Post by Acacia della Velanera on Jun 20, 2015 14:16:42 GMT
Stille Kühle lag über der Kirche, während draußen die Zikaden in der Sommerhitze ihr Lied sangen. Den Tag hatte die Sonne vom azurblauen Himmel gestrahlt und die Welt unter ihr so sehr erhitzt, dass die Luft zwischen den Hauswänden geflimmert hatte. Nicht einmal der Gestank der Stadt war geblieben. Zu unbarmherzig hatte das goldene Rund gebrannt. Hatte über Tage und Wochen jede Feuchtigkeit aus der Stadt gesogen. Nur das gnädige Meer versprach Erleichterung dieser Tage.
Vollkommen unbeeindruckt von dem Leid draußen war jedoch das Innere dieses heiligen Ortes. Kühle Luft umfing den Betenden wie die sanfte Hand einer besorgten Mutter. Stille herrschte an diesem Ort, an dem selbst das sonst so laute Summen der Insekten kaum noch zu hören war. Weiße, dicke Kerzen erhellten das Kirchenschiff, so dass es in weiches Dämmerlicht getaucht war. Dennoch waren überall tiefe Schatten zu entdecken. Schatten, in denen die Wächter dieses heiligen Ortes kaum auffielen. Längst hatten die Menschen sich daran gewöhnt sie zu sehen. Sie wusste, sie dienten dem Schutz der Heiligtümer.
Dann jedoch wurde die erhabene Stille gebrochen. Die Tür öffnete sich und für einen Moment strömte trocken Hitze in die kühlen Hallen. Doch die Türen schlugen mit einem dumpfen Laut wieder zu und die junge Frau zuckte bei dem Geräusch zusammen. Für einen Moment blieb sie wie erstarrt stehen, doch dann stürzte sie beinah vorwärts in die vorderste Reihe. Tränen liefen über die kaum vom Alter gezeichnete Haut. Anstatt sich zu setzen, kniete sie direkt nieder und begann zu beten. Das leise Wispern ihrer Worte unterbrochen von trockenen Schluchzern erfüllte die Stille der Kirche mit einem Hauch von Leben. Und auch wenn man die einzelnen Worte nicht verstehen konnte so war doch die Verzweiflung, der Schmerz, die Wut in der Stimme der Italienerin zu vernehmen.
Vielleicht eine halbe Stunde kniete sie nun hier und betete und doch hatte sich der Schmerz nicht gelegt. Nicht die Wut und auch nicht die alles zerfressende Scham. Plötzlich ertönte ein leises Rascheln und ein fein besticktes Taschentuch tauchte vor ihrem Gesicht auf. Die Hand, die es hielt war schlank, ja grazil und von nobler heller Farbe. Für einen Moment war sie wie erstarrt, ehe sie den Kopf wandte. Die schönste Frau, die sie jemals gesehen hatte blickte sie an. Sanft lächelnd und voller Mitgefühl in den dunklen Augen. Sie wirkte wie die heilige Madonna höchst selbst, wie sie da neben ihr saß. Leicht beugte sie sich vor und trocknete ihr vom Tränen gerötetes Gesicht und ein Hauch Zorn leuchtete in den Augen auf. „Was ist dir passiert, mein Kind?“ Die Stimme passte gut zu der dunklen Madonna. Ebenso dunkel wie der Stoff des Kleides, dabei so sanft wie die Seide des Schleiers und Stärke lag in den wenigen Worten. Sie wusste nicht genau warum, aber diese Fremde erschien ihr wie ein Geschenk des Himmels und so brach alles aus ihr heraus. Die Hochzeit, die sie so sehr ersehnt hatte, der Mann, der ihr die Sterne vom Himmel versprochen hatte und nun bei einer anderen lag, die Schwiegermutter, die sich in ihr Leben drängte und ihr nicht erlaubte den eigenen Haushalt zu führen, die Ungerechtigkeit, ihre Hilflosigkeit und auch die Wut, die tief in ihrem Herzen loderte. Die Madonna lauschte ihr aufmerksam, hörte ihr wirklich zu und verstand. Als sie geendet hatte fühlte sie sich leer und ausgelaugt. Kraftlos. Für einen Moment drohte sie wieder in das Jammertal abzurutschen, aber da legte sich eine schmale, kühle Hand auf ihre Wange und die Madonna lächelte wieder. Doch diesmal hatte es jeden Sanftmut verloren. Es war ein Lächeln, welches von Rache und Macht sprach. Von Vergeltung und Gerechtigkeit. Worte drangen in ihren Geist, schürten die Flamme der Wut im selben Maße wie die der Hoffnung und sie fand Stärke darin.
In den nächsten Tagen kam sie immer wieder in diese Kirche. Immer wenn die Sonne hinter dem Horizont versunken war und der Himmel sich von rauchblau zu einer tieferen Farbe veränderte. Und immer war die Madonna dort. Ihre Worte halfen ihr die Tage zu überstehen, machten die stärker und gaben ihr Halt. Sie schmiedeten die Flamme der Wut zu einer Klinge aus Hass und schließlich bat sie um eine Gunst. Die Gunst sollte ihr gewährt werden, doch sie würde ein Opfer kosten. Ein Opfer, welches ihre Willensstärke und ihren festen Glauben beweisen sollte. Sie war mehr als bereit es zu zahlen…
Ein paar Wochen später öffnete sich erneut das schwere Portal der San Donato Kirche und ein Trauerzug trat ein. An ihrer Spitze ein verlebt aussehender Mann und an seiner Seite seine junge, stolze Frau. Sie ließen sich in der vordersten Reihe nieder, während der Priester begann die Mitternachtsandacht für die verstorbene Mutter zu halten …. Und in den dunklen Schatten stand die Madonna und lächelte.
Vollkommen unbeeindruckt von dem Leid draußen war jedoch das Innere dieses heiligen Ortes. Kühle Luft umfing den Betenden wie die sanfte Hand einer besorgten Mutter. Stille herrschte an diesem Ort, an dem selbst das sonst so laute Summen der Insekten kaum noch zu hören war. Weiße, dicke Kerzen erhellten das Kirchenschiff, so dass es in weiches Dämmerlicht getaucht war. Dennoch waren überall tiefe Schatten zu entdecken. Schatten, in denen die Wächter dieses heiligen Ortes kaum auffielen. Längst hatten die Menschen sich daran gewöhnt sie zu sehen. Sie wusste, sie dienten dem Schutz der Heiligtümer.
Dann jedoch wurde die erhabene Stille gebrochen. Die Tür öffnete sich und für einen Moment strömte trocken Hitze in die kühlen Hallen. Doch die Türen schlugen mit einem dumpfen Laut wieder zu und die junge Frau zuckte bei dem Geräusch zusammen. Für einen Moment blieb sie wie erstarrt stehen, doch dann stürzte sie beinah vorwärts in die vorderste Reihe. Tränen liefen über die kaum vom Alter gezeichnete Haut. Anstatt sich zu setzen, kniete sie direkt nieder und begann zu beten. Das leise Wispern ihrer Worte unterbrochen von trockenen Schluchzern erfüllte die Stille der Kirche mit einem Hauch von Leben. Und auch wenn man die einzelnen Worte nicht verstehen konnte so war doch die Verzweiflung, der Schmerz, die Wut in der Stimme der Italienerin zu vernehmen.
Vielleicht eine halbe Stunde kniete sie nun hier und betete und doch hatte sich der Schmerz nicht gelegt. Nicht die Wut und auch nicht die alles zerfressende Scham. Plötzlich ertönte ein leises Rascheln und ein fein besticktes Taschentuch tauchte vor ihrem Gesicht auf. Die Hand, die es hielt war schlank, ja grazil und von nobler heller Farbe. Für einen Moment war sie wie erstarrt, ehe sie den Kopf wandte. Die schönste Frau, die sie jemals gesehen hatte blickte sie an. Sanft lächelnd und voller Mitgefühl in den dunklen Augen. Sie wirkte wie die heilige Madonna höchst selbst, wie sie da neben ihr saß. Leicht beugte sie sich vor und trocknete ihr vom Tränen gerötetes Gesicht und ein Hauch Zorn leuchtete in den Augen auf. „Was ist dir passiert, mein Kind?“ Die Stimme passte gut zu der dunklen Madonna. Ebenso dunkel wie der Stoff des Kleides, dabei so sanft wie die Seide des Schleiers und Stärke lag in den wenigen Worten. Sie wusste nicht genau warum, aber diese Fremde erschien ihr wie ein Geschenk des Himmels und so brach alles aus ihr heraus. Die Hochzeit, die sie so sehr ersehnt hatte, der Mann, der ihr die Sterne vom Himmel versprochen hatte und nun bei einer anderen lag, die Schwiegermutter, die sich in ihr Leben drängte und ihr nicht erlaubte den eigenen Haushalt zu führen, die Ungerechtigkeit, ihre Hilflosigkeit und auch die Wut, die tief in ihrem Herzen loderte. Die Madonna lauschte ihr aufmerksam, hörte ihr wirklich zu und verstand. Als sie geendet hatte fühlte sie sich leer und ausgelaugt. Kraftlos. Für einen Moment drohte sie wieder in das Jammertal abzurutschen, aber da legte sich eine schmale, kühle Hand auf ihre Wange und die Madonna lächelte wieder. Doch diesmal hatte es jeden Sanftmut verloren. Es war ein Lächeln, welches von Rache und Macht sprach. Von Vergeltung und Gerechtigkeit. Worte drangen in ihren Geist, schürten die Flamme der Wut im selben Maße wie die der Hoffnung und sie fand Stärke darin.
In den nächsten Tagen kam sie immer wieder in diese Kirche. Immer wenn die Sonne hinter dem Horizont versunken war und der Himmel sich von rauchblau zu einer tieferen Farbe veränderte. Und immer war die Madonna dort. Ihre Worte halfen ihr die Tage zu überstehen, machten die stärker und gaben ihr Halt. Sie schmiedeten die Flamme der Wut zu einer Klinge aus Hass und schließlich bat sie um eine Gunst. Die Gunst sollte ihr gewährt werden, doch sie würde ein Opfer kosten. Ein Opfer, welches ihre Willensstärke und ihren festen Glauben beweisen sollte. Sie war mehr als bereit es zu zahlen…
Ein paar Wochen später öffnete sich erneut das schwere Portal der San Donato Kirche und ein Trauerzug trat ein. An ihrer Spitze ein verlebt aussehender Mann und an seiner Seite seine junge, stolze Frau. Sie ließen sich in der vordersten Reihe nieder, während der Priester begann die Mitternachtsandacht für die verstorbene Mutter zu halten …. Und in den dunklen Schatten stand die Madonna und lächelte.