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Post by Alerio on Dec 8, 2015 19:57:32 GMT
"Und doch ist es das was ihr vorgeschlagen habt. Ihn gegen einen Gefallen auszuliefern." Erwiderte Alerio auf die Meinung, dass er keinen Gast der Domäne gefangen halten würde. "Nebenbei bemerkt ist Niccolo zwar ein Gast der Domäne, aber auch ein gesuchter Verbrecher. Er hat sich ja nicht nur an meinem Diener vergriffen, was ja nicht mal ein Verbrechen ist in unseren Kreisen, sondern er jagt vermutlich auch in der Stadt, was ihm untersagt wurde."
"Ich erkenne einen solchen Aufwand auf jeden Fall an, nur ändert das nichts an meiner Argumentation, dass ihr euch diesen Aufwand ja gar nicht machen müsstet. Und seine Sicherheit gewährleisten?" Alerio schaute sehr skeptisch.
"Aber kommen wir doch einfach zum Punkt: Habt ihr Niccolo nun bereits in Gewahrsam oder nicht?" Der kleine Vampir hatte keine Lust mehr auf Gedankenspiele oder was-wäre-wenn.
_________________________________________ Lüge erkennen: Wahrnehmung + Empathie UB0Nft7l5d10 5d10
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Post by Benedetto on Dec 8, 2015 20:19:32 GMT
Benedetto zog die Augenbraue hoch. "Das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass ich, wenn ich ihn hätte, erstens noch versuchen wollen würde, ihn von seiner Beeinflussung durch andere weitestgehend zu befreien. Und zudem glaube ich, dass ihr mir schon etwas dafür schuldig wäret, wenn es so wäre. Wie wäre es damit: Ich versichere euch, dass ich euch Niccolo in drei Tagen zuführe. Und ihr könnt dann mit ihm machen was ihr wollt. Vielleicht können wir auch gemeinsam versuchen, die Wahrheit seiner... Beeinflussung zu ergründen."
Er faltete die Hände. "Ich versichere dies und im Gegenzug gebt ihr mir den geforderten Gefallen. Als Anerkennung. Ansonsten könnt ihr euch selbst die Mühe machen, nach ihm zu suchen - aber ich glaube, dass mein Weg für alle Beteiligten der einfachste sein wird. Zudem erfahrt ihr von mir auch gern die Details seiner Ergreifung. Und eventueller erster Verhöre, natürlich." Sofern Alerio es erkennen konnt, log der Kappadozianer nicht.
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Post by Alerio on Dec 8, 2015 20:37:49 GMT
"Das sagtet ihr bereits und ich sagte euch bereits meine Meinung bezüglich dieses Gefallens, also ist doch der Punkt: muss ich euch Niccolo abkaufen oder ist er immer noch frei? Nun habt ihr mir nicht genau geantwortet. Und ihr seid auch nicht bereit mir mitzuteilen wo sich Niccolo aufhalten könnte, sodass ich ihn selbst suchen könnte." Der Lasombra seufzte genervt. "Da 3 Tage keine lange Zeit sind, bin ich bereit auf euren Vorschlag einzugehen. Solltet ihr in 3 Nächten Niccolo an mich übergeben, schulde ich euch einen Gefallen."
Der kleine Vampir schaute sehr unglücklich drein. Aber er hatte ja gar keine andere Wahl. Wenn er Niccolo selbst haben wollen würde, musste er wohl dafür bezahlen. Selbst wenn der Kappadozianer ihn nicht bereits hätte, würde er es selbst in 3 Nächten nicht schaffen den Ravnos aufzuspüren.
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Post by Benedetto on Dec 8, 2015 21:05:09 GMT
Benedetto nickte, offenbar zufrieden, wenn auch nicht begeistert von der ganzen Angelegenheit. Er begleitete Alerio selbst zur Klosterpforte und verabschiedete ihn höflich.
Drei Tage voller Aktivität später empfing er den kleinen Lasombra erneut in der Schreibstube. Wie schon zuvor begrüßte er ihn, auch wenn er diesmal beinahe erleichtert aussah. Dann, ganz der Direktheit Alerios entsprechend, sagte er: "Und nun zu unserem Handel - schließlich wollen wir beide keine Zeit mehr verlieren, nicht wahr?" Er faltete die Hände.
"Ich habe Niccolo in einer Hütte am Hafen aufgespürt, wo er sich hinter seltsamen Trugbildern und scheinbaren Wänden verbarg. Ich weiß nicht, wodurch diese erschaffen wurden. Aber nach einem Kampf mit ihm und dem Hund, der eurem Freund die Kehle aufgerissen hat, konnte ich ihn überwältigen. Der Hund ist ebenfalls gestorben." Er dachte kurz nach.
"Auf die Spur gekommen bin ich ihm, indem ich der Spur des toten Gesindels gefolgt bin, das bei seinen Jagden zurückblieb. Ihr wisst ja, dass manche von ihnen noch etwas zu sagen haben. Er hat in der Tat am Hafen, also in der Stadt, gejagt. Danach ließ ich ihn hierher, nach San Marcellino bringen. Ich habe erst mit Freundlichkeit, dann mit dem Blutsband versucht, ihm Antworten zu entlocken. Vergeblich. Jemand anders hatte ihn blutsgebunden."
Er rieb sich das Kinn. "Dank gewisser... Methoden konnte ich das fremde Blutsband lockern. Er ist nun an mich blutsgebunden und ich habe ihm befohlen, mit euch zu kooperieren. Was er aber nicht tun wird. Auf irgendeine Weise bewahrt er seine tiefsten Geheimnisse und vor allem den wahren Hergang der Mordnacht für sich. Bis zum heutigen Tag erzählt er sich widersprechende Geschichten. Irgendeine Kraft hält ihn in ihrem Bann und ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll."
Dann faltete der dicke Mönch die Hände und blickte Alerio ernst an. "Aber das ist nun euer Problem, Freund Alerio. Wobei ich euch gerne weiterhin dabei helfe, sogar ohne Gegenleistung. Ich bin neugierig. Und nun..."
Er klopfte an die Tür zur Schreibstube. Diese wurde geöffnet und ein trat eine gekrümmte, zitternde Gestalt. Bleich, mit schwarzen Haaren. Ein Kainit. Er sah sauber aus und die Kleidung war frisch. Doch in seinen Augen stand der Schmerz. Niccolo, Alerios Beute.
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Post by Alerio on Dec 10, 2015 20:43:12 GMT
3 Nächte später war der Lasombra also erneut auf dem Weg zum Kloster, doch diesmal nicht allein. Er hatte Pietro mit, denn wenn der Mönch sein Wort hielt, würde er Niccolo mitnehmen können. Und da er nicht wusste, in welcher Verfassung er war, war ein zusätzliches Paar Hände vielleicht angebracht.
Er begrüßte den Kappadozianer und lauschte dann seiner Erzählung. Scheinbare Wände? Als er das hörte, verschlechterte sich seine Laune direkt. So nah dran...verdammt Dann war er mit den Gedanken aber auch schon wieder weiter. Niccolo kann also nicht erzählen, was geschehen ist? Interessant.
Er hatte lange überlegt, was er denn eigentlich tun würde, wenn er Niccolo tatsächlich fangen würde und nun war es soweit, er stand ihm gegenüber und war doch erstaunlich ruhig. Es war einfach zu unfassbar. Das sollte es gewesen sein? Nach all den Jahren? Stand da nun dieses Häufchen Elend? Er warf Benedetto einen abschätzenden Blick zu. Was hatte der Kappadozianer mit dem Ravnos bloß gemacht? Er starrte ihn eine Weile an, musternd, dann ging er auf ihn zu.
"Niccolo" sprach er dessen Name mit einem fiesen süffisanten Grinsen. "Du hast jemanden umgebracht der mir sehr nahe stand." stellte er nüchtern fest. "Kannst du dich daran erinnern?" fragte er weiter und schritt näher auf den Ravnos zu. "Warum? Warum hast du den Mann von deinem Hund anfallen lassen und dann seine Leiche entstellt?" sein Gesicht zeigte nun wahren Abscheu und Verachtung. Die Wut in seiner Stimme war deutlich zu hören. Auch wenn er versuchte die Ruhe zu bewahren. Benedetto hatte zwar schon gesagt, dass der Ravnos blutsgebunden wurde und nichts an brauchbaren Informationen herausrückte, dennoch wollte er es selbst hören.
Pietro hielt sich derweil im Hintergrund und beobachtete einfach nur die Szene.
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Post by Benedetto on Dec 11, 2015 8:06:56 GMT
Benedetto nickte ihm zu. "Erzählt ihm, was ihr mir erzählt habt. Alles."
Die Unterlippe des Ravnos zitterte, als dieser zu sprechen begann: "Er musste weg... er musste weg, weil er sich... ihr habt euch in meinem Jagdgebiet breit gemacht, das konnte ich nicht zulassen, ihr wolltet mir meine Nahrungsquellen nehmen! Daher musste er sterben! Er hat mich schief angeschaut!" Benedetto beobachtete ihn weiter genau und ruhig. Der Ravnos wurde nervöser.
"Er hat sich schließlich an meiner Frau vergangen!" Benedetto schaute noch immer. "Sich gewehrt, als ich mich an seiner Frau vergangen habe! Er..." Niccolo leckte sich nervös die Lippen.
"Der Diebstahl..." sagte Benedetto sanft.
"Ja! Ja, der Diebstahl! Er stand meinen Diebeszügen im Weg! Er musste sterben, ich konnte nicht länger stehlen. Er war im Weg."
Der Kappadozianer legte ihm die Hand auf den Arm. "Und das Ritual?"
"Vor zwei Jahren, da hab ich es gehört..." sprudelte es aus dem Ravnos heraus. "In einer Kneipe, da waren Nordmänner. Die haben Geschichten erzählt. Ich mag Geschichten. Da hab ich es mir gemerkt. War doch eine gute Ablenkung."
Benedetto nickte und blickte auf Alerio. "Seht ihr, was ich meine. Und jetzt, Niccolo, sagt die Wahrheit! Was war wirklich das Motiv hinter eurer Tat? Was sind die Kräfte der Ravnos, ihre tiefsten Geheimnisse? Wie habt ihr die falschen Wälle erzeugt?"
Doch obgleich Niccolo sich wandt und weinte, wiederholte er nur, was er zuvor gesagt hatte. Die streitig gemachten Ressourcen. Die Vergehen an der Frau. Der Diebstahl. Schief angeschaut. Wieder und wieder und wieder.
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Post by Alerio on Dec 11, 2015 21:51:46 GMT
Alerio blickte den Kappadozianer streng an. "Würdet ihr mir das Fragenstellen überlassen? Ich kann sonst nicht ausschließen, dass ihr ihn manipuliert, wenn ihr ihm so Wörter in den Mund legt."
Dann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder Niccolo. Die Ausreden des Ravnos waren wirklich lächerlich. Ungeduldig blickte er ihm entgegen. "Niccolo. Sag mir die Wahrheit. Warum musste er sterben?"
_________________________________________ Beherrschung 2: Manipulation + Führung ge3GEOfm7d107d10
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Post by Il Narratore on Dec 12, 2015 2:17:40 GMT
All das Gewinde und Gezucke des Diebes stoppte augenblicklich, als Alerio ihm in die Augen schaute. Der Kampfeswille floß aus ihm heraus, wie das Gedärm aus einem aufgeschlitzten Fisch. Sein Gesicht nahm die ruhigen, ebenmäßigen Züge eines Schlafenden an: Seine Augen wurden glasig, seine Muskeln entspannten sich und seine Stimme war, als hiebe jemand auf einen Kochtopf. Etwas blechern und metallen. Ohne jede menschliche Regung von Gefühl oder Mitleid, ein bloßer Apparat, wie es etwa ein Wagen oder ein Pflug war. Der sich eben noch windende Mann war reduziert auf einen gequälten Körper. Sein Mund öffnete sich und er erzählte langsam seine Geschichte:
Der Mann habe eben gestört. Er sei hungrig gewesen in jener Nacht. Habe ihn gefunden und die vollbusige Schlampe, die er im Arm gehabt hatte. Eifersucht habe ihn überkommen und er habe sie ihm stehlen wollen. Ein bisschen übereifrig vielleicht, hatte den Knaben halt getötet. Na und? Blut war Blut. Nur durfte er in der Stadt nicht jagen, also musste er es tarnen. Die Sache mit den Lungen gefiel ihm nur als Abschreckung. Als Geschichte, die man erzählen konnte. Hat er vor Jahren mal von zwei Nordmännern in einer Kneipe gehört. Er liebt Geschichten, daher hat er sie behalten. Hätte nie gedacht das die ihm nochmal nützlich werden könnte.
An dieser Stelle hatte der Ravnos gelacht - ein kaltes, mechanisches Lachen in seiner Hypnose. Ha.Ha.Ha.Ha. - und dann den Mund wieder geschlossen. Es gab nichts mehr zu erzählen. Das waren seine Gründe gewesen, das hatte er unter Folter, unter Hunger, Durst und Qualen, im Grab und Sklaverei behalten.
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Post by Alerio on Dec 12, 2015 9:41:41 GMT
Alerio runzelte die Stirn und hob fragend eine Augenbraue. Es war ja nun nicht das erste Mal, dass er Menschen Dinge befahl, doch nie hatte sich jemand so verhalten. So völlig emotionslos, wie eine Puppe? Als würde tatsächlich jemand seine Fäden ziehen.
Das der Ravnos wieder das selbe erzählte, verwunderte ihn hingegen nicht. Er hatte diese Idee auch schon gehabt, das Opfer immer wieder das selbe wiederholen zu lassen, sollte jemand unliebsame Fragen stellen. Die Frage war, wurde es ihm befohlen? Oder wurden seine Erinnerungen so verändert, dass er tatsächlich glaubte, was er sagte? Dies konnte aber doch nicht auf alle Erinnerungen zutreffen? Ersteres würde bedeuten, dass er auf jede Frage so antworten würde.
"Benedetto sagt du wurdest an jemanden gebunden. Sag mir, wessen Blut eines Kainiten, außer seines, hast du getrunken?"
Auch wenn er nicht große Hoffnungen hatte eine zufriedenstellende Antwort zu bekommen. Ein Versuch war es wert.
_________________________ Beherrschung 2 yYLi8Yjr7d10 7d10
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Post by Il Narratore on Dec 12, 2015 10:09:55 GMT
Blankes Starren. Schweigen, eine Zeit lang, während es im Kopf des Ravnos rumort. Man hörte das Geräusch von Mühlsteinen, die in seinem Kopf arbeiteten, die jede Erinnerung der letzten Jahre in feinen Staub zermahlten. Man sah, wie der Geist des Gefolterten durch die Jahre eilte, die er nicht in einem dunklen Verlies zugebracht hatte, auf der Suche nach der Antwort. Wie er im Dreck seiner eigenen Seele und Schandtaten wühlte. Schließlich öffnete sich sein Mund mit der gleichen Anspannung wie zuvor. "Niemandes", sagte er schlicht.
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Post by Benedetto on Dec 12, 2015 10:30:25 GMT
Benedetto sah dem ganzen Schauspiel mit einem starrenden Blick zu. Es schien, als wüsste er nicht so recht was der kleine Lasombra bezweckte. Warum erwartete er, dass Niccolo nun auf einmal die Wahrheit sagte? Der fette Mönch runzelte die Stirn nach Niccolos letzter Antwort und verschränkte die Arme.
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Post by Alerio on Dec 12, 2015 10:41:58 GMT
Hmm...Interessant. War die Antwort doch offensichtlich eine Lüge, wenn er dem Kappadozianer in der Hinsicht des Blutsbandes trauen konnte. Also war etwas mit den Erinnerungen des Ravnos nicht in Ordnung? Oder es war etwas ganz anderes. Alerio starrte Niccolo weiter an, schaute in seine Augen, seine Seele, suchte nach dem kleinsten Hinweis, dass jemand darin herumgespielt hatte.
__________________________________________________ Beherrschung 3: nach gelöschten oder veränderten Erinnerungen suchen (gewürfelt wird ja nur, wenn der Dominate-Wert gleich ist, ja?)
Edit: Würfeln: Geistesschärfe + Ausflüchte 5SxcHsN67d105d10
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Post by Il Narratore on Dec 12, 2015 20:41:37 GMT
Alerios blickte tief in den zerrütteten Geist des Ravnos...und erschauderte für einen Moment.
Der Geist des Vampirs war ein alter Berg, durch den viele, viele Gänge gegraben und in buntesten Farben und Mosaiken verziert worden waren. Ein Berg, der sich mit jeder Minute vor ihm auftürmte. Die meisten der Bilder verwirrten den ungeübten Blick des Lasombra, doch die grobe Richtung der Tunnel und ihre Länge, Breite und ihr Verhältnis zueinander, gab ihm einen groben Einblick in das Gedächtnis seines Opfers.
Der ganze Stein war...morsch. Wie altes, verrottetes Holz, das in den letzten Jahren zuviel Feuchtigkeit aufgesogen hatte. Bei der kleinsten Berührung des Lasombra zuckte der Berg zusammen, als hätte Alerio auf rohe Nerven gefasst, und verformte sich. Bröckchen lösten sich. Er ging durch die düsteren Tunnel der letzten Monate. Kein Lichtlein brannte dort, nur die Dunkelheit lebte darin. Alerio ging tiefer, kämpfte sich durch immer häufiger auftretendes Geröll und übermalte Tunnel. Mit breiten, plumpen Bewegungen war Blut an die Wände gespritzt, Eimerweise Blut, das kohlschwarze Wände zierte. Viele Gänge waren eingestürzt oder verschüttet. Jeder Weg war ein Kampf mit dem rohen Stein. Dann endlich fand er das Bild, das im Zentrum stand. Mit dem alles Elend begonnen hatte: Ein Mann auf dem matschigen Genueser Boden, sein Rücken in zwei Teile gehackt, die Lungen durch die Kluft heraus gerissen. Eine schwarze Gestalt darüber. Gefühle griffen nach Alerio. Gefühle, deren er sich nicht ganz erwehren konnte. Hier war er und starrte dem Mord an seinem Getreuen ins Antlitz - durch die Augen des Mörders.
Doch alle Gänge dorthin waren bearbeitet. Loses Geröll war aufgeschüttet worden und mit neuen Erinnerungen übermalt, war verändert worden, ohne dass Alerio die genaue Natur der neuen oder der alten Bilder hätte erkennen können. Jede verständliche Verbindung zum Wesen des Ravnos war abgebrochen - eine sinnlose Tat, die für sich allein im Raum stand.
Alerio ging weiter, suchte und stöberte nach Gründen, nach Bildern, die die unheilige Tat erklären könnten, wenn schon nicht entschuldigen. Tiefer und immer tiefer in die Vergangenheit ging er, doch irgendwann stoppte jede Bearbeitung der Tunnel. Offen, frei und unbearbeitet, so wie die düstersten Gräben ganz an der Spite des Berges - wie die spärlichen Erfahrungen der letzten Monate - lag die Vergangenheit vor dem Mord da. Nur einige der silbrigen, glücksreichen Stollen weiter unten, näher an der unsterblichen Seele des Vampirs, die vor seiner allerersten Geburt in Fleisch und Leben existiert hatte, waren ganz bewußt zum Einsturz gebracht worden. Eine Geste der Boshaftigkeit womöglich oder der Grausamkeit. Es gab nicht viele glückliche Erinnerungen dort unten. Nicht mehr. Sie waren übermalt worden mit frischem Blut.
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Post by Alerio on Dec 13, 2015 9:57:05 GMT
Nachdem er alles gesehen hatte, durch so viele Wirrungen und Wege gegangen war, brauchte er Zeit das alles zu verstehen. Zu begreifen, was sich vor ihm aufgetan hatte und was es bedeutete. Entsetzt starrte er auf den Boden zwischen sich und Niccolo. Es hatte ihn nicht unberührt gelassen. Die Zerstörung zu sehen, die Vernichtung der Seele des Ravnos und den Mord selbst. So wie es geschah. Das junge Gesicht verzog sich angewidert, entsetzt und gequält. Er wusste nicht was er schlimmer fand, die Tat des Ravnos oder doch was jemand mit seiner Seele angestellt hatte. Da war nichts mehr übrig, nichts was Niccolo noch zu Niccolo machte. Keine Erinnerung, kein Wesen, kein Ich. Schrecklich. Auf einmal empfand er Mitleid, wenn jemand so eifrig dabei war, nicht herauskommen zu lassen, was zu dem Mord geführt hatte, dann traf den Ravnos keine Schuld. Da stand tatsächlich jemand dahinter. Jemand der gut darin war, alles zu vernichten, was auf ihn deuten könnte, ohne Rücksicht. Alerio kannte nur wenige, die überhaupt in der Lage waren oder es potentiell waren, so etwas zu tun.
Er lies sich alles noch mal durch den Kopf gehen, alles was er gesehen hatte und erinnerte sich, dass nicht alles zerstört war. "Niccolo, was hast du vor dem Mord gemacht? Woran kannst du dich erinnern? Von deiner Ankunft in Genua bis zum Mord." "Und was ist dir in den letzten Monaten zugestoßen? Erzähl mir alles, woran du dich noch erinnern kannst."
___________________________________ Beherrschung 2 -1WP hmQ9|PRx7d10 7d10
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Post by Benedetto on Dec 13, 2015 10:32:51 GMT
Benedetto runzelte die Stirn. "Ihr müsst diese Frage präzisieren. Ich weiß nicht, was ihr da mit ihm anstellt, aber was ihr wissen wollt hat doch mit dem Zeitraum vor seiner Gefangennahme durch mich zu tun, nicht wahr?" Der fette Mönch legte den Kopf schief. "Nachdem er in meinen Gewahrsam kam, habe ich wie erwähnt versucht, das Blutsband zu brechen. Das war für uns beide nicht sehr angenehm."
Er tappte mit den Fingern auf dem Tisch. "Ich habe es über Emotionen für seinen verstorbenen Hund versucht, über körperlichen Schmerz, über freundliches Zureden, über Blutszugabe und -entzug. Das hat seine Zeit gedauert. Und ich bin sicher, er kann euch viel darüber vorjammern. Aber mit dem Mord hatte dies nur insofern zu tun, als dass ich die Wahrheit darüber erfahren wollte."
Der Kappadozianer blickte Alerio aus weißlichen Augen an. "Aber vor allem war er gepflockt. Er hat also kein Konzept von 'Monaten'. Für ihn kann dies Tage oder Jahre gedauert haben. Ich würde letzteres vermuten. Schließlich war meine Behandlung sehr... eindrücklich."
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