht. Nein, nicht der Bischof..." In Benedettos Augen glomm ein unheimliches Licht: "...sondern Gott selbst!"
Dann lehnte er sich zurück und wirkte wieder wie der fette, kalte Leichnam, der er war. "Und genau dies hat mich umgetrieben. Die Suche nach Wissen."
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Post by Alerio on Jun 8, 2015 23:01:51 GMT
Alerio grinste schief bei Benedettos Frage "So jung sind die nun gar nicht mehr." Kurz konnte man so etwas wie Wehmut in den Augen des Lasombra sehen. Mehr dazu sagte er jedoch nicht.
Als Benedetto von der Suche nach Antworten und Gott sprach, schaute Alerio ihn skeptisch mit hochgezogener Augenbraue an. "Gott selbst hat zu euch gesprochen?" Unverholen konnte man die Skepsis in seiner Stimme hören. "Was sind denn das für Antworten die ihr sucht?"
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Post by Benedetto on Jun 9, 2015 18:14:39 GMT
Benedetto dachte kurz nach, dann nickte er nachdenklich. "Oh, sicher... ihr habt natürlich recht. Wie schnell doch die Zeit verfliegt. Ich hoffe, keiner von ihnen ist der Stadtwache in die Hände gefallen." Klang da eine Spur Humor mit, ein wenig von Benedettos altem Ich? Wenn ja, dann war der Moment sehr rasch verflogen. Der Mönch trommelte mit den Fingern auf dem Tisch.
"Die Antwort auf eure Frage ist die erste der Antworten, junger Freund. Und auf jede Antwort folgt eine weitere Frage, auf jede weitere Frage findet der geduldige irgendwann die Antwort. Am Ende aber steht die letzte aller Fragen." Er runzelte die Stirn. "Ich kenne die letzte aller Fragen nicht, und jeder der euch erzählt, er wüsste sie - nun, der lügt. Vielleicht ist es die Frage nach dem Wesen Gottes, vielleicht ist es die Frage nach dem Sinn der Existenz. Ich hoffe, sie irgendwann zu erahnen."
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Post by Alerio on Jun 12, 2015 6:34:47 GMT
Alerio grinste, lies den kleinen Scherz Benedettos ansonsten unkommentiert.
Neugierig blickte er den Kappadozianer an. Recht philosophische Worte. Damit hatte er nicht direkt gerechnet. "Das klingt danach, als würde es eine lange Zeit dauern, aber damit hat unsereins ja glücklicherweise kein Problem." "Und nach welcher Frage oder deren Antwort sucht ihr derzeit? Forscht ihr an etwas bestimmten?"
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Post by Benedetto on Jun 12, 2015 12:31:15 GMT
"Natürlich. Jeder Wissensgewinn im Kleinen ist auch ein Wissensgewinn für die großen Fragen." Er rieb sich den Kopf. "Ich beschränke mich jedoch nicht. In der letzten Zeit habe ich mich mit den physischen Gegebenheiten der kainitischen Kondition auseinandergesetzt, ich habe das Wissen über die Götterwelt der Nordmänner niedergeschrieben, ich habe versucht, meine Haushaltsführung zu optimieren, habe das Wissen von weisen Frauen und Mystikern gesucht... das waren einige meiner Projekte."
Interessiert blickte er Alerio an. "Habt ihr etwas zu diesen Themen beizutragen? Ich wäre sehr daran interessiert." Wie in einem Nachgedanken setzte er hinzu. "Oh, und ich habe jegliche Feindseligkeit gegenüber Maximinianus eingestellt. Obgleich ich ihm den Mord am Bischof nie verzeihen werde..." Benedetto runzelte die Stirn und seine blassen Augen stierten auf das Pergament vor ihm "...kostet dieser Konflikt zuviel wertvolle Zeit und Energie." Er brach ab.
Hatte der Dicke das Gefühl gehabt, dass Alerio ihn prüfen sollte? Beinahe wirkte es so. Doch dann lächelte Benedetto und löste die Spannung, die im Raum war. "Kommt, ich zeige euch etwas." Er wies auf das Pergament und winkte Alerio, näherzutreten.
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Post by Alerio on Jun 13, 2015 21:19:42 GMT
" 'physische Gegebenheiten kainitischer Kondition' ?" wiederholte der Lasombra die Worte Benedettos fragend, und blickte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Und an welchen Kainiten habt ihr da geforscht?" fragte er, während er sich dem Kappadozianer näherte, um zu sehen was er ihm zeigen wollte. "Und nein, daran würde ich lieber nichts mit zu beitragen." "Ich kann mir aber vorstellen, wer euch bei der Niederschrift der nordischen Götterwelt geholfen hat", warf er noch grinsend ein, dann widmete er seine Aufmerksamkeit dem Pergament...
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Post by Benedetto on Jun 13, 2015 21:30:57 GMT
"Das Experiment am eigenen Leib ist eine stolze und alte Tradition unter Gelehrten - zumindest unter jenen, die mutig genug sind, die Konsequenzen zu akzeptieren." Benedetto fixierte Alerio und schaute diesen mit einem Blick an, der schwer zu deuten war. Ein unangenehmes Starren. "Ich sprach natürlich von Mystik und ähnlichem, aber ich hätte mir denken können, dass euch das nicht interessiert. Aber wenn ihr mehr über euren Körper lernen wollt..." Wenn es scherzhaft gemeint war, so war das auf dem strengen, runden Gesicht zumindest nicht zu erkennen.
"Ihr habt natürlich recht, Brimir hat mir geholfen. Ihm lag ebenso viel daran, das Wissen zu bewahren, wie mir." Dann nahm er die Hand vom Pergament. Alerio konnte die saubere Schrift darauf sehen, aber den Blick zogen definitiv die darum angebrachten Zeichnungen auf sich. Es waren Bilder von Pflanzen, sauber und klar ausgeführt, wenn auch schmucklos. Am unteren Rand konnte Alerio einen Leidenden sehen, der sich den Bauch hielt - ein Bild weiter hingegen bekam er einen Sud gereicht, der ihm offenbar geholfen hatte.
"Thymian gegen Krämpfe, Kamille gegen Entzündung und Schmerzen, ebenso wie Fenchel. Kümmel, der die Verdauung anregt und Knoblauch, für die Fälle, in denen andere Mittel versagt haben." Er zeichnete die erwähnten Pflanzen nach. "Die Kräuterweiber der Stadt wissen viel. Ich trage ihre Beobachtungen zusammen."
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Post by Alerio on Jun 13, 2015 22:50:28 GMT
Als der Kappadozianer ihn so anstarrte, schauderte es ihn schon ein bisschen, ließ es sich aber nicht anmerken. "Das habt ihr mir schon einmal angeboten, und ich bin immer noch der Meinung, dass ich mit dem Wissen das ich bisher über meinen Körper habe, durchaus zufrieden bin..." sagte er mit einem schiefen lächeln.
Nachdem er einen Blick auf das Pergament werfen konnte, schaute er Benedetto mit einem Blick an, der schon in Richtung Besorgnis ging. "Ihr sammelt Wissen von Kräuterweibern?" Das schien Alerio für keine sinnvolle Tätigkeit zu halten. "Naja...Immerhin tragt ihr zu der Gesundheit der Menschen bei" versuchte er etwas Gutes daran zu finden. Es war ja auch etwas Gutes, dennoch schien ihm das Aufzeichnen von Kräutern nicht sehr spannend oder nützlich. Aber er war auch kein Forscher oder Gelehrter. "Verzeiht. Ich bin in solchen Dingen einfach nicht so bewandert wie ihr. Mich würde das recht langweilen." Er dachte einen Moment nach "Aber Wissen sollte nicht verloren gehen, da habt ihr schon Recht."
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