|
Post by Benedetto on Nov 8, 2015 8:48:06 GMT
Benedetto setzt den Pinsel ab und streckte sich. Dann begutachtete er das Werk seiner Hände. Während die eine Hälfte der Seite nur Buchstaben aufwies, begann sich um die andere eine Ranke zu schlingen. Er hatte die ersten Blüten fertig gestellt und mit der kleinen Szene begonnen, die sich unter dem Text abspielen würde. Soeben hatte der Ketzer ein rotes Gewand erhalten, das ihn kennzeichnete, und nun würde er noch die Schattierung fertigstellen. Vielleicht wäre er damit sogar vor der Matutin...
"Herr, Herr!" Marius hatte nicht einmal angeklopft, was Benedetto eine hochgezogene Augenbraue abverlangte. "Nonnen! Vor dem Tor!"
Der darauf folgende, etwas verwirrende Dialog führte schließlich zu einer Erkenntnis: Die Schwestern von Sant'Agnese fuori delle Mure waren vor dem Kloster angekommen und wollten die Messe mit ihm feiern. Und "die Blinde mit dem Veitstanz" war ebenfalls dabei. Benedetto schloss die Augen. Blendete die Welt für einen Moment aus, zog sich in seine Gedanken zurück.
Dann sprach er.
"Lauf nach Burgus und bring die wichtigeren Männer der Stadt her. Hoffen wir, dass sie noch nicht schlafen. Sag Amando, er soll mit seiner Familie kommen. Aber auch einige von denen, die nicht... eingeweiht sind. Sag ihnen, wir seien gesegnet mit der Anwesenheit der Damen und hofften, dass sie sich uns anschließen." Er schüttelte den Kopf. "Das ist alles höchst unorthodox." Dann fiel sein Blick auf die Seite, an der er gearbeitet hatte und er lächelte über die Ironie.
---
Der überforderte Pförtner hatte die Nonnen für einige Zeit in der Kälte warten lassen, aber nun trat der Mönch Citus aus dem Tor, ruhig und gefasst wie immer, vielleicht sogar ein wenig amüsiert. "Schwestern, verzeiht uns. Bitte, kommt hier entlang." Er führte die Frauen in das Refektorium, wo sie an den Esstischen der Mönchen erst einmal Platz nehmen konnten. Zwar war auch dieser Ort nicht geheizt, aber immerhin bot er Schutz vor Wind und Wetter.
Währenddessen wurde Isabella gebeten, Marius zu folgen, der sie in die ihr nur allzu gut bekannte Schreibstube führte. Benedetto stand in der Mitte des Raums, die Hand nachdenklich an das Doppelkinn gelegt. Als er sie sah, lächelte er. "Schwester Isabella. Erneut willkommen in San Marcellino. Bitte, setzt euch!"
|
|
|
Post by Soror Isabella on Nov 8, 2015 15:20:48 GMT
Die Nonnen warteten schweigend erst vor den Toren des Klosters dann in dem Raum, den man ihnen zeigte bis es Zeit für das erste Stundengebet des Sonntages wurde. Sittsam schweigend und geordnet folgten sie dem Mönch, der sie zu den Räumlichkeiten wies.
Dass man ausgerechnet die blinde Schwester bat zu folgen schien die Frauen zu irritieren, jedoch sagte keine von ihnen etwas und nachdem die Priorin der Bitte des Mönches zugestimmt hatte folgte Isabella Marius in die Schreibstube. Sobald sich die Türe hinter den beiden schloss und Isabella sicher war, dass außer Benedetto und Marius keine weiteren Personen anwesend waren straffte sich ihre Haltung und ihr gang und sie ging recht ziesicher auf Benedetto zu ohne geführt zu werden.
Frater Benedetto, eine gesegnete Nacht wünsche ich euch.
sie nahm auf dem Stuhl platz den ihre tastenden Hände fanden.
Wie kann ich euch helfen?
|
|
|
Post by Benedetto on Nov 8, 2015 16:42:22 GMT
Der dicke Mönch hob erstaunt die Augenbrauen, was Isabella aber natürlich nicht wahrnehmen konnte. Dennoch war die Irritation in seiner Stimme zu vernehmen: "Wie ihr mir...? Ich wollte fragen, wie ich euch helfen kann. Schließlich sucht ihr mich ohne Ankündigung mit eurer gesamten Schwesternschaft auf, bittet um Einlass in meine Zuflucht. Verstehe ich es recht, dass ihr an der Matutin teilnehmen wollt?"
Er blickte zu Marius, um herauszufinden, ob dieser ihm etwas Falsches berichtet hatte. Dieser zuckte nervös mit den Schultern.
"Ich hatte euch ja bereits die Problematik der Abgeschiedenheit der Brüder dargelegt und das Problem von bösartigen Gerüchten angesprochen, oder? Dennoch seid ihr nun hier... erschienen." Stille. Nachdenkliche Stille. "Nun, sei es drum. Wenn ihr wollt, dann lege ich bei Abt Albanus ein gutes Wort für euch ein. Ich habe bereits veranlasst, dass einige höhergestellte Bürger von Burgus ebenfalls kommen werden. Wegen den Gerüchten, als Zeugen für die Reinheit des ganzen Vorganges."
Sie konnte hören, wie Finger auf Holz trommelten, vielleicht eines der Schreibpulte. "Machen wir also ein Ereignis daraus. Aber bitte, sagt den Schwestern, dass sie sich auf die zugewiesenen Warteräume beschränken sollen. Die Mönche..." er betonte das Wort, so dass klar wurde, wen er eigentlich meinte - sich selbst "...schätzen ihre Privatsphäre."
|
|
|
Post by Soror Isabella on Nov 8, 2015 17:19:28 GMT
Sie lächelte den Mönch an
Genau deswegen ist eure Abtei weder die erste noch die letzte der Kirchen, die die Schwesternschaft nun besucht. bis sich eine andere Lösung des Problems findet. Vor der Abtei besuchten wir bereits 6 andere Kirchen. jeder der uns beobachtet wird sich denken können welche der Kirchen wir als nächstes aufsuchen um das erste Gebet des Sonntages mit den Sakramenten zu empfangen. wir werden niemanden in Schwierigkeiten bringen und die Nonnen werden sich so verhalten wie es sich für einen Nonnenorden geziemt. Außerdem habt ihr selbst darum gebeten einmal unseren Beitrag zu einer solchen messe miterleben zu dürfen und da wir euch den Weg zu uns nicht zumuten wollten haben wir uns zu euch bemüht!
Freundlichkeit und höflicher Respekt war alles was man aus ihren Worten herauslesen konnte.
|
|
|
Post by Benedetto on Nov 8, 2015 19:12:29 GMT
Freundlichkeit und höflichen Respekt war wohl auch das Mindeste, was bei so einem Überfall zu erwarten war. Benedetto klang immer noch etwas verwirrt, aber sie konnte hören, dass er sich zu lächeln bemühte. "Dann bin ich natürlich froh für euren Besuch. Ich bin gespannt, ob dieser Gesang Citus' Schilderungen Gerecht wird. Die Brüder werden ohnehin durch das ganze Hin und Her bereits wach sein. Wahrscheinlich wird Abt Albanus die Messe einfach vorziehen."
Wieder hörte sie das Trommeln von Fingern, während er nachdachte. Schließlich räusperte er sich. "Nun, aber ich denke, ihr solltet zu euren Schwestern zurückkehren. Oder habt ihr noch einen Wunsch?"
|
|
|
Post by Soror Isabella on Nov 8, 2015 20:36:15 GMT
Sie nickte nur kurz und erhob sich
Heute Nacht bin ich lediglich hier um die Sakramente zu empfangen zusammen mit meinen Schwestern! und wir hoffen eure Messe zu etwas besoonderem zu machen ich wünsche euch noch eine angenehme Nacht!
|
|
|
Post by Benedetto on Nov 8, 2015 22:44:12 GMT
Und so kam es, dass sich die Mönche von San Marcellino, die Schwestern von Sant'Agnese fuori delle Mure und die wichtigsten Männer des Dorfes Burgus in der Kirche des Klosters einfanden. Es traf sich, dass die Klosterkirche im Rahmen des Umbaus erst vor kurzem erweitert worden war, denn so fanden sie alle einen Sitzplatz. Offenbar hatte das Kloster noch nicht damit begonnen, die Zahl seiner Brüder zu vergrößern.
Die Mönche waren offenbar noch recht ermüdet, hatte man ihnen doch einige Stunden des Nachtschlafes entzogen, aber wie Abt Albanus verkündete, würde dieser bald nachgeholt werden können. Der Erste unter den Brüdern begrüßte die Anwesenden und bat für die Spontaneität des Treffens um Verzeihung. Aber die Gelegenheit für eine solche Messe käme eben nicht alle Tage und so solle man Gott danken, dass er die Versammelten zusammengeführt habe.
Dann begann die Matutin mit dem Invitatorium und den Worten "Herr, öffne meine Lippen..." sowie dem Vortrag des 95. Psalm. Danach wies Ercole in Richtung der Nonnen. "Unsere Schwestern waren so freundlich, uns anzubieten, den Hymnus auf ihre unvergleichliche Art dem Herrn darzubieten." Erwartungsvoll richteten sich alle Augen auf die weiblichen Gäste.
|
|
|
Post by Soror Isabella on Nov 8, 2015 23:33:57 GMT
Die Nonnen erhoben ihre Stimmen zum Gesang und es mischte sich wie schon im Kloster der Nonnen jenes Gefühl unter den Gesang, dass hier die Hand gottes zum Segen auf der Gemeinde lag und da war noch etwas mehr etwas was die Menschen zu faszinieren vermochte ... etwas Ehrfurchtgebietendes vor dem gesungenen Wort Gottes(*)
Mit dem Ende des Gesanges wichen dann auch beide Gefühle wieder.
(*) Charisma + Vortrag: jznzATcF1-10 1-10 1-10 1-10 1-10 1-101-10·1-10·1-10·1-10·1-10·1-10
|
|
|
Post by Benedetto on Nov 9, 2015 20:47:45 GMT
Tatsächlich waren die männlichen Zuhörer rasch in den Bann geschlagen, der von dem Gesang ausging. Selbst Benedetto nickte anerkennend, als er die wohlklingenden Stimmen hörte und Citus stieß - völlig uncharakteristisch - Marius mit dem Ellbogen an. Er hatte schließlich nicht zuviel versprochen. Marius hingegen lauschte mit offenem Mund.
Danach fuhr Abt Albanus mit der Matutin fort. Zwei Nokturn - Psalmvorträge und längere Lesungen - schlossen sich an. Der eine Lesungstext war ein Abschnitt aus der Bibel, die Geschichte vom verlorenen Sohn. Der zweite war ein Vortrag aus dem Leben des Augustinus. Doch anstatt dass die Matutin danach mit dem Tagesgebet endete, wie es eigentlich üblich war, verteilte Albanus die Sakramente.
"Höchst unorthodox", murmelte Benedetto, aber es klang nicht unzufrieden.
Dann schließlich wurde das Tagesgebet gesprochen und die Bewohner von Burgus zur Tür eskortiert. Auch die Schwestern wurden - nach einer kurzen Wartezeit im Refektorium - wieder hinausgeführt. Abt Albanus bedankte sich noch einmal bei der Priorin für den wundervollen Gesang. Benedetto hingegen trat an Isabella heran. "Ich muss sagen, ihr habt nicht zuviel versprochen."
|
|
|
Post by Soror Isabella on Nov 9, 2015 23:43:03 GMT
Während Andra mit Albanus sprach
Die Schwesternschaft sieht ein, dass es unzumutbar ist für die hiesigen Priester zu unserem Kloster zu wandern, daher hat die Schwesternschaft beschlossen im regelmäßigen Wechsel die hiesigen Kirchen jeweils am Sonntag zum ersten Gebet des Tages auf zu suchen wir wechseln damit wir niemandem zur Last fallen werter Abt. So also nichts dagegen sprich würden wir in 20 Wochen erneut an die Pforten eures Kloster klopfen! Sollte etwas dagegen sprechen entsendet uns einfach einen Boten!
Antwortete Isabella Benedetto freundlich:
ich habe euch nichts Versprochen werter Frater Benedetto, das war euer junger Novize. Aber es ist das erklärte Ziel der Schwesternschaft die Schönheit und das gesungene Wort Gottes in der angemessenen Form in die Herzen der Menschen zu tragen. auch deswegen hat die Schwesternschaft beschieden zu wandern! Aber ich danke euch für das Lob, es ehrt mich und die Meinen!
Dann verneigten sich beide Frauen vor ihrem jeweiligen Gesprächspartner und die Schwesternschaft verließ das Kloster um zu ihrem eigenen zurück zu kehren
|
|
|
Post by Benedetto on Nov 11, 2015 7:44:34 GMT
Albanus gab gerne sein Einverständnis, insbesondere, da diesmal ja ein Termin feststand. Auch die Dorfbewohner von Burgus erklärten sich bereit, daran teilzunehmen. Nur die zynischsten unter ihnen hatte der Gesang nicht beeindruckt, ja, einige wirkten sogar tief bewegt. Benedetto nickte ebenfalls. "Nun, ich denke, das ist euch gelungen. Wir freuen uns auf euren Besuch."
Und so endete die Nacht einvernehmlich und friedlich unter Gottes Augen, in denen heute vielleicht - vielleicht - sogar die Verdammten ein wenig Wohlwollen fanden.
|
|