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Post by Angelique on Dec 11, 2015 8:21:09 GMT
Als Angelique das nächste Mal bei Benedetto vorsprechen wollte, hatte sie das Buch gerade zuende gelesen und dürstete nach neuen Wissen. Sie hoffte, er würde ihr Zugang zu weiteren Werken der Weisheit und der Erkenntnis gewähren. Zumindest wäre es ein kleiner scipionischer Zirkel, den sie bildeten, wo man nach Lust ihrer nicht schlagenden Herzen angeregt parlieren und philosophieren konnte.
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Post by Benedetto on Dec 11, 2015 15:08:06 GMT
Erneut stand die kleine Malkavianerin vor den dunklen Mauern des Klosters. Und erneut wurde ihr Einlass gewährt, hatte der Adlatus des fetten Mönches sie am Tor in Empfang genommen. Über Schleichwege wurde sie in die Schreibstube gebracht, dort gebeten zu warten. Die Pulte waren gesäubert worden und die Kerzen erloschen, auch wenn Citus ihr ein kleines Öllicht gelassen hatte. Es war still.
Nach einer Weile trat der dicke Mönch ein und nickte Angelique zu. "Seid gegrüßt, Kind Malkavs. Ich freue mich, euch wiederzusehen. Seid ihr erneut zum Studium gekommen?"
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Post by Angelique on Dec 11, 2015 15:35:50 GMT
Artig wie ein Klosterschüler wartete Angelique vor den Pulten. Eifrig nickte sie, als Benedetto, Bauch voran, den Raum betrat, und sie nach dem Studium fragte. Es gab noch so viel zu lernen! Und sie wollte alle Mysterien der Welt erforschen. "Ja, Stattlichster, lehre mich neues Wissen. Ich möchte noch so viel mehr erfahren."
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Post by Benedetto on Dec 11, 2015 22:10:29 GMT
"Eure Wissbegierde ist lobenswert, wie üblich. Aber meint ihr nicht, dass es an der Zeit ist, dass ihr selbst einmal Wissen sammelt und so dazu beiträgt, dass die Summe allen Wissens wächst?" Benedetto faltete die Hände. "Praxis und Theorie gehen beim Gewinn von Wissen oft einher. Eine wichtige Erkenntnis und die Grundlage aller Forschung. Gibt es denn einen speziellen Bereich, über den ihr mehr erfahren wollt?"
Er hob die Hand. "Bedenkt, dass Wissen immer einen Preis hat."
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Post by Angelique on Dec 11, 2015 23:00:15 GMT
"Ah," machte Angelique."Welches Wissen interessiert di...Euch denn, welches ich empirisch oder scholastisch erlangen könnte. Ihr habt doch etwas im Sinn." Wie sie diesen Plurales Majestates hasste! Besonders, da sie das Gefühl hatte, alle die sie so ansprachen, würden beim Anfangsbuchstaben karolingische Minuskeln verwenden, würden sie es niederschreiben müssen.
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Post by Benedetto on Dec 12, 2015 5:55:56 GMT
"Nun, wenn wir gemeinsam nach Wissen suchen, dann wird unser Austausch auf gleicher Ebene stattfinden, nicht wahr? Also liegt es ja an euch, welche Art von Wissen ihr sucht. Eure häretische Philosophie konnte zum Beispiel mit meinen Erkenntnissen zur Architektur aufgewogen werden. Und daher auch meine Frage: Welche Art von Wissen sucht ihr denn nun eigentlich von mir?"
Dem dicken Mönch schien noch etwas einzufallen. "Oh - und hattet ihr schon eure Audienz?"
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Post by Angelique on Dec 13, 2015 9:38:34 GMT
Angelique begann am ganzen Körper zu zittern und ihre Augen füllten sich mit roten Tränen. Mit bebender Stimme antwortete sie: "Ja, die hatte ich. Als die heidnische Herrin verlangte, dass ich ihr als Göttin huldige, weigerte ich mich und blieb standhaft. Bereit war ich, mit meinem Tode Zeugnis für den Hernn abzulegen. Aber sie war zu sehr in Temperantia, mir das zu vergönnen. Stattdessen erlaubte sie mir in römischer Clementia, in Genua zu verweilen, wohl in der Sapientia, dass ich, in dem ich weiter lebe, Gelegenheit bekomme, Pietas für sie zu entwickeln."
Angelique fühlte, während sie dies mit geschliffenen Worten sagte, eher wie ein verängstigtes Kind. Alles hätte sie wohl gegeben, wenn Benedetto, sie in die Arme geschlossen hätte, um sie zu trösten und sie Geborgenheit in der einsamen Kälte der Nacht hätte finden lassen.
Schluchzend sammelte sie sich wieder, um auf des blassen Gelehrten erste Frage mit gequältem Lächeln zu antworten: "Alles." Sie schaffte es, wieder hell zu lachen. "Aber froh wäre zu Beginn mit Werken, die der Hellenen Weisheit künden und der alten Kirchenväter und wohl auch die Worte der Romanoi zu lehren zu verstehen." Kokett schauend, so wie in längst vergangenen Tagen, wenn sie von ihrem Vater etwas wollte, fügte sie hinzu: "Was wäre dafür als Gegenleistung angemessen?"
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Post by Benedetto on Dec 13, 2015 19:23:54 GMT
"Die Werke, die ich hier besitze, sind in der lateinischen Sprache gehalten, junge Malkavianerin." Benedetto lächelte. "Es ist die Sprache der Gelehrten, wie ihr ja bereits wisst. Und die beste Übung dafür ist, diese Texte zu lesen. Allein, die Klosterbibliothek ist nicht besonders umfassend, auch wenn ich bereits daran arbeite. Ich besitze Werke von Galen, wenn euch das interessiert."
Er blickte zum Fenster. "Ich selbst habe mir Eingang zur Bibliothek des Bischofs verschafft und ich rate euch dasselbe zu tun. Aber vielleicht besser ohne dafür mit Maximinianus einen Teufelspakt einzugehen."
Dann nickte der Wohlbeleibte. "Aurore wird euch prüfen, seid euch dessen gewiss. Und bereitet euch gut vor." Nichts schien ihm ferner zu liegen, als die kleine Malkavianerin zu umarmen. Benedetto war distanziert, kalt.
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Post by Angelique on Dec 13, 2015 21:30:05 GMT
Angelique war begeistert . "Oh, an den Werken aus Galen wäre überaus interessiert. Und wenn du willst, will ich auch mit den Christusmördern reden. Sie haben gut Verbindungen nach Al-Andalus, wo die Heiden der Römer Werke hüten wie Schätze und für Mammons Segen freigiebig mit ihnen handeln. Sag, was geschah mit den großen Bibliotheken der Byzantiner, als sie die Stadt verließen und nur eine einsame Fahne zurückließen? Sind Teile davon noch in der Stadt zu finden?"
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Post by Benedetto on Dec 14, 2015 7:45:33 GMT
"Oh ja, die Bischofsbibliothek ist sehr umfassend. Ich nutze sie stets, wenn ich Dinge erfahren will, die über meine kleine Sammlung hier im Kloster hinausgehen." Er flüsterte verschwörerisch. "Meine Adlati und ich haben bereits begonnen, die wichtigsten Werke zu kopieren, aber es ist keine leichte Aufgabe. Denn man darf nichts von dort mitnehmen. Bedauerlicherweise, wie ich hinzufügen möchte."
Er rieb sich das Kinn. "Für euch wird es natürlich schwieriger werden. Der Verwalter der Bibliothek ist... nun, ich vermute, dass Maximinianus ihn kontrolliert. Und ihr seid, anders als ich, von eurem Aussehen her noch sehr jung. Aber natürlich könnt ihr es trotzdem versuchen."
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Post by Angelique on Dec 14, 2015 8:29:28 GMT
"Hat dieser Verwalter denn zu erkennen geben, dass er dich in deiner engelhaften Glorie zu huldigen weiß? Oder sprach er dem Maximinianus wohl, wie es einem gefallenen Engel des ersten Hauses an Sympathie zukommen sollte? Wenn er uns für Sterbliche hält, so würde ich es, als sterblicher Knabe verkleidet, versuchen, Zugang zu den Büchern zu erlangen. Die wundertätige Macht des Blutes, die GOtt mir gab, sollte genügen, ihn zu überreden. Sollte er aber dem Maximinianus huldigen, so mag er sich einer wissensdurstigen, niederen Verwandeten seines Gebieters doch nicht verweigern, oder etwa doch?"
Sie hatte sich inzwischen wieder gänzlich gefangen und die Schändung ihrer Seele durch die Aurore war im Augenblick nur noch die Erinnerung an einen flüchtigen Alptraum. Sie überlegte, was sie an Wissen sie mit dem Benedetto teilen konnte. "Wünscht du eigentlich noch Dinge zu erfahren, die die Heilige Maria Magdalena Mensch und Gefallenem gleichermassen gelehrt hatte, als sie in meiner Heimat ankam?"
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Post by Benedetto on Dec 14, 2015 14:04:19 GMT
"Seid nicht närrisch." Benedetto schüttelte den Kopf. "Natürlich würde er sich verweigern. Knaben werden nicht einfach zum Studium der alten Schriften zugelassen. Ich weiß nicht, ob es euch gelingt ihn zu binden. Aber wenn er bereits unter der Kontrolle des Ventrue steht - und ich vermute stark, dass dem so ist - dann wird direkt oder indirekt eine Gegenleistung von Nöten sein. Es sei denn natürlich, ihr löst das Problem auf andere Weise."
Ihre nächsten Worte schienen ihn zu verwirren. "Maria Magdalena? Wovon sprecht ihr da?"
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Post by Angelique on Dec 14, 2015 16:02:51 GMT
"Nein," lachte sie, "du verstehst mich falsch. Ich würde doch nicht, jemanden blutbinden, der in der Domäne eines Hohen Klans lebt. Ich dachte eher an andere Wunder, die wir vollbringen können."
"Ah, du stehst zu dicht am Vatikane, so weißt du wahrscheinlich nicht, dass es die Maria Magdalena war, die die Provence missionierte. Elf Jahre lang war sie nach seiner Auferstehung des Christus Gemahl, bevor er die Apotheose, das wir Golgonda nennen, erlangte. Danach schickten die Juden sie mit einem Boot ohne Segel auf das Meer hinaus, damit sie verderbe. Aber der HErr sandte sie unbeschadet zu Galliens Küste. Mit ihr kamen auch Maria Salome von Galiläa und Maria des Kleophas und die Schwarze Sarah, ihre Dienerin, die so hörte ich, den im Osten lebenden Klan der Ravnos heilig sei."
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Post by Benedetto on Dec 14, 2015 21:40:51 GMT
"Und welche Wunder sollen das sein?" Entweder testete Benedetto sie - oder er verstand wirklich nicht, was sie von ihm wollte.
Während sie fortfuhr, schloss er die Augen und schien sich zu konzentrieren. Schließlich öffnete er sie wieder und sein Blick war starrend. "Ich bin durchaus gewillt, eure häretischen Ansichten zu tolerieren, Angelique. Ich finde sie interessant. Aber ich würde euch raten, dies nie vor jemand anderem zu wiederholen, oder ihr werdet schneller vor ein Kirchengericht gezerrt, als euch lieb sein kann." Das hatte er ihr schon oft geraten, aber diesmal klang es noch eindrücklicher als sonst.
Der Gelehrte verschränkte die Arme. "Gelegentlich habe ich den Verdacht, ihr denkt euch all diese Dinge aus. Unser Herr - verheiratet mit Maria Magdalena. Was für ein Wahnsinn."
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Post by Angelique on Dec 14, 2015 22:04:07 GMT
Angelique wirkte verletzt. "Solche Wahrheiten wird kein Sterblicher, der nicht gleichen Sinnes ist, von mir hören, obwohl in der Provence schon die Kinder sie kennen. Wenn du mir Geld oder Güter gibst, so ist es nur eine Reise von Tagen, um Abschriften dieser Werke in Massillia zu erstehen, wenn du mir nicht glaubst." Und murrrend fügte sie hinzu: "Sollte aber ein Perfecti dagegen etwas vorbringen, wie der zivilisierte Teil der Welt die Dinge aus gelehrterem Licht und vielen Blickwinkeln betrachtet, so würde ich einen solchen Disput dann gerne vor der Ältesten führen. Freuen würde sie sich, zwei Christen streiten zu sehen!"
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