Yasir
Assamiten
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Post by Yasir on Nov 26, 2015 6:18:08 GMT
Der vermeintliche Sterbliche straffte seine Gestalt, als die Schatten sich wieder zurückgezogen hatten und warf dem Kind einen verärgerten Blick zu. Diesen ließ er dann über dessen Erscheinung schweifen. Der Araber selbst trug eine graue, nichtssagende Robe. Ohne irgendeine Symbolik, die zu einem Mönchsorden oder einer anderen Vereinigung gehörte. Einfach nur grau.
Als Alerio sich vorstellte, schwieg der Assamit und blieb in jenem Abstand vor ihm stehen, den der Lasombra selbst gewählt hatte, als er sich hinter Yasir bewegte. Die Worte nahm er ungerührt entgegen, ehe er erwiderte: "Ich bin Yasir ibn Mummun al-Basim, Neugeborener der Banu Haqim. Ihr kennt meinen Clan vielleicht eher als Assamiten oder Clan der Jagd", fügte er ohne großes Zögern hinzu und ließ den Blick auf dem Lasombra ruhen, aus dem die Verärgerung nur langsam wich.
"Sagt - ich kenne die hiesigen Traditionen noch nicht ganz so gut. Was genau sind die Aufgaben eines Liktors ihrer Majestät?", erkundigte er sich mit neugierigem Unterton.
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Post by Alerio on Nov 26, 2015 10:41:17 GMT
Alerio trug Lumpen. schmutzige und abgerissene Bein- und Oberbekleidung aus grober Wolle. Seine Stiefel waren aus dünnem, abgeranztem Leder und taugten eigentlich nicht mehr wirklich als Fußbekleidung, da sie löchrig und undicht waren. Doch einem Vampir machte das ja nichts aus. Es half einfach dem Bild, dass er von sich zeichnen wollte. Über dem Ganzen trug er einen dunklen Umhang mit Kapuze, welche von seinem Kopf gerutscht war. Darunter kam ein junges Gesicht von ca. 11 Jahren zum Vorschein mit dunklem zerzaustem Haar und dunkelbraunen Augen.
Alerio bemerkte, dass sich der Assamit nicht verbeugte, als er sich vorstellte. Es störte ihn nicht wirklich, legte er doch keinen Wert darauf, doch nahm es immerhin zur Kenntnis.
„Yasir ist also euer Rufname? Was bedeutet der Rest? Ibn Mummun?“
Auf die Frage des Jägers antwortete er in ruhigem sachlichem Ton: „Wir achten in erster Linie darauf, dass unsere Traditionen eingehalten werden. Darüber hinaus sorgen wir für Sicherheit und Ruhe innerhalb der Domäne. Ein aufgewühlter Haufen Sterbliche nützt keinem von uns. Und auch Streitereien unter den Kainiten kann unschöne Auswirkungen für uns alle haben.“
„Mein Angriff auf euch, galt dem Erhalt dieser Ruhe. Die Menschen hier reagieren nicht besonders wohlwollend auf eure Volksleute.“ Dabei schaute er den Assassinen argwöhnisch an.
„Was mich daher interessiert: Warum seid ihr hier? Euer Clan ist als Mörder bekannt, als äußerst gute Mörder, zugegeben, aber ich denke nicht, dass dies eine Bereicherung für diese Stadt sein könnte. Seid ihr bereits vorstellig geworden? Wenn ja, welchen Nutzen für die Domäne habt ihr der Prinzessin angeboten?“ Er schien zu bezweifeln, dass es eine gute Idee war, den Assamiten aufzunehmen.
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Post by Yasir on Nov 26, 2015 19:40:03 GMT
Yasir vermittelte nicht den Eindruck, als hätte er vergessen, sich zu verneigen, ganz im Gegenteil. Es schien eine durchaus bewusste Entscheidung gewesen zu sein. Die neuerlichen Worte, besser gesagt den Fragenkatalog von Alerio, nahm der Mann in der grauen Robe hin, ohne mit der Wimper zu zucken.
"Yasir ibn Mummun al-Basim ist mein Name so wie Alerio Casari der Eure ist. Er bedeutet nichts Besonderes", behauptete er glatt und hob dabei die Schultern. Es war praktisch nicht möglich, irgendeine Modulation seiner Stimme zu vernehmen, die auf eine Lüge oder ähnliches hinwies. Vielleicht sagte er die Wahrheit, vielleicht kannte er die Bedeutung seines Namens nicht und vielleicht wollte er Alerio auch einfach nur nicht darüber informieren. "Ich bin schon vor einiger Zeit bei der Weißen Prinzessin vorstellig geworden. Und es ist auch schon einige Zeit her, dass sie mir das Gastrecht gewährt hat." Seine Stimme klang zunächst noch neutral, nahm beim letzten Satz jedoch einen amüsierten Unterton an. Als hätte er so eben einen Witz gehört - oder gesehen -, über den er sich insgeheim amüsierte. "Ebenso pflege ich ein freundschaftliches Verhältnis mit Brimir Böggvisson. Ich nehme an, von ihm habt Ihr gehört?" Der Tonfall des Arabers war so unschuldig, dass die wahre Intention nur schwer zu übersehen war.
Ruhig fuhr er dann fort: "Was die Aufgaben eines Liktors angeht... wie schon gesagt, ich kenne mich hier nicht besonders gut aus.... doch Ihr sagtet ja, dass dazu die Überwachung der Einhaltung der Traditionen gehört... zu denen ja auch die Tradition der Domäne zählt, wie Ihr sicher wisst. Glaubt Ihr nicht, dass es nützlich für Eure Tätigkeit wäre, um nicht zu sagen essenziell, sich über Neuzugänge der Domäne informieren zu lassen?" Er legte den Kopf schief, auf eine Weise, die nahelegte, er würde sich tatsächlich für Alerios Antwort interessieren.
"Anders gefragt - glaubt Ihr, Ihr hättet diesen Angriff überlebt, wenn ich jemand anderes mit weniger Geduld gewesen wäre? Ein Mitglie des Clans der Gelehrten hätte Euch in der Luft zerrissen." Er schüttelte den Kopf. "Ihr wollt das Aufkommen eines aufgewühlten Haufens Sterblicher als Argument für einen Angriff auf einen Gast ihrer Majestät anführen. Ein wackeliges Argument, denn außer uns beiden..." Er sah nach links und rechts, die menschenleere Straße entlang, um dann wieder den Lasombra anzustarren. "... ist niemand hier. Von einem aufgewühlten Haufen ist weit und breit keine Spur."
Er straffte seine Gestalt und starrte den Lasombra missmutig an.
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Post by Alerio on Nov 27, 2015 12:37:25 GMT
Die Augen des Lasombra verengten sich und schauten den Assamiten ungehalten an. „Ihr solltet nicht auf ein so hohes Roß steigen. Eben noch knietet ihr vor mir im Dreck.“ Kommentierte er die herablassende und respektlose Art des anderen mit kalter ernster Stimme. Stellte er ihn hier doch tatsächlich als inkompetent hin, nachdem er sich schon entschuldigt hatte.
„Ja meine Tat fußte auf einer falschen Annahme, die aus mangelndem Wissen entstand. Und? Fühlt ihr euch jetzt besser, nachdem ihr mir meine Schwäche aufgezeigt habt?“ Er würde dem Assamiten seinen kleinen Triumph nicht gönnen. Sich nicht von ihm provozieren lassen.
„Der aufgewühlte Haufen war allgemein gemeint. Nicht hier und jetzt. Aber das tut nun auch nichts mehr zur Sache.“
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Post by Yasir on Nov 27, 2015 16:59:56 GMT
"Es geht mir mitnichten darum, Euch zu demütigen, Alerio Casari", erwiderte der Assamit und hob dabei abwehrend die Hände. Doch alsbald ließ er sie wieder sinken und fuhr fort: "Mir geht es darum, der Domäne zu dienen. Und im Moment kann ich ihr wohl am besten dienen, indem ich alles daran setze, dass Ihr des Amts des Liktoren enthoben werdet. Jemand, der nicht einmal in der Lage ist, ein Kind Kains zu erkennen, das seit über einem Jahr das Gastrecht genießt, sollte nicht so viel Verantwortung tragen dürfen. Dementsprechend werden sowohl die werten Brimir Böggvission und Maximinianus wie auch, so Allah will, die Weiße Prinzessin von heute Abend erfahren. Und zwar in allen Details." Seine Stimme hatte den typischen ruhigen Tonfall angenommen. Es lag kein Hohn darin, sondern klang eher wie eine nüchterne Abhandlung von Tagesordnungspunkten.
"Desweiteren sei Euch versichert, dass Ihr nicht so leise wart, wie Ihr vielleicht glaubt, als Ihr über jenes Dach gekraxelt seid", er nickte mit dem Kopf vage in Richtung des fraglichen Daches, über das Alerio sich angeschleicht hatte. "Ich wäre durchaus in der Lage gewesen, mich Euch zu erwehren, wenn das meine Absicht gewesen wäre. Ein weiterer Punkt, den man bei der Auswahl eines Liktors bedenken sollte", fügte er nachdenklich hinzu. Dann ließ er den Blick noch einmal über Alerios Gestalt gleiten, und in seinem Blick lag etwas abschließendes.
"Und nun - wünscht Ihr in Eurer Funktion als Liktor meine weitere Anwesenheit? Ansonsten werde ich mich hier verabschieden."
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Post by Alerio on Nov 27, 2015 23:57:41 GMT
Der missmutige Ausdruck auf dem Gesicht des Lasombra hatte sich nicht verändert, mehr noch hatte er sich verstärkt.
"Dann geht ruhig. Erzählt es allen, wenn ihr glaubt, dass ihr besser wisst, was für diese Domäne gut und richtig ist. Ich kann euch kaum davon abhalten. Doch ich halte es für nicht besonders sinnvoll sich unnötigerweise Feinde zu machen" merkte er an und nach einer Pause in der er den anderen Vampir einfach nur anstarrte, entließ er ihn in die Nacht.
"Verschwindet! Und ich würde euch raten, euch nicht noch einmal hier blicken zu lassen." Ob er damit nur die Baustelle bzw. das Waisenhaus meinte oder vielleicht ganz Ravecca blieb offen.
Er würde dem Assamiten nachsehen bis dieser verschwunden war. Erst dann würde auch er die Baustelle verlassen. Die anfänglich so friedliche Nacht war ruiniert.
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Post by Yasir on Nov 28, 2015 9:53:16 GMT
"Es kommt wohl immer auf den Feind an, nicht wahr?", erwiderte der Assamit in einem seltenen Anflug von Sarkasmus, lächelte und schenkte dem Lasombra dann, nachdem er einen Schritt zurückgegangen war, die von ihm heiß ersehnte Verneigung, wobei er die beiden Hände in die langen Ärmel der Robe steckte, als würden die Arme in den Ärmeln einen Ouroboros darstellen. Dabei verbeugte er sich eindeutig lächerlich tief. "Ich gehe dorthin, wo ich gebraucht werde, Alerio Casari. Gute Nacht."
Schließlich wandt der Banu Haqim sich ab und schritt gemessenen Schrittes davon.
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