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Post by Benedetto on Dec 15, 2015 6:18:00 GMT
Benedetto dachte für einen Moment nach, dann nickte er. "Einverstanden. Ich gebe euch das notwendige Geld und ihr besorgt die Abschriften. Im Gegenzug gebe ich euch meine Werke von Galen zum Studieren." Er trat zur Tür der Schreibstube und gab einige Anweisungen. Dann wandte er sich wieder Angelique zu. "Ich denke, ihr werdet einiges an Geld benötigen, nicht wahr?"
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Post by Angelique on Dec 15, 2015 7:49:34 GMT
Angelique schaute verschämt zu Boden. "Eine dem Auge gefällige Abschrift, die auch nur ein Hunderstel so schön wie die deinen gestaltet ist, mag wohl zwei ausgebildete Streitrösser als Gegenwert haben. Wenn ich einen Vorschlag machen darf: Ein Tausch eine deiner wundervollen Abschriften der Bibel oder der Klosterregeln zum Beispiele gegen die Mysterien aus dem Burgundischen wäre ein langfristig gutes Geschäft. Wohl wäre es im ersten Moment hoffnungslos überbezahlt, aber der Ruhm deines Klosters feine Abschriften zu fertigen, würde ins Herz des Frankenreichs dringen und dort die Sterblichen, wie Unsterblichen erfreuen und Aufträge nach sich ziehen, die dir Gelegenheit geben, Hand an seltene Schriften legen zu können. Sollte dieser Plan nicht aufgehen, so hättest du zumindest das Wissen erlangt, wenn auch überteuert."
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Post by Benedetto on Dec 15, 2015 14:03:10 GMT
"Wenn ich dies tun würde, dann einzig, um den Ruhm Gottes zu mehren - aber ich verstehe, was ihr meint. Dennoch sehe ich ein Risiko, wenn meine Schriften in der Hand von Häretikern gefunden würden. Aber ich denke, eine Abschrift der Regel Sankt Benedikts ist an sich unverfänglich. In wessen Hände sie wie gelangt, müsste allerdings verborgen bleiben." Benedetto sprach leise.
Dann legte er die Hand ans Kinn. "Ich werde einige Zeit dafür brauchen, denn auch andere Dinge halten mich derzeit beschäftigt. Und meine Adlati werden mir helfen, welche noch nicht mein Können erreicht haben. Aber ich denke, das Ergebnis wird dennoch zufriedenstellend sein." Er schnipste mit den Fingern der rechten Hand. "Da fällt mir etwas ein!"
Wieder öffnete er die Tür und gab Anweisungen. Danach gesellte er sich erneut zu Angelique. "Das Werk über eure Häresien ist vollendet. Mein Adlatus bringt es gerade, damit ihr es ansehen könnt. Wenn ihr denn wollt." Der Kappadozianer klang, als habe er daran keinen Zweifel.
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Post by Angelique on Dec 15, 2015 14:26:47 GMT
Angelique klastschte begeistert in die Hände. "Oh, ja, ja, sehr gerne!" Auf seine Sorge zu sprechen kommend, sagte sie: "Sei unbesorgt. Nirgends außerhalb Al-Adalus findet man tolerantere Fürsten und Äbte als im Okzitanischen. Kein vatikanischer Legat hat jemals einen Prozess gegen Laien anberaumen können, ohne ausgelacht zu werden. Und die vatikanischen Armeen bekommen gerade den Popo verhauen wie es den Herrn der Welt beliebt. Selbst wenn dein Werk in Ketzerhand gefunden würde, wer möchte sagen, dass eine Ordensregel oder der Heilige Schrift nach Benediktinerart verwerflich sei?"
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Post by Benedetto on Dec 16, 2015 10:15:09 GMT
"Dennoch werde ich das Werk anonym verfassen und ihr werdet mich als Erschaffer nicht direkt preisgeben. Das ist meine Bedingung." Es klopfte an die Tür der Schreibstube und Benedetto stapfte dorthin. Davor stand Citus, der ehrerbietig ein schweres, in Holzwerk eingeschlagenes Buch hielt. Als erstes fiel Angelique jedoch das kleine, aber robuste Schloss auf, welches den Einband sicherte.
Neben Citus stand Marius, der ein kleines Ebenholzkästchen hielt. Der zweite Adlatus grinste Angelique kurz zu, bevor er schnell den Blick niederschlug und Benedetto das Kästchen hinhielt. Dieser nahm stirnrunzelnd einen Schlüssel daraus, ebenso wie das Buch von Citus und trat dann an eines der Schreibpulte heran, wo er das schwere Werk niederlegte.
Der Schlüssel drehte sich im Schloss und endlich wurden die Wunder offenbar, welche die Seiten beinhalteten.
Nur beiläufig nahm Angelique die saubere Minuskelschrift wahr, welche die Seiten zierte. Denn ihre Aufmerksamkeit wurde wie magisch angezogen von den Buchmalereien. Einige davon kannte sie ja bereits: Die Seelen, welche in die schmutzigen Körper einfuhren, die Formung der Welt durch Satan, Christus als Engel... Aber auch die restlichen Seiten waren aufs herrlichste verziert.
Die kleine Malkavianerin konnte die Vampire sehen, wie sie mit dem Blick heiliger Verzückung das Blut der Sterblichen tranken. Sie sah den Sternenhimmel und darin einen Spiritus, ihren Spiritus, den Benedetto offenbar als Beispiel verewigt hatte. Da war die Schlange der Ophiten, mit Heiligenschein, da waren die nackten Adamiten, da waren die Circumcillionen mit ihren dunklen Ritualen.
Benedetto hatte ganze Arbeit geleistet - und Wort gehalten. Denn da stand es, gleich zum Anfang des Werkes: "Das Wissen über den Glauben der Häretiker, überliefert vom Orakel Marie, nach der Tradition ihrer Erschafferin Anno Domini 964."
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Post by Angelique on Dec 16, 2015 10:58:21 GMT
Als Marius sie angrinste, lächelte Angelique zurück und unbewusst griff ihr Geist durch das Blut hinaus und ließ den sanguinen Humor, welcher auch immer in diesem Augenblick in dem Alatus floss, stärker fließen.
Dann aber war alles andere für den Moment vergessen. Ehrfürchtig, ja gebannt wie eine willensschwache, hedonistische Toreadorposeurin, blätterte sie in diesem Wunder, dass die Schöpfung Benedettos war. Als sie endete, schaute sie ihn an und wollte etwas sagen. Aber zum ersten Mal in ihrem Unleben fehlten ihr die Worte.
Dementation 1 (Incubus Humor):Awv6eEOp1-101-101-101-10
1-10·1-10·1-10·1-10
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Post by Benedetto on Dec 16, 2015 22:43:53 GMT
Während sich die Tür hinter den Adlati schloss, hatte Marius bereits zu kichern begonnen. Durch die Tür klang leise sein Lachen vom Gang herein. Benedetto runzelte die Stirn, während er das Buch aufschloss. Er würde ein ernstes Wort mit seinem Gehilfen reden müssen.
Angeliques Reaktion hingegen schien ihn zufriedenzustellen. "Ich kann den Standpunkt derjenigen nachvollziehen..." sinnierte er "...die sagen, dass das Wissen alleine schon ausreichend großer Schönheit ist, um jeden wachen Geist zufriedenzustellen. Aber ich denke, die Illustration gewisser Dinge eröffnet ganz neue Sichtweisen auf die Dinge, über die man daneben schreibt. Außerdem inspiriert mich die Malerei sehr oft dazu, neue Ansätze auszuprobieren."
Er kratzte sich hinter dem kleinen Ohr. "Die Abschrift der Klosterregeln hätte ähnliche Verzierungen, wenngleich abstrakter. Ich denke, das sollte eure Kontakte zufriedenstellen, nicht wahr?"
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Post by Angelique on Dec 17, 2015 8:03:41 GMT
Angelique fand ihre Sprache wieder. "Ja, mit Sicherheit. Und sei gewiss, dass nicht nur irregeleitete Ketzer dein Werk sondern auch gute Katholiken es schätzen und hundertmal kopieren werden, ohne es zu erreichen. Der Klan der Rose selbst wird aufmerksam werden. Vielleicht sogar ihr Anführer Michael, der Engel von Byzanz. Denk nur an das Wissen, dass er und deine kappadokischen Brüder dort horten. Wäre es nicht wundervoll, teilten sie es mit uns?"
Aufgedreht wirbelte sie um ihre Achse, dass die Novizenrobe sich nur so bauschte. "Oh, wie sehr ich die Verbindung der Sinne mit dem geschriebenen Wissen liebe. Du bist wahrhaft berührt vom Geist der Sophia. Ich will so viel von dir lernen." Sie beruhigte ihren Überschwang, wollte sie Benedetto doch nicht verärgern, der Stoizismus inkarniert war. "Daher meine Frage nach griechischen Werken. Diese Sprache will ich lernen, auch das Maurische und Koptische und vor allem das Aramäische, in dem, so sagt meine geliebte Herrin, JEsus selbst gepredigt hat. Sag, kennst du byzantinische Händler oder sarazenische Sklaven, die solche Sprachen sprechen?"
Sie musste selber lächeln, als sie das Gelächter des Adlatus vom Gang hörte. Es war irgendwie ansteckend.
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Post by Benedetto on Dec 17, 2015 23:19:23 GMT
Benedetto nahm das Lob mit einem Nicken an, wirkte dabei schon fast ängstlich, so als würde auch nur das kleinste Indiz der Eitelkeit den Zorn des Herren über sein Haupt bringen. Aber dann hob er die Hand. "Genug." Den Kopf leicht zwischen den Schultern, fuhr er sanfter fort. "Es gibt weitaus größere Künstler als mich, auch wenn mein Erzeuger mein Talent sehr schätzte. Aber Kunst ist Spielerei, wenn sie nicht dem Erkenntnisgewinn dient."
Er legte die Hände hinter dem Rücken zusammen. "Vor allem aber darf dieses Werk diese Mauern nie verlassen. Es ist zu gefährlich für die Hände der unvorbereiteten Geister. Was die Abschrift der Klosterregel angeht, so sollten wir es bei unserer Absprache belassen. Über Byzanz können wir ein anderes Mal reden."
Nach ihrer nächsten Frage dachte er nach, kratzte sich am bleichen Schädel. "Nun, Antigonos von den Brujah ist Grieche, ebenso wie Phosoa von Byzanz, die Salubri. Wobei Antigonos derzeit voll beschäftigt ist und Phosoa... scheint verschwunden zu sein. An eurer Stelle würde ich die Händler unter uns fragen, den Brujah Josef zum Beispiel. Vielleicht kennt er solche Personen. Ich selbst habe eher Kontakt zu den Einheimischen."
Er legte den Kopf schief. "Ich könnte natürlich einmal meine Kontakte bemühen, für eine triviale Gefallensleistung eurerseits in der Zukunft."
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Post by Angelique on Dec 18, 2015 9:18:44 GMT
"Oh, alles was du willst, tue ich gerne. mache mich bitte mit dem Kriegergelehrten Josef bekannt. Er kann mich sicher neues Wissen aus anderen Teilen des Erdkreises lehren." Sie runzelte die Stirn. "Du, sag einmal, willst du eigentlich lieber geihrzt werden? Mir fällt auf, dass du mich immer noch ihrzt, obwohl ich doch Niederer Klan bin. Soll ich das lieber auch tun, geschätzter Benedetto?"
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Post by Benedetto on Dec 18, 2015 9:25:13 GMT
"Mein Erzeuger lehrte mich, dass das Majestatis Pluralis eine höfliche Form ist, dem anderen seinen Respekt auszudrücken. Selbst ihn bedenke ich mit dieser Form - obgleich er mich in der Tat vertrauter anspricht. Es ist mir im Umgang mit unseresgleichen zur Gewohnheit geworden." Er zuckte mit den Schultern. "Wie ihr das halten wollt, ist mir relativ gleich, werte Angelique. Solche Dinge sind Maximinianus' Domäne."
Der fette Mönch dachte einen Moment nach. "Das meinte ich nicht. Josef stelle ich euch gerne auch ohne Gegenleistung vor. Ich meinte meine Kontakte unter den Sterblichen. Aber vielleicht solltet ihr es in der Tat zunächst bei ihm versuchen."
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Post by Angelique on Dec 18, 2015 9:54:33 GMT
"Diesen Josef will ich sehr gerne kennen lernen, hatte ich doch selten die Gelegenheit in meiner Heimat, mag man sie dort doch nicht sehr leiden."
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Post by Benedetto on Dec 18, 2015 19:53:00 GMT
"Dann werde ich ein Treffen vereinbaren." Er zog die Augenbraue hoch. "Was haben die Kainskinder in eurer Heimat gegen die Brujah? Oder verstehe ich euch falsch?"
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Post by Angelique on Dec 19, 2015 8:51:56 GMT
"Die Gefallenen im Norden an sich haben wenig gegen die Kriegergelehrten, die Ventrue im besonderen dagegen wohl schon. Es ist wohl ein alter Konflikt. Von Athen und Sparta, Rom und Karthago ist die Rede. Hier dagegen scheinen die Ventrue eher Angst vor ihren eigenen Schatten zu haben als vor ihren alten Widersachern. Und neue Konkurrenz zwischen den erblühenden Reichen des Westens und Ostroms scheint wohl auch eine Rolle zu spielen."
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Post by Benedetto on Dec 19, 2015 10:28:44 GMT
"Vom Fall des stolzen Karthagos habe ich natürlich gehört. Auch traf ich Brujah, welche ihm anhingen. Aber der besagte Herr Szőkyel kommt aus dem Osten. Mir schien es nicht so, als stände er mit der Herrscherin im Konflikt. Und mit Maximinianus ist er sogar in gewisser Weise verbündet, da sie beide der Koterie der Könige angehören und zu Ädilen ernannt wurden."
Benedetto faltete die Hände. "Nun gut. Ich werde meine Abschrift verfassen und ein Treffen mit Josef Szőkyel arrangieren. Habt ihr noch weitere Anliegen?"
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