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Post by Fabrizio on Jul 9, 2015 21:47:30 GMT
Es waren keine Wochen sondern viele Monate vergangen seit der Nacht im Wirtshaus zu Burgus. Aber Fabrizio war jemand auf dessen Wort verlass war, und darauf war er stolz.
San Marcellino, das kleine Kloster irgendwo hinter Burgus, war also sein Ziel in dieser Nacht.
Rasch und zielstrebig hatte Fabrizio die winterliche Stadt hinter sich gelassen. Der Wachturm am Meer war gut zu sehen während sich der Weg zwischen den windgezausten Olivenhainen entlangschlängelte. Dann die ersten Häuser, Burgus.
Fabrizio war gespannt wie sich die Miliz inzwischen machte und näherte sich aufmerksam.
Der Kapitän hatte für diesen Besuch einen schlichten Mantel übergeworfen, nicht weil er ihn bräuchte, eher um im Winter nicht übermäßig aufzufallen aber im besonderen um keine Aufmerksamkeit darauf zu lenken dass ausgerechnet der Freibeuterkapitän Begado ein Kloster aufsuchte.
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Post by Benedetto on Jul 10, 2015 16:07:48 GMT
Burgus hatte sich nicht sonderlich verändert. Das Dorf lag ruhig vor dem Lasombra, die guten Menschen in ihren Häusern, ihren Betten - oder im Wirtshaus, aus dem noch immer ein Licht schimmerte. Ihm fiel allerdings ein kleiner Verschlag ins Auge, der an die Straße gebaut worden war. Offenbar ein Unterstand für die Milizionäre, denn als er sich näherte, traten zwei davon heraus.
Sie hatten die Schwerter nicht gezogen, aber die Hand an die Griffe gelegt. Einer der beiden trug eine ölgefüllte Laterne, mit der er das Gesicht des Fremden beleuchtete. Seine Stimme war zwar nicht unfreundlich, aber doch misstrauisch: "Guten Abend..." Offenbar konnte er Fabrizio nicht einordnen und entschied sich daher für das neutrale "...werter Herr. Was führt euch um diese späte Stunde nach Burgus?"
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Post by Fabrizio on Jul 10, 2015 19:41:00 GMT
Dieser Titus hatte also Fortschritte gemacht.
Fabrizio verzog etwas das Gesicht als die Milizwache ihn so direkt anleuchtete. "Ich möchte nach San Marcellino und dort den Bruder Benedetto besuchen." Erklärte der nächtliche Wanderer dann allerdings wie beiläufig und selbstverständlich.
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Post by Benedetto on Jul 11, 2015 7:42:24 GMT
Der misstrauische Blick verschwand zwar nicht, aber offenbar machte der Name Eindruck. Die Wachen schauten sich an und schließlich nickte der Mann mit der Laterne. "Bitte, folgt mir." Er nickte in Richtung der Taverne Basilisco, in der die beiden Kainiten zuletzt gesessen hatten. Dort führte er Fabrizio zur Seite des Gebäudes, stellte ihm die Laterne hin und bat ihn, zu warten. Der Milizionär selbst verschwand in der Taverne.
Es dauerte nicht lange, da kam ein älterer Mann aus der Seitentür des Gasthauses getreten, blickte sich um und ging dann raschen Schrittes auf Fabrizio zu. Er neigte das Haupt, respektvoll, dann sprach er leise: "Mein Name ist Amando. Ich bin der Dorfvorsteher von Burgus und heiße euch bei uns willkommen." Nach kurzer Musterung des Lasombra sprach er weiter. "Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr Fabrizio Begado seid?"
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Post by Fabrizio on Jul 12, 2015 21:48:05 GMT
Fabrizio war dem Mann stumm und aufmerksam gefolgt und hatte dann gewartet.
Gespannt betrachtete er den herauseilenden und erwiederte dann die höfliche Begrüßung ebenso leise.
"Ja Gewiss, Triarch Fabrizio Begado. Ich danke euch für eure Gastfreundschaft, Amando." Er legte eine kurze Pause ein um dem Gegenüber die Möglichkeit zu geben die Lage ganz zu übersehen. "Und wie ihr wisst, folge ich der Einladung des Bruder Benedetto."
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Post by Benedetto on Jul 14, 2015 14:50:03 GMT
Der Mann zog die Augenbrauen ein Stück hoch, nickte aber eifrig. "In der Tat, sehr gut. Bitte erlaubt mir, dass ich euch zum Kloster San Marcellino geleite, Triarch. Es sei denn, ihr wünscht vorher eine Erfrischung?" Er blickte Fabrizio etwas unsicher an, sehr beflissen und dienstbereit. Wenn sie allerdings die Kneipe betreten würden, so würde er sich ganz anders geben - entschlossen und selbstsicher, ein Dorfvorsteher eben.
Die Entscheidung dazu lag allerdings bei Fabrizio.
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Post by Fabrizio on Jul 14, 2015 16:57:51 GMT
"Sehr gerne, ich bin dankbar für euer Geleit. - Gehen wir also." Damit hatte der Lasombra die Erfrischung wohl ersteinmal abgelehnt.
Daraufhin würde Fabrizio dem Dorfvorsteher ohne weiteres auf den Schritt folgen. Den Weg bedachte er durchaus mit aufmerksamen Blicken, aber wohl eher um ihn sich einzuprägen. Das Gespräch mit dem Geleitenden allerdings schien er nicht suchen zu wollen.
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Post by Benedetto on Jul 15, 2015 7:57:11 GMT
Der Mann schien recht froh darüber zu sein und legte ein zügiges Tempo vor, wenn man sein Alter bedachte. Es ging ein wenig aus dem Dorf heraus, dann über eine Brücke und schließlich auf das Meer zu, das der Lasombra so liebte. Man konnte bereits die Möwen hören, als die dunklen Gebäude des Klosters vor ihnen aufragten.
Auf dem Weg zu einer kleinen, seitlichen Eingangspforte passierten sie mehrere Stapel mit Baumaterialien. Fabrizio konnte zudem Gerüste wahrnehmen, welche in der Mitte des Klosters aufgestellt worden waren. Es war jedoch wegen der Mauer und der Dunkelheit nicht eindeutig auszumachen, was dort gebaut wurde.
Der Dorfvorsteher Amando klopfte an die Pforte und verlangte leise nach "Citus". Kurz darauf stand ein junger Mönch vor ihnen. Die Ähnlichkeit zu Amando war auffällig - ein Verwandter wohl, auch wenn er einen gewissen Abstand zu dem älteren Mann hielt. Dennoch freuten sich die beiden offenbar, sich zu sehen. Amando legte dem Mönch eine Hand auf die Schulter, eine Geste, die nicht erwidert wurde, aber ihn auch nicht zu stören schien.
Dann wandten sich die beiden Citus zu. Der junge Mönch verneigte sich. "Herr Begado..." "Triarch!" flüsterte Amando. "Natürlich, Triarch. Willkommen in San Marcellino. Bitte, folgt mir." Der Gottesdiener führte Fabrizio in das Kloster und nickte Amando noch einmal zu. Dann schloss sich die Pforte hinter ihnen.
Der Weg im Kloster führte an abgesperrten Türen und weiteren Stapeln an Baumaterialien vorbei, bis sie schließlich über den Kreuzgang schritten. Vor ihnen erhoben sich die Gerüste um die Grundbauten einer neuen, großen Kirche. Allerdings führte Citus den Besucher nun wieder durch eine Tür und schließlich in eine Schreibstube, die um diese Zeit verlassen dalag.
"Bitte, wartet kurz, Triarch Begado. Bruder Benedetto wird gleich bei euch sein."
Dann war der Lasombra mit den Schreibpulten allein.
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Post by Fabrizio on Jul 15, 2015 19:26:21 GMT
Fabrizio hatte sich dezent im Hintergrund gehalten, war immer nur gefolgt und hatte still beobachtet. Das Kloster gefiel ihm, eine gut gewählte Zuflucht. Die Lage tat selbstverständlich ein übriges.
Dem Mönch Citus hatte er nach der Begrüßung ebenfalls nur beiläufig bestätigend zugenickt, um ihm dann ebenso durch das Kloster zu folgen. Die Bautätigkeit bemerkte er, auch wohl musterte er deutlich das im entstehen begriffene neue Gotteshaus. Ohne jedoch dort länger als einen kurzen Moment zu verweilen.
In der Schreibstube angekommen, richtete der Triarch dann doch noch auch das Wort an den Mönch. "Selbstverständlich. Ich danke euch, Citus."
Und dann begann Fabrizio zu warten. Er fühlte sich irgendwie deplaziert in dieser Schreibstube, aber trotzdem schweifte sein Blick neugierig über die fremde Umgebung. Das waren alles Dinge hier mit denen er wohl wenig anfangen konnte.
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Post by Benedetto on Jul 15, 2015 19:50:50 GMT
Offenbar waren die Schriften und die Schreibmaterialien über Nacht woanders verwahrt worden. Angesichts der Preise für Pergamente und Farben war das auch nur zu verständlich. Auf den Pulten standen noch einige Kerzen, doch im Moment war der Raum nur durch das Licht von zwei Öllampen erleuchtet, die an der Steinwand angebracht worden waren.
Das Kloster war still. Offenbar hielten sich die Mönche an die Nachtruhe, was aber auch verständlich war: Schließlich mussten sie später in der Nacht zum Gebet erscheinen. Fabrizio meinte sogar, in der Ferne die Wellen rauschen zu hören. Aber vielleicht bildete er sich das nur ein. Schließlich hörte er schwere Schritte vor der Tür, dann öffnete sich diese und der fette Mönch trat ein.
Benedetto trug einige Schriftrollen unter dem Arm und legte diese auf das nächstgelegene Pult ab. Dann lächelte er - zumindest ansatzweise - und verneigte sich leicht vor dem Lasombra. "Herr Begado - Triarch, sagte mein Adlatus? Eine Bezeichnung für einen Kapitän, nehme ich an?" Er faltete die Hände. "Es freut mich, euch in San Marcellino begrüßen zu dürfen. Ich muss zugeben, ich war etwas überrascht über euren Besuch und ihr müsst daher entschuldigen, dass ich mich nicht vorbereitet habe."
Er wies zum Fenster der Stube, hinter dem die Kirche liegen musste. "Die Arbeiten am Kloster nehmen mich sehr in Beschlag. Nun, wie dem auch sei. Bitte, setzt euch." Der Kappadozianer trat an einen Tisch in der Ecke des Raumes, wies auf einen Stuhl dort, dann schien ihm etwas einzufallen und er eilte zum Pult zurück, nahm die Schriften auf und platzierte sie auf dem Tisch.
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Post by Fabrizio on Jul 16, 2015 20:52:21 GMT
Fabrizio genoss die Stille eine weile, ließ seine Gedanken schweifen wie seine Blicke. Mit den schweren Schritten erst drehte er sich dann wieder zur Tür.
Auch der Lasombra verneigte sich leicht. "Und ich bedanke mich, dass ihr mich trotzdem in San Marcellino willkommen heißt, Bruder Benedetto. - Ich wollte eurer freundlichen Einladung nun endlich folge leisten. Und war ob der fehlenden Ankündigung durchaus darauf vorbereitet, dass ihr keine Zeit für mich haben könntet." Das hatte er dann wohl in Kauf genommen.
"Triarch, ja, tatsächlich eine besondere Bezeichnung für einen Kapitän. Als Kapitän kann sich jeder benennen, der ein Schiff führt, vom Fischer bis zum Händler. Aber nur Triarchen führen Schiffe wie meine Magdalena." Daraufhin folgte er der Einladung sich zu setzen.
"Eure Arbeiten gelten einer neuen Kirche so ich es beim hereinkommen richtig sah?" So eröffnete Fabrizio ersteinmal direkt indem er den Einwurf aufnahm.
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Post by Benedetto on Jul 18, 2015 17:39:14 GMT
"Die Kirche ist nur der Anfang. Das Kloster soll insgesamt vergrößert werden, jetzt, wo es zur Abtei erhoben worden ist." Benedetto versuchte, neutral zu klingen, aber man konnte doch den Stolz in seinen Worten hören. Wie als hätte er sich selbst kritisch belauscht, zuckte er zusammen und zog leicht den Kopf zwischen die Schultern, bevor er hastig weitersprach. "Alles zum Ruhme Gottes, natürlich!"
Rasch nahm er eine Wachstafel heraus und kritzelte ein paar Notizen hinein. "Euer Schiff ist wahrlich prächtig anzusehen. Und ich muss sagen, dass Genua sich ganz hervorragend erholt hat von den Verwüstungen, dass es nun wieder ganze Flotten von Handels- und, nun ja, Kriegsschiffen anlockt. Die Anwesenheit eines solchen Schiffes hätte sicher den alten Prior Ercole beruhigt, der hier vormals das Kloster führte. Er hatte eine gewisse Angst vor weiteren Angriffen, wenngleich San Marcellino davon verschont blieb, gottlob."
Der dicke Mönch verstummte, als er merkte, dass er in einem fort geredet hatte. Dann, etwas ruhiger, fuhr er fort. "In jedem Fall seid ihr mir hier immer gern willkommen, werter Fabrizio, und ich denke, dass ich euch unvorbereitet etwas erzählen kann. War es etwas bestimmtes, das ihr wissen wolltet?"
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Post by Fabrizio on Jul 19, 2015 16:01:39 GMT
"Zum Ruhme Gottes!" bestätigte dann auch Fabrizio höflich "Wieviele Mönche leben denn hier? Und wurde schon ein Abt gewählt?" Da klang interesse aus seiner Stimme, an Geschichten des Aufstieges war er immer interessiert.
"Aber ja, ich habe durchaus auch ein bestimmtes Anliegen. Ihr seid selbst gerade mit dem Ausbau eurer Abtei beschäftigt und deshalb ein besonders qualifizierter Ratgeber für mich. Denn auch mir wurde ein Angebot gemacht." Er legte eine nachdenkliche Pause ein.
"Ich hatte inzwischen die Gelegenheit Maximinianus kennenzulernen. Und er hat mir das Angebot gemacht das Dorf Flussmund an mich abzutreten, gegen einen angemessenen Preis. - Ihr habt bereits einmal erfolgreich mit diesem Maximinianus verhandelt. Zudem liegt das Dorf nicht weit von hier und ihr habt vielleicht eine Einschätzung von dessen Wert."
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Post by Benedetto on Jul 20, 2015 7:41:31 GMT
"Prior Ercole durfte gottlob den Lohn seiner Mühen in der Überführung der korrupten Kirchendiener und ihres teuflischen Leiters..." Benedetto verzog das Gesicht "...noch erleben. Er war der erste Abt von San Marcellino. Sein Nachfolger, Albanus, bekleidet den Posten schon seit einigen Jahren. Aber erst jetzt hat das Kloster die ausreichenden Mittel, um einen entsprechenden Ausbau vornehmen zu können."
Der fette Mönch faltete die Hände. "Derzeit leben hier... gute Güte. Ich war so auf meine Studien fixiert, dass ich es gar nicht genau weiß. Ihr müsstet Albanus fragen."
Dann hörte er Fabrizio mit wachsendem Misstrauen zu. Schließlich lachte er leise. "Flussmund... an euch abtreten? Werter Fabrizio, wie kommt ihr auf die Idee, dass Maximinianus irgendeine Verfügungsgewalt über Flussmund oder einen sonstigen Teil Genuas hat?" Er schüttelte den Kopf. "Die einzige von der Prinzessin bestätigte Domäne ist Clavicula, die dem Nosferatu Godeoc gehört." Dann wurde er still und sehr ernst, als er zu begreifen begann, was Maximinianus da tat.
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Post by Fabrizio on Jul 21, 2015 21:06:19 GMT
Da er nun also Benedettos Interesse geweckt hatte, führte Fabrizio seinen Bericht noch etwas genauer aus.
"Maximianus ist ein Fuchs, er hat wohlweislich nicht den Begriff Domäne verwendet. Er hat nur von Gebieten gesprochen in denen Kainiten souverän jagen, ihre Zuflucht errichten und Einfluss ausüben. Ein Narr der dabei denkt, dass dies dasselbe sei." Statt zu lachen wie der Mönch, setzte der Lasombra nur ein etwas müdes Lächeln auf.
"Als Ädil, so hat er gesprochen, will er die Gebiete Genuas möglichst so verteilen, dass es zu keinen Konflikten zwischen den Kainiten kommt. Er hat mir dann irgendein Bergdorf anempfohlen, da die Stadt überjagd sei und es geradezu einer Kriegserklärung an die ansässigen Kainiten gleichkäme sich einfach so im Hafen niederzulassen. Als ich daraufhin Flussmund ins Spiel brachte, behauptete er, dass er dort bereits seinen Einfluss ausübe, sich aber für einen entsprechenden Preis von dort zurückziehe, damit ich dort jagen und meine Zuflucht errichten könne." Fabrizio sprach recht nüchtern, er wollte keine Bewertung vorwegnehmen, und ließ dies ersteinmal so stehen.
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