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Post by Il Narratore on Apr 7, 2015 12:51:34 GMT
Es war irgendwann in den vierziger Jahren des zehnten Jahrhunderts seit der Herr auf die Erde gestiegen und gekreuzigt worden war. Im Hause des Peppe Ghiraldi war alles zu eimen großen Fest bereitet worden. Der Hauptmann hatte die obere Etage freigeräumt. Seine Familie war für einen kleinen Urlaub aufs Land gefahren, ein Gehöft des Bruders des Schwägers einer Nichte, oder so hatte man ihnen erzählt. Das große Schlafzimmer war umgeräumt worden, Tische, Stühle und Bänke herbeigeschafft in aller Eile, sowie fässerweise Wein und Bier, das im Aufenthaltsraum der unteren Etage an knapp ein Dutzend schwerst bewaffnete Milizionäre ausgeschenkt wurde. Stiefel und Fäuste schlugen auf das dicke Holz, kehliges Gröhlen ertönte und einige Dolche, Schwerter, Beile und Schilde rasselten bei jeder Bewegung der singenden und schwatzenden Mannschaft.
Ein weiteres Dutzend hatte Stellung an der Eingangs- und der Kellertür bezogen, sowie an der Treppe, die vom Aufenthaltsraum aus nach oben führte, und die vier loyalsten Recken in Peppe Ghiraldis Bande standen in den Ecken des geplanten Versammlungsraumes, der über eine angenehme Größe und einige Fenster hinaus in den Hof verfügte, den Ghiraldi sich mit einigen Händlern und Schumachern geteilt hatte, ehe ein reicher Gönner... Ein massiver Tisch nahm den Großteil der freien Fläche ein. Er war mit einem schlichten, weißen Tischtuch und vier schmucklosen Tonbechern bedeckt. Ihn umstanden in regelmäßigen Abständen vier Stühle, die sich in nichts voneinander unterschieden. Sein einziges bemerkenswertes Merkmal war seine Form, die kreisrund war. Antigonos stand, in einen massiven Schuppenpanzer gehüllt, die Schultern gerade durchgedrückt, die trotz der spätsommerlichen Wärme von ihm in schwere Handschuhe gepressten Hände hinter dem Rücken verschränkt und einen dicken Wappenrock über den ledernen Hosen, mit dem Rücken zur Tür und zum Tisch, ein Schemen vor dem durch das Fenster hereinbrechende Mondlcht. Sein Blick ging stumm nach draußen auf den Hof, wo die 'Jungs' mit Freigang es ihren diensthabenden Kameraden gleich taten und sich hemmungslos vergnügten. Sie tranken weit hemmungsloser als die Männer im Erdgeschoß und hatten, wie Antigonos es verordnet hatte, ihre Waffen in den Barracken gelassen. Mario und Luigi achten vor deren Toren darauf, dass die zu erwartenden Prügeleien an der frischen Luft blieben und niemand seinen Dolch aus der Truhe holte. Peppe Ghiraldi ging unruhig hinter dem Krieger auf und ab, händeringend und mit einem unguten Gefühl in der Magengegend.
Alerio war gebeten worden, Brimir zu informieren und ihn zum Milizhauptquartier von Platealonga zu begleiten. Phosoa von Byzanz war auf üblichem Wege durch Antigonos selbst benachrichtigt worden. Ihnen allen war die Mitnahme ihrer persönlichen Ghule, Waffen und Wachen gestattet worden, doch Antigonos garantierte für die körperliche Unversehrtheit seiner Gäste. Der Grund dieser Zusammenkunft war dabei als höchst simpel erschienen: Blut floß offen in den Straßen Genuas, während Milizen untereinander um Einfluß, Rechte und Privilegien stritten. Sie waren unfähig gewesen, das Massaker vor dem Kloster Sisto e Vittorio zu verhindern - der Zuflucht eines der Ihren! - oder den Anschlag auf den Bischof oder irgendeine der darauf folgenden Säuberungen und Pogrome seitens der ärmsten Bürger der Stadt. Ein jeder Verdammter, der aus diesen oder jenen Gründen Ambitionen in den juristischen Gebieten der Stadtverwaltung hatte, sollte diese mit den anderen koordinieren. Zum Wohle der Domäne und ihrer ganzen Art. Antigonos hatte der Prinzessin geschworen, ihre Domäne mit Schild und Schwert zu verteidigen, und genau dies beabsichtigte er am heutigen Abend zu tun.
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Post by Alerio on Apr 7, 2015 14:36:45 GMT
Einige Tage vorher hatte Alerio, über Grimsteinn, Brimir über das Stattfinden des Zusammenkommens unterrichtet. An eben dem fälligen Abend, ging er sodann mit Pietro zu Grimsteinns Haus am Hafen, um Brimir und seinen Ghul dort abzuholen.
An diesem Abend hatte er sich sogar mal etwas gepflegter gekleidet. Die Kleidung war vom Stil her immer noch die selbe, auch dunkles braun und schwarz waren noch die vorherrschenden Farben, doch waren die Kleider aus weit besseren Stoffen. Feingewebte Wolle und Leinen, sowie gute Lederstiefel. Schmuck oder Verzierungen suchte man dennoch vergeblich. Auch Pietro trug schlichtes Hemd und Hose. Die Lederrüstung, die er darüber trug hingegen war neu und an seiner Seite baumelte ein altes aber gut erhaltenes Schwert.
Freundlich begrüßte er Brimir und Grimsteinn, als sie ankamen und führte sie dann zu dem Haus von Pepe Ghiraldi. Schon von weiten, konnten sie das freudige Lachen und Gröhlen der Milizionäre hören. Als sie eintraten, wurde der Lärm noch lauter und der Geruch von Bier, Wein und Schweiß schlug ihnen entgegen.
Pietro brachte die Gruppe durch den Aufenthaltsraum zur Treppe zum Obergeschoß und hob hier und da im vorbei gehen grüßend die Hand. Mit den Wachen an der Treppe wechselte er ein paar kurze, aber freundliche Worte und brachte sie dann in die zweite Etage des Hauses. An der Tür des Versammlungsraumes klopfte er kurz, bevor er eintrat. Innen grüßte er Antigonos und Pepe und trat dann zur Seite um die anderen einzulassen. Alerio nickte Antigonos und auch Pepe freundlich zu "Guten Abend, ich habe euch jemanden mitgebracht" und schaute dann zu Brimir, abwartend, ob er sich lieber selbst vorstellen wollte. Hinter den dreien schloß Pietro die Tür und stellte sich dann etwas abseits.
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Post by Brimir Böggvisson on Apr 7, 2015 15:44:56 GMT
Grimsteinn hatte Alerio die Türe geöffnet und begrüßte den Kainiten mit einem Kniefall, als er die Türe geschlossen hatte. Gegenüber von der Szenerie vor dem brennenden Kamin war Brimir gerade dabei das Kettenhemd über den Gambeson zu streifen. Erst als der Gürtel gebunden war und das Gewicht der Rüstung zu Teilen auf diesem lag, drehte er sich um und lächelte. Es folgte ein wenig Small Talk, während Grimsteinn sich wieder erhob und die Armschienen zuschnürrte. Schließlich packte Brimir noch seine Axt in die Schlaufe und der nordische Brillenhelm wurde unter den Arm gepackt genommen, während der Ghul ihm schließlich noch den Umhang und den Mundschutz umlegte, der die Hauer verdeckte. Zu guter Letzt schulterte Brimir noch seinen Rundschild. Grimsteinn selber war in seine typische Händlerkluft gehüllt und war bereits fertig. Er hatte nur einen Umhang noch über zu ziehen und eine kleine Schatulle zu packen.
Dann warens ie auch schon auf dem Weg zum Gastgeber. Dabei schwieg der Nordmann weitestgehen, wenn Alerio das Gespräch nicht fortführte. Als sie ankamen überließ er weiterhin dem Schatten das gerede und die Führung. Anscheinend kannte er sich dort aus, was Brimir vielleicht gar nicht so recht war, da er der Einzige ohne Umgebungskenntnis war. Das war vielleicht auch der Grund, warum er sich den Ort ganz genau ansah und sich den Weg versuchte einzuprägen.
Oben angekommen trat er nach Alerio in den Raum. Nun waren neun Personen im raum. Drei davon kannte Brimir, sechs nicht. Das Tier spannte sich leicht an. Waren sie unter sich? Die bernsteinfarbenen Augen musterten die Anwesenden einen langen Moment, ehe es Grimsteinn war, der die angespannte Ruhe durchbrach.
"Ich darf vorstellen... Brimir Böggvisson, dessen Begleiter und Übersetzer ich bin. Mein Name lautet Grimsteinn." Auch für den Ghul war nicht abzusehen, ob die Anwesenden Eingeweihte waren oder eben noch nicht und so tat er den ersten Schritt, um die peinliche Situation zu lösen. Es folgte ein Nicken des Gangrel in Richtung seines Ghuls, dann ein offenes Nicken in die Runde.
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Post by Il Narratore on Apr 7, 2015 22:10:38 GMT
Als die ersten Gäste eintrafen, stoppte Ghiraldi seinen unruhigen Lauf. Er straffte sich und blickte zur Tür. Bei Alerios Eintritt verneigte er sich und blieb in dieser Haltung, bis auch Brimir eingetreten war. Auf Alerios Worte hin wandte sich der Recke am Fenster um und beendete seine Kontemplation. Es war leicht zu sehen, wie der Mann in dieser recht kurzen Zeit aus Schustergesellen, Tagelöhnern und Gerbern jene festgefügte Truppe geformt hatte, die ihnen im Erdgeschoß präsentiert worden war. Eine stehende Truppe, wie man in letzter Zeit munkelte, deren Beruf nicht länger das Bäckerhandwerk oder die Gerberei war - sondern der Kampf. Antigonos Kydones hatte...das gewisse Etwas. Er war sicherlich kein Schönling mit der Hakennase und dem vorspringenden Kinn, mit den großen, weiblichen Augen und dem ewig währenden Stoppeln an seinem Kinn. Aber es brauchte ein gewisses Maß an Überwindung, ihn unsympathisch zu finden.
Seine Stimme war weich, als er auf Italienisch sprach und zunächst Alerio begrüßte, indem er um den Tisch herumging, die Arme in breiter Willkommensgeste und ein Lächeln auf den dünnen Lippen ausgebreitet. "Alerio, guten Abend. Wie schön! Keine Probleme hoffe ich?" Danach wandte er sich direkt an Brimir. "Das sind die verschwiegensten meiner loyalsten Männer, Herr Brimir", erklärte der Grieche mit einer symbolischen Geste in den Raum hinein. "Ich würde ihnen mein Leben anvertrauen und in der Tat tue ich dies täglich. Bitte, sprechen Sie offen. Wir befinden uns unter Freunden."
Der Brujah nickte zuerst Grimmstein zu, dann deutete er mit der rechten Hand auf Ghiraldi. "Dies ist Peppe Ghiraldi, derzeitiger Hauptmann der Miliz von Platealonga und ein...langjähriger Freund von mir. Außerdem mein Adjutant und Besitzer dieses Hauses. Ich bin Antigonos Kydones, Neugeborener vom Blute Troiles. Sehr erfreut." Gänzlich ohne Berührungsängste trat der geharnischte Brujah bei diesen Worten einen Schritt näher auf den Gangrel zu, den rechten Arm lässig ausgestreckt und zum Handschlag angeboten.
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Post by Brimir Böggvisson on Apr 7, 2015 23:13:06 GMT
Während der Begrüßung und der Nennung der Namen nickte Brimir immer wieder und reichte seinem Ghul schließlich den Helm, den er bislang nicht eine Sekunde auf dem Kopf getragen hatte, seitdem Alerio bei ihm angekommen war. Es mochte fast einer Heerschau anmuten, wie er hier stand, gerüstet und voll bewaffnet, nicht, dass er das nicht auch ohne Eisen gewesen wäre. Aber sie waren hier, um über das Kriegerhandwerk zu sprechen, also stand er hier als Krieger. Weniger, weil er nicht an den Schutz glaubte, dem man ihm zugesichert hatte, sondern mehr, des präsentieren Willens. Und am Ende brach Brimir das Schweigen seinerseits und sprach die Worte in der Sprache seiner Heimat, welche der Händler an der Seite des Gangrel fließend übersetzte.
"Mein Name lautet Brimir Böggvisson, Neugeborener vom Clan des Tieres, Sohn von Böggvir 'Bärenklaue' Olafson, Ancilla vom Clan Gangrel, Sohn von Espen 'Sturmrufer' Kjellsson aus Seeland, Ahn vom Clan Gangrel, Sohn von Wetzel 'Klingenwind', Sohn von Manasco, Sohn von 'Panaka', Ahnherrin vom Clan Gangrel, Tochter von Ennoia, Erste ihres Blutes und Enkelin Kains, des Ersten."
Es folgte eine Pause, um die Ahnenliste wirken zu lassen. Stolz klang in seiner Stimme mit und die Gewissheit Geschichten über seine Ahnen erzählen zu können, die ihrer würdig sind. Dann machte er einen Schritt auf den gastgeber zu und ergriff dessen Hand - nicht zum Handschlag, sondern am Handgelenk.
"Ich danke dir, Antigonos Kydones, für die Einladung und deine Gastfreundschaft. Gemäß den Traditionen meiner Heimat habe ich dir ein Gastgeschenk mitgebracht."
Das Du kam, wie es Alerio schon erleben durfte, so natürlich über seine Lippen, als sei es die einzig wahre Anrede für Brimir, die er den Raubtieren der Nacht entgegen bringen konnte. Und als er das sagte, nahm er Grimsteinn die Schatulle ab und überreichte sie verschlossen. Etwas, was er sonst nie tat. Aber dieses Treffen war nicht, wie die Anderen, an dennen er bislang in Genua teil genommen hatte.
Sollte er das Kästchen aufmachen würde er einen Dolch darin finden. Er sah nicht besonders kunstfertig gemacht aus, aber das musste er wahrscheinlich auch nicht, um besonderen Wert für Brimir als Geschenk zu haben. Funktionell war er aber auf jeden Fall. Und nur, falls der Grieche das Kästchen wirklich öffnete, würde Brimir noch etwas dazu sagen.
"Es ist eines meiner zuletzt gefertigten Stücke. Ich gebe zu, dass er kein Meisterwerk ist... das wird noch einiges an Zeit kosten. Du musst wissen, dass ich einst Schmied war, aber die Zeit hat meine Erinnerung an die Arbeit getrübt. Zudem ist es bei uns nicht üblich, dass Waffen als Geschenk gereicht werden, außer bei Treffen, wie diesen hier. Ich hoffe, dass ich damit keine Regeln für Gastgeschenke deiner Heimat verletzte."
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Post by Alerio on Apr 8, 2015 15:00:42 GMT
"Es freut mich dich zu sehen" sagte der kleine Lasombra mit einem freundliche Lächeln, als der Grieche auf ihn zu kam. "Keine Probleme. Die Straßen sind wie eh und je voll mit Menschen, doch wer würde schon wagen uns anzugreifen." sagte er mit einem Lächeln und Nicken Richtung Brimir in seiner Kriegsausrüstung. "Davon abgesehen, hatte ich dieses Problem hier noch nie."
Danach hielt er sich erst mal im Hintergrund und schaute zu wie sich Antigonos und Brimir vorstellten und letzterer sein Gastgeschenk überreichte. Alerio war neugierig, was sich wohl in der Schatulle befand.
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Post by Il Narratore on Apr 9, 2015 18:39:41 GMT
"Wir halten den Hafen eben gut unter Kontrolle", antwortete Antigonos und zwinkerte dem Lasombra zu. Antigonos legte den Kopf in den Nacken und schüttelte die schwarzen Locken bei einem herzlichen Lachen. "Selbst wenn es solche Regeln gäbe, Brimir, scheren sie mich nicht. Aberglaube ist nicht meine Sache, ich bevorzuge handfeste und beschaubare Dinge. Wie diese Klinge hier." Vorsichtig hob er sie heraus, prüfte ihre Schärfe vor den eigenen Augen und die Form in der Hand. "Ah, was haben wir schon, wenn nicht Zeit um noch jedes Feld zu meistern?", stellte er eine rhetorische Frage. "Ich danke für dein Geschenk, doch ich fürchte selbst kein...passendes zu haben. Es zählt wohl nicht, wenn ich aus meiner Kammer auf die Rasche etwas überzähliges holen lasse, wie?" Er tat einen Schritt zur Seite und deutete auf den Tisch. "Setzen wir uns. Es gibt keinen Grund nicht ein wenig Annehmlichkeit zu genießen." Mit diesen Worten schritt der Gerüstete wieder um den Tisch herum und nahm einen der am weitesten von der Tür entfernten Plätze ein. Das Geschenk des Gangrels legte er ebenfalls auf dem schlichten Tischtuch ab. Sein Adjutant und der Hauptmann der Wache nahm etwas abseits vom Tisch einen Posten ein. Nahe genug für alle Aufgaben, aber weit genug weg um nicht zu stören. Er winkte auch Pietro, sich zu ihm zu gesellen. "Ich bin aber neugierig: Wie hälst du die Hitze aus? Ich habe in den letzten Jahren ein paar Mal eine Esse gesehen...und mich nie überwinden können, ihr freiwillig näher als fünf Fuß zu kommen. Was wenn ein Funken überspringt oder sie umkippt und alle Glut verschüttet?"
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Post by Alerio on Apr 9, 2015 19:21:13 GMT
"Richig." sagte Alerio knapp und setze sich dann auf einen der restlichen freien Plätze neben Antigonos, als dieser diese anbot. Schweigend folgte er der Unterhaltung der anderen beiden Kainiten. Pietro gesellte sich derweil neben Ghiraldi.
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Post by Brimir Böggvisson on Apr 9, 2015 22:57:49 GMT
Während der Grieche den Dolch in die Hand nahm und wog, nahm Brimir seinerseits das Tuch vom Mund, legte die Hauer frei und stopfte das Tuch zwischen Gürtel und Rüstung. Dann lächelte er sachte und schütelte den Kopf.
"Du hast in deine Hallen eingeladen... es ist nicht notwendig und nicht vorgesehen das Geschenk zu erwiedern. Aber du hast Recht... Zeit zum Üben haben wir wohl ewig, bis wir - hoffentlich im Kampf - den endgültigen Tod finden. Bis dahin bleiben wir doch beiden handfesten Dingen."
Der Nordmann folgte der Einladung und nahm Gegenüber von Alerio Platz an dem Rund. Grimsteinn gesellte sich hinter ihn und ging dann auf die Knie, nachdem Brimir ihm den Helm abgenommen und auf den Tisch gestellt hat. Auf die Frage bezüglich der Hitze lachte Brimir etwas. Indirekt wurde er bereits von Anderen darauf angesprochen, aber jetzt konnte er aus Erfahrung sprechen.
"Es bedarf etwas... Übung."
Kurz schien es so, als würde Brimir diese Antwort genügen, denn er ließ sie einen langen Moment alleine im Raum stehen, ehe er noch etwas ergänzte.
"Ich bin dem Tier in uns im Laufe der Jahre sehr nahe gekommen. Man lernt mit der Zeit die Bestie zu führen und ihre Gier zu nutzen. Auf der anderen Seite lernt man aber auch es in die Ecke zu drängen, wenn es drauf an kommt und... gegenseitiges Vertrauen zu haben. Am Ende muss man sich und das Tier überwinden und den Schritt in die Schmiede wagen. Dann langsam ans Feuer heran. Man muss dem Tier zeigen, dass man die Esse unter Kontrolle hat. Und am Ende sagt man uns Gangrel nach wie seien hart im Nehmen und, dass uns Feuer und Klinge weniger anhaben als... Anderen, nicht wahr? Vielleicht ist es auch das, was das Tier beruhigt. Dennoch gebe ich dir Recht... es kostet trotz Allem Überwindung."
Er zuckte schließlich mit den Schultern, als könne er zwar Erklärungen dafür abgeben, aber am Ende wusste er nicht, welche Antwort die Richtige war. Schließlich fiel sein Blick auf den freien Stuhl.
"Erwarten wir noch jemanden?"
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Post by Il Narratore on Apr 9, 2015 23:44:49 GMT
"Ah...aber es zu reizen? Das Tier ist...nun, ein Tier. Es zeigt sich nicht zugänglich für Logik, für Vernunft oder zartere Gefühle als Angst oder Zorn. Nicht weniger beeindruckend, dass du es dennoch wagst", gab der Brujah mit einem anerkennenden Nicken zu. "Ich muss wohl gestehen, mich mehr um das Erlernen von intenzione, so sagt man in dieser Sprache glaube ich, zu kümmern als das Erlernen von Fertigkeiten. Es wird auf das Gleiche hinauslaufen, nämlich selbst die Kontrolle zu behalten über sich selbst und die eigenen Gedanken, aber meiner Meinung nach muss das Innere rein sein, ehe es von außen gestählt werden kann. Dein Weg scheint der umgekehrte zu sein." Nach dieser kurzen Überlegung räusperte der Brujah sich, fast verlegen. Ein wenig röteten sich seine Wangen, ehe er rasch wieder erbleichte und ernst wurde. Scham über die feinsinnigen Tendenzen seines Blutes vielleicht oder seine eigene Unfähigkeit, eine einfache Geste als Geste und nicht als tieferes Symbol für das Rad von Leben und Tod zu nehmen.
"Wie dem auch sei...Ich habe uns aus einem bestimmten Grund hier versammelt. Wenn es auch unhöflich ist, mit unvollständiger Versammlung zu beginnen, denke ich doch das wird in deinem Interesse sein", sagte Antigonos und schenkte Brimir einen vielsagenden Blick auf den freien Stuhl. "Phosoa ist meines Wissens nach ohnehin mehr an der Idee hinter dem heutigen Treffen interessiert, als an den konkreten Beschlüssen. Außerdem ist sie der einzige Gast des heutigen Abends, der nicht mindestens einen Hauptmann der Miliz zu seinen Freunden zählt." Ein jungenhaftes, wissendes Lächeln schlich sich über das gegerbte Gesicht des Kriegers. "Es ist kein Geheimnis, dass ich selbst...nun, über einigen Einfluß innerhalb der Miliz von Platealonga und sogar ein wenig darüber hinaus verfüge. Auch Alerio arbeitet seit einer Weile mit mir zusammen. Sehr erfolgreich, wie ich bemerken möchte. Markus hat die Sauferei aufgegeben, wie ich höre, und der Nordteil des Viertels ist ausgesprochen frei von unliebsamen Subjekten", sagte er mit kleiner Spitze zu dem ebenso kleinen Lasombra, fuhr nach dessen Erwiderung aber höflich fort. "Gestatte mir bitte meine Neugier...aber dein Name ist nicht verborgen geblieben, natürlich nicht, und dein Heldentum ist auch hier Stoff vieler Gespräche und hitziger Debatten gewesen. Fast wie aus dem Märchen rettet der kühne Held das arme Mädchen und gewinnt die Treue und Freundschaft eines der ehrenhaftesten Männer und die Liebe eines ganzen Dorfes." Falls Sarkasmus in der Stimme Antigonos' zu vernehmen war, so war er ausgesprochen gut verborgen. Entweder hatte er ein Faible für Märchen und Romantik oder aber sein freundliches und offenes Benehmen war so sehr Falle wie Fassade.
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Post by Alerio on Apr 10, 2015 9:37:13 GMT
„Eine respektable Leistung“ sagte Alerio anerkennend zu Brimir's Erklärung und schien wirklich beeindruckt. „Das Tier so in Schach halten zu können im Angesicht von Feuer und Flammen. Das können vermutlich nur wenige von sich behaupten.“
Als Antigonos die Versammlung zu eröffnen begann, straffte er sich unmerklich etwas und setzte sich aufrechter hin. Nun kam der Grund, warum sie alle hier waren, die wirklich wichtigen Gespräche.
Phosoa...er hatte sie als recht emotionslose aber dennoch freundliche Person wahrgenommen.Eine disziplinierte Frau, die ihre Aufgabe die Domäne zu schützen sicher ernst nahm. Sicher hatte sie nur etwas aufgehalten, vielleicht kam sie ja noch.
Als Antigonos ihn lobend erwähnte, schlich schon etwas stolz in seine Haltung und Mimik, bis er die kleine Spitze bemerkte. „Ja....da gibt es dennoch das ein oder andere zu tun.“ sagte er in einem normalen neutralen Ton, auch wenn ihn die Bemerkung eigentlich verlegen machte. Doch das mochte auch nur Antigonos erkennen. „Es ist aber wahrlich schön, dass der gute Markus mit an unserer Seite steht und auch deiner Miliz scheint es besser denn je zu gehen.“ warf er nun selbst eine Spitze Richtung Antigonos.
Auch wenn er Antigonos nun schon eine Weile kannte, war es bei ihm dennoch nicht leicht zu erkennen, wann er scherzte und wann er etwas ernst meinte.Was sich durch seine Bemerkung gegenüber Brimir gut zeigte.
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Post by Brimir Böggvisson on Apr 10, 2015 12:30:54 GMT
"Und, wenn das Tier am Ende deine Kontrolle mehr fürchtet als das kontrollierbare Feuer? Wenn es weiß, dass es machen kann, was es will, wenn es vertrauen schenkt oder dass es im Käfig landet, wenn ich es will? Ich glaube dran, dass man öfter mal seine Grenzen brechen muss, um zu sehen, welche Freiheiten dahinter verborgen liegen."
Am Ende grinste Brimi zu Alerio und lächelte dann Beide an. Die Worte waren sicher auch an den Jungen und den Griechen gerichtet.
"Rennst du vor jeder Fackel oder Kerze fort? Oder einem brennenden Kamin? Als du jung warst, wahrscheinlich schon... aber du und dein Tier haben sich daran gewöhnt, nicht wahr?"
Schließlich richtete sich auch der Gangrel etwas auf und legte die Hände auf den Tisch. Die Gesprächsrunde war eröffnet. Bei der Erwähnung von Phosoa nickte der Nordmann zustimmend. Neugierig lauschte er den Ergebnissen aus dem Austausch zwischen den Beiden. Doch dann wurde er auch wieder ins Gespräch eingebunden. Das Bernstein fixierte sich auf dem Brujah, als dieser das Mädchen ansprach. Es dauerte einen langen Moment, ehe Brimir sich eine Antwort zurecht gelegt hat.
"Die Sache mit dem Mädchen, ja. Ich hätte mir im klaren sein müssen, dass mein Name dabei herum posaunt wird... was ziemlich nachteilig sein kann auf Dauer. Aber es war meinem Plan sehr nutzträglich Generalino Cornelio einen so großen Gefallen zu tun, dass er sich bereit erklärte nach 'nordischem Brauch'... wenn du verstehst... mein Blut zu trinken. Drei Heiden wollten das Mädchen gerade opfern, als meine Männer zufällig auf die Spur zu der Höhle kamen und das Kind im letzten Moment retten konnten."
Doch die Augen des Gangrel straften die Worten Lüge. Das Lächeln war eindeutig zu aufgesetzt und der Glanz in den Seelenspiegeln zu falsch, alsdass das die ganze oder wahre Geschichte sein mochte. Auch Grimsteinn blickte nicht sonderlich glücklich drein, sondern starrte während des Themas konsequent zu Boden. Hier stimmte ganz offenbar etwas nicht.
Dann verhärtete sich das Gesicht von Brimir zunehmend. Der Glanz und das Lächeln verschwanden und machten einer kühlen Leere platz. Die Mundwinkel verzerrten sich vor aufkeimenden Schmerz und die Hände spannten sich um das Holz des Tisches, das Brimir inzwischen gegriffen hatte. Der Nordmann biss sich auf die Lippen und hob dann zitternd eine Hand, um sich kurz zu entschuldigen. Ruckartig stieß er den Stuhl nach hinten, welcher zugleich umfiel. Der verdutzt Grimsteinn wollte ihn zwar noch auffangen, doch auch ihm entglitt das Holz. So blieb ihm Nichts übrig, als den Stuhl wieder aufzurichten und seinem Herren, der den Anderen den Rücken zugewand und das Gesicht in die Hände vergraben hatte, in Richtung einer der Wände zu folgen.
"Gå! La meg være i fred!" 1.)
Und da war Grimsteinn auch schon wieder am Tisch und schaute entschuldigend und irgendwie peinlich berührt aus der Wäsche.
Aus Brimirs Ecke kam bloß noch Schnaufen und schmerzerfülltes Stöhnen, um einen Schrei zu unterdrücken, während der Körper zitterte.
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Lügen: freiwilliges Scheitern
1.) "Geh! Lass mich alleine!"
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Post by Phosoa von Byzanz on Apr 10, 2015 13:53:47 GMT
Phosoa erschien an dem Abend noch. Mit ein wenig an Verspätung und von der Kleidung her sicherlich anders, als der Brujah und der Lasmobra sie bisher gesehen hatten. Wie immer war ihr Gesichtsausdruck unbeteiligt wirkend, ruhig, selbstsicher.
Sie trug ein Kettenhemd, auf den weiblichen Körper zugeschnitten, dazu eine dunkle Hose aus festem Leder und passende Stiefel. Unter dem Kettenhemd war ein Gambeson zu erkennen und über den Schultern lag ein schlichter dunkler Mantel. An ihrer Hüfte war ein Schwert, fast ein Säbel zu erkennen. Gefertigt von einem wahren Meister seines Faches, Damaszenerstahl. Und an der Scheide waren altgriechische Buchstaben zu lesen.
Sie wurde heute Abend von einer Frau begleitet, sie war dem Gangrel ebenso bekannt. Die Haut schwarz wie Kohle, dazu dunkle Augen, wie die ihrer Herrin, in welches etwas Glomm, was man sonst eher bei Mondkindern suchen würde. Sie trug eine schlichte dunkle Tunika, einen ebenso dunklen Mantel. Dazu einen Reiterkurzbogen aus dem Orient und einen Köcher an der Hüfte. Vor dem entspannte die dunklehaarige Schönheit, die ihrer Herrin Konkurrenz machen konnte, den Bogen.
Beide Frauen schienen Blicke von Männern die auf ihren Körper gerichtet waren nicht zu bemerken. Sie schritten, mit ruhigen Minen durch den unteren Raum und begrüßten Ghiraldi. Ruhig, freundlich, aber unbeteiligt. Ließen sich von ihm hinauf führen. Grimmstein trat gerade an den Tisch zurück, als die beiden eintraten.
Phosoas dunkle Augen blieben ein kurzen Moment auf ihm liegen bzw. seinem Ghul, ehe sie Antigonos in das Zentrum rückte. „Einen schönen guten Abendwünsche ich den werten Herren.“ Erklang ihre angenehme Stimme, die wohl eigentlich zum Singen geschaffen war. Sie nickte minimal zu dem Brujah und dem Gangrel, lächelte Alerio derweil kurz zu. Man kannte sich ja schon.
„Entschuldigen sie meine Verspätung, aber ein Abend ohne Rundgang durch die Straßen wirkt falsch, gerade in den jetzigen Zeiten.“ Sie deutete dann leicht zu der Frau die leicht hinter ihr versetzt stand. „Alaika begleitet mich ab und an, um zu lernen. Ich vermute auch der heutige Abend kann für sie erhellend sein.“ Wie immer sprach sie fließend und ruhig Latein, indem ihre Muttersprache minimal durch schimmerte.
"Ich möchte mich zuerst für die Einladung bedanken, werter Antigonos." Beendete sie dann ihre Worte, schlicht. Wie sie nun einmal wirkte.
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Post by Il Narratore on Apr 10, 2015 21:11:55 GMT
Der Brujah betrachtete die Erklärung des Gangrel zunächst mit einem Lächeln und einem Nicken. Er sagte nichts auf diese Ungereimtheiten und die vielen Zufälle, die darin stecken mochten - immerhin waren die Gangrel ausgesprochen gute Jäger und die Wildnis angeblich ihre Heimat. Es mochte daher sein, dass ein solcher Recke Erfolg haben würde, wo andere versagten. Als dieser jedoch aufsprang und seine - ohnehin höchstens locker sitzende - Maske abwarf, ging ein besorgter Blick zu Alerio. Hatten sie einen Fehler gemacht? Sich verkalkuliert bei den Absichten des Tieres? Vielleicht...vielleicht hatte seine Risikofreude ja doch...? Die Sorge war ihm anzusehen, wenn er auch mit möglichst lockerer Haltung noch saß und auch die Wachen mit größtmöglicher Ruhe auf ihren Plätzen verharrten. Erst als Brimir zu stöhnen und zu zittern anfing, erhob er sich, womöglich in der Absicht, ihm zuzureden.
Dies war der Moment, in dem Phosoa eintrat. Statt dem Gangrel gut zuzureden wandte er sich also an die Salubri und versuchte, die allgemeine Aufmerksamkeit zumindest ein Stück weit auf sie zu lenken. "Geschenkt, Phosoa, es ist ja nichts geschehen und wir waren ohnehin noch bei den Einleitungen", sagte er auf griechisch und war dabei langsam um den Tisch gekommen. Und zwar so, dass er sich auf der anderen Seite des Raumes von Brimir aus befand, die Salubri also nicht allzuviel Zeit hatte, sich dessen seltsames Verhalten anzuschauen. Auch ihr streckte er freundlich die Hand aus und schlug - sollte sie annehmen - mit kräftigem Griff ein. Sodann stellte er die Anwesenden jeweils kurz in der Lingua Franca, also dem bastardisierten Latein der jüngsten Scholastik, vor. "Auch wenn ich glaube, dass wir alle miteinander bekannt sind: Phosoa von Byzanz, dies sind Brimir Böggvirson, Neugeborener der Gangrel und Held seit kurzem sowie Alerio Casari, Neugeborener der Lasombra und jüngster Kommandant der Stadt. Meine Herren: Phosoa von Byzanz, Neugeborene der Salubri und Jäger einer...speziellen Art Beute. Bitte, setzt euch."
Auch er setzte sich wieder an seinen soeben erst verlassenen Platz und setzte ein Lächeln auf. Er fuhr auf Italienisch weiter fort: "Bevor wir zur eigentlichen Sache kommen, sollten wir die Frage der babylonischen Sprachverwirrung klären. Gehe ich recht in der Annahme, dass die alte Sprache des Reiches uns allen einigermaßen geläufig ist? Wie sie wissen, sind sowohl Phosoa als auch ich aus Rhomaion und beherrschen das Italische wenn überhaupt nicht mit der selben Grazie wie Alerio, wir können aber schlechterdings von unserem nordmannischen Freund nicht die Sprache eines Reiches verlangen, dessen Grenzen nie bis zu ihm vordrangen. Ich für meinen Teil könnte auch mit dieser Sprache leben."
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Post by Alerio on Apr 11, 2015 9:19:15 GMT
Das Lügen war dem Lasombra nicht fremd. Aber selbst schon ein Laie konnte sehen, dass Brimir in diesem Moment log. Die Geschichte war zu gut um wahr zu sein und seine Mimik verriet ihn, ganz zu schweigen von dem Verhalten seines Übersetzers. Doch Alerio schwieg. Der Gangrel mochte seine Gründe haben warum er log und für Alerio war es in diesem Moment auch nicht wichtig, wie er Cornelio ausgetrickst hatte. Nur der Gedanke, dass dabei vielleicht Unschuldige gestorben waren behagte ihm nicht. Bevor er jedoch weiter darüber nachdenken konnte, sprang Brimir plötzlich auf und wandte sich von ihnen ab. Scheinbar unter Schmerzen. Überrascht und mit einem fragenden Blick schaute er Antigonos an, als dieser auch gerade zu ihm blickte. Was war nun plötzlich in Brimir gefahren?
Als wäre dies nicht schon überraschend genug, trat im selben Moment auch noch Phosoa ein. Alerios Blick wanderte zwischen dem Gangrel und der Salubri hin und her, überlegend was er nun tun sollte. Als schon Antigonos, ganz Herr der Lage, bereits dabei war auf Phosoa zu zugehen.
Als er sie alle vorstellte, nickte er ihr freundlich lächelnd zu und als die beiden zurück zum Tisch kamen, schien es fast als wäre Brimirs seltsames Verhalten erst einmal vergessen. Dennoch schaute er in dessen Richtung und warf Grimsteinn einen fragenden Blick zu. Dann widmete er sich wieder Antigonos und Phosoa und der Frage nach der Sprache. „Nun, wie wir wissen, beherrsche ich beide Sprachen, wobei die alte gerade so annehmbar ist. Mir ist es demnach gleich. Doch wie du richtig sagst, wird Grimsteinn wohl kaum die alte Sprache für Brimir übersetzen können, oder?“ sagte er und richtete die Nachfrage direkt an den Ghul.
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