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Post by Fabrizio on Jan 10, 2016 19:25:43 GMT
Alle paar Jahre so schien es, machte der Kapitän Fabrizio sich einsam auf den nächtlichen Fußweg nach Burgus und dann hinauf zum Kloster. Beinahe wie ein Büßerweg mochte es erscheinen, denn der Triarch war jedesmal betont einfach gekleidet. Ein nächtlicher Wanderer. Und so kam Fabrizio auch in dieser Nacht vor die Wachen des Dorfes und erfragte schlicht seinen Weg zu dem Bruder Benedetto. Vielleicht sein Beichtvater? Sicherlich könnte er einen Beichtvater durchaus gebrauchen. Denn da waren einige Schatten die dem Lasombra im Geiste nun schon lange folgten.
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Post by Benedetto on Jan 10, 2016 21:11:55 GMT
Fabrizio konnte als Laie nicht wissen, dass Benedetto keine Priesterwürde erhalten und somit kein Recht zur Beichte hatte. Aber andererseits - bei der unorthodoxen Gesellschaft, die der Mönch in letzter Zeit pflegte, wer wusste da schon, ob er sich in dieser Hinsicht an die Regeln der katholischen Kirche hielt. So oder so wurde er von den Wachen an den Gastwirt weiterverwiesen, der einen Boten zum Kloster schickte.
Es dauerte ein wenig, aber schließlich führte man den Triarchen den Weg hinauf, dann in das düstere Gemäuer, bis er schließlich in der vertrauten Schreibstube stand. Benedetto seinerseits trat nur wenige Minuten später ein. "Triarch Begado! Es freut mich euch zu sehen." Er senkte die Stimme ein wenig. "War euer Versuch... erfolgreich? Oder seid ihr aus einem anderen Grund hier?"
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Post by Fabrizio on Jan 10, 2016 21:53:02 GMT
Die Zeit des Weges schien dem Triarchen recht unerheblich zu sein. Ebenfalls wartete er eher reglos in der Schreibstube auf seinen Gastgeber. Keine besonderen Gefühlsregungen, nur hin und wieder der umherschweifende Blick seiner wachen Augen. Dann straffte sich sein Körper kaum merklich als Benedetto eintrat.
"Bruder Bendetto. Und es freut mich hier zu sein!" Seine unbeteiligte Miene hatte sich nun entgegen seiner Begrüßungsworte zu einem ernsten Ausdruck gewandelt.
"Erfolgreich... Wohl eher weniger. - Dank eurer Informationen gelang es mir durchaus dem Lasombra zu begegnen. Aber ich bin dann wohl nur um haaresbreite mit meiner Existenz davon gekommen." Fabrizio stoppte und wollte diese Nachricht wohl ersteinmal gebührend wirken lassen oder dem Gegenüber schoneinmal eine erste Reaktion entlocken.
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Post by Benedetto on Jan 11, 2016 7:51:42 GMT
Benedetto zog die Augenbraue hoch. Sein Gesichtsausdruck zeigte weniger Überraschung als Enttäuschung. Für einen Moment stand er da, den Finger ans Kinn gelegt und dachte nach. Dann wies er auf den Tisch. "Bitte, setzt euch. Und erzählt mir alles."
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Post by Fabrizio on Jan 11, 2016 18:52:21 GMT
Fabrizio nickte nur etwas lapidar und setzte sich dann schließlich an den besagten Tisch.
Wenige Momente später berichtete er dann auch schon. "Leider gibt es nicht wirklich viel zu erzählen, dennoch sind die Erfahrungen vielleicht von Wert für unsere Sache." So stellte er ersteinmal schulterzuckend und einleitend fest. "Ich machte mich also kurz nach unserem letzten Gespräch auf zu dem von euch beschriebenen Hügel in Ravecca. Dort streifte ich die ganze Nacht recht ziellos umher, teils suchend teils unbestimmt wartend. Dabei achtete ich darauf mich allein zu halten, um den Arianer hervorzulocken." Er machte eine kurze Pause und zuckte dann erneut mit den Schultern. "Ich fand nicht den geringsten Hinweis auf irgendetwas, kein Heiligtum, keine Begegnungen mit irgendjemandem, keine Stimmen und nichteinmal irgendwelche verdächtigen Schatten." Dann schien er sich daran zu erinnern, dass er ja behauptet hatte durchaus auf den Lasombra getroffen zu sein. Ein zynisches Lächeln flog dann kurz über seine Züge. "Ich hatte allerdings ein seltsames Gefühl dabei, als ich schließlich den Ort vor dem Morgengrauen wieder verließ. - Im Nachhinein konnte ich dann mit sicherheit rekonstruieren, dass mir in etwa sechs Stunden dieser Nacht schlicht aus der Erinnerung gerissen wurden. Und glaubt mir, ich habe sicherlich nicht zu viel starken Wein getrunken." Die Sache mit der Prinzessin und seine seltsamen Erfahrungen dort erwähnte er ersteinmal nicht, ein pikantes Detail welches den Kappadozianer bisher nicht zu interessieren hätte.
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Post by Benedetto on Jan 12, 2016 5:36:11 GMT
"Faszinierend..." Benedetto war der Erzählung mit offensichtlichem Interesse gefolgt. Die milchigen Augen blickten den Lasombra nachdenklich an, geradezu durch ihn hindurch. Schließlich riss er sich selbst von seinen Gedanken los. "Nun. Verzeiht. Ihr sagt also, dass ihr euch an einen Großteil eures Aufenthaltes dort schlicht nicht erinnert, ja? Das bedeutet wohl in der Tat, dass ihr jemanden... oder etwas... dort getroffen habt."
Er runzelte die Stirn. "Aber was genau meint ihr mit Lebensgefahr und dass ihr nur knapp davongekommen wäret?"
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Post by Fabrizio on Jan 12, 2016 20:54:21 GMT
Wieder zuckte Fabrizio nur mit den Schultern, das schien eine neue Angewohnheit von ihm zu sein. "Wie gesagt kann ich mich an nichts erinnern was wirklich passiert ist, deshalb habe ich mich dazu so unbestimmt ausgedrückt." Ein lächeln huschte vorbei. Lebensgefahr... "Was ich euch dazu sagen kann sind also wohl nur Mutmaßungen." Er legte den Kopf leicht schief und betrachtete nun seinerseits Benedetto nachdenklich. "Aber ich weiß sehr wohl, dass sich jemand der derart bearbeitet wird in einer absolut hilflosen Situation befindet. Das Opfer ist willenlos, befindet sich in einer Art Hypnos. - Und da ich zudem von euch gehört habe mit welch rücksichtsloser Brutalität der Arianer bereits gegen Störenfriede vorgegangen ist, würde ich niemanden in Sicherheit wiegen, der sich so lange in seiner Gewalt ausgeliefert befindet." Er stoppte kurz und rückte sich selbst wieder zurecht. "Meine Mutmaßung ist also, dass er mich in ein Versteck lockte oder verschleppte und dort unter seine Kontrolle brachte. Die Zeitspanne würde dazu ausreichen meinen Geist sehr gründlich auseinanderzunehmen. - Wir sollten davon ausgehen, dass der Arianer alles weiß, wovon auch ich Kenntnis habe." Zum Glück war das ja nicht all zu viel. Aber Fabrizio überließ es Benedetto sich selbst Gedanken dazu zu machen.
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Post by Benedetto on Jan 14, 2016 19:54:41 GMT
"Höchst interessant." Der Kappadozianer verarbeitete das Gesagte, dann verschränkte er die Arme. "Euer Clansbruder scheint nicht gerade an guten Gesprächen interessiert zu sein. Aber wer weiß? Vielleicht habt ihr auch ein ganz höfliches Gespräch geführt, das er aus irgendwelchen Gründen aus eurem Gedächtnis löschen wollte." Benedetto schaute Josef fragend an.
Dann schnipste er mit den Fingern. "Aber im Gegensatz zu ihm werdet ihr vielleicht auffälliger gewesen sein? Man könnte versuchen, Zeugen zu finden, die sahen, wohin ihr ginget... oder geführt wurdet. Man könnte..."
Er unterbrach sich und runzelte die Stirn. "Sagt, Triarch, warum seid ihr zu mir damit gekommen und nicht zu euren Clansgeschwistern?"
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Post by Fabrizio on Jan 14, 2016 21:06:24 GMT
Ja, man könnte. So wiederholte Fabrizio für sich, während er dem eifrigen Kappadozianer mit eher neutralem Gesichtsausdruck zu hörte. Dann die doch wieder recht interessante Frage. Erinnerte sich Benedetto vielleicht nicht mehr recht an ihr Gespräch? Nun, es war ja auch schon eine ganze weile her. Fabrizio allerdings hatte gerade diese Details noch gut im Gedächtnis. Entsprechend zeigte der Triarch sich zuerst deutlich überrascht über die Frage und wurde dann sehr ernst als er antwortete.
"Ich kam damit zu euch, weil ich euch mein Wort gegeben habe. Ich habe euch mein Wort gegeben, dass ich niemandem anderes davon erzählen werde. Und ich pflege mich an mein Wort zu halten und meine Handelspartner zu respektieren. - Außerdem habt ihr euch gerade was meine Clansgeschwister angeht sehr deutlich ausgedrückt. Die Ädilin gehört nicht zu euren Verbündeten und der Liktor ist durch sein Amt gebunden und wird durch euch selbst informiert sobald ihr dies für angemessen erachtet. Ich hatte entsprechend nicht vor euch zu hintergehen, Freund Benedetto."
Diese Klarstellung ließ er ersteinmal einen Moment wirken, sprach dann aber direkt selbst weiter.
"Desweiteren habt ihr natürlich recht, der Arianer könnte auch einfach nur ein freundliches Gespräch mit mir geführt haben. Oder aber es handelte sich nichteinmal um den Arianer sondern um etwas gänzlich anderes das mir die Erinnerung nahm. Ich weiß nur dass es der Kraft der Beherrschung ähnelt über die auch ich selbst verfüge. - Man könnte also hoffen, dass ich in einem höflichen Gespräch mit Allocer ihn davon überzeugen konnte von einem weiteren Blutvergießen abzusehen. Andererseits könnte man auch annehmen, dass er mich nur nicht vernichtet hat um keine weitere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen sondern weiterhin ungestört seinen eigentlichen Zielen nachgehen zu können."
Vermutlich war recht klar, dass Fabrizio eher der zweiten Theorie folgen würde.
"Ich jedenfalls sehe es so, dass ich bisher keine Vorteile aus dieser Angelegenheit ziehen konnte und schon garnicht über die Mittel verfüge diesen Kainiten irgendwie zu Vernunft zu bringen. - Nun, aber den Versuch war es wert."
Wieder zuckte er mit den Schultern.
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Post by Benedetto on Jan 15, 2016 11:28:49 GMT
Benedetto nickte, offenbar befriedigt. "Sehr richtig. Die Liktoren sind allerdings bereits informiert und Alerio ist ein kluger Ordnungshüter. Vielleicht solltet ihr euch einmal mit ihm treffen und diskutieren, was euch widerfahren ist. Ich traue ihm zu, eine einvernehmliche Lösung anzustreben. Die Ädilin andererseits, nun, ihr müsst selbst einschätzen, ob ihre Angehörigkeit zu den Königen ihre Loyalität gegenüber dem Clan untergräbt." Der Mönch schien daran allerdings wenig Zweifel zu haben.
Er rieb sich den Hinterkopf. "Diese Kraft der Beherrschung wirkt ausgesprochen mächtig. Aber leider kann ich in dieser Hinsicht wenig Expertise beisteuern. Jedoch ist es möglich, dass ihr einen Eindruck auf Allocer - oder wie auch immer er heißt - gemacht habt, der sich in Zukunft noch auszahlen könnte. Sollte die Angelegenheit irgendwann zur Sprache kommen, so seid euch gewiss, dass ich eure Versuche, die Angelegenheit friedlich zu lösen, stets lobend erwähnen werde, auch vor unserer Herrscherin."
Erneut in Gedanken versunken, tappte der Kappadozianer auf die Tischplatte. "Nun, aber es ist schon sehr bedauerlich. Allocer wäre ein wunderbares..." Dann schwieg er und schaute Fabrizio an.
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Post by Fabrizio on Jan 17, 2016 13:07:30 GMT
Die Liktoren informiert, Alerio der richtige Ansprechpartner. Die Ädilin dürfte tatsächlich eher zu Godeoc halten, Konkurenz in ihrer Machtposition würde sie niemals dulden. Nutzen in der Zukunft und lobende Erwähnung, na immerhin, wenigstens ein Trostpreis. Fabrizio resümierte still und Nickte dann einfach nur zustimmend. Bei Benedettos unbeendetem Gedanken merkte der Lasombra dann allerdings auf und erwiederte den Blick geradezu fasziniert. "Ein wunderbares?"
Die Fette Qualle aus Mailand, so wurde Benedetto hinter seinem Rücken geschimpft. Eine Qualle war ein selten nutzloses Ding. Benedetto hier allerdings kam dem Seemann eigentlich viel eher wie die Fette Spinne in ihrem Netz vor. Und Spinnen waren durchaus nützlich, man konnte einiges von ihnen lernen.
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Post by Benedetto on Jan 17, 2016 19:59:31 GMT
Benedetto zog den Mundwinkel hoch. "Ein wunderbares Gegengewicht in der städtischen Politik. Godeoc verschiebt die Machtbalance doch allzu sehr zu den Königen hin, zumindest für meinen Geschmack. Aber ihr wisst ja auch, dass ich mit einem der Könige nicht gerade befreundet bin. Ich fürchte nur, dass die Haltung eures Clansbruders nicht gerade dazu beiträgt, dass dieser Wunsch Wirklichkeit wird."
Er zuckte mit den Schultern. "Euch ist sicher mittlerweile aufgegangen, warum eure Anklage gegen Maximinianus bisher kein Gehör findet. Schließlich hat er schon schlimmere Verbrechen begangen, etwa den Stillebruch vor Bischof Romperto. Aber er ist eben der Neffe unserer hochwürdigen Herrscherin..." keine Ironie lag in dem Ehrentitel, nur Resignation in seinen Worten "...und der wichtigste Verbündete des bisher einzigen Ancilla der Stadt."
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Post by Fabrizio on Jan 18, 2016 21:05:57 GMT
Sehr interessiert und aufmerksam folgte Fabrizio den politischen Ausführungen des Mönches.
"Ja, ich verstehe was ihr meint. - Tatsächlich lässt Allocer das Gleichgewicht sogar noch weiter zu Gunsten der Könige kippen. Durch seine provokante Haltung bindet er die Ressourcen der Liktoren, die ja nun in der Pflicht stehen ihn zu fassen."
Dann schien auch der Lasombra etwas in Gedanken versunken zu sein.
"Wenn er allerdings seine Ziele erreichen sollte... Godeoc töten, den Nosferatu... Dann wäre wohl wieder eine Art Gleichgewicht hergestellt. - Wie hat er sich ausgedrückt... An diesem Haufen Ruinen hat er kein Interesse." Dann schwieg auch Fabrizio und blickte Benedetto an.
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Post by Benedetto on Jan 19, 2016 10:17:55 GMT
"Sehr richtig beobachtet." Benedetto schien der erste Gedanke so noch gar nicht gekommen zu sein, denn er nickte mit gerunzelter Stirn. "Deswegen kann es auch nur im Interesse der Liktoren liegen, eine schnelle Lösung für die Angelegenheit zu finden. Wie diese Lösung im Endeffekt aussieht - nun, Antigonos und Alerio zumindest würden von einem friedlichen Vorgehen profitieren. Bei Brimir bin ich mir nicht sicher. Er ist ein Krieger. Und er hat irgendwelche Abkommen mit Maximinianus getroffen, wie er mir neulich erklärte."
Der fette Mönch verschränkte die Arme, als Fabrizio weitersprach und schüttelte den Kopf. "Godeoc ist ein Mitglied der Domäne. Nicht nur würde sein Tod weitreichende Folgen haben, welche Genua erschüttern könnten - schließlich beherrscht er Clavicula schon eine Weile, wo all die Verbrecher leben. Es wäre auch ein Angriff auf die Autorität der Prinzessin selbst, von Seiten der Lasombra. Das könnt ihr nicht wollen."
Er zuckte mit den Schultern. "Ganz abgesehen davon, dass Godeoc nicht einfach untergehen würde. Im Gegenteil. Dieser Konflikt könnte den Streit zwischen Maximinianus und mir wie ein Kinderspiel wirken lassen. Zu unser aller Schaden."
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Post by Fabrizio on Jan 19, 2016 17:08:23 GMT
Fabrizio lächelte verstehend aber auch ein wenig wölfisch. Das Mönchlein zog also die Dominanz durch seine Feinde dem Chaos eines Umschwungs vor, aber das war kein Wunder. Noch hatte er es ja recht gemütlich hinter seinen sicheren Klostermauern.
"Nein selbstverständlich kann ein Angriff auf die Autorität unserer hochwürdigen Prinzessin nicht geduldet werden. Die Alterwürdigen unseres Clanes höchstpersönlich würden sich dann sicherlich der Bestrafung Allocers annehmen, so bald er das Sakrileg zu weit treibt und die Tradition derart bricht." Es sei denn er würde sich danach selbst erfolgreich zum Prinzen Genuas erklären. Aber das musste nicht ausgesprochen werden, denn dies war wohl allzusehr unmöglich.
Und damit war das Thema für Fabrizio ersteinmal abgeschlossen, er lehnte sich zurück, ließ seinen Blick umständlich durch den Raum schweifen und blickte dann sichtlich entspannter wieder zu Benedetto.
"Aber etwas ganz anderes Benedetto, mir ist da vor einiger Zeit am Hafen eine kindliche Malkavianerin nachgelaufen. Angelique hat sie sich genannt und hat behauptet als Novize verkleidet Botengänge für euch zu machen. Was hat es denn auf sich mit diesem Wesen? Sie kam mir recht... seltsam vor."
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