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Post by Alerio on Nov 25, 2015 14:44:10 GMT
Das Elysium. Er war lange nicht mehr hier gewesen. Eigentlich nicht, seit der Versammlung, vor so vielen Jahren. Er hatte nie einen Grund gehabt oder wirkliches Interesse sich darin aufzuhalten. Er hatte auch jetzt nicht wirklich einen Grund, aber es schien als würden sich immer mehr seiner Art in der Stadt aufhalten und er hatte sich bisher zu wenig mit ihnen beschäftigt. Vielleicht würde man ja den ein oder anderen hier antreffen oder auch ein bekanntes Gesicht.
Alerio betrat die Kirche allein. Seine Kleidung war wie sonst auch, eher zweckmäßiger Natur. Nicht schön und auch nicht sauber. Der Dreck der Stadt klebte daran, doch er bezweifelte, dass sich jemand daran stören würde. Dreck war in dieser Stadt überall. Langsam ging er auf den Mittelgang des Kirchenschiffes zu, sich umschauend, ob sich bereits jemand hier befand.
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Post by Angelique on Nov 27, 2015 14:36:18 GMT
"Hallo, du," meinte eine helle Stimme hinter ihm. Als er sich umdrehte, sah er Angelique, das Vampirmädchen aus Arles. Wie war sie hinter ihn gelangt, ohne dass er es mit seinen unheiligen Sinnen bemerkt hatte?
Ihr großen fiebrigen Augen sahen ihn neugierig, fast unheimlich an. Sie war in ein abgetragenes Pilgergewand gekleidet und ging barfuß. Schwarze Locken fielen unter dem breitkrempigen Schlapphut mit der Jakobsmuschel in ihr blasses Gesicht.
Angelique legte neugierig den Kopf schräg. "Oder muß ich dich ,Euchen'," fragte sie mit scheuem Lächeln. "In dieser Stadt wird sehr viel Wert auf den Plurales Majestates gelegt, so als wolle man den Dämon in seinem Herzen nicht beleidigen, in dem man ihn vergißt. Bitte korrigiere mich, denn die Etiquette Genuas ist verwirrend. Man besteht einerseits auf langen Vorstellungsrituale, aber als ich Euch zuerst sah, hast du mich nicht begrüßt. Jetzt, wo ich Euch sehe, könnten wir das ja nachholen. Also mein Name ist Angelique, Kind von Veronique von Arles aus dem Geschlecht Malkavs. Und deiner und der Eures geehrten Erzeugers? Bist du ein etwa Toreador, weil du so ein hübscher schwarzer Engel bist, oder auch ein Ventrue, weil von dir eine solches Halo der Stärke ausgeht?"
Erwartungsvoll, sich nicht sattsehen könnend an dem anderen Kindervampir Genuas, wartete sie auf den Zehenspitzen wippend auf Antwort.
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Post by Alerio on Nov 27, 2015 21:23:30 GMT
Als er plötzlich die Stimme hinter sich vernahm, zuckte er kurz leicht zusammen und drehte sich dann mit einem neugierigen Blick um. Das war jetzt schon das zweite Mal, dass ein Mädchen ihn so überraschte. Nur diesmal, war er sich sicher, dass er kein richtiges "Mädchen" vor sich hatte.
"Angelique" stellte er fest und musterte interessiert ihre Erscheinung. Sie sah nicht ganz so zerlumpt aus wie er, aber wirklich viel fehlte auch nicht. "Tut mir leid. Ich habe dich damals wohl nicht gesehen, als ich ankam. Später erst, als du deinem Ghul zur Seite geeilt bist. Aber der Abend schien dann nicht mehr sonderlich passend für eine Vorstellung." Er hatte das "Du" gewählt, schien es ihm doch einfacher und Angelique machte auch nicht den Anschein, als würde sie auf das "Ihr" bestehen.
Als Angelique ihn als Engel bezeichnet, blinzelte er überrascht und verwirrt. " Engel? Ich bin doch kein Engel. Und nein, ich gehöre weder zu den Toreador, noch Ventrue. Mein Name ist Alerio, Kind von Francesco di Aqui und entstamme dem Clan der Schatten" stellte er sich nun seinerseits vor.
Neugierig beobachtete er das niedliche Verhalten der Malkavianerin. Sie hatte es wahrlich schlechter getroffen als ihn. Nicht nur für immer im Körper eines Kindes gefangen, nein, dazu auch noch verrückt. Aber vielleicht half das ja, damit umzugehen.
"Ich kenne mich außerhalb dieser Gegend nicht sonderlich gut aus. Wo liegt Arles?" fragte er. "Und gibt es einen bestimmten Grund, warum es dich nach Genua verschlagen hat?"
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Post by Angelique on Nov 28, 2015 9:30:14 GMT
Schatten, oh,ja, das passte. Angelique wusste nur wenig über die Lasombra. Obwohl sie durch ihre Pilgerreisen schon weit herum gekommen war, war sie dochden Lasombra aus dem Weg gegangen. In den alten Tagen, so hatte ihre Erzeugerin gesagt, hatten sie über Piraten geherrscht. Kaum ein Clan zeigte sein dämonisches Erbe so offen und verdeckt zugleich.
Angelique nickte enthusiastisch. "Doch, doch, ein Engel bist du," rief sie aus. "So wundervoll, dass mir nun klar ist, warum die Töchter der Menschen Nephilim mit ihnen zeugten und die Bewohner Sodoms das Gastrecht brachen. Schwarze Schwingen aus Schatten und ein Anlitz, das die Perfektion des Himmels spiegelt." Sie schaute tief in seine Augen. "Und ein Blick so weise und ernst, wie ihn nur jemand haben kann, der spürt, was er an Unersetzlichen verloren hat."
Unwirsch schüttelte sie den Kopf, denn ihre Anima wünschte, mehr zu sagen. Aber ihr höheres Selbst bremste sie. Stattdessen antwortete sie lieber auf seine Frage: "Arles liegt am Jakobsweg an der schönen Rhône an der Kreuzung nach Massilia und Lyon. Laß uns eines Tages dort hingehen - und nach Lyon und Massilia auch."
Angelique betrachtete die Tafeln mit den geschickten Lügenmärchen über die Traditionen, die in dieser gotteslästerlichen Parodie einer Kirche angebracht waren. Selbst Bänke waren in diesem Spottbild, wo man doch in einer Kirche zu stehen hatte! Normale Orte des Glaubens hatten aber auch keine bewaffneten Wächter, an denen man sich vorbeischleichen musste. Angelique war verrückt, aber nicht dumm. Eigentlich wollte sie in das Gotteshaus zum Beten, durch die Bewaffneten davor aber wusste sie, dass irgendeine Teufelei am Werke sein musste. Und so war sie nicht überrascht gewesen, den anderen Kindervampir zu sehen. Von außen sah das scheinbare Gotteshaus nach Armut und Bescheidenheit aus, aber schon an dem Fenster, durch das sie geklettert war, merkte man die verlogene Dekadenz der Vampire: Papier! Aus Samarkand oder gar dem sagenumwobenen Kithai über Byzanz oder Spanien hierher gebracht. Unsagbar teuer!
Als sie sich von der unirdischen Schönheit des Schattenengels durch die lustigen Fantasietafeln genug abgelenkt hatte, wandte sie sich ihm wieder zu: "Was den Grund angeht, warum ich in Genua bin: Ich pilgere dorthin, wo GOtt mich hinsendet."
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Post by Alerio on Nov 28, 2015 10:52:16 GMT
Engel, Nephilim, Sodom...was? Er wusste nicht wovon das Mondkind sprach, aber das war ja meistens so bei ihnen. Er zeigte seine Verwirrung nicht, sondern lächelte einfach nur freundlich und aufmerksam. Als sie ihn als Perfektion bezeichnete, zeichnete ein aufrichtiges aber auch verlegenes Grinsen sein Gesicht. Niemand hatte ihn je als perfekt bezeichnet oder als Engel...bis auf seine Mutter... Seine Mimik wurde schlagartig betrübt, traurig. Die Zeit als Sterblicher war so lange her, es kam ihm meist nur noch wie einer ferner Traum vor, von dem er sich nicht sicher war, ob er tatsächlich real war und den er bereits zu vergessen begann. Der Anflug der Trauer weilte nur kurz in seinem Gesicht, wusste er doch, dass er hier nicht allein war und verbarg seine Emotion hinter einer falschen Maske. Er konzentrierte sich wieder auf das Gesagte der Malkavianerin.
Er lächelte nun amüsiert. "Wieso willst du mit mir dahin? Du kennst mich ja noch gar nicht richtig." Erfreut nahm er war, wie aufgeweckt und "lebendig" das Mädchen war. Ein erfreulicher Wechsel in der sonst so ernsten Welt der Kainiten. In der Tat, hatte er schon seit sehr langer Zeit nicht mehr wirklich gelacht... War das das Schicksal das sie traf? Sie hatten das Leben verloren, also auch alles was es lebendig und lebenswert gemacht hatte?
Als sie von Gott sprach, war sein Blick nicht sonderlich begeistert. "Gott schickt dich also?" fragte er leicht ungläubig. "Warum sollte er das? Ein Kainskind senden? Welchen Auftrag hat er dir denn gegeben?"
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Post by Angelique on Nov 28, 2015 14:15:32 GMT
Angelique legte ihre schmale Hand auf ihre Brust und sagte: "Mein Herz kennt dich schon ewig, selbst wenn wir uns erst jetzt zum ersten Mal seit dem Fall begegnen. Und verlangt es dich nicht auch nach den Wundern der Welt? Das heilige Jerusalem zu sehen, das ewige Rom, das stolze Damaskus, das Athen der Philosophen. Und erst die Länder, die halb in Sagen liegen, Kithai, Nubien, das eisige Thule des Gangrel-Kriegers. All das muss wundervoll unter dem Sternenlicht und im Mondenschein sein. Jede Nacht ist ein neues Wunder."
Das Misstrauen und die Bitterkeit des Lasombra fiel ihr wohl auf, als er von Gott sprach. Was hatte der Demiurg ihm wohl angetan? Sie strich verlegen mit den nackten Zehen über den Klakestrich des Bodens, der die kostbaren Ziegelfliesen bedeckte, während sie nicht an die Verletzlichkeit eines kleinen Jungen denken wollte, der ähnlich wie ein kleines Mädchen vor langer Zeit vielleicht weinend und sich verzweifelt wehrend seines letzten Blutes beraubt wurde, um erst dann mit dem Wunder der Auferstehung beschenkt zu werden. Manche wurden durch diese Erfahrung bitter. Besonders, giftete ungebeten der Dämon in ihr, wenn nicht Erleuchtung, sondern Wollust seinen Erzeuger geleitet hat. Angelique schüttelte unwillig den Kopf. Böse, schmutzige Gedanken! Wahrscheinlich wollte auch er nur einen Engel unbefleckt von Sünde für die Ewigkeit konservieren!
Zu Alerio aber meinte sie: "Ich vermag Gottes Ratschlag nicht zu deuten, aber nichts geschieht ohne seinen Willen. Ich bin jetzt hier und du auch. Das ist nicht ohne Bedeutung, dass wir uns in einer Kirche treffen, mag sie auch noch so besudelt sein."
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Post by Alerio on Nov 28, 2015 18:20:03 GMT
Er schaute unbestimmt in die Ferne. "hmm...ich würde schon gern mehr von der Welt sehen. Ich habe nicht mal besonders viel von diesem Land gesehen. Doch wir haben ja Zeit und nichts davon rennt einem weg. Städte sind fast wie wir. Sie werden auch noch in Jahrzehnten da sein." Es schwang ein Unterton von Wehmut in seiner Stimme mit.
"Fall?" fragte er neugierig, dann schien er es zu begreifen. "Du glaubst also, dass wir gefallene Engel sind? So wie der Teufel selbst?" Er grinste belustigt. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mal ein Mensch war, so wie wir alle und du sicher auch. Zudem stammen wir doch alle in unserem zweiten Leben von Kain ab. Aber ich gebe zu, die Vorstellung hat etwas für sich. Doch sie stellt uns auf ein zu hohes Podest. Was für unsere Art ohnehin normal scheint. Der Lauf der Dinge. Vampire stehen über Menschen."
Er schaute sich in der Kirche um. "Das zeigt auch dieses Haus. Was du vermutlich mit besudelt meinst? Das gemeine Volk sitzt nicht im Hause Gottes, doch wir stellen Bänke hinein. Warum? Weil wir nicht wie sie sind, wir sind besser." Seine Stimme wurde mit jedem Wort etwas leiser. "Stimmt das? Sind wir besser als sie? Sind wir nun besser als wir mal waren? Sind wir dazu bestimmt über sie zu herrschen? Warum? Warum sollte Gott das wollen oder zulassen?" Die Fragen war mehr rhetorisch, mehr an sich selbst gerichtet, als an Angelique und dennoch wollte er gern ihre Sichtweise hören. Es war komisch, dass er ausgerechnet mit einer Wahnsinnigen ein tiefgehendes Gespräch über die Rolle und den Sinn der Vampire in der Welt führte. Doch er hatte schon wirklich lange nicht mehr die Möglichkeit gehabt sich überhaupt mit jemanden über so etwas zu unterhalten.
Er legte den Kopf leicht schief und betrachtete das kleine Vampirmädchen. "Wieso schickt Gott einen gefallenen Engel? Wäre das nicht Luzifers Aufgabe? Was Sinn machen würde, immerhin sind wir ja Monster."
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Post by Angelique on Nov 28, 2015 19:01:49 GMT
Angelique widerstand dem Drang ihn tröstend in den Arm zu nehmen. So allein! Es brach ihr schier das Herz, ihn so zu sehen. Sanft ergriff sie scheu seine Hand. So kühl! Wie die ihre! Manche Vampire hassten die Berührung anderer ihrer Art. Trotzdem riskierte sie es. "Wir stehen nicht über ihnen, Alerio. Wir haben eine zweite Chance bekommen. Außerdem ist auch Luzifer Gottes Engel gewesen, so wie alle, die ihm folgten. Manche sagen, sie würden immer wiedergeboren, um zu büssen in diesem Jammertal, das sie in ihrer Hybris verschuldeten." Besorgt schaute sie den Jungen an. Sie hatte Belials Hund und den hochmütigen Ventrue kennen gelernt, die sich für weit über den Menschen stehend betrachteten und immer und immer wieder den Grund für ihren Fall nachspielten. War Alerio auch so? Das konnte sie nicht glauben! Also stellte sie die Gretchenfrage: "Du, sag mal, wie ernährst du dich?" Das war unverblümt und jemand wie Maximinianus hätte ihr jetzt minutenlange Monologe über Vampiretikette gehalten. Schüchtern von einem nackten Fuß auf den anderen tretend fügte sie hauchend mit gesenktem Blick hinzu: "Ich selbst trinke nur von den Sündern und Verbrechern. Manchmal auch das erkaltende Blut an den Richtplätzen. Ich glaube nämlich, dass im Blut die Seele ist, wie es in der Schrift steht, und wenn ich von ihnen trinke, werden sie auch Teil von mir und entgehen vielleicht der Verdammnis für ihre Taten."
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Post by Alerio on Nov 28, 2015 20:38:12 GMT
Beinahe geschockt starrte er auf ihre Hand, die seine hielt. Damit hatte er nicht gerechnet, mit einer solch menschlichen Geste? Das war er von Kainiten nicht gewohnt. Allgemein war er Berührungen nicht gewohnt. Er hatte schon ein paar Mal Pietros Hand gehalten, wenn sie sich für Vater und Sohn ausgegeben hatten, doch das war zweckdienlich, das war nicht tröstend oder gar liebevoll. In seinem Leben gab es keine Nähe oder Wärme. Schon als Mensch hatte es die nicht geben. Es verunsicherte den Vampir, mehr als er zugestehen würde und so lächelte er sie also an, dankbar, aber falsch, nur konnte die junge Vampirin das nicht erkennen.
Auch ihre nächste Frage hinterließ ein schlechtes Gefühl in ihm. Doch als sie selbst ihre Gewohnheiten offenbarte, gab auch er sich einen Ruck. Zumindest versuchte er es: "Ich habe ein paar Menschen, die bei mir leben..." Freunde, wollte er sagen, doch mittlerweile konnte er sie nicht mehr so nennen. Es war einfach zu viel Zeit vergangen, Zeit in der sie nur noch dazu lebten ihm Blut zu geben. Es bedrückte ihn, er wollte darüber nicht nachdenken.
"Ansonsten trinke ich von..." ...von den Hilflosen? Er schaute Angelique an, einfach nur starr, schwerlich festzustellen für sie, was er dachte. Eine ganze Weile bevor er es doch zugab: "...von Armen, von Bettlern. Von Schlafenden. Von denen die sich nicht wehren können." rasselte er die Aufzählung herunter, als wollte er es hinter sich bringen.
"Ich bin ein Monster" flüsterte er fast unhörbar und ein unheimliches trauriges Grinsen zog sich kurzzeitig über sein Gesicht, nur einen Wimpernschlag lang. Dann zog er seine Hand zurück. Er war naiv, warum erzählte er ihr das? So dumm... Doch seine Mimik zeigte keine seiner Bedenken.
_______________________________________________ Emotionen verbergen (Ausdruck + Manipulation) 0UioeFX|8d108d10
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Post by Angelique on Nov 28, 2015 21:34:19 GMT
Alerio öffnete sich und sei es nur für einen Wimpernschlag. Auch diesmal konnte sie nicht anders. Sie umarmte ihn und flüsterte ihm zu: "Das bist du nicht. Du empfindest etwas für die, von denen du trinkst." Sie brachte ihn auf Armeslänge und schaute ihn besorgt an. "Du tötest sie doch nicht etwa auf diese Weise, oder?"
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Post by Alerio on Nov 28, 2015 22:09:08 GMT
Alerio schien zu versteinern, als Angelique ihn an sich drückte. Was war hier los? Was war mit diesem Mädchen los? Lag das einfach nur an ihrem Wahnsinn? Kein Vampir verhielt sich so. Wie konnte sie noch so menschlich sein? Er war überfordert mit dieser Situation. Auf der einen Seite wollte er sie fort stoßen, auf der anderen aber auch nicht. Dann zog sie sich jedoch selbst zurück. Mit großen Augen schaute er sie an, als sie ihn fragte ob er seine Opfer töten würde. "Niemals!" sagte er, voller Überzeugung, ungelogen.
Er befreite sich aus ihrem Griff und entfernte sich einige Schritte von ihr. "Wie kannst du so sein? So viel Mitgefühl zeigen? Wie konntest du so menschlich bleiben?" Er schaute kurz in der Kirche umher, bevor den Blick wieder auf Angelique lenkte. "Oder spielst du mir nur etwas vor?" fragte er, aber erwartete nicht wirklich eine Antwort. Es war ungerecht, es überhaupt gesagt zu haben. Er trug ja auch eine Maske. Aber unter Vampiren konnte man auch nie sicher sein.
"Du sagtest du trinkst von Sündern, von Verbrechern. Tötest du sie dabei? Und woher weisst du immer, ob es wirklich Sünder sind?"
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Post by Angelique on Nov 28, 2015 22:38:36 GMT
"Nur die Unbelehrbaren oder die, die sogar einer kleinen Jungfer Leid antun würden, einer Pilgerin zudem. Aber, nein, eigentlich vermeide ich zu töten. Wie soll der Mensch denn bereuen und sich ändern können, wenn er tot ist?" Sie überlegte. Ob Benedetto darauf wohl eine Antwort wusste? Sie schaute Alerio mitfühlend an. "Wie kann jemand in dieser Stadt von so edler Natur sein?" Es schmerzte, als sie hörte, dass er ihr tief misstraute. Aber es gab ein Mittel, ihn zu überzeugen, so hoffte sie. Unverblümt ergriff sie den entweihten Pokal aus dem Sanktum und streckte ihn Alerio entgegen. Lächelnd meinte sie: "Lass dein Blut meinen Wein sein, mein schöner Engel! Ich gebe mich in deine Hand, denn das muss es sein, was der Herr von mir erwartet. Du sollst nicht länger einsam sein in der endlosen Nacht. Du brauchst jemanden, dem du vertrauen kannst. Lass mich dieser Jemand sein." Mit einem Mal übermannte sie große Traurigkeit. "Denn ich könnte nicht ertragen, zu hören, dass du aus Gram an die Sonne gegangen bist," hauchte sie und kleine rote Tränen kullerten über ihre Wangen.
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Post by Alerio on Nov 29, 2015 11:24:10 GMT
Er nickte zustimmend. "Die, die es verdient haben, ja."
Als sie ihm tatsächlich anbot ein Blutsband einzugehen, weiteten sich seine Augen überrascht und er schaute sie ungläubig an. "Du musst wahrlich verrückt sein. Wieso vertraust du mir so einfach?" Er schüttelte den Kopf. "Du kannst mein Vertrauen nicht gewinnen in dem du dich an mich bindest. Es wäre erzwungen, falsch..." Angelique wusste das nicht, aber Alerio sah das Blutsband als Strafe an. Oder als letztes Mittel, wenn er wirklich keine andere Wahl hatte. Doch er hatte keinen Grund Angelique zu bestrafen. Die Geste alleine erzielte jedoch auch schon eine Wirkung. Er nahm ihr den Pokal aus der Hand und stellte ihn wieder dort hin, wo er hingehörte.
"Noch dazu in diesen Hallen. Im Elysium darf kein Blut vergossen werden." Dabei schaute er ihr ins Gesicht über das ihre blutigen Tränen liefen. "Es mochte vielleicht nicht den Anschein machen, aber ich schätze mein neues Leben sehr. Ich bin meinem Erzeuger dankbar, dass er mich vor dem Tod rettete. Nie würde ich es wegwerfen." korrigierte er ihre Bedenken.
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Post by Angelique on Nov 29, 2015 12:05:43 GMT
Angelique war nur wenig getröstet, denn die dunkle Vorahnung ob der bevorstehenden Audienz lastete schwer auf ihr. Und so warf sie sich vor die Füsse des Lasombra und weinte noch bitterlicher. "Bitte," schluchzte sie, "weis mich nicht ab. Bruder Benedetto hat mir schon das schwere Schicksal offenbart, das mir droht: In Blutsklaverei unter die Princeps zu fallen, die ich nicht einmal kenne. Wenn es unvermeidbar ist, möchte selbst wählen, wessen Sklave ich bin. Sei mein heiliger Nikolaus und errette mich aus dieser Prostitution! Gerne will ich der Herrin Genuas dienen, aber nur über dich!" Hoffnungsvoll blickte sie zu ihm hoch.
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Post by Alerio on Nov 29, 2015 15:07:08 GMT
Er zögerte einen Moment, dann kniete er sich vor ihr und fasste sie an den Armen. "Angelique! Niemand zwingt dich in die Sklaverei. Das Blut der Prinzessin zu trinken ist ein freiwilliger Akt. Nur wenn du ihr Vasall sein willst, wird es von dir verlangt werden. Doch du kannst auch Gast bleiben und ihr dennoch dienen." Sanft versucht er sie wieder aufzurichten. "Warum würdest du mich überhaupt ihr vorziehen? Sie ist eine Ahnin und die Herrscherin dieser Domäne. Ist es nicht viel verachtenswerter sich irgendeinem Neugeborenen vor die Füße zu werfen?"
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