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Post by Benedetto on Oct 19, 2015 17:16:05 GMT
"Und was ist sein Werk? Fragt 100 Priester und ihr werdet 100 verschiedene Antworten erhalten. Eure Antwort ist, jene zu töten, die 'sündigen', was auch immer ihr darunter versteht. Und ihr nennt es sein Werk, auch wenn die Bibel sagt, dass Töten eine Sünde ist." Er machte eine unbestimmte Geste mit der Hand. "Ich für meinen Teil denke, dass es sein Wille ist, Fragen zu stellen, Antworten zu erhalten, auch dort zu suchen, wo andere wegschauen. Seine Schöpfung zu verstehen."
Er faltete die Hände. "Ferrucio denkt, sein Werk liegt in Armut, Demut. Abt Albanus denkt, seine Glorie wird durch größere, reichere Bauten verbreitet. Bruder Arturo denkt, sein Gotteswerk ist die Wacht an der Pforte. Wer von uns, von ihnen hat recht?" Er hob den Zeigefinger. "Ebenfalls eine Frage. Die Antworten sind da draußen."
Nun rieb er sich das Kinn. "Liktor Brimir ist schon länger in der Stadt. Er hat entführte Sterbliche gerettet und der Prinzessin manchen Dienst erwiesen. Ihr solltet vielleicht nicht versuchen, euer Verständnis vom Recht durchzusetzen, sondern dem seinen lauschen." Benedetto blickte Angelique ernst an. "Ihr würdet dabei so einiges lernen. Es war immerhin die Prinzessin, die ihn ernannt hat."
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Post by Angelique on Oct 20, 2015 6:39:15 GMT
Angelique legte neugierig den Kopf schräg. Sie konnte nicht anders, als ihm die nächsten Worte zu sagen, denn er war auf dem richtigen Weg. "Du bist weise, vor Gelehrsamkeit Praller! Aber all deine Worte gelten für die Kinder Seths. Was aber hat der HErr dagegen in seinem Plane mit uns vor? Haben wir nicht Fänge wie der Löwe? Und haben manche nicht Krallen wie der Adler? Haben wir die Entscheidung, sie zu nutzen oder nicht, oder sind wir nicht vielmehr so gemacht von IHM, um gesandt zu werden, sein Werk zu tun? Du, um Weisheit zu sammeln und von SEinem Ruhm zu künden und ich, um Sünder zu strafen, denn wer würde auf eine Frau denn hören, geschweige denn auf ein Kind an Leib? Und dürstet uns nicht nach dem Blut der Sünder, ist das nicht natürlich? Will ER uns damit nicht sagen, dass wir die Wölfe sind, die die schwarzen Schafe seiner Herde ausmärzen sollen?" Dann baumelte sie wieder verspielt mit den Beinen. "Aber nein, sei ohne Furcht. Ich will nicht eingergehen wie der Todesengel des HErrn unter den Erstgeborenen Ägyptenlands, sondern die Güte SEines wiedergeborenen Sohnes walten lassen. Ein Sünder mag nachdenken und sich läutern, wenn der Kuss der Lilith ihm in die Adern fährt, ein Toter kann das nicht mehr," bei diesen Worten stutzte sie und beugte sich vor, um verschwörerisch flüsternd zu fragen: "Oder doch?"
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Post by Benedetto on Oct 20, 2015 16:52:40 GMT
"Vielleicht hat sich der Herr schon lange mit Grauen von uns abgewandt? Auch dies habe ich aus dem Mund von Kainskindern gehört, weit älterer Kainskinder, möchte ich hinzufügen." Dass Benedetto nicht Angeliques physisches Alter meinte, war deutlich. Er behandelte sie nie wie ein Kind, sondern wie das was sie war: Eine Untote von unbestimmten Jahren, gefangen in einem kleinen Körper. "Der Punkt ist doch: Wir wissen es nicht. Und darum versuchen ich und meine Gleichgesinnten, es herauszufinden."
Er dachte einen Moment nach. "Wenn ein Toter keine Läuterung mehr erfahren kann, dann sind viele von uns wahrlich verdammt. Ich glaube nicht, dass wir vollständig verlassen von seiner Gnade sind. Ich kann und will es nicht glauben. Der Kuss wird unsereins vielleicht nicht läutern, aber andere... Erfahrungen durchaus. Der Herr hat seine Boten unter uns gesandt und auch wenn sie zu Märtyrern werden, so vermag ihr Wort doch die Seelen von Sethskindern und Kainskindern gleichermaßen zu bewegen."
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Post by Angelique on Oct 20, 2015 19:11:55 GMT
Angelique wurde auch nachdenklich. Sie fragte sich, ob er sich wirklich für tot hielt. Das wäre ja verrückt! Verweste er doch weder, noch war seine Seele vom Leib getrennt. Aber etwas anderes beschäftigte sie mehr. "Diese älteren Kainskinder," sie hasste das Wort, reduzierte es den Allerersten auf seine fleischliche Anima und hob nicht die Engelhaftigkeit hervor, die zu erstreben das höchste Ziel sein musste. "Ich frage mich, wie alt sie gewesen waren? Was taten sie wohl, bevor der HErr sich auch in Anima hüllte, um unter uns zu wandeln? Schütte ER SEinen Geist auch unter sie und machte ihnen wieder bewusst, was sie einst gewesen waren? Oder folgten sie gefallenen Engeln, die nicht wiedergeboren waren?" Angelique wählte ihre Worte mit großem Bedacht. Wenn Benedetto wirklich so belesen war, wie sie annahm, sollte er den gnostischen Kern ihrer Formulierungen erkennen. Die große Weisheit der hellenistischen und römischen Philosophen, die ohne vom Kommen der HErrn gewusst zu haben, bereits alle guten und wahren Wahrheiten von ihren Spiriti zugeflüstert bekamen. Ihre Erzeugerin hatte es ihr erklärt, obwohl sie am eigenen Leib schon seit ihrer frühsten Kind die Stimme ihres Spiritus hörte. Was mochte Benedetto hören? Oder wähnte sich etwa allein und ohne Führung?
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Post by Benedetto on Oct 20, 2015 20:57:34 GMT
Benedetto lächelte mysteriös und schüttelte den Kopf. "Ob ihr Kainskinder nun als gefallene Engel betrachtet, oder ob ihr sie als die wiedererweckten Krieger des Höchsten seht, wie die Nordmänner, ob ihr ihnen die Rolle von Naturgeistern zuschreibt, oder ob sie schlicht die Fortführung der Sünde des ersten Mordes sein sollen, so ist diesen... Theorien eines gemeinsam: Sie wissen es nicht." Er tappte mit den Fingern auf den Tisch. "Ich bin mir nur in einem sicher, dass es Gott gibt."
Er blickte zum Himmel, den Blick halb erwartungsvoll, halb furchtsam. Er schien durch die Decke der Schreibstube hindurchzublicken, in eine unendliche Weite. "Wer will sich anmaßen, seinen Willen, seinen Plan zu begreifen? Versuchen aber müssen wir es trotzdem und vielleicht offenbar sich uns eines Tages eine weitere Tür zu neuem Wissen, zu einem tieferen Verständnis."
Dann hob er die Hand. "Bis dahin messe ich euren, manche würden sagen häretischen Ansichten ebensoviel Wert bei wie anderen: In ihnen ist ein Teil der Wahrheit verborgen, aber nie die ganze Wahrheit. Denn diese zu begreifen ist jenseits unserer Macht, jenseits der Macht des dunklen Vaters..." er sprach leiser "...jenseits der Macht der Engel. Und doch strebe ich jeden Tag erneut danach, denn was bleibt sonst?"
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Post by Angelique on Oct 20, 2015 21:39:35 GMT
Angelique lächelte. Wissen, Gnosis, strebte er an. "Die Kirche des Satansdieners in Rom würde auch das Streben nach Wissen als Ketzerei bezeichnen, nicht wahr? Nur der Glaube soll die Menschen leiten. Gnostiker nennen sie die, den Weg des Logos zu GOtt nehmen, die schlimmsten Ketzer, die Denken vor Glauben stellen. Den richtigen Weg, wage aber ich zu behaupten. Darf ich in Zukunft deine Bibliothek besuchen kommen, um nach Wissen zu suchen? Willst du mir deinen Fortschritt auf deiner Suche in den Nächten, die da kommen werden, mit mir teilen? Auch mich dürstet es nach Weisheit."
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Post by Benedetto on Oct 21, 2015 7:38:29 GMT
"Werte Angelique, euer Streben nach Wissen erfreut mich sehr. Wenn ihr die Gnosis auf diese Weise versteht, dann ja, dann gehöre auch ich zu den Gnostikern und Häretikern. Ich selbst aber halte nicht viel von Kennzeichnungen. Zu schnell führen sie zu Vorurteilen, zu Hass und Furcht. Ich bin was ich bin." Er faltete die Hände. "Ihr seid begierig nach Wissen und es tut mir leid, euch vertrösten zu müssen, da ich das Wissen gerne teilen will."
"Doch bisher habe ich vor allem eure Worte..." er zog den Fingerknöchel hervor und betrachtete ihn nachdenklich "...und Worte sind nicht gleich Wahrheit. Eine Lektion die ich oft und schmerzhaft lernen musste."
Er faltete die Hände. "Ihr werdet euch den Zugang zu meiner Bibliothek durch eure Taten verdienen können. Wir werden sehen, ob ihr des Wissens würdig seid, das ich verwahre. Und natürlich könnt ihr selbst dazu beitragen. Ich werde euch eines meiner selbstverfassten Werke zu lesen geben, wenn ihr mir dafür euer Wissen über eure Auslegung der Gnosis zur Verfügung stellt, für den Anfang. Was sagt ihr dazu?"
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Post by Angelique on Oct 21, 2015 8:19:14 GMT
Angelique nickte freudestrahlend. "Gern will ich das tun, aber ich werde aus dem Gedächtnis rezitieren müssen. Nur mit leichtem Gepäck reise ich und neuagekommen habe ich selbst keine Bibliothek wie ihr. Das Pamphlet, das ich zur Verärgerung des Omnivore fortwarf, war das einzige Schriftstück." Schelmisch lächelnd fügte sie hinzu: "Und zudem nur ein Liebesgedicht des Dichters Catull an eine römische Dame, die er Vestalin nennt. Meine Erzeugerin meinte, dass mich dies auf Genua vorbereiten würde, aber wie üblich bin ich zu unwissend, den Sinn dahinter zu verstehen, egal wie oft ich es las."
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Post by Benedetto on Oct 21, 2015 8:59:26 GMT
Das war dann wohl doch ein zu heißes Eisen für den Kappadozianer, denn er presste nur die Lippen aufeinander - amüsiert oder verärgert, es war nicht abzusehen - und stieß ein uneindeutiges "Mh!" aus. Dann zuckte er mit den Schultern. "Ich weiß nichts von einem Pamphlet, aber wenn ihr euch in den nächsten Nächten hier einfindet, wo ihr ja ohnehin nichts weiter zu tun habt, dann werde ich eure Worte niederschreiben. Übrigens, wie nennt sich eure... Glaubensauslegung? Sie enthält mir bekannte Elemente, aber dieser kainitische Einfluss ist höchst interessant."
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Post by Angelique on Oct 21, 2015 9:46:29 GMT
Angelique machte große Kulleraugen. "I...ich weiß nicht," stotterte die sonst so Eloquente. In der Tat hatte ihre Erzeugerin sie tausend Schriften lesen lassen und ihr war immer im Herzen bewußt gewesen, was davon wahr und was Lüge. Aber einen Namen hatte sie nicht für die Wahrheit. "Mein Spiritus hat mich immer geleitet beim Studium der Schriften und meine geliebte Herrin hat mich sanft zu den richtigen Werken gelenkt. Aber ich wage nicht, meinen Glauben mit einem profanen Namen zu belegen. Das ist das Privileg der Diener des Demiurg, die das Wort zu deuten und zu verdrehen wagen, wie es ihnen beliebt. Du hast ganz recht, Scholar, wenn du sagst, dass die Schönheit der Wahrheit viele Seiten hat wie eine geschnittene Gemme und man nur wenige davon auf einmal sehen kann. Wie soll ich dann etwas so Unfertiges wie mein Wissen über die Schöpfung in ein einziges Wort kleiden?"
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Post by Benedetto on Oct 21, 2015 17:44:34 GMT
Benedetto nickte. "Wie ich es selbst bereits sagte: Ein Name schränkt die Dinge ein, nicht wahr? Doch am Anfang war das Wort und das Wort bei Gott und erst durch das Wort wurden die Dinge konkret und fassbar. Oft hilft es, dem Wesen einer Sache näherzukommen, wenn man dessen Namen kennt." Dann holte er eine Wachstafel heraus, legte sie vor sich auf den Tisch. "Aber ich denke, das sollte auch anders gelingen." Er lächelte. Neues Wissen kam zu ihm.
"Ich kenne die Ansichten der Gnostiker nur in Grundzügen. Erzählt mir alles..."
[OT - Am besten fasst du zusammen, was sie ihm in der ersten Sitzung alles erzählt und wir spielen die einzelnen Sitzungen dann mit einigen wenigen Posts jeweils.]
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Post by Angelique on Oct 22, 2015 7:32:44 GMT
"Hm, gerne. Aber zuerst muss ich widersprechen. Am Anfang war Gott und er schuf Himmel und Erde. Genesis 1.1. Erst danach war das Wort. Interessant, nicht wahr? Die Erde war wüst und leer und Gottes Geist schwebte über den Wassern? Aber was war mit dem Himmel? Was war da los?"
Danach begann sie mit dem häretischen Synkretismen, mit denen sie von ihrer Erschafferin, die keine Christin war, indoktriniert worden war, und die wahnsinnige Freude daran fand, dem gläubigen, einfachen Mädchen die Göttlichkeit des Vampirseins einzutrichtern:
Die Welt sei des Teufels Werk, des Teufels Werk sei auch die Verbannung reiner Seelen in irdische Körper; durch Erleuchtung im Glauben erwachte in der Menschenseele die Erinnerung an die himmlische Herkunft, sie trachte nach der Befreiung von der Welt und nach der Rückkehr ins himmlische Jenseits; die in den irdischen Leib verbannte Engelsseele könne jedoch erst heimkehren, wenn der Mensch durch Weltentsagung und Sittlichkeit zum "Vollendeten" geworden ist; bis dahin habe sie eine Folge von Leben in unterschiedlicher, auch tierlicher Gestalt zu durchlaufen. Christus wäre nicht Gottes Sohn, sondern ein Engel, der als Erwecker und Lehrer zur Erlösung der Engelsseelen auf die Erde gesandt worden worden wäre.
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Post by Benedetto on Oct 22, 2015 13:21:36 GMT
"Also lehnt eure Glaubensrichtung die neuen Evangelien ab, ich verstehe." Ihren leicht besserwisserischen Tonfall ignorierte der Mönch schlicht, aber dass sie das Johannesevangelium offenbar nicht als wichtig betrachtete, schien ihm doch einen Kommentar wert zu sein. Er machte eine entsprechende Notiz auf seiner Tafel.
Auch bei ihren restlichen Erläuterungen stellte er immer wieder klärende Nachfragen, kommentierte sie hin und wieder mit Ausrufen wie "Sehr interessant!" oder "Faszinierend", aber er bewertete nicht. Er notierte nur, unter der Überschrift "Die Gnosis nach Apollonia von Grande, übermittelt von Angelique, ihrem Kinde", wie Angelique bemerken mochte, wenn sie einen Blick auf die Wachstafel erhaschte. Schließlich hatte Angelique selbst betont, dass ihre Herrin ihr diese Ansichten eingegeben hatte.
Schließlich nickte Benedetto. "Dies genügt vorerst. Ich danke euch für diese Einsichten." In Gedanken schien er bereits bei den Konsequenzen des Gesagten zu sein, starrte auf die Wachstafeln mit gerunzelter Stirn. Dann verabschiedete er Angelique höflich und ließ sie wieder aus dem Kloster herausführen.
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Einige Nächte später trafen die beiden Kainskinder wieder zusammen. Benedetto zeigte ihr die ersten Pergamente des neuen Werkes, auf denen bereits eine geübte Hand die Worte niedergeschrieben hatte. Darunter, daneben, über den Rest der Seite waren hochwertige Buchmalereien gesetzt, welche das Niedergeschriebene illustrierten.
Da war der Satan, mit den Zügen des Drachen, wie er die Welt formte, da waren die fallenden Engel, welche in die sterblichen Körper einfuhren und da war Christus, dargestellt mit den Flügeln der Engel, welcher zu den gefangenen Seelen in ihren fleischlichen Hüllen sprach. Seiten, die sie beide sofort vor ein Kirchengericht gebracht hätten, wenn sie einem orthodoxen Priester in die Hände gefallen wären...
"Bitte, fahrt fort", sagte Benedetto dann, nachdem Angelique die Seiten begutachtet hatte.
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Post by Angelique on Oct 22, 2015 15:19:17 GMT
Obwohl Angelique länger existiert hatte als es vielen erwachsene Frauen vergönnt war, war es doch ihr Fluch -oder Segen- alles mit den verträumten Augen eines Kindes zu sehen. Und so erfreute sie sich an dem wundervollen Exlibri und den bunten Bildern am meisten. "Oh, welch begnadeter Künstler du doch bist, Angelus Benediktus! Du bist nicht nur ein ,Wohlrednender', wie dein Name sagt, sondern beherrscht auch noch andere Künste! Was müssen die Kinder Arikels blutige Tränen weinen, dass sie nicht dich vor deinem Perfecti fanden und erweckten. Wie prächtig würdest du an ihren Hof der Liebe passen!"
Und so fuhr sie fort, zu erklären, dass es ihr Glaube war, mit dem Ausbluten nicht in den Tod gegangen zu sein, sondern dass ihr sterblicher Leib gereinigt war und sie nie mehr zu atmen, zu essen und sich zu entleeren hatte, nie mehr verfallen konnte und krank wurde. Mehr noch, war sie ewig eine Jungfrau ohne Sünde und frei von der Erbschuld und dem Leid der Geburt. Nur Seelennahrung benötigte sie noch: Blut, das Leben war und in dem die Seele wohnte, was, wie sie meinte, kein Vampir bestreiten würde. Die von bösen, aber auch analytischen Kainiten angemerkte Wonne, die ein Sterblicher beim Blutsaugen empfände, sah sie nicht als sündig, sondern als heilige Verzückung und so glaubte sie auch aufrichtig, dass, so ein wirklich böser Sünder unter ihrer Umarmung sein Leben aushauchte, sie seine Seele aufnahm und reinigte und er befreit von Schuld in den Kreislauf zurückkehren könnte. Warum sie nur des Nachts einhergehen konnte, erklärte sie damit, dass der Demiurg auch Macht über die Sonne hatte. Außerdem, und da zeigte sie ihr zaghaftes Vertauen zu dem düsteren Mönch, deutete sie zum Himmel empor und auf ihren Stern, der ihre reine Seele, ihr Spiritus war, und mit dem sie wieder eins zu werden suchte.
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Post by Benedetto on Oct 22, 2015 18:23:22 GMT
Benedetto nahm das Lob mit einem Lächeln zur Kenntnis. "Ja, Citus macht sich wahrlich. Er und Marius helfen mir bei der Illustration und sie werden mit jedem Jahr geschickter. Da wir beide schnell arbeiten, muss ich auf ihre Hilfe zurückgreifen." Ein kritischer Blick auf das Pergament zeigte, dass Benedetto offenbar mit dem Ergebnis nicht vollständig zufrieden war. Doch er legte die Seite nur kommentarlos nieder und setzte sich dann wieder an den Tisch, begann zu schreiben.
So ging es viele Nächte. Offenbar hatte Benedetto entschieden, dass er nun, wo der erste Eindruck gemacht war, langsamer mit den Zeichnungen vorgehen konnte. Die wenigen, die er Angelique zeigte, waren von noch größerer Schönheit, aber meist vertröstete er die kleine Malkavianerin darauf, dass das Werk irgendwann "in aller Pracht" fertiggestellt werden würde.
Und natürlich lauschte er weiter ihren Worten.
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