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Post by Josef Szőkyel on Oct 6, 2015 20:56:30 GMT
Es gibt wenige Dinge die so ungeduldig sind wie Menschen. Wobei.... so ungeduldig wie sterbliche Menschen. Er sah sich weiterhin als Mensch, wenn auch als einer der eine besondere Gabe und Bürde erhalten hatte. Eine der Vorteile war die fehlende Angst vor dem Vergehen. Die ganze Welt sah anders aus, wenn man nicht mehr die eigene Sterblichkeit berücksichtigen musste. Und das ironische daran war, dass der Mensch als einziges Vernunftbegabtes Wesen damit auch die einzige Ausnahme darstellte. Tiere fürchteten sich nur vor dem getötet werden. Bäume, Steine, das Meer, der Himmel; alle diese Dinge existieren zeitlos. Sie verändern sich, vergehen aber nie ganz.
Für Menschen einige Jahre, für ihresgleichen nur einen Moment. Der Ausbau welchen Bruder Benedetto angestrebt hatte, sollte sich langsam dem Ende nähern. Das meiste in diesem Projekt hatte er Petyr überlassen. Interessanterweise war dieser trotz seiner eigenen Unsterblichkeit scheinbar nicht ganz von der Hektik der normalen Menschen befreit. Josef bezweifelte dass dies nur an seinem Regen Umgang mit diesen lag. Das wäre eine zu einfache Erklärung.
So erreichte ein Bote schließlich das Kloster des Mönchs um an eben jenen Benedetto eine versiegelte Nachricht überbringen zu lassen. Der Ungar teilte sich höflich aber nicht sehr ausufernd mit, dass er sich mit Benedetto erneut auseinandersetzen wollte, um das weitere Vorgehen und sich neu ergebene Möglichkeiten ausnutzen zu können. Als Treffpunkt schlug er ein Geschäft nahe dem Hafen vor, welches dafür bekannt war, dass sich des Abends dort ab und an Handelstreibende Privat auf ein Bier trafen.
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Post by Benedetto on Oct 7, 2015 15:57:40 GMT
In der Tat war der Ausbau schon weit fortgeschritten und Petyr konnte berichten, dass Benedetto ihn tatsächlich gelegentlich um Rat fragte. Den Hauptteil der Arbeiten übernahm allerdings ein gewisser Ansaldo de Volta, ein junger Mann, dessen Onkel angeblich einer der besten Architekten der Stadt war. Petyr beschrieb ihn als blass und jung, stets leicht überarbeitet wirkend, mit tiefen Augenringen. Aber gleichzeitig bewies de Volta tatsächlich großes Geschick in seiner Kunst.
Es war jedoch nicht so, dass Petyr sich gelangweilt hätte. Am Tag gab es viel zu sehen, in der Nacht rief Benedetto ihn, de Volta oder gleich beide zusammen zu sich. In der von wenigen Öllichtern erhellten Schreibstube wurden sie dann exzessiv befragt. Jedes Mal saß Benedetto dort mit seiner Wachstafel und machte sich Notizen. An anderen Nächten begleiteten sie ihn in die Baustellen, blickten Werkzeuge und Kräne an, studierten die verwendeten Materialien.
Dabei machte Benedetto keinen Hehl daraus, dass die noch immer nicht eingetroffenen Steine ihn verärgerten. Schließlich musste das Kloster derzeit teuer einkaufen - und der Bau war in der Tat weit fortgeschritten.
Dennoch, der fette Mönch war guter Dinge. Das einzige, was Petyr seltsam vorkam, war, dass Benedetto und de Volta gelegentlich des Nachts zusammen auftauchten und de Volta dann noch erschöpfter als sonst aussah, ja, dass gelegentlich gar seine Hände zitterten.
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Die Einladung bestätigte Benedetto mit einem halbwegs befriedigten Nicken und einem hervorgestoßenen "Endlich!" Er ließ über Petyr ausrichten, dass er gerne alsbald wie möglich zu einem solchen Treffen erscheinen würde. Auch die Wahl des Ortes schien er nicht problematisch zu finden. Als er dort schließlich erschien, war es jedoch nicht in der Kleidung des Mönches. Er hatte sich ein einfaches Gewand eines reisenden Händlers gesucht. Begleitet wurde er von zwei stämmigen Männern, die Petyr als Teil der Miliz von Burgus kannte.
Im Inneren des Gasthauses blickte er sich suchend um.
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Post by Josef Szőkyel on Jan 20, 2016 20:15:37 GMT
Das Gasthaus war eine alte Instanz in der Stadt und hatte als solche viel mitgemacht. Von außen wirkte es dabei mitgenommener als von innen. Man sah deutlich dass hier vieles neu hergerichtet worden war vor wenigen Jahren. Doch auch die neuen Möbel und die restliche Einrichtung waren nicht aus Gold. Man hatte den Gürtel enger schnallen müssen um überhaupt noch im Geschäft bleiben zu können. Die Geschäfte der Händler gingen mal besser mal schlechter und das Wohl und Wehe einer Gaststätte wie dieser hing all zu oft am Zustand ihrer Stammgäste. Petyr und Josef hatten sich in eine der wenigen aber dafür geräumigen Besprechungsräume zurückgezogen, im grunde nichts weiter als besser abgeschirmte Separees. Die Bedienung war instruiert und führte Benedetto direkt zu jener Räumlichkeit. Den Begleitern bot man derweil ein spätes Abendessen und Getränke ihrer Wahl an, auf Kosten des Hauses natürlich. Dominiert wurde die kleine Räumlichkeit von einem großen Tisch der auf zwei SEiten von Bänken flankiert wurde. Auf ersterem fand sich neben zwei Talglichtern nicht viel. Auf einer hölzernen Unterlage lagen ein paar Schreibutensilien bereit, direkt neben einer flachen Schatulle. Obgleich Petyr in betont einfache Kleidung gehüllt war, sah man ihm seinen im Lauf der Jahre veränderten Status rasch an. Der junge Mann strahle viel mehr Ruhe aus als noch bei seiner Ankunft in dieser Stadt, doch gänzlich verschwunden war der blitzende Funke junger Wissbegierde immer noch nicht. Beim Eintreten der Gäste erhob sich der Baumeister und auch Josef, der heute in ein dickes und weit geschnittenes Gewand gehült war, lediglich mit der bei ihm oft sichtbaren Brosche verziert, erhob sich um die Gäste zu begrüßen.
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Post by Benedetto on Jan 23, 2016 21:10:55 GMT
Zum Ende des Baus waren die versprochenen Steine endlich verfügbar gewesen und hatten den Ausbau des Klosters über das geplante Maß hinaus ermöglicht. Aber dennoch war es ein späterer Zeitpunkt gewesen als erwartet. Entsprechend war Benedettos Gesicht weniger freundlich - wenn man das bei dem blassen, runden Antlitz überhaupt einmal sagen konnte - als es sonst gegenüber Josef gewesen war.
Der Kappadozianer trat an den Brujah heran, verneigte sich und begrüßte ihn höflich.
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